Burgendarstellungen in der deutschen Literatur des Mittelalters

Die literarische Burg zwischen idealisierter Wehrhaftigkeit, kostbarster Pracht und zweckbezogener Sachlichkeit

Seit dem Anfang des 12. Jhs. spielte die Burg als Wehr- und Wohnbau des Adels, Zeichen adeliger Lebensform und gesellschaftliches Statussymbol eine Rolle in der (vor)höfischen Literatur. Die Blütezeit des Burgenbaus und der ritterlichen Kultur im 12. und 13. Jh. führte zu einer Widerspiegelung der Burgen als Lebensraum des mittelalterlichen Rittertums in der mittelhochdeutschen Dichtung als der zugehörigen Standesdichtung. Die mhd. Literaturvermittelt die zeitgenössischen Benennungen der Bauteile einer Burg und gewährt Einblicke in die Funktion und Verwendung der einzelnen Bauten, Räume und Örtlichkeiten im Leben der mittelalterlichen Rittergesellschaft.


Die Entwicklung der Funktion der Burg in der mhd. Literatur

 

 

Die klassischen höfischen Ritterepen um 1200

 

In den klassischen höfischen Ritterepen vollziehen sich die Abenteuer trotz eines gewissen zeitgenössischen Realitätsbezuges in einer fiktiven und idealisierten Märchenwelt: der Tafelrunde des zwar historischen aber zum Inbegriff vollendeter Ritterlichkeit umstilisierten König Artus oder die christlich-mythische Gesellschaft der Gralsritter.

Die Dichter wollten mit ihren Werken vor allem gesellschaftlich unterhalten, verfolgten aber auch didaktisierend-moralische Ziele. Die Personen und ihre Handlungen mit Fehlverhalten und Wiedergutmachung dienten als Vorbilder der Erziehung zum vollkommenen Ritter und zur tadellosen Dame. Daher sind auch die Burgenbeschreibungen exemplarisch: neben sachlichen und künstlerisch erlebten Darstellungen, Markierungen des Handlungsortes und Hinweisen auf die Wichtigkeit des folgenden Geschehens können sie Symbole für die Entwicklung des Helden sein.

Die Aussagen über Funktion und Architektur von Burgen als Handlungsorten präsentieren eine ideale Adelswelt, weshalb es auch zu Übertreibungen mit fiktiven und idealisierten Burgen in einer ebensolchen Landschaft kommt: Sie sind vollkommene Bauwerke von stattlicher Größe, türmebewehrter Festigkeit und kostbarster Ausstattung. In den Beschreibungen werden meist nur hervorhebenswerte einzelne Teile der Bauten genannt.


 

Die späthöfische Dichtung ab dem zweiten Drittel des 13. Jhs.

 

In der späthöfischen Dichtung veränderte sich die Erzähltechnik durch ein Aufschwemmen der Werke und die Erweiterung der epischen Breite. Es kommt nun zu umfänglichen, detaillierten Beschreibungen über Pracht und Kostbarkeit von Baumaterialien und Austattung mit oft sinnentleerten, superlativischen Beteuerungen der Größe, Festigkeit und Schönheit. Diese schildernde Verselbstständigung hat den Verlust der hinweisenden, handlungshervorhebenden Funktion zur Folge.

Am Beginn des 14. Jhs. führte die Ersetzung der hochmittelalterlichen Ritterkultur durch den neuen (Dienst)Adel und das aufstrebende städtische Bürgertum zu einer Veränderung der Darstellungsverhältnisse, aber im Rückblick lebten die Ideale der alten Ritterwelt weiter. Bei Schilderungen von imposanten Burgen (als Ausdruck der ritterlichen Welt) finden sich sachliche und wirklichkeitsnahe Beschreibungen oder allegorische Auslegungen der Burg.

 

 

Terminologie

 

Bis in die zweite Hälfte des 12. Jhs. entsprach das Wort burg auch der Vorstellung von Stadt. In der frühmhd. (und teilweise auch wieder hochhöfischen) Dichtung wurde auch das frühe romanische Lehnwort kastel, castêl verwendet. Besser behauptete sich jedoch das Erbwort veste.

