schottische geschichte

spätmittelalter

 

Die politische Entwicklung Schottlands im Spätmittelalter


Mit dem Tod König Alexanders III 1286 endete die Dunkeld-Dynastie. Alexanders Enkelin und Erbin Margaret, the Maid of Norway, regierte durch vier Barone und die Bischöfe von St Andrews und Glasgow (Guardians), denen die Niederschlagung des Aufstandes der Anhänger von Vater und Sohn Robert Bruce (Lords of Annandale) gelang. 1289 brach durch die Ermordung des Guardians Duncan of Fife eine Rivalität zwischen den Guardians und ihren Familien um sein Amt und seinen Besitz aus. Margaret verstarb unerwartet im Jahr 1290 während der Überfahrt auf die Orkneys, weshalb die angedachte Ehe mit dem Sohn König Edwards I von England nicht realisiert werden konnte.


Der Erste Unabhängigkeitskrieg


König Edward I von England (Schwager König Alexanders III) nahm zur Verhinderung eines Bürgerkrieges eine Schiedsrichterrolle unter den schottischen Großen ein. 1296 forderte er die offiziellen Anerkennung der feudalen Abhängigkeit Schottlands von England (bzw. Edwards als Lord Paramount) und wählte John Balliol (einen Ur-Ur-Ur-Enkel König Davids I) zum König von Schottland. Durch die Behandlung Schottlands als feudalen Vasallenstaat unterwanderte Edward die Autorität König John Balliols, was zu einem geheimen Vertrag Schottlands mit Frankreich die von 1295 bis 1560 bestehende Auld Alliance – mit der Versicherung gegenseitiger Hilfe bei einem Angriff durch England führte.

Nach einem Angriff von sieben schottischen Earls unter dem Comyn Earl of Buchan auf Carlisle und die Bruces lösten die Belagerung Berwicks durch England im März 1296 und die Niederlage Schottlands in der Battle of Dunbar den Ersten Unabhängigkeitskrieg aus. König John Balliol kämpfte darin unterstützt durch die Clans der Comyn of Badenoch und MacDougalls sowie Frankreich und das Parlament gegen die Könige Edward I und Edward II von England (Lehnsherren des schottischen Königs) unterstützt durch die Macdonalds und Bruces. Bis August 1296 unterwarf England einen Großteil von Schottland, transportierte den Stone of Destiny von Scone nach Westminster Abbey, zwang König John Balliol zur Kapitulation und den schottischen Adel zur Anerkennung Edwards I als König von England und führte eine Regierung für Schottland ein.

Anfang 1297 begannen die Aufstände des Andrew de Moray und William Wallace gegen die englische Besatzung. Im September siegten sie über die die schottischen Infanteriekräfte unterschätzende englische Armee unter John de Warenne, Earl of Surrey, und Hugh de Cressingham in der Battle of Stirling Bridge am Forth. Wallace regierte kurzzeitig als Guardian of Scotland. Da jedoch die Unterstützung durch den überwiegend normannischen Adel in Schottland ausblieb und erneute englische Invasionen folgten, erlebte William Wallace 1298 in der Battle of Falkirk eine herbe Niederlage. Robert Bruce und John Comyn sowie der Bischof von St Andrews, William de Lamberton, folgten Wallace als Guardians (bis 1301) nach.

Versuche des Papstes und des französischen Königs zur Wiedereinsetzung von John Balliol und viele Anhänger des englischen Königs in Schottland (z. B. der ältere Robert Bruce) resultierten ab 1300 in neuen englischen Militärkampagnen. Bis zum Mai 1304 war der größte Teil der Opposition eliminiert. Nach dem Fallen von Stirling Castle an England 1304 und der Hinrichtung von William Wallace brach der letzte schottische Widerstand zusammen. Der Großteil des Adels (unter anderem Robert Bruce) leistete Treueschwüre an König Edward I von England. Die Unterhändler einigten sich auf eine Wiederherstellung der Rechte und Pflichten sowie der Besitzverhältnisse aus den Zeiten König Alexanders III. Obwohl viele Schotten an der neuen, von England aufgestellten Regierung beteiligt waren, lag die wirkliche Macht in den Händen der Engländer.

Nach der Ermordung des Rivalen John Comyn, Lord of Badenoch (ein Neffe John Balliols, der die geheime Vereinbarung über die Ausrufung zum König im Gegenzug für den Erhalt derr Ländereien und der Unterstützung des jeweils anderen durch den Verrat von Bruce´s Plänen an Edward I gebrochen hatte) in der Abtei von Dumfries wurde Robert Bruce (Roibert a Briuis; Earl of Carrick, Ur-Ur-Ur-Ur-Enkel König Davids I) 1306 in Scone zum König von Schottland gekrönt. Der schottische Adel verweigerte ihm aufgrund der Loyalität zu Edward I von England zunächst seine Unterstützung, weshalb Robert auf die Hebriden oder nach Irland floh. Ab 1307 gelang Robert the Bruce die Rückeroberung des Reiches mittels einer Guerillataktik und erleichtert durch den Tod König Edwards I von England. Er führte erfolgreiche Kriegszüge gegen gegnerische schottische Adelige und den englischen König. Siegen gegen eine englische Armee am Loudoun Hill, über John Comyn, Earl of Buchan, 1308 in der Battle of Inverurie/Barra und über die englische Garnison in Aberdeen folgten die Zerstörung der Burgen der Comyn-Familie in Moray, Aberdeen und Buchan und die Tötung ihrer Bewohner sowie die Eroberung der Territorien der MacDougalls in Argyll und Kintyre und der Sieg über die MacDougalls in der Battle of Pass of Brander. 1309 hielt Robert das erste Parlament in St Andrews ab und wurde 1310 durch den schottischen Klerus als König anerkannt. In den nächsten drei Jahren nahm er gemeinsam mit dem Bruder Edward Bruce und Lord James Douglas einen englischen Posten nach dem nächsten ein. Im Juni 1314 kulminierte der Krieg in der zweitägigen Schlacht von Bannockburn (Blàr Allt nam Bànag) um Stirling Castle als letzte von England unter König Edward II gehaltene königlich-schottische Festung. Der Sieg ermöglichte das schottische Vordringen in den englischen Norden und nach Irland und führte zur vollständigen Anerkennung von Robert I als König von Schottland.

