Löwenburg - Kassel

Bergpark Wilhelmshöhe, 34131 Kassel

 

Im Bergpark Wilhelmshöhe erhöht im Habichtswald gelegene künstliche, neoromanische und neogotische Burgruine aus dem späten 18.Jh. im Stil des Historismus und britischer Burgen des Mittelalters.

Löwenburg, Kassel
Löwenburg, Kassel



Löwenburg, Nordostflügel mit Wohnräumen und Bergfried
Löwenburg, Nordostflügel mit Wohnräumen und Bergfried

 Geschichte

 

Die Löwenburg wurde zwischen 1793 und 1801 als barockes Lustschloss in romantischer Verkleidung eines verklärten Mittelalters im Zuge der Burgen- und Ruinenschwärmerei angelegt und durch Hinzufügung immer weiterer Teile (Graben, Mauer, Tore, Zugbrücke, Türme, Bergfried, Rüstkammer, Kirche und Fürstenwohnung) erweitert. Ihr Erbauer Landgraf Wilhelm IX./Kurfürst Wilhelm I. von Hessen-Kassel war ein Anhänger der alten Feudalordnung (der Grundherrschaft über leibeigene Bauern und eines Abhängigkeitsverhältnisses der mit Land belehnten Vasallen von ihrem Lehnsherr durch gegenseitige Verpflichtungen) und errichtete seine mittelalterlich wirkende Burg vor dem Hintergrund der Krise des absolutistischen Staates in der französischen Revolution und dem Konflikt mit dem (politische) Rechte fordernden Bürgertum.

Bei der Anlegung der aus Mauerwerk aus Basalt-Tuffstein und schiefergedeckten Dächern bestehenden Burg wurde mit der Landgrafenwohnung und einzelnen Nebenbauten entlang des abfallenden Felsens begonnen. Darauf folgten die Errichtung der Vierflügelanlage mit Bergfried (mit Speisesaal und Ritterordensaal, von dem Bergfried ist heute nur mehr Treppenturm erhalten), die Erweiterung des Damenbaus und die Erbauung der Remise. Vollendet wurde die Burg im Juni 1801 mit dem ersten Gottesdienst in der Burgkirche. Bis zum Tod Wilhelms I. (1821) diente die Burg zu Wohnzwecken und anschließend als Grabstätte des Kurfürsten.

 

Löwenburg, Südwestflügel mit Marstall, Rüstkammer, Kirche und Küchengebäuden
Löwenburg, Südwestflügel mit Marstall, Rüstkammer, Kirche und Küchengebäuden

Besichtigung

 

Am schönsten ist es, sich der pittoresken Burg vom Schloss Wilhelmshöhe aus und dann die Anhöhe hinauf steigend zu nähern. Von hier aus bieten sich ab und zu gute Ausblicke auf die höher im Wald stehende Burg und den Bergpark.

Der Kern des eher kleinen Burggeländes ist der von vier aus ineinander verschachtelten Einzelbauten zusammengesetzten Flügeln umschlossene rechteckige (Ehren)Hof, in den zwei gegenüber gelegene Tore die Ein- und Ausfahrt ermöglichen. Im nordwestlichen Eingangsflügel liegen Tor und Vogtei, im südöstlichen Eingangsflügel bilden der Torbau sowie der in den Graben vorgeschobene Pförtnerbau und die Wache eine Verklammerung der hier zusammentreffenden Trakte. In dem dem Tal zugewandten Nordostflügel erstrecken sich die Gebäude mit den herrschaftlichen Wohnräumen und dem beschädigten Bergfried. Im Südwestflügel sind Marstall, Rüstkammer (mit Rüstungen aus dem 16.Jh. und 17.Jh.), Kirche (eine dreischiffige neogotische Hallenkirche mit vier freistehenden Rundpfeilern, einem steinernen Grabmal in der Apsis und hölzernen Altären, Kanzel, Empore und Bänken sowie mittelalterlichen Glasfenstern) und Küchengebäude untergebracht.

Ein Trockengraben umschließt die Burg an der Nord-, West- und Südseite, vor der Schmalseite im Norden wurden Heckengärten angelegt.

Löwenburg, Kassel
Löwenburg, Kassel

Die Innenräume der Löwenburg sind mit gotisierender Architektur ausgestattet und beherbergen heute eine Sammlung vor allem von Waffen und Casseler Porzellan. Diese Sammlung entstand zu einem großen Teil unter Kurfürst Wilhelm I., der Inventar aus älteren hessischen Schlössern und der Zeit von der Renaissance bis zum Barock zusammentragen ließ.

Die Besichtigung der hübschen Löwenburg ist bei einem reinen Außenrundgang bereits lohnenswert. Auch wenn an ihr eigentlich kein Element einer idealen mittelalterlichen Burg fehlt, ist doch recht deutlich erkennbar, dass es sich hier nicht um eine aus dem Mittelalter stammende Anlage handelt (z.B. anhand der gegenüber liegenden und daher schwer zu verteidigenden Tore). Dennoch besitzt die im britischen Stil erbaute Burg eine idyllische Atmosphäre und vor allem ihr Innenhof (mit Linde und Löwenfiguren) lädt zum Verweilen ein.

Der Besuch der Löwenburg lässt sich sehr gut mit einem Spaziergang durch den im Stil eines englischen Landschaftsgartens gehaltenen Bergpark Wilhelmshöhe verbinden. In ihm befindet sich zum einen das klassizistische Schloss Wilhelmshöhe aus dem 18.Jh., zum anderen an der Spitze einer Pyramide auf einem barocken Oktogon die berühmte Statue des Herkules mit ihren hangseitig vorgelagerten, steinernen Kaskaden und Wasserspielen.


 

Die Außenbesichtigung ist ganzjährig zu den Öffnungszeiten des Bergparkes, die kostenpflichtige Innenbesichtigung nur mit Führung möglich.

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