Das z. B. für die befestigten Wohnsitze des König Artus fast durchgängig verwendete hûs ist in der hoch- und späthöfischen Epik das häufigste Synomym für burg. Der Wohnaspekt war hier wohl ausschlaggebender als der Befestigungs- und Verteidigungscharakter. Wolfram von Eschenbach setzt das Wohn- und Repräsentationsgebäude Palas mit der Gesamtanlage gleich. Erst nach der Mitte des 13. Jhs. kam die zum Wort Schloss führende, aus dem Lateinischen entlehnte Bezeichnung klûse auf, die sich zunächst auf die natürliche Talenge bezog und auf dort angelegte Befestigungswerke übertragen wurde.

Als sichtbares Zeichen eines Herrschaftsanspruches markiert die Burg die Kluft zwischen den potentes und den pauperes (Freidank: Dar umbe hât man bürge, daz man die armen würge.) Burc/bürge unde lant ist eine häufig vorkommende Formel zur Bezeichnung der Macht des Landesherren. Die Begriffe für architektonische Grundtypen sind häufig uneindeutig. So unterschiedet turn funktional und formal nicht zwischen Wohnturm und Bergfried, auch palas und kemenâte stellen unscharfe Bedeutungsfelder dar.

 

 

Darstellungstypen

 

Burgenbeschreibungen charakterisieren den Handlungsort und verankern ihn im Bewusstsein des Publikums, sie verweisen auf die Bedeutung der sich am Handlungsort vollziehenden Ereignisse oder ersetzen ihn bei fehlender Handlung.

Die Einführung der Burg oder ihrer Bauteile kann zum einen durch eine einfache Ortsangabe mit der bloßen Nennung einer Burg, oft auch ihres Namens oder der Erwähnung einzelner Bauteile und Räumlichkeiten erfolgen. Hier hat die Burg nur die Funktion der Nennung des Handlungsortes, ohne einen Einbezug des Ortes in das Geschehen. Dies ist z. B. an dieser Stelle im Erec der Fall: nû sach er wâ engegen im schein/ein hûs geheizen Tulmein, oder beim Kürenberger: Ich stuont mir nehtint spâte an einer zinnen.

Zum anderen gibt es die detaillierte Ortsangabe, bei der nach der Nennung der Burg im Laufe der Erzählung eine Aufzählung des einen oder anderen Gebäudes oder Bauteiles folgt, wodurch eine Verbindung zwischen Handlungsort und Geschehen geschaffen wird, so z. B. im Erec: swer sînem lîbe vorhte treit,/daz er durch sîne gewarheit/dicke  vliuhet grôzen schal/ûf die burc ûz dem tal./sô vluhen dise ûz dem hûs/und sluffen ze loche sam diu mûs./in wart daz wîte bürgetor/beidiu dar inne und ouch dâ vor/ze wênic und ze enge,/sô daz si mit gedrenge/vielen über mûre/gelîch einem schûre/wan si diu grimme vorhte treip./Lîmors liutlôs beleip. Die detaillierte Ortsangabe kommt seit der frühhöfischen Dichtung vor, z. B. im Eneasroman bei der Darstellung der Erbauung der wehrhaften Burg Albane oder im Iwein bei der Flucht des Grafen Aliere. Zwei Beschreibungstypen können unterschieden werden. Die von der Handlung unabhängige Darstellung mit einer zusammenhängenden, sachlichen Beschreibung präsentiert die Burg oder einzelne Bauteile und Räume ausführlich und einprägsam. Häufig werden Bilder und Vergleiche hinzugefügt oder Stilmittel der Übertreibung verwendet, z. B. bei der Burg Brandigan im Erec oder Munsalvaeche und Schanpflanzun im Parzival. Die künstlerisch erlebte Beschreibung mit losem Handlungszusammenhang bezieht Menschen (eine Figur der Erzählung, den erzählenden Dichter oder das zuhörende Publikum) mit ein, die in Beziehung zur Burg oder ihren Räumen treten. Durch eine Verlebendigung erreicht die Burgenbeschreibung ihren künstlerischen Höhepunkt, was z. B. bei der Burg Penefrec im Erec vor allem in Bezug auf die Jagdstücke des Tiergartens und Sees oder bei der Burg Graharz im Parzival der Fall ist.