König Edward II war nicht bereit, den Anspruch auf englische Oberherrschaft aufzugeben. In einer Übereinkunft des schottischen Adels mit Papst Johannes XXII. erklärte Schottland daraufhin mit der Declaration of Arbroath 1320 seine Unabhängigkeit von England:


“For so long as there shall but one hundred of us remain alive, we will never consent to subject ourselves to the dominion of the English. For it is not glory, it is not riches, neither is it honour, but it is liberty alone that we fight and contend for, which no honest man will lose but with his life.”


Schottland wurde zu einem souveränen Staat. 1324 erkannte der Papst Robert the Bruce als König eines unabhängigen Schottland an. Die Auld Alliance mit Frankreich wurde 1326 im Treaty of Corbeil erneuert. Der Treaty of Edinburgh-Northampton 1328 mit König Edward III von England sicherte die Unabhängigkeit und Königsrolle Roberts I ab, verpflichtete Schottland jedoch zu einer Zahlung von 100.000 Pfund Sterling an die englische Krone und zur Heirat von Roberts Sohn David mit Joan, der Schwester König Edwards III von England. Man einigte sich auf den englisch-schottischen Grenzverlauf aus der Regierungszeit von König Alexander III. 1326 kam das erste aus dem königlichen Rat von Klerus und Adel entstandene und um Repräsentanten der burghs erweiterte schottische Parlament (Community of the Realm) zusammen.


Der Zweite Unabhängigkeitskrieg


Nach dem Tod König Roberts I und während des Regierens von Guardians für seinen minderjährigen Sohn David II plante König Edward III von England die Einsetzung Edward Balliols (des Sohnes von John Balliol) als schottischen König, scheiterte aber am Widerstand der königstreuen Fürsten. Machtkämpfe innerhalb des schottischen Adels und der Widerstand der von König Robert I enterbten Großen gegen König David II mündeten im Zweiten Unabhängigkeitskrieg.

Edward Balliol krönte sich nach dem Sieg in der Schlacht von Dupplin Moor 1332 gegen die die Bruces/David II unterstützenden und starke Verluste erleidenden Truppen selbst zum schottischen König. Unter anderem durch einen Angriff des Earl of Moray auf König Edward Balliol, der innerhalb des Herrschaftsgebietes wenig Unterstützung erhielt, beunruhigt, marschierte König Edward III von England in Schottland ein. Edward III und Edward Balliol belagerten Berwick und brachten Schottland unter dem Guardian Sir Archibald Douglas, Earl of Moray, Robert Stewart und John Randolph, Earl of Moray, in der Battle of Halidon Hill nordwestlich von Berwick 1333 starke Verluste ein. Berwick ergab sich und England okkupierte weite Teile von Schottland. In einer Parlamentssitzung in Perth gab Edward Balliol durch eine Revision der von König Robert I verliehenen territorialen Zuwendungen Ländereien an die „Enterbten“ zurück, wodurch eine ganze neue Generation des schottischen Adels enteignet wurde. König David II ging nach einem Angebot von König Philip VI ins Exil nach Frankreich (und in den Friedensvertragsverhandlungen Frankreichs mit England forderte Philip die Berücksichtigung des exilierten schottischen Königs). 1335 setzte sich König Edward III von England in Perth fest und zerstörte die Umgebung. Da David II einen Waffenstillstand ablehnte, kam es zu erneuten englischen Invasionen in den Nordosten und Südwesten Schottlands. Schottische Truppen unter dem Guardian Sir Andrew Murray nutzen die Rückkehr Edwards III nach England zur Einnahme und Zerstörung englischer Festungen. In der Battle of Culblean konnten die Truppen Edward Balliols und seiner Anhänger besiegt werden. Edward III entsandte Henry of Grosmont, Duke of Lancaster, mit dem Ziel der Festigung der englischen Position in Schottland gegen die die Einnahme Englands von Schottland aus planenden Armeen des französischen Königs.Die schottischen Truppen drangen in den Norden Englands vor und konnten, angesichts der Fokussierung Englands auf Frankreich und nach weiteren Eroberungen englisch beherrschter Regionen, bis 1338/1339 die Kontrolle über Schottland zurück gewinnen. Der Ausbruch des Hundertjährigen Krieges Englands mit Frankreich ließ König Edward III von England vorerst das Interesse an Schottland verlieren.

1341 entschloss sich David II während zunehmender Kämpfe unter den schottischen Loyalisten zur Übernahme des schottischen Thrones. Die Invasion in England scheiterte jedoch 1346 mit der Niederlage der Schotten in der Battle of Neville´s Cross. David wurde in England gefangen gesetzt und Schottland durch seinen Neffen Robert Stewart (den späteren König Robert II) regiert. Mit französischer Rückendeckung wagten die schottischen Truppen um 1355 erneute Auseinandersetzungen mit England und eroberten Berwick, das jedoch wenig später wieder an England und Edward Balliol fiel. Lothian wurde verwüstet und Edinburgh gebrandschatzt.

