Helenental, 2500 Baden bei Wien
In der ersten Hälfte des 12.Jhs. auf einem Vorberg des Lindkogels oberhalb des rechten Ufers des Schwechatbaches am Eingang zum Helenental errichtete Stammburg des Ministerialengeschlechtes der sich nach 1200 als Ritter von Tursen („Riesen“) bezeichnenden Herren von Rauhenegg.
Geschichte
Der Berggipfel war (im Bereich der Königshöhle) bereits in der (Jung)Steinzeit durch die Badener Kultur besiedelt.
Eine erste Nennung der Höhenburg Rauheneck gibt es um 1130 mit einem Hartung von Ruheneckke.
Nach dem Aussterben der Tursen am Ende des 13.Jhs. war die Burg Sitz Heinrichs von Pillichsdorf, wurde dann aber (aufgrund einer angeblichen Betätigung des Verwalters als Wegelagerer) durch die Wiener Bürger zerstört. Nach einem Wiederaufbau befand sich Rauheneck in Besitz des schwäbischen Ministerialengeschlechtes der Herren von Wal(l)see.
Während der innerdynastischen Auseinandersetzung zwischen Herzog Leopold IV. und Herzog Ernst dem Eisernen um die Vormundschaft für ihren Neffen Albrecht V. unterstützte der Burgherr Reinprecht von Wallsee Herzog Ernst, was 1408 die Eroberung Rauhenecks durch die Burggrafen von Mödling im Auftrag Herzog Leopolds zur Folge hatte. Kaiser Sigismund von Luxemburg setzte den Wallseer jedoch wieder in sein Burgherrenamt ein und nach dem Aussterben der Wallseer ging Rauheneck in landesfürstlichen Besitz über. In der zweiten Hälfte des 15.Jhs. wurde die Burg im Zuge von Überfällen durch die Hussiten und Ungarn unter Matthias Corvinus beschädigt und schließlich im ersten Drittel des 16.Jhs. durch die Osmanen zerstört.
Erst im 19.Jh. sicherten der damalige Besitzer Freiherr von Doblhoff und Erzherzog Albrecht die Burg und in der Mitte des 20.Jhs. wurde Rauheneck nach dem Kauf durch die Stadt Baden saniert.
Besichtigung
Der noch gut erkennbare Aufbau der Burganlage ist dem abgetreppten Gelände des von Süden nach Norden abgesenkten Burgareals mit starken Verteidigungsbauten im (nicht steil abfallenden) Süden angepasst.
Wenn man das Gelände von Rauheneck betritt, blickt man zunächst auf den quer über eine lange Felsnase ausgehauenen Graben, der von einer zum ersten, in die erhöhte Schildmauer eingebauten Tor führenden Holzbrücke überspannt wird.
Das Tor durchschreitend gelangt man in die halbrunde südliche Vorburg, die im 14.Jh. oder 15.Jh. angelegt wurde. Hier befindet sich der dreieckige Bergfried (zeitweilig bewohnbarer Haupt-, Wach- und Wehrturm) aus dem 12.Jh. mit quaderverkleideten Mauern im Osten (an der Schwertarmseite). Der Turm kann bestiegen werden und von oben bietet sich eine sehr gute Aussicht auf Baden, die benachbarte Burg Rauhenstein und das weitere Umland.
Durch ein zweites Tor ist der innere Burghof zu erreichen, in dem Mauerreste des saalartigen Palas (Wohn- und Repräsentationsgebäude) aus dem 12.Jh. an der Nordseite des von hier aus erreichbaren Bergfriedes zu sehen sind. In der hohen westlichen Ringmauer (mit einem Absatz zur Tragauflage eines Wehrganges) des inneren Hofes kann man noch Anbauten für Küche, Vorratskammer und Zisternenraum ausmachen und dann durch ein kleineres Tor in die abschließende, aus dem 13.Jh. stammende nördliche Vorburg weiter bzw. hinunter gehen. Dort befinden sich Reste eines Wohngebäudes an der Ostseite und einer rechteckigen Kapelle mit einem romanischen Rundbogenportal an der Westseite sowie eine kleine Ausfallspforte an der nördlichen Außenmauer.
Um die Burg Rauheneck rankt sich eine Sage über den Geist des alten Turso, dem Erbauer des Turmes. Dieser Geist spukt in den Silvesternächsten und kann nur erlöst werden, wenn man aus einer im Turm wachsenden Eiche eine Wiege baut und darin ein Sonntagskind geschaukelt wird, das später in den Priesterstand eintritt. Der Baum wurde allerdings schon vor hundert Jahren bei einem Sturm zerstört….
Der Besuch der dicht bewachsenen Burg Rauheneck ist vor allem aufgrund des noch sehr gut erkennbaren ehemaligen Aufbaus und der wunderschönen Aussicht sehr lohnenswert. Die idyllische und auch etwas mythisch wirkende Ministerialenburg strahlt eine ganz besondere historische Atmosphäre aus und ist daher ein überaus sehenswerter Ort, an dem man sich wünscht, dass Zeitreisen möglich wären.
Die Besichtigung ist ganzjährig und jederzeit möglich.