 

 

Das Erscheinungsbild der Burg in der mhd. Dichtung

 

Die Dichter knüpfen in ihren Beschreibungen an die Wirklichkeit der Zeit an, stellen aber dennoch fiktive und idealisierte Burgen dar, vollkommene Bauwerke von stattlicher Größe, türmebewehrter Festigkeit und kostbarster Ausstattung.

Wie in der Realität ist die Höhenburg der am häufigsten vorkommende Burgentyp in der Literatur. Qualitätsbeteuerungen über Festigkeit und Uneinnehmbarkeit sind zwar literarische Topoi,aber aus dem realen Streben nach Sicherheit und einer damit verbundenen festen Bauweise abgeleitet. Gepriesen werden vor allem Festigkeit, Verteidigungskraft und Uneinnehmbarkeit. Die Burgen sehen mit wunderlîcher oder bûwenlîcher wer, wol ze wer oder sind an veste niht betrogen. Es ist nicht möglich, sie durch Wurfmaschinen zu brechen.

Die unterschiedlichen Lagen der Burgen in der Landschaft entsprechen der Wirklichkeit. Nicht immer befinden sie sich in einer einsamen Gegend (wie Munsalvaeche und die Burg des Grafen Aliere), sondern stehen oft auch oberhalb von Städten (Brandigan) oder inmitten einer Stadt (Pelrapeire).

Die Einzelheiten der Burg sind der Realität entnommen. Ein hoher, steiler Burgberg (dâ was der burcberc sô hôch,/beidiu sô stechel und sô lanc) ist der ideale Standort. Den Bergabhang (burclîte) hinauf führt ein Burgweg (burcstrâze) mit geringer Breite zwein mannen niht ze mâzeund möglichst in Uhrzeigerrichtung um die Anlage herum laufend. Mehrere Hindernisse aus Holz und Burggräben (wilde burcgraben, halsgraben) erschweren den Aufstieg. Gräben, durch die Gebirgsbäche oder Flüsse geleitet werden, werden besonders gepriesen. Die über dem befestigten Burgtor (bürgetor mit valgitter) herabgelassene und über einen tiefen Burggraben führende Zugbrücke (valbrücke, slage-/slachbrücke, zogebrücke) bietet Zugang zu der von einer schirmenden Mauer umgebenen Burg (den berc hete in gevangen/ein burcmûre hôch und dic). Teilweise kommen mehrere, durch Fallgitter (sus vuoren si in der enge/beide durch gedrenge/unz an daz palas. dâ vor /was gehangen ein slegetor) abgesicherte Burgtore vor. Durch das Burgtor oder eine dort eingelassene kleine Pforte ist die Burghof zu erreichen. Hier werden die wehrhaften Elemente wie Mauern (mantel, rincmûre, cingel, zarge) und Zwinger (twingaere, zwenger, zwingel), Türme, Mauertürme (wîchûs), Zinnen und auf den Mauern gelegene Plattformen (wer) sowie Gusserker (ärker) in den Blick genommen. Baumstämme (ronen) oder Holzklötze (block) an der Burgmauer haben Verteidigungsfunktion. Gelobt werden zudem große Quader, verzahnt mit îsen und mit blî oder mit îsernen spangen…unde dâ zû morter und blî. Zusammen mit Bergfried und Kampfhäusern dienen die zierenden Türme, Zinnen und Erker in erster Linie der Wehrhaftigkeit, wie bei der Beschreibung des Burghofes von Pelrapeire im Parzival deutlich wird: der was gein wer berâten./türn oben kemenâten,/wîchûs, perfrit, ärkêr,/der stuont dâ sicherlîchen mêr.