Nachdem Edward Balliol seinen Anspruch zurückgezogen hatte, wurde David II 1356 gegen ein enormes Lösegeld freigelassen und übernahm den schottischen Thron. Der Zweite Unabhängigkeitskrieg endete mit dem Treaty of Berwick 1357 sowie einem praktischen Sieg Schottlands und einem strategischen Sieg Englands. Schottland erhielt seine Unabhängigkeit im Gegenzug für Zahlungen an England. Nach 1357 litt das Land unter einer großen Steuerlast und den Folgen der Pestwellen 1348 und 1361. Diese hatten die Bevölkerung stark dezimiert, aber so auch den Druck auf landwirtschaftliche Anbauflächen verringert und einen Überschuss an Nahrungsmitteln und Handelsgütern ermöglicht.


Die Etablierung der Stewart-Dynastie


Unter Davids II Neffe Robert II wurde 1371 das House of Stewart als schottisches Königshaus etabliert. (Die französische Schreibweise Stuart wird ab Mary, Queen of Scots, üblich. Die Stewarts stammten von dem bretonischen Adeligen Alan FitzFlaad ab und kamen kurz nach der normannischen Eroberung nach Großbritannien. Walter FitzAlan war unter König David I erster High Stewart of Scotland. Aus der Ehe des Walter Stewart, 6. High Stewart, mit Marjorie, Tochter von Robert the Bruce und Isabella of Mar, ging der Stewart Robert hervor. Durch König James´ IV und Margaret Tudors´Sohn James waren die Stewarts mit dem englischen Königshaus verbunden. Die Verwandtschaft von König Charles II über Mutter und Schwester mit dem französischen Königshaus war ein Grund für die Unbeliebtheit und den Niedergang der Stuarts.) Bereits 1318 und 1326 beschloss das Parlament die Nachfolge Robert Stewarts als schottischer König bei einem erbenlosen Tod von Edward Bruce und Roberts I Sohn David II. Zur Zeit der Gefangenschaft König Davids II in England führte der High Steward Robert Stewart die Regierungsgeschäfte und ermöglichte durch die Zahlung des Lösegeldes die Rückkehr Davids II auf den Thron.

Während der Regierungszeit der Stewart-Könige entwickelte sich Schottland zu einem ertragreichen und zentralisierten Territorium: Die Ländereien im Westen, im Norden und in Atholl wurden erweitert. Die Söhne König Roberts II erhielten die earldoms of Fife, Menteith, Buchan, Ross, Carrick, Strathearn und Caithness. Über seine Schwiegersöhne verfügte der König über Verbindungen auf die Isles und nach Moray. Im Gegensatz zu David II, dessen Herrschaft auf die Lowlands konzentriert gewesen war, besuchte Robert II häufig den Norden und den Westen. 1373 setzte Robert II im Parlament Maßnahmen zur Regelung der Thronfolge durch. Bis 1384 wurde ein Großteil der von England besetzten Gebiete zurück erobert. Durch seinen Umgang mit den mächtiger werdenden earldoms of Carrick und Buchan sowie Fife setzte jedoch ein Verlust der Autorität König Roberts II ein.

Da König Robert III (seit 1368 Earl of Carrick)bei der Befriedung der gälischen Gebiete im Westen und Norden versagte, lag die Macht um die Wende vom 14. Jh. zum 15. Jh. größtenteils in den Händen zunächst seines Sohnes David Stewart, Duke of Rothesay (unter König Robert III wurde die Tradition der Weitergabe des Titels des Earl of Carrick als nachgeordneten Titel des 1398 geschaffenen Duke of Rothesay an den jeweiligen Thronerben etabliert), und nach dessen Tod in denen des Bruders Robert Stewart, Duke of Albany. Nach der Ermordung von Roberts III älterem Sohn David kam der jüngere Sohn und Thronerbe James (I) in englische Gefangenschaft (von 1406 bis 1424). James wurde in dieser Zeit vom Gefangenen zum Gast und heiratete Joan Beaufort, eine Cousine von König Henry VI von England und die Tochter des Earls of Somerset. In Schottland regierten die Statthalter Robert und Murdoch Stewart, Dukes of Albany. Die Niederlage der Truppen des einflussreichen Duke of Albany und Earl of Douglas 1402 bei Homildon gegen England und der Tod eines Großteiles der führenden schottischen Adeligen hinterließen ein Machtvakuum in den nördlichen earldoms. Nach der Zahlung des Lösegeldes setzte sich James I 1424 als schottischer König durch. Er zentralisierte die Autorität der Krone zu Ungunsten der großen Adelsfamilien (der Albany Stewarts (die führenden Familienmitglieder wurden hingerichtet), des Lord of the Isles, des Earl of Douglas und des Earl of March) und der Eigenständigkeit der lokalen Herrschaften, dehnte die königliche Macht über die Kirche aus reformierte das Klosterwesen. Angesichts des Hundertjährigen Krieges wurde die Auld Alliance mit Frankreich erneuert (und die Tochter Margaret mit dem französischen Dauphin Louis verheiratet). Französische und schottische Truppen siegten gemeinsam in der Schlacht von Baugé gegen England. 1437 wurde James I abgesetzt und durch Walter Stewart, Earl of Atholl, ermordet.

Der bis zur Volljährigkeit 1449 über Ratgeber aus der Douglas-Familie regierende König James II führte die Politik der Schwächung des Adels fort. 1455 setzte er sich in der Schlacht von Arkinholm gegen die Douglas durch und annektierte deren Ländereien für die Krone. In den Highlands wurden zwei neuen Grafschaften (Argyll für die Campbells und Huntly für die Gordons) als Bollwerke zu dem mächtigen Lordship of the Isles der MacDonalds geschaffen. Durch die mit Maria von Geldern

verbesserte James II die Beziehungen Schottlands zu Flandern. Maria regierte nach dem Tod ihres Mannes zunächst für den unmündigen Sohn James III. König James´ III Politik der Annährung an England, etwa durch die Verlobung des Sohnes mit der Tochter König Edwards IV, war unter den schottischen Adeligen unbeliebt, da sich Schottland so von seinem traditionellen Bündnispartner Frankreich entfernte. Die Allianz mit England scheiterte in den 1470er Jahren jedoch durch einen Konflikt zwischen James III und seinen Brüdern Alexander, Duke of Albany, und John, Earl of Mar. James verlor die Kontrolle über das Parlament und der Duke of Gloucester (der spätere König Richard III von England) marschierte in Schottland ein. Durch die Abwerbung von Mitgliedern der Regierung des Duke of Albany konnte James seine Macht zurück gewinnen, entließ in der Folge aber wichtige Ratgeber, entfremdete sich von seiner Ehefrau Margaret of Denmark und verweigerte Reformen. 1488 starb König James III in der Schlacht von Sauchieburn gegen im Namen von Prinz James (IV) kämpfende abgestoßene Adelige.

