Schloss Hof - Engelhartstetten

2294 Schlosshof 1

 

In den späten 1720er Jahren entstandenes Schloss im barocken und klassizistischen Stil mit in Terrassen gegliederten Gartenanlagen und einem Gutshof als größtes Barockensemble Österreichs.

Schloss Hof, Ehrenhof, Engelhartstetten
Schloss Hof, Ehrenhof, Engelhartstetten



 

Geschichte

 

Die erste Nennung eines befestigten hausbergartigen Hofes (in Besitz Chadolds von Eckartsau) zur Bewachung einer Furt am Mündungsgebiet der March gibt es für 1413. In der ersten Hälfte des 15.Jhs. war der Hof Sitz des Raubritters Ludwenko und in der Mitte des 16.Jhs. wurde die ständig von Hochwasser bedrohte Burg durch Eustachius Prankh von Rickersdorf erworben. Dessen Sohn Friedrich verlegte den Wohnsitz auf den Hofer Berg und ließ dort ein vierflügeliges Kastell mit Arkadenhof und einem umlaufenden Wall-Graben-System errichten.

Nach Besitzerwechseln übernahm in der Mitte des 17.Jhs. Adam Maximilian Guiscard Graf von Saint-Julien die Herrschaft. Am Anfang des 18.Jhs. wurde Hof durch die Kuruzzen (revoltierende Kreuzzugsteilnehmer von György Dózsa) verwüstet. Nach der Abwendung der Bedrohung durch die Osmanen 1718 (mit dem Frieden von Passarowitz) wandelte man die Wehrbauten an der March zu Schlössern um.

1725 erwarb der gegen die Osmanen siegreiche Feldherr Prinz Eugen von Savoyen Schloss Hof und die umliegenden wildreichen Auengebiete. In der Folgezeit entstand durch die Anfügung von zwei Seitenflügeln mit Eckpavillons an die Westfront des Kastells ein barockes Lustschloss mit Park und Meierhof.

Nach dem Tod Prinz Eugens erbte seine mit Prinz Joseph Friedrich von Sachsen-Hildeburghausen verheiratete Nichte Anna Victoria Prinzessin von Savoyen-Soissons das Schloss und verkaufte die meisten der dort gesammelten Kunstschätze. Nach der Scheidung des Paares konnte Kaiserin Maria Theresia durch ein aufwendiges Fest zum Kauf des Schlosses überzeugt werden, das sie als Geschenk an ihren Ehemann Franz Stephan übergab. Dieser nutzte das wirtschaftliche Potential der Herrschaft, indem er eine Musterlandwirtschaft einrichtete und die Erträge durch neue Zucht- und Anbaumethoden steigerte. Schloss Hof diente zu dieser Zeit als privater Rückzugsort der kaiserlichen Familie und war ein für große Jagden berühmtes gesellschaftliches Zentrum. Nach dem Tod Franz Stephans war Hof der Wohnsitz Herzog Alberts während seiner Statthalterschaft in Pressburg. Er ließ die erste steinerne Brücke über die March errichteten und die in Weiß-Gold gehaltenen Möbel anfertigen. Unter Kaiser Joseph II. wurde das Schloss in den 1770er Jahren aufgestockt und in einen klassizistischen Repräsentationsbau als Witwensitz Maria Theresias umgewandelt. Die Sparprogramme Josephs II. führten zu einer Vernachlässigung des Schlosses, die bis in die zweite Hälfte des 20.Jhs. andauerte.

Kaiser Franz Joseph I. richtete im Schloss eine militärische Ausbildungsstätte ein und auch nach dem Ende der Monarchie wurde das Gebäude durch verschiedene Militäre genutzt. Ab 2002 fanden Renovierungsarbeiten statt.

 

Schloss Hof, Gartenseite
Schloss Hof, Gartenseite

Besichtigung

 

Das Schloss und der Park befinden sich auf sieben zur March hin abgesenkten Terrassen, die man bei einem Rundgang über das Schlossgelände überquert.

Dabei erreicht man zunächst den durch langgestreckte Stallungen und Remisen (mit einer Skulpturenausstellung) gebildeten Vorhof (erste Terrasse) und kann von dort aus über von Figurengruppen und Löwen flankierte und den Neptunbrunnen umschließende Rampen auf die Schlossterrasse (zweite Terrasse) weiter gehen.

Der Altbau und die Seitenflügel des Schlosses säumen einen Ehrenhof, der mit Figuren aus der antiken Mythologie dekoriert ist. Das Schlossgebäude besitzt schlicht gehaltene Außenfassaden und eine reicher ausgestattete Gartenfassade mit einen großen Balkon tragenden Kolossalpilastern.

