Keltische Geschichte

die keltischen stämme des antiken alpenraumes

 

Die Informationen über die Kelten des Alpenraumes sind von und aus Sicht der Römer und Griechen verfasst und erwähnen die Kelten nur bei einer unmittelbaren Bedeutung für den jeweiligen Berichterstatter, so z. B. anlässlich des Galliersturmes im Jahr 387 v. Chr. und des Überfalles auf Delphi 279 v. Chr. als für Rom und Griechenland traumatischen Ereignissen.

Erstmals erwähnt wurden die Kelten durch den griechischen Geschichtsschreiber Herodot (ca. 485 bis 425 v. Chr.), der berichtet, dass die Donau im Keltenland bei der Stadt Pyrene entspringt, und Kelten als Bewohner Spaniens nennt. Bei Polybios von Megalopolis (ca. 200 bis 120 v. Chr.) finden sich detailreiche Schilderungen der Kriege Roms mit den keltischen Stämmen.

 

In der Antike bestanden im Alpenraum mehrere, größtenteils Rom wohl gesonnene Königreiche. Keltische Stämme dieser Zeit waren z. B. die Boier, Noriker, Skordisker und Taurisker. Nachdem es im 4. Jh. und 3. Jh. v. Chr. große Wanderbewegungen und anschließende Konsolidierungen gegeben hatte, wurden die keltischen Gebiete kurz vor Christi Geburt durch das römische Reich erobert. Römische Truppen (unter Drusus und Tiberius) drangen bis zur Donau und in Gebiete germanischer Stämme vor. (Bis zum Jahr 9 n. Chr., als die römische Herrschaft im rechtsrheinischen Germanien nach dem Sieg des cheruskischen Fürsten Arminius gegen drei römische Legionen unter dem Statthalter Quinctilius Varus, der versucht hatte, eine Provinzialverwaltung gegen den Widerstand der Bevölkerung zu etablieren, beseitigt wurde.)

 

Oberitalien war bereits Siedlungsgebiet der Ethrusker, als in mehreren Schüben und über eine längere Zeit keltische Stämme (z. B. die Senones, Lingones, Boii, Cenomani, Insubres) einwanderten, mit einem Höhepunkt gegen Ende des 5. Jhs. v. Chr. Livius nennt für um 600 v. Chr. Kelten im heutigen Oberitalien, zudem ist deren Präsenz durch epigraphisch belegte Personennamen (Katacina, Nemetie) bezeugt. Die Golasecca-Kultur verfasste bereits im 6. Jh. und 5. Jh. v. Chr. Inschriften in Lepontisch. Vor allem im 4. Jh. und 3. Jh. v. Chr. folgten Konflikte und kriegerische Auseinandersetzungen mit dem römischen Reich. So wurde bei der Belagerung der ethruskischen Stadt Klusio angeblich ein keltischer Fürst durch einen römischer Gesandten erschlagen, woraufhin sich die Kelten gegen Rom wandten. 387 v. Chr. siegten die Senones über die Römer an der Allia und plünderten Rom. Dies führte um 225 bis 200 v. Chr. zu groß angelegten Keltenkriegen Roms. Um 40 v. Chr. erlitten die Boier und Taurisker eine vernichtende Niederlage gegen die östlich beheimaten Daker.

 

In Noricum (das nach der Schutzgöttin Noreia benannt ist) sind um 170 v. Chr. erstmals Könige belegt. Das regnum Noricum war ein Stammesbündnis unter der Vorherrschaft des norischen Königs mit einem Hauptort auf dem Magdalensberg im heutigen Kärnten. 113 v. Chr. gipfelte der Kimbernzug in der Schlacht bei Noreia. Aufgrund seiner Lage an der „Bernsteinstraße“ und des norischen Eisens pflegte Noricum profitable Handelsbeziehungen mit dem römischen Reich, in welches es bis ca. 15 v. Chr. langsam eingegliedert wurde.

 

Die frühste literarische Erwähnung von Kelten in Mittel- und Osteuropa findet sich bei Theopompos. 335 v. Chr. wird von einer keltischen Gesandtschaft an Alexander den Großen berichtet. Seit dem ausgehenden 4. Jh. v. Chr. fielen regelmäßig Kelten in Pannonien, Thrakien und Illyrien ein und festigten ihre Herrschaft. 279 v. Chr. zog ein großes keltisches Heer über den Balkan nach Griechenland bis vor Delphi.