Schottland erreichte 1472 mit der Annektierung der Inseln seine größte territoriale Ausdehnung und erlebte seinen Machthöhepunkt zur Zeit der englischen Rosenkriege zwischen den Dynastien (Zweigen der Plantagenets) Lancaster und York.


 

Gesellschaftliche Strukturen im spätmittelalterlichen Schottland


Im Spätmittelalter war das Statusbewusstsein über gesellschaftliche Hierarchien sehr ausgeprägt. Für einzelne Ränge existierten umfangreiche Gesetze zum Tragen von Waffen und Rüstungen und Kleidungsvorschriften.

An der Spitze der Gesellschaft stand der King (König). Ihm untergeordnet waren eine kleine Gruppe von normalerweise eng mit dem König verwandten Dukes (Herzöge), die den älteren Adel formierenden Earls (Grafen) und die dem niederen Adel angehörenden Barons (Freiherren) sowie ab den 1440er Jahren die Parlamentsherren.

Unter diesen gab es im ländlichen Bereich die meist in einem Dienstverhältnis zum älteren Adel stehenden Lairds (Landherren, Grundbesitzer), die Yeomen/Bonnet Lairds (ursprünglich Angestellte eines adeligen Haushaltes, vom 14. Jh. bis 18. Jh. Freibauern) mit oft erheblichem Landbesitz, die Husbandmen (freie Pächter oder kleine Landbesitzer) und die Lesser Landholders/Free Tenants (freie Pächter), die die Mehrheit der in der Landwirtschaft arbeitenden Bevölkerung bildeten.

Im städtischen Bereich standen an der Spitze einflussreiche Kaufleute, oft Inhaber städtischer Ämter wie der Burgess (zunächst freier Bürger, dann Amtsperson einer Gemeinde)/Alderman (Ratsherr)/Bai(l)lie, unter ihnen die Merchants (Händler), Craftsmen (Handwerker) und die Workers and Labourers (Arbeiter, Tagelöhner), die Mehrheit der Stadtbevölkerung.

 

Die Leibeigenschaft in Schottland starb im 14. Jh. aus, die Gutsvorsteher übten jedoch weiterhin Kontrolle über ihre Pächter in Form des regelmäßig abgehaltenen court baron aus. Es diente der Schlichtung von Streitereien zwischen freien und unfreien Pächtern eines Landherrn innerhalb eines Gutes, zur Sicherstellung der Lehensdienste durch die Pächter und zur Zulassung neuer Pächter. Ab dem 13. Jh. tauchten zur Normierung des Herrengerichtes zusammengestellte Präzedenzfälle als Antwort auf die aufstrebenden, unter königlicher Autorität landesweit agierenden allgemeinen Gerichtshöfe auf. Ab dem 15. Jh. und 16. Jh. wurden Differenzen zwischen Pächtern überwiegend vor für das Gewohnheitsrecht zuständigen Gerichten ausgetragen.


Die grundlegende Einheit der spätmittelalterlichen Gesellschaft in den Highlands war die Verwandtschaftsgruppe in Form des kinship. Das seit dem 13. Jh. nachweisbare System der Highland Clans (clann(a), „Kinder“) basierte auf der Kombination von väterlicher Verwandtschaft und einem feudalen System von Verpflichtungen.

Namen waren bis zum 17. Jh. und 18. Jh. in den Highlands selten und im Mittelalter existierte kein gemeinsamer Name aller Clanmitglieder. In vielen Clans beriefen sich die Mitglieder väterlicher Abstammung auf einen mythologischen Vorfahren als Begründer des Clans (in den meisten Fällen ist jedoch nicht möglich, eine kontinuierliche Abstammungslinie vor dem 13. Jh. auszumachen) und häufig besaßen sie septs (historisch oder gegenwärtig mit einem Clan verbundene Nachnamen, Familien oder andere Clans).

Die Clans entstanden ab dem 12. Jh. und 13. Jh. im Zuge der Eroberung Argylls und der Äußeren Hebriden von den Norwegern durch die schottische Krone sowie der Befriedung des mormaer von Moray und der Rebellionen im Norden, als die gälischen, norwegisch-gälischen und britischen sowie ab dem 14. Jh. zudem normannischen, anglo-normannischen und flämischen Kriegsherren die Macht auf lokale Familien übertrugen. Während der Unabhängigkeitskriege im ersten Drittel des 14. Jhs. wurden feudale Pachtverhältnisse durch die Krone zur Nutzbarmachung und Kontrollierung der Fähigkeiten der Clans eingeführt und die Clans mit Verträgen über Landbesitz belohnt, um Unterstützung gegen die Engländer zu gewinnen. Nach den Jakobitenaufständen wurde das Clan-System 1745 durch die britische Krone zerstört.