Der Innenhof und ein schmiedeeisernes Tor im Vestibül ermöglichen den Zugang zu den Innenräumen. Im ersten Stock des Nordflügels sind die ursprünglich in Braun und Gold und heute in Weiß und Gold gehaltenen Privaträume Prinz Eugens zu sehen, die durch Kaiser Joseph II. verändert wurden. Sie besitzen Parkettböden, weiße Stuckdecken, Marmorkamine aus Italien und Mobiliar (größtenteils aus Nussbaumholz) aus den Niederlanden. Über ein im nordöstlichen Eckraum eingerichtetes Schlafzimmer kommt man in den über den Osttrakt erreichbaren Südflügel. Im südöstlichen Eckraum liegt die quadratische Schlosskapelle mit einem Kuppelfresko der Heiligen Dreifaltigkeit. Der sich anschließende, gegen den Fasangarten gerichtete, zweigeschossige und fünfachsige Festsaal im Stil des französischen Klassizismus verfügt über eine barocke Decke mit einem Deckenspiegel mit Stuckdekoration (Darstellung der Verherrlichung der Jagdgöttin Diana). Auf den Saal folgen die als Paradezimmer bezeichneten, in den 1770er Jahren als Appartment Kaiserin Maria Theresias im klassizistischen Stil neu gestalteten Repräsentationsräume (früher eine Bildergalerie).

Wieder in das Erdgeschoss hinab gehend gelangt man nun in den Sala terrena aus hellem Stuckmarmor mit vergoldeten Stuckdekorationen, der den Innenhof mit der Gartenanlage verbindet.

Schloss Hof, Gartenterrassen
Schloss Hof, Gartenterrassen

Die barocke Gartenanlage (bis in das frühe 18.Jh. ein mit Weinstöcken bepflanzter Abhang) mit Alleen, Hecken, Beeten, Skulpturen, Kaskaden, Treppen und Brunnen erstreckt sich östlich des Schlosses zur March hinunter. Die schlossnahen Bereiche sind durch wie Blumenteppiche wirkende Broderiebeete, die unteren Terrassen durch kleine Wäldchen mit zu versteckten Pavillons und Parkarchitekturen führenden Laubengängen geprägt.

Schloss Hof, Gartenterrassen
Schloss Hof, Gartenterrassen

Auf der mit einer in Bastionen endenden Mauer umgebenen obersten Gartenterrasse (dritte Terrasse) steht in der Mitte der Broderieparterres die Najaden-Fontäne. Eine zweiläufige geschwungene Steintreppe (Zugang zu vierter Terrasse), unter der sich die sehenswerte Brunnengrotte mit Statuen der Flussgötter Donau und March befindet, führt auf die nächste Terrasse. Die folgende (fünfte) Terrasse erreicht man über eine breite Mitteltreppe mit seitlichen Sphingen und Figuren der vier Jahreszeiten. Ihre Mittelachse verzieren bepflanzte Rasenstreifen, das Rasenparterre wird von Blumenumrandungen und Alleen gesäumt. Es schließt sich das obere Becken der großen Kaskade in der Mittelachse an. Diese (sechste) Terrasse verfügt über Allegorien darstellende Figuren, ein von Blumen eingefasstes Rasenparterre, eine offene Allee und eine begrenzende Hecke. Hinter der kleinen Kaskade wird der Park nach Osten hin auf der letzten (siebten) Terrasse durch das schmiedeeiserne Marchtor abgeschlossen.

Schloss Hof, Meierhof
Schloss Hof, Meierhof

Nördlich des Schlosses bildet der Wirtschaftskomplex Meierhof einen der größten barocken Gutshöfe Europas mit sich neben und hinter dem großen Spiegelbecken erstreckenden Orangerien (West und Ost), Wirtschaftsgebäuden, einem zentralen Herrenhof mit Werkstätten (Schnapsbrennerei, Korbflechterei, Imkerei und Drechslerei), Stallungen (mit Pferden und altösterreichischen Haustierrrassen), Weiden und landwirtschaftlichen Nutzflächen.

Südlich des Schlosses ist der vierflügelige Gebäudekomplex Schafflerhof (eine ehemalige Schäferei) zu erwähnen.

 

Die Besichtigung des aus einer barock-klassizistischen Schloss-, Garten- und Wirtschaftsanlage bestehenden Ensembles ist sehr abwechlungsreich und interessant.

Bei einem Gang durch die Innenräume des sehr harmonisch wirkenden Schlosses taucht man ein wenig in das Leben Prinz Eugens und der Habsburger ein. Die Gartenterrassen begeistern durch ihre symmetrische Komposition und ihre Blumenpracht und laden zum Verweilen ein. Auf dem Areal des lebendigen Meierhofes bekommt man Einblicke in den wirtschaftlichen Bereich und die Aufgaben im Umfeld eines kaiserlichen Schlosses. Im Anschluss an die Besichtigung kann man schließlich in den Souvernirshops geschmackvolle Dekorationsartikel und informative Bücher erwerben. Schloss Hof bietet somit für jedes Interesse etwas Passendes und ist daher ein überaus lohnenswertes Ausflugsziel.


 

Die Besichtigung ist von Ende März bis Oktober zu den Öffnungszeiten möglich.

Es muss Eintritt gezahlt werden.

www.schlosshof.at