Die Galater in Kleinasien waren der östlichste Ausläufer des keltischen Raumes. Sie hatten sich von anderen am Balkan wandernden Kelten abgespalten und über den Hellespont gesetzt (um 278 v. Chr.). Sie (der Stamm der Volcae) wurden zunächst als Söldner des bithynischen Königs Nikomedes I. angeworben, später ließen sich die Galater in Zentralanatolien nieder. Die drei Stämme und vier Herrschaftsbereiche besaßen einen Tetrarch (Richter und Heereskommandant) an der Spitze und einen gemeinsamen Rat der zwölf Tetrarchien. Ab etwa 190 v. Chr. wurden die Galater nach Auseinandersetzungen mit Rom zu römischen Bundesgenossen und 25 v. Chr. Galatien eine Provinz des römischen Reiches.

 

 

die keltischen stämme auf der iberischen halbinsel

 

Kelten waren ohne eine unmittelbare Wahrnehmung durch antike Schriftkulturen in das heutige Spanien eingewandert, ihre Präsenz ist bereits in den frühesten Nachrichten bezeugt.

Ab dem 3. Jh. v. Chr. verfolgten die Römer militärische Interessen auf der Iberischen Halbinsel und im Zusammenhang des 2. Punischen Krieges (zwischen Rom und Karthago) tauchte der Begriff der Keltiberer als eine Zusammenfassung mehrerer Stämme (z. B. Belli, Titti, Lusones, Arevaci, Peledones) auf. Nach römischen Quellen galten die Keltiberer als kriegstüchtig und verfügten angeblich über ein besonderes Schwert (gladius hispanensis). Sie kämpften zu Pferd und zu Fuß und übernahmen mediterrane Rüstungen und Kampftechniken.

Historisch fassbar wurden die keltiberischen Stämme durch ihren Freiheitskampf gegen Rom, so durch den Aufstand der keltisierten Lusitani unter Viriatus (147 bis 139 v. Chr.), den erbitterten Widerstand in Numantia um das Oppidum der Arevacer (133 v. Chr.) und die Erhebung der Lusitani unter Sertorius (80 bis 72 v. Chr.). Mit der Unterwerfung der keltisierten Cantabri und Astures unter Augustus 29 bis 19 v. Chr. war die römische Eroberung der Halbinsel abgeschlossen. Eine Romanisierung der Keltiberer setzte ein.


 

das keltische gallien

 

Die Wanderungen der Kelten aus dem Kernland in den Westen, Süden und Norden des heutigen Frankreich wurden erst kurz vor den römischen Eroberungen fassbar. In der Mitte des 2. Jhs. v. Chr. war Gallien fest in keltischer Hand.

Das Keltenbild wurde wesentlich durch Poseidonios von Apameia (ca. 135 bis 50 v. Chr.; sein Gallierexkurs ist bei späteren Autoren wie Diodor, Strabon und Athenaios überliefert) und Gaius Julius Caesar geprägt, der in den commentarii de bello Gallico die Eroberung Galliens beschreibt und Einblicke in die gallische Gesellschaft sowie Sitten und Gebräuche der Kelten gibt.

Nach den Kriegszügen des römischen Reiches gegen die germanischen Kimbern und Teutonen sowie die keltischen Alobroges und Arverni wurde im Süden Frankreichs die römische Provinz Gallia narbonnensis gegründet. Wohl bereits am Anfang des 1. Jhs. v. Chr. bestanden Freundschaftsverträge Roms mit den gallischen Haeduern und Treverern. Die Vormachtstellung der Haeduer war durch die Auswanderung der Helvetier und ein Bündnis der Sequaner mit den Germanen unter Ariovist bedroht.

Gaius Julius Caesar unterwarf im gallischen Krieg von 58 bis 50 v. Chr. das noch freie Gallien und richtete die drei Provinzen Belgica, Gallia Lugdunensis und Aquitania ein. Nach 54 v. Chr. folgten gallische Aufstände wie 52 v. Chr. der Averner unter Vercingetorix, die nach einer anfänglichen Niederlage der Römer nach der Belagerung von Alesia entscheidend besiegt wurden. In der ersten Phase des römischen Gallien im 1. Jh. gab es mehr oder minder bedeutende Aufstände der Treverer und Aeduer, der Averner und der Bataver.

Gallien wurde langsam romanisiert. Die Verwaltung der Gallia comata wurde ab 27 v. Chr. neu geordnet und ein Landtag mit einem Kultzentrum bei Lugudunum eingerichtet. Gallien mit seiner gallo-römischen Kultur entwickelte sich zu einer florierenden Provinz.

Am Ende des 1.Jhs. wurden die beiden linksrheinischen Provinzen Germania inferior und Germania superior von der gallischen Provinz Belgica abgetrennt.

Das 3. Jh. kennzeichneten Einfälle der germanischen Franken und Alemannen und Aufstände der verarmten Landbevölkerung. Im frühen 5. Jh. wurde Gallien durch eingefallene germanische Vandalen, Sueben und Alanen sowie die Hunnen unter Attila verheert. Trotz der vorübergehenden Befriedung endete die römische Herrschaft in Gallien im 5. Jh. In der Folgezeit gründeten sich germanische Reiche – der Westgoten und in Nordgallien der Franken unter der Dynastie der Merowinger.