Als Oberhaupt eines Clans fungierte zunächst oft der stärkste Mann in der Hauptlinie des Clans. Mit der Durchsetzung des Erstgeburtsrechtes folgte normalerweise der älteste Sohn (tainistear) des letzten Anführers als Clan chief nach. Die führenden Familien eines Clans bildeten die fine/den Adel und stellten Rat in Friedens- und Führung in Kriegszeiten bereit. Die unter der fine stehenden dooine usisle/tacksmen (Fear-Taic) aus dem niederen Adel verwalteten die Ländereien des Clans und sammelten die Pachtzahlungen (calps) der innerhalb des Herrschaftsgebietes des Clans lebenden Personen (die einen geringen Anteil der an den Adel gezahlten Summe erhielten) ein. Sie verfügten über Landbesitz und stellten militärischen Dienst bereit. Auf den Inseln und an der Westküste existierten zudem die als militärische Elite agierende buannachann.

Der größte Teil der Anhänger eines Clans bestand aus Arbeit für die Clanführer leistenden und manchmal als Soldaten eingesetzten Pächtern, die ab der frühen Neuzeit den Clannamen als Nachnamen übernahmen.

Konzepte der Autorität des Clans waren ein kollektives Erbe in Form des Rechtes zur Ansiedlung in einem vom Chief und führenden Adel des Clans protektierten Territorium (duthchas: gemeinschaftliches Territorium des Clans) sowie die weitreichende Akzeptanz der Chiefs, Chieftains (Oberhaupt einer bedeutenden Familie innerhalb des Clans) und Lairds als Eigentümer von Land durch die Krone und andere mächtige Landbesitzer (oighreachd: Landbesitz der Clan-Elite oder fine). Das Nicht-Übereinstimmen von duthchas und oighreachd führte zu Fehden mit benachbarten Clans. Vor dem 17. Jh. gehörten Überfälle auf das Vieh (reiving) und die Wegnahme des Viehbestandes (creach) benachbarter Clans zur gängigen Praxis. Ab der zweiten Hälfte des 17. Jhs. wurden lokale Konflikte bevorzugt auf dem rechtlichen Weg gelöst.

Gesellschaftliche Bindungen zwischen Verwandtschaftsgruppen wurden durch Pflegschaften (z. B. der Kinder des Chief bei einem Mitglied des führenden Adels oder bei einem anderen Clanführer) und Manrent (das Angebot von Dienst durch nicht auf den Ländereien der Clan-Elite lebende, aber nach Schutz durch den Clanführer strebende Familien) sowie Heiraten (Frauen behielten auch nach der Heirat den ursprünglichen Nachnamen) hergestellt.

In der Gegenwart werden die Clan-Strukturen durch den Court of the Lord Lyon anerkannt: Ein Clan wird geografisch mit der Herkunftsregion/dem Herrschaftsgebiet des Gründers identifiziert, verfügt in der Regel über einen Clan chief und kommt regelmäßig in clan gatherings zusammen. Voraussetzungen für die Definierung als Clan sind ein eigenes Wappen und die Anerkennung durch den Souverän. Voraussetzungen für die Zugehörigkeit zu einem Clan sind der gleiche Nachname wie der des Chief oder die Loyalität/der Treueschwur gegenüber dem Chief. Die Loyalität zu einem Clan wird durch das Tragen des claneigenen Tartans, einer Crest badge normalerweise an der Haube mit dem Wappen des Chiefs oder einer aus einem Zweig einer bestimmten Pflanze bestehenden Clan badge (befestigt hinter der Crest badge an der Haube oder an der Schulter an der Tartan-Schärpe) demonstriert.

 

 

Politische Strukturen im spätmittelalterlichen Schottland

 

Im Mittelpunkt der spätmittelalterlichen Regierung stand die Krone, die durch die Vereinheitlichung des Königreiches, die Verbreitung der anglo-normannischen Gebräuche und die Entwicklung einer auf europäischem Handel basierenden Wirtschaft sowie das Erreichen der Unabhängigkeit von England ein hohes Prestige besaß. Die königliche Autorität wurde durch halb-unabhängige Herrschaften, eine relative Armut der Krone und das Fehlen eines Systems einer regelmäßigen Besteuerung herausgefordert, was eine zentrale Verwaltung und Regierung erschwerte. Der schottische König regierte in Form eines Reisekönigtums zwischen den königlichen Burgen vor allem in Perth und Stirling und hielt Gerichtssitzungen im ganzen Königreich ab. Unter König James III bildete sich (unter erheblicher Unbeliebtheit) allmählich Edinburgh als Hauptstadt heraus.

In den 1460er Jahren veränderte sich durch das Erlangen der Kontrolle über die meisten provinziellen Graf- und Herrschaften die Position der Monarchie innerhalb des Reiches. Die halb-unabhängigen Herrschaften der Großen wurden zu zersplitterten Besitztümern und gelegentlich über starken Einfluss verfügenden Regionen. In den Lowlands wurde die königliche Regierung durch ein System von sheriffdoms ausgeübt.

 

Die schottischen Monarchen des Spätmittelalters bzw. zwischen 1292 und 1488 waren:

John Balliol (House of Balliol)

zweites Interregnum (Guardians unter englischer Oberherrschaft)

House of Bruce: Robert I (Raibeart a Briuis) > David II (Dàibhidh Bruis)

House of Stewart/Stuart: Robert II (Raibeart II Stiùbhairt) > Robert III > James I > James II > James III

 

Die wichtigste Regierungsinstitution nach der Krone stellte der aus dem King´s Council/curia regis (der für das 13. Jh. belegte Hofstaat des Königs umgeben von seinen königlichen Amtsträgern und anderen Ratgebern) entstandene, sich aus den engsten Ratgebern des Königs zusammensetzende Privy Council (Kronrat) mit weniger als zehn, zur Beschränkung der Macht des Regenten teilweise vom Parlament nominierten Mitgliedern dar. Der regelmäßig zusammenkommende und vor allem während der Zeit eines schwachen Monarchen aktive Privy Council verfügte ab dem 15. Jh. über beratende, ausführende und richterliche Funktionen. Um 1545 spaltete sich der Secret Council vom Privy Council ab. Die Mitglieder des Privy Council behielten ihre gesetzgebende und richterliche Macht: sie waren berufliche Verwalter und Anwälte hauptsächlich aus dem studierten Klerus, ab dem späten 15. Jh. kamen gebildete Laien hinzu. Die seit 1123 existierende, vormals von Geistlichen dominierte Position des Lord Chandellor – ab der Mitte des 16. Jhs. die führende Person des Privy Council – wurde ab König James III verstärkt durch Weltliche aus dem hohen Adel (Moraireachd na h-Alba) besetzt. Die Ausführung der Pflichten des Lordkanzlers übernahm in der Praxis die niederrangigere Amtsperson des Keeper of the Great Seal (Seala Mòr na h-Alba; das erste erhaltene Siegel stammt von 1094 und ist das große Siegel von König Duncan II; auf dem Revers des Großen Siegels wurde immer der Monarch auf dem Rücken eines Pferdes abgebildet, seit 1999 verwaltet der First Minister das Große Siegel). Als Verbindungsperson zwischen dem Privy Council und dem Hof fungierte der Lord President of the Court of Session.


Bis zum späten 13. Jh. entwickelte sich das Parliament of Scotland (ca. 1235 bis 1707) als Legislative des Königreiches aus dem King´s Council der Bischöfe und Grafen zu einem „Kolloquium“ mit einer politischen und richterlichen Rolle. Durch die Teilnahme von Rittern und Grundbesitzern ab dem frühen 14. Jh. sowie ab 1326 Beauftragten der burghs formierten sich die Three Estates (drei Stände). Der erste Stand wurde bis 1690 durch geistliche Prelates (Bischöfe und Äbte; bis 1638), der zweite durch weltliche Tenants-in-chief (Adelige: Herzöge, Grafen, Parlamentsadelige, ab dem 16. Jh. Beauftragte der shires, stewartries und constabularies (vierter Stand)) und der dritte durch Burgh Commissioners (Abgeordnete der Städte) gebildet. Im 17. Jh. existierte zudem ein fünfter Stand von königlichen Amtsträgern.

Das in einer Kammer tagende Parlament hatte Entscheidungsmacht im Bereich der Steuern sowie starken Einfluss in Justiz, Außenpolitik, Kriegsführung und Gesetzgebung. Von den frühen 1450er Jahren bis 1690 wurde ein großer Teil der legislativen Angelegenheiten durch das Komitee der „Lords of the Articles“ ausgetragen. Auch Schwesterninstitutionen wie der General Council/Convention of Estates führten Parlamentsgeschäfte aus. Das Parlament konnte den König beeinflussen und Macht delegieren und war bereit, Widerstand und Kritik hinsichtlich der Politik der Krone zu leisten.


Im 14. Jh. gab es Versuche des Parlaments zur Kodifizierung des geltenden Rechtes (mit römischen und kanonischen/kirchlichen Rechtselementen). Ab dem 15. Jh. entwickelten sich mit einer wachsenden Aktivität des Parlaments und der Zentralisierung der Verwaltung die gegenwärtigen gerichtlichen Institutionen des Zivil- und Strafrechtes wie des höchsten Gerichtshofes Court of Session sowie Ausbildungsstätten für Juristen. Der Regiam Majestatem ist der älteste erhaltene schottische Rechtstext.

Auf der lokalen Ebene setzte sich die Regierung aus verwandtschaftsbasierten Herrschaften und einem relativ kleinen System königlicher Beamter zusammen.


 

Die militärische Entwicklung Schottlands im Mittelalter


Die Grundlage der auf der Infanterie basierenden mittelalterlichen Armee stellte eine Kombination von familiären, kommunalen und feudalen Dienstformen dar.

Im Frühmittelalter bildeten die Kriegerkameraden des Königs den Kern einer für Militärkampagnen aus den Untergebenen von Landbesitzern mobilisierten größeren Armee (mit Fuß- und Reitertruppen). Bis zum 12. Jh. entwickelte sich aus einer mit dem Besitz bestimmter Einheiten von Land einhergehenden Dienstverpflichtung die Möglichkeit, eine Truppe über den königlichen oder grundherrlichen Hofstaat hinaus zur „allgemeinen“/„Schottischen Armee“ zu erheben.

Die Mehrheit der bewaffneten Truppen stellten einige Tage vor dem Einsatz einberufene und im Kampf oft durch ihre Herren befehligte Freie. Ab dem 12. Jh. kamen mit dem Feudalismus einige schwer bewaffnete Ritter zu Fuß und zu Pferd sowie anstelle von hölzernen Turmhügelburgen aus Stein errichtete, durch eine Mauer mit Zinnen gesicherte Burgen als befestigte Wohnsitze des Adels hinzu, die als Verwaltungsmittelpunkte und Stationierungspunkte von Truppen dienten. Ab der zweiten Hälfte des 14. Jhs. zum Erhalt professioneller Truppen (vor allem Kriegsknechte und Bogenschützen) bediente man sich auch bezahlter Verträge (bonds/bands of manrent).

Während der Unabhängigkeitskriege wurden erstmals Belagerungsmaschinen genutzt und unter den Stewart-Königen die Artillerie eingeführt.

In den Highlands und auf den Inseln wurde im 12. Jh. das wikingerzeitliche Langboot durch die hölzerne West-Highland Galeere mit einem zentralen Segelmast und Rudern ersetzt. Ab dem 13. Jh. entwickelte sich die Bereitstellung von Kriegsschiffen zu einem Teil der feudalen Verpflichtungen im Rahmen des Landbesitzes. König Robert I nutzte im ersten Drittel des 14. Jhs. Schiffe als erfolgreiche (Blockade)Waffe gegen die englischen Truppen und Festungen und unternahm nach der Unabhängigkeit Schritte zum Aufbau einer leistungsfähigen Schiffsflotte vor allem an der Westküste. Unter den Stewart-Königen wurde die Marine ausgebaut: James I ließ größere Anlagen für den Bau von Schiffen einrichten und etablierte das Amt des Lord High Admiral, James IV gründete 1504 einen neuen Hafen in Newhaven und erwarb 38 Schiffe für die Royal Scottish Navy. 1511 wurde mit der gegen England eingesetzten Great Michael das größte Schiff im damaligen Europa gebaut.


 

Religiöse Entwicklung im spätmittelalterlichen Schottland

 

Seit dem Ende des 12. Jhs. war die schottische Kirche unabhängig von England und seit 1176 dem Papst in Rom unterstellt. Bis zum Ende des 15. Jhs. wurden zwei Erzbischöfe in St Andrews und Glasgow etabliert.

Im späten 14. Jh./frühen 15. Jh. gab es vor dem Hintergrund des Zusammenbruches der päpstlichen Autorität aufgrund der Kirchenspaltung und der Idee des Konziliarismus Zersplitterungen in der kirchlichen Politik und eine Ausdehnung des königlichen Einflusses auf kirchliche Bereiche, im Zuge dessen die kirchlichen Schlüsselpositionen mit Verwandten und Günstlingen des Königs besetzt wurden. Dies öffnete die Kirche für Anschuldigungen wie Bestechlichkeit und Vetternwirtschaft.

Der Niedergang der traditionellen klösterlichen Lebensweise brachte neue Aufgaben der Mönche und Orden in den entstehenden burghs mit sich. Ab dem späten 15. Jh. predigten die Bettelorden in den Städten und betrieben Seelsorge.

Die meisten burghs besaßen bis in das 15. Jh. nur eine Gemeindekirche. Mit der zunehmenden Wichtigkeit der Vorstellung vom Fegefeuer und angesichts der Pest wuchs die Anzahl der Kapellen, Priester und Totenmessen an.

 

 

(Land)wirtschaftliche Entwicklung: Blütezeit von Landwirtschaft und Handel


Aufgrund der geografischen Gegebenheiten, schlechter Straßen und unzureichender Transportmethoden sowie einer Temperaturabnahme und Wetterverschlechterung im Spätmittelalter waren die meisten Siedlungen von der lokalen Produktion abhängig. Der Ackerbau nahm zu und die Lehnsleute waren bereit, ihre Herren während Konflikten zu unterstützen. Bedingt unter anderem durch landherrliche Förderung erlebte die Landwirtschaft zwischen dem 13. Jh. und dem späten 15. Jh. eine Blütezeit.

Vor allem an der Ostküste wuchsen die burghs (Aberdeen, Berwick, Perth und Edinburgh) durch den Handel mit dem Kontinent (die Hauptexportprodukte waren Wolle und Felle sowie Lachs) vor allem mit deutschen Händlern der Hanse in Flandern. Vor 1321 wurde ein Stapelrecht schottischer Händler in Brügge etabliert. Die burghs betrieben Handel mit ihrem Hinterland für Bau- und Rohmaterialien und Lebensmittel. Neben den königlichen burghs entstanden adelige und kirchliche burghs als lokale Markt- und Handwerksorte. Politische Auseinandersetzungen zwischen den mächtigen, den Aufstieg von Zünften unterbindenden Kaufleuten und ihre Wichtigkeit ausdrückenden Handwerkern führten im 15. Jh. zu einer Reihe von Statuen, in denen die politischen Position der Kaufleute und die Beschränkung ihres Einflusses auf den Stadtrat fixiert wurden.

Der anwachsende Bedarf an importierten Luxusgütern und andauernde Finanzprobleme des Königs hatten eine Entwertung des Münzgeldes zur Folge.

1494/1495 wurde die Whisky-Herstellung in Schottland erstmals offiziell erwähnt.


 

Kulturelle Entwicklung: Aufschwung des Bildungswesens und Blüte des Scots

 

Das mittelalterliche Bildungswesen wurde durch die Kirche beherrscht. Daneben wuchs das Bildungsinteresse der Laien an. Durch eine rapideExpansion der Chor- und Lateinschulen nach den 1380er Jahren verfügten bis zum Ende des Mittelalters alle großen burghs und einige kleinere Städte über grammar schools (Lateinschulen). Daneben boten die Bettelorden Unterricht an. Auf dem Land vermittelten Leseschulen eine grundlegende Bildung. Der Privatunterricht in Adels- und reichen Bürgerfamilien entwickelte sich mancherorts zu „household schools“. Adelige Mädchen wurden in Nonnenklöstern unterrichtet, am Ende des 15. Jhs. existierte zudem eine Mädchenschule in Edinburgh. In den Highlands gab es ein der Dichtung und Medizin verbundenes gälisches Bildungssystem, in dem die ferleyn als Lehrer von Theologie und Kunst fungierten.

1496 wurde vor dem Hintergrund der Betonung der Wichtigkeit von Bildung im Humanismus der Education Act verabschiedet, der den Besuch von Lateinschulen für alle ältesten Söhne von Landbesitzern verordnete und zu einem Anstieg der Alphabetisierung führte.

Ab 1410 entstanden in den Bischofsstädten Universitäten: 1418 das St John´s College (heute St Mary´s College) in St Andrews, 1451 das College in Glasgow und 1495 das King´s College in Aberdeen. Diese Institutionen dienten ursprünglich der Ausbildung von Klerikern, wurden aber zunehmende Nutzung auch von Laien und vor allem Juristen genutzt. Sie verfügten über lateinische Lehrpläne und stellten grundlegende akademische Grade bereit.

 

Die dominierende Sprache war im Spätmittelalter und in der frühen Neuzeit das germanische Scots. Das Middle Scots hatte sich aus dem Altenglischen mit gälischen und französischen Elementen entwickelt und war in der frühen Neuzeit die Sprache der Mehrheit der Bevölkerung und des Adels. Das Wort „Scot“ wurde dabei zur Selbstbeschreibung gegenüber Auswärtigen verwendet, selbst bezeichnete man sich als Albanach oder Gaidel. Bis in das 15. Jh. diente das Scots den schottisch-normannischen Monarchen und Adeligen zur Definierung einer gemeinsamen Identität in Opposition zu den Annektierungsversuchen Englands und als Resultat gesellschaftlicher und kultureller Veränderungen.

 

Vor dem 12. Jh. agierten die filidh als Dichter, Musiker und Historiker. Mit der „De-Gallicisation“ des schottischen Hofes entstanden nun bis in das 18. Jh. hinein bestehende Bardendynastien (z. B. die MacMhuirich) mit verschiedenen Stufen von Dichtern wie dem file (Dichter), seanchaidh (ein in der Genealogie bewanderter Historiker) und reacaire (Rezitierer). Die Barden fungierten als gesellschaftliches Gedächtnis und hielten sich an den großen Höfen auf. Gälische Bardendichtung basierend auf irischen Quellen wurde von ca. 1250 bis in die 1730er Jahre praktiziert und der Vortrag oft durch Harfenspiel begleitet. Die Bardendichtung erschien z. B. im die gälische Dichtung zusammenstellenden Book of the Dean of Lismore/Leabhar Deathan Lios Mòir des James und Duncan MacGregor aus der ersten Hälfte des 16. Jhs., im Red Book of Clanranald (16. Jh.), im MacLagan MSS Coll. (18. Jh.) und im Leabhar na Féinne (1872). Daneben spielte der Lokaldichter bàrd baile als Chronist und regionaler Kritiker eine wichtige Rolle. Zudem wurde heroische Dichtung in Form der laoidhean (Lais) vor allem um Fionn mac Cumhaill produziert.

"The Brus", National Museum of Scotland
"The Brus", National Museum of Scotland

Ein Hauptthema der spätmittelalterlichen Dichtung waren Legende und Geschichte mit dem Ziel der Schaffung einer nationalen Identität. So wird in den in einem frühen Scots verfassten Versepen The Brus (1375; eine historische und ritterliche Erzählung über die Handlungen von Robert the Bruce und Black Douglas in den Unabhängigkeitskriegen) des John Barbour und Wallace (vor 1488; ein chronikähnliches biografisches Gedicht über den Freiheitskämpfer William Wallace) des Blind Harry ein vereinigter Kampfes gegen den englischen Feind dargestellt. Unter Robert Henryson, William Dunbar, Walter Kennedy und Gavin Douglas erlebte die schottische Dichtung kurz vor dem Aufkommen des Buchdruckes ihr goldenes Zeitalter.

Im späten 15. Jh. entwickelte sich die Prosaliteratur, eines der ersten erhaltenen Werke ist z. B. The Meroure of Wyssdome (1490) des John Ireland.


clàrsach, National Museum of Scotland
clàrsach, National Museum of Scotland

Das musikalische Leben blühte im mittelalterlichen Schottland. Instrumente waren die seit dem Frühmittelalter belegte Harfe (clàrsach), die Trommel, die Chrotta (?) und seit dem Spätmittelalter Orgel und Dudelsack (bagpipe, Sackpfeife).

Im Frühmittelalter existierte eine Form von zunächst einstimmigem, keltischem liturgischem Gesang, der ab dem 11. Jh. durch den gregorianischen Kirchengesang mit dem englischen Sarum Ritus verdrängt wurde. Im 14. Jh. wurde die Monophonie durch eine komplexe Polyphonie (Ars Nova) mit kontinentalen Einflüssen ersetzt. Mit der Reformation wurde der neue metrische Psalmengesang anstelle der komplexen vieltonigen katholischen Musik eingeführt. Die lutheranische Musik der frühen Reformation griff jedoch auf lateinische Hymnen und einheimische Lieder (z. B. die geistliche Satiren von populären Balladen darstellenden Gude and Godlie Ballatis der Brüder James, John und Robert Wedderburn) zurück, während der calvinistisch dominierte Protestantismus Kirchenmusik ablehnte. 1501 gründete König James IV/I die Chapel Royal in Stirling Castle neu, mit einem neuen, auf schottische liturgische Musik konzentrierten Chor.

Hinweise für eine reiche Volksmusik im Spätmittelalter gibt z. B. die Liederliste in The Complaynt of Scotland (1549).

 

Im Spätmittelalter kam die Nationalflagge (Flag of Scotland: Bratach na h-Alba; Saltire) als allgemeines Symbol auf. Das Aussehen der schottischen Flagge geht auf eine Legende aus dem Jahr 832 zurück, als König Óengus II in einem Gebet vor einer Schlacht gegen die Angeln der heilige Andrew erschien. Während der Schlacht formierten die Wolken ein Kreuz am Himmel und Óengus war siegreich. Der heilige Andrew wurde daraufhin zum Schutzpatron Schottlands ernannt. In der Zeit König Williams I und im späten 13. Jh. tauchte die Vorstellung von der Hinrichtung des heiligen Andrew auf einem X-förmigen Kreuz auf und im späten 14. Jh. wurde das diagonale Kreuz als Symbol in Verbindung mit dem heiligen Andrew genutzt. Ab dem 15. Jh. lag das weiße/silberne schräge Andreaskreuz auf einem (azur)blauen Grund (der Blauton variierte je nach den zur Verfügung stehenden Färbematerialien, bis 2003 Pantone 300 als Standardfarbe festgelegt wurde). Heute nutzen Personen und Körperschaften die Saltire zur Demonstration der Loyalität und schottischen Nationalität. Gemeinsam mit der englischen Flagge und dem irischen St.-Patricks-Kreuz ist die schottische Saltire Komponente der britischen Union Flag (seit 1801 in der heutigen Form).