In Bezug auf die Wohnarchitektur konzentrieren sich die Aussagen auf den prachtvoll dargestellten Palas, (Wohn)-Turm und Kemenate. Architektonische Einzelheiten z. B. eines Palas, gevenstert und gewelbet umbe und umbe, sind eine Freitreppe (grêde), Fenster mit Sitznischen (si sâzen in den venstern), Geländern oder kleinen Balkonen (lene/line) und zierlichen Säulen mit Laubwerk oder Tiergestalten an den Kapitellen (wol ergraben). Wohntürme werden als gewölbt und die Etagen als durch Treppen verbunden (innen driu gewelbe; ein wec ze berge und ze tal) beschrieben. Auch gibt es Berichte von Farbigkeit (Werchûs berfrit, brustwer, gemâlt; sit tâten die turne mâlen; die Mauern wâren al gemeine gel, grüen und weithîn (blau)…swarz, rôt und wîze; die Steine der Mauer truogen schoener varwe cleit, daz liehten schîn den ougen bôt). Bei der Innenausstattung bemühen sich die Dichter um eine Hervorhebung der Wohnlichkeit der Räume: Kamine und fiwerrâme (freistehende ummauerte Feuerstätten) sorgen für wohlige Wärme in sal, kemenâte und phiesel (gadem). Kronleuchter, Standleuchter (kerzstal) oder Lampen (glas, liehtvaz) erhellen Kemenaten und Säle alsam der tac. Kunstvolle Wandtextilien (lachen, unbehanc) und schoene gemelde an palast wenden bereiten ästhetisches Vergnügen. Ausführungen zum Mobiliar sind selten, einzig das Spanbette spielt eine größere Rolle. Es war wohl eine Art von Luxusmöbel mit einer aus zwei Pfosten (stollen) und Seitenbrettern (spangen, rigel) mit Spannseilen (strangen) und Gurten (ricseil) oder Tierhhäuten verbundenen Unterlage, auf der Decken, Felle und Polsterkissen ausgebreitet waren. Das Bett konnte zur Sitzgelegenheit umgerüstet werden.

Gelegentlich werden Vorburgen mit Wirtschaftsteilen oder ihre Lage zwischen Kernburg und burcmûre genannt und oft als in Brand geraten beschrieben, ohne dass jedoch auf die Funktion der Wirtschaftsgebäude eingegangen wird.

Brunnen, Zisternen oder verrohrte Wasserzuführungen finden ebenfalls Erwähnung, so war z. B. das Vorhandensein einer Quelle ausschlaggebend für die Errichtung der Burg Montalban des Eneas in Veldekes Eneit.

Häufig sind Berichte über das Baden. Durch das Hereintragen eines Zubers wird ein Raum in eine badstube umgewandelt.

Beliebte Freibereiche sind würzgertelîn und boumgarten. Oft wird die wurmlâge als Platz des Abhaltens von Gelagen (an tischen, die dâ stânt) oder Speiseort genannt. Gelegentlich kommen in den Texten ein Baumgarten und ein sich vor der Burg ausbreitender Anger mit einer großen Linde vor.

Für Notfall existieren geheime Gänge (duwiere), die zu Schlupfpforten (hâltürlîn) führen.

Schließlich gibt es allegorische Betrachtungsweisen z. B. in Bergfrit der Minne und Minneburg, daneben Tugendburgen und Seelenburgen.

 

In der Literatur kommen verschiedene Mittel zur Überhöhung der Wirklichkeit zum Einsatz.

Qualitätsbeteuerungen tragen den Anspruch auf Unübertrefflichkeit direkt vor, wobei häufig die Superlative von veste, guot und schoene zur Betonung der Festigkeit und Schönheit der Burg verwendet werden. Allgemeine Attribute sind schoene, veste, guot, rîche, wunneclîche und kunstrîche. An den Burgen ist swaz ze den êren tohte, sie sind nâch des wunsches werde oder ze wunsche wol, sie schauen aus als si waeren gedraet (gedrechselt).

Bilder und Vergleiche veranschaulichen die Qualitätsbeteuerungen. So werden z. B. in Wolframs Parzival durch den Vergleich der Burg Schanpflanzun mit Kartago ihre Schönheit und mit Arcaton ihre Größe ausgedrückt. Bei der Gralsburg wird das Bild des Sturmes auf die Festigkeit und Uneinnehmbarkeit der Burg bezogen. In Hartmanns Erec verbindet sich die Schönheit des Palas von Brandigan mit der Göttin Pallas.