 

 

britannien in der römischen kaiserzeit und im frühen mittelalter


Nach militärisch wenig erfolgreichen Feldzügen Gaius Julius Caesars 55 und 54 v. Chr. und Kontakten zwischen Gallien und dem südlichen Britannien begann die römische Eroberung Britanniens 43 n. Chr. unter Kaiser Claudius. Eine wichtige Quelle stellt Tacitus dar.

Starken Widerstand leisteten die Catuvellauni, elf südbritannische Stämme konnten erfolgreich unterworfen werden. Im Jahr 60 wurde ein Druidenzentrum auf Anglesey ausgehoben und 61 folgte der Aufstand der Iceni unter ihrer Fürstin Boudica. 77 eroberten die Römer Wales und errichteten Militärlager. Nach Widerstand in Schottland siegten die römischen Truppen über die Caledonii unter Calgacus in der Schlacht am Mons Graupius (83/84). Der Hadrianswall wurde zwischen den Flüssen Solway und Tyne als steinerne Grenz- und Befestigungslinie etabliert. Irland wurde von den Römern nicht erobert, verfügte aber über Handelsbeziehungen mit der römischen Welt.

Im Vergleich zu Gallien war Britannien gering und unterschiedlich stark romanisiert. Die Römer waren fast nur in den großen Städten (die oft Zentren vorrömischer Königreiche darstellen) im Süden Britanniens präsent.

Mit dem römischen Reich kamen erste Einflüsse des Christentums nach Britannien, das im Verlauf der Antike allmählich und friedlich christianisiert wurde. Christliche Zentren wurden in der Nähe heidnischer Kulturplätze errichtet und heidnische Kulturdenkmäler umgedeutet oder einbezogen. Die christliche Geistlichkeit übernahm die soziale Position der Druiden und des Gelehrten- und Dichterstandes.

Seit etwa 300 gibt es Spuren einer römisch-germanischen Kultur in Britannien, unter anderem bedingt durch angesiedelte germanische Söldnertruppen im römischen Dienst. Durch beständige Einfälle der schottischen Picti, der irischen Scot(t)i an der Westküste und der germanischen Sachsen von Osten aus, die Bedrohung durch irische und schottische Seeräuber, den Angriff des weströmischen Herrschers Gratianus durch den Britannier Magnus Maximus (383) und den Zerfall der römischen Städte setzte im 4. Jh. der Niedergang der römischen Provinz Britannien ein. Die Römer zogen sich am Beginn des 5. Jhs. (410 wurde die Provinz aufgegeben) aus Britannien zurück, römische Posten wurden durch einheimische Britannier übernommen.

Nach dem Abzug der römischen Truppen drangen um 400 germanische Gruppen wie die Angeln, Sachsen und Juten sowie die Friesen nach Britannien vor und schufen die frühfeudalen Königreiche Bernicia, Deira, Elmet, Lindsey, Middle Anglia, Mercia, East Anglia, Essex, Kent, Sussex und Wessex. Sie hemmten jedoch die sich nach dem Abzug der Römer wieder etablierenden britannischen Stämme. Vor dem Hintergrund der Ausbreitung der Germanen entstanden die Sagen und Legenden um König Vortigern (walisisch: Gwrtheryn; um 420 bis 450) und König Artus. Möglicherweise war er der am Ende des 5. Jhs. erfolgreichen Widerstand gegen die Germanen leistende römische Feldherr Ambrosius Aurealianus (walisisch: Emrys Wledig). Die Schlacht bei Mons Badonicus 496 ist ebenfalls mit dem Namen Arthur (oder Ambrosius) verbunden. Zudem wird er im nordbritischen Heldengedicht y Gododdin (ca. 600?) genannt.

Das nachrömische und frühmittelalterliche Britannien wurde durch Gruppen unterschiedlichster ethnischer Herkunft und Identität geprägt. Im Südosten entwickelten sich angelsächsische Herrschaftsgebiete, die die keltisch-britannischen Gruppen allmählich in westliche und nördliche Randbereiche abdrängten – nach Cornwall, Wales (Powys, Dyfed und Gwynedd) und Schottland (Piktland und Dál Riata). Angesichts der von Osten vordringenden Angelsachsen und der von Norden kommenden Pikten sowie aus religiösen Gründen wanderten britannische Gruppen aus Cornwall nach Aremorica (Bretagne) ein.

Im 5. Jh. begannen ausgehend von Irland die Mission der keltisch-christlichen Kultur in teilweise bereits christianisierten Britannien und auf dem Kontinent sowie eine monastische Bewegung mit Klostergründungen.