Burg Bentheim

Funkenstiege, 48455 Bad Bentheim

 

Erstmals in der ersten Hälfte des 11.Jhs. erwähnte frühmittelalterliche Höhenburg auf dem Bentheimer Höhenrücken und seit dem Hochmittelalter der Sitz der Grafen von Bentheim.

Burg Bentheim, Palas (Kronenburg)
Burg Bentheim, Palas (Kronenburg)



 

Geschichte

 

Burg Bentheim wurde um 1020 durch den sächsischen Graf Otto von Northeim auf den Resten einer germanischen Volksburg errichtet. Während der Auseinandersetzung mit Kaiser Heinrich V. nahm der sächsische Herzog Lothar von Supplinburg (der spätere römisch-deutsche Kaiser Lothar III.) die Burg, die damals noch ein hölzerner Wehrbau war, im Jahr 1116 ein und zerstörte sie. Anschließend gelangte die Anlage in die Hand Graf Ottos I. von Salm-Rheineck (Pfalzgraf bei Rhein und ein Schwager Lothars) und wurde wieder aufgebaut.

Nachdem die Tochter Ottos von Rheineck in der Mitte des 12.Jhs. den niederländischen Grafen Dietrich VI. von Holland geheiratet hatte, verblieb Bentheim bis zum 14.Jh. im Besitz der Grafen von Holland. Nach dem Aussterben der Bentheimer Grafen aus dem holländischen Geschlecht erbte die Burg ein Neffe, der mit Hedwig von Bentheim-Holland verheiratete Edle Eberwin IV. von Götterswick. Ab dem Jahr 1421 benannten sich die Burgherren als Grafen von Bentheim. 1486 wurde Graf Eberwin II. durch Kaiser Friedrich III. mit Bentheim als Reichslehen belehnt und somit die Grafschaft als unabhängiges Territorium anerkannt.

Im Dreißigjährigen Krieg erlitt die Burg Zerstörungen und während des Siebenjährigen Krieges und der französischen Revolution wurde sie mehrfach belagert und erobert. Nachdem die Grafen von Bentheim ihre Grafschaft 1804 zurück erhalten hatten, bauten sie am Ende des 19.Jhs. den mittelalterlichen gotischen Palas, die „Kronenburg“, zur repräsentativen Residenz aus.

 

Burg Bentheim, das Burgtor vom Bergfried aus gesehen
Burg Bentheim, das Burgtor vom Bergfried aus gesehen

Besichtigung

 

Der Rundgang über das Burggelände beginnt bei dem unteren Burgtor, das heute als Café genutzt wird. An dem Tor aus dem 13.Jh. sind einige in den Stein gemeißelte heidnische und christliche Symbole zu erkennen. Über das Areal der Vorburg erreicht man das obere Burgtor, das in dieser Form auf das 17.Jh. zurückgeht und aus Rustikaquadern besteht. Rechts des Tores befindet sich die gotische Katharinenkirche mit dem romanischen Bingelturm und einem gotischen Innenraum mit einer hölzernen Empore. Nachdem man die Kapelle wieder verlassen hat, sollte man sich am besten nach links wenden und über die Wehranlage auf die Burgmauer hinauf gehen. Von hier aus bietet sich ein sehr schöner Blick auf den inneren Burghof und den Palas.

Burg Bentheim, Bergfried
Burg Bentheim, Bergfried

Auf der Burgmauer weiter gehend gelangt man nun zunächst zum sogenannten Pulverturm, einem mächtigen quadratischen Bergfried (zeitweilig bewohnbarer Haupt-, Wach- und Wehrturm), der den ältesten Bestandteil der Burg Bentheim darstellt, in seinem Kernbereich aus dem 11.Jh./12.Jh. stammt und seine heutige Gestalt zu Beginn des 16.Jhs. erhielt. Im Mittelalter war der Bergfried, wie allgemein üblich, allerdings nur über den Burghof mit Leitern zu erreichen. Der Turm bzw. die Turmstube wurden früher für Gerichtsverhandlungen genutzt, zudem war im Pulverturm ein Verlies eingerichtet. Von der oberen Plattform mit ihren vier Ecktürmchen aus hat man eine tolle Aussicht auf die Burganlage und das Bentheimer Umland.

Burg Bentheim, Bergfried
Burg Bentheim, Bergfried

Die nächste Station auf dem Rundgang ist der an der Südweststrecke der Burg stehende zweigeschossige Batterieturm aus dem 15.Jh., in dem Kammern für schwere Geschütze untergebracht sind. Heute ist hier ein Alchemie-Labor nachgebaut, in dem man von einem Tonband allerlei Dinge über die Alchemie und die für die Experimente verwendeten Instrumente erfahren kann.

Herrgott von Bentheim
Herrgott von Bentheim

Den Abschluss der Burgbesichtigung bilden die Innenräume der im Kern auf den gotischen Palas (Wohn- und Repräsentationsgebäude) zurückgehenden „Kronenburg“, die im Stil englischer Neogotik errichtet wurde. Hier kommt man zuerst am romanischen Rittersaal im Erdgeschoss vorbei, der zu Beginn des 20.Jhs. zu einem Bankettsaal im Stil des Historismus ausgebaut wurde. Der Saal kann leider nicht betreten werden, der Blick hinein ist nur durch ein Glasfenster möglich. Über dem Rittersaal liegt im ersten Stock der Remter, ein Saal mit einem auf einem Mittelpfeiler ruhenden Kreuzrippengewölbe und mittelalterlicher Bausubstanz. Weitere interessante Räume sind der Ernst-August-Salon mit einer Wandvertäfelung im Stil der Spätgotik und einer hölzernen Kassettendecke im Stil der Renaissance sowie die Bibliothek.
Im inneren Burghof befindet sich am Aufgang zum Pulverturm der Herrgott von Bentheim, ein frühromanisches Steinkreuz aus dem 12.Jh.. Zudem ist im Hof an der Nordseite der Burgmauer ein 23m tiefer Brunnen zu sehen und in seiner Mitte wurden Beete mit historischen Rosen angelegt.

 

Burg Bentheim
Burg Bentheim

Die Burg Bentheim ist eine überaus ansprechende Burganlage mit unterschiedlichen historischen Baustufen, interessanten architektonischen Details und einem im Sommer leicht eleganten Flair, das sich mit mittelalterlichem Ambiente vermischt. Auch wenn die Burg insgesamt eher ein historistisches Kunstwerk ist und sich die mittelalterliche Bausubstanz nur in Teilen erhalten hat, kann man hier sehr gut einige Zeit verbringen und ein wenig in vergangene Jahrhunderte eintauchen.


 

Die Besichtigung ist ganzjährig zu den Öffnungszeiten möglich.

Es muss Eintritt gezahlt werden.

www.burg-bentheim.de