Zahlenangaben sind Anknüpfungen an die Realität, werden aber durch die genannten Mengen zu Qualitätsbeteuerungen: Brandigan (Erec) hat 30 Türme, Isenstein (Nibelungenlied) 86, die Burg Billuncs (Wolfdietrich B) 200 und die Burg Sigebants (Kudrunlied) 300 Türme. Auf Munsalvaeche, Schanpflanzun und Schastel marveille (Parzival) gibt es einige Palasse, drei sind es auf Isenstein und vier auf der Burg mit dem toten Ritter (Diu Crône). Im Eckelied werden rund 100 Türme aufgeführt, jeweils drei vor einem Palas (> 33 Palasse). Die Burg Belians (Wolfdietrich D) hat 9 Gräben, Gansguoters Palas (Diu Crône) 500 Fenster. Unmittelbare Qualitätsangaben im Rahmen der Burgbeschreibungen idealisieren bildlich und vorstellbar. So werden im Fall von Brandigan Burg, Palas und Kemenate zwar wirklichkeitsnah beschrieben, aber durch die Art der Vermittlung von der Gediegenheit des Baues und der Erwähnung materieller Kostbarkeiten idealisiert.


Beispiele für Burgenbeschreibungen

 

Annolied (um 1100)


grundlegende Elemente von Weltchroniken

  • Tradierung der Historiographie in Vers und Prosa bis ins 15.Jh. hinein: als Weltchronik oder lokale Landes-, Stadt-, Fürsten- und Klosterchronik, Biographie und Selbstbiographie Bereitstellung von Identifikationsmodellen für bestimmte Rezeptionsgemeinschaften > programmatische Nutzung historischer Dichtung für Bildung eines Gruppenbewusstseins
  • Entstehung der ersten deutschsprachigen Weltchroniken in der mittelhochdeutschen Periode: von einem Autor geschaffene Darstellungen der Geschichte der Welt: Schöpfung, biblische Ereignisse, kirchliche Geschichte und weltliche Geschichte der fünf Weltreiche bis zur Gegenwart
  • chronologische Ausrichtung: Ordnung nach Jahren/Jahrzehnten oder Generations- und Regierungszeiten
  • erzählende Ausrichtung: Durchbrechung der annalistischen Darstellung, oft Einteilung in Bücher und Kapitel, reflektierende Weltgeschichtsschreibung
  • enzyklopädische Ausrichtung: meist Liste innerhalb eines Kompendiums
  • Strukturierung des Ablaufes der Zeit vor Denkmuster der Heilsgeschichte durch Einteilung in Weltalter, Regierungszeiten der Herrscher und teilweise zusätzlich durch Lehre von vier aufeinander folgenden Weltreichen (bei Identifizierung des vierten Weltreiches mit römischem Reich und danach Folgen des Weltendes Weiterbestehen des römischen Reiches durch Übertragung nowendig) und Zweiteilung des Stoffes in AT (Bibelbücher) und NT (Evangelien und Apostelgeschichte)
  • Typologie: Ermittlung heilsgeschichtlicher oder providentieller Beziehungen zwischen vergleichbaren Fakten, Bezug biblischer Fakten auf außerbiblische; Ausdeutung der Daten historischer Ereignisse zur Feststellung von Gesetzmäßigkeiten des geschichtlichen Ablaufes; Ausdeutung der Parallelität von Ereignissen der Heils- und Kirchengeschichte mit Ereignissen der Profangeschichte
  • Bemühung um Chronologie: Einreihung der Ereignisse in Folge der Zeiten von Abraham oder Schöpfung an durch chronologische Einordnung des benutzten historiographischen Materials; dahinter stehende Vorstellung: in chronologischer Ordnung Offenbarung von Gottes Plan für den Ablauf der Dinge > Aufgabe des mittelalterlichen Geschichtsschreibers Erkennen der göttlichen Ordnung und ihrer Darstellung
  • Wahrheitsanspruch der mit Wundergeschichten und Anekdoten durchsetzten Chroniken

Kurzinformation zum Text

  • Beginn der deutschen chronistischen Literatur
  • Verschränkung von Weltgeschichte und Vita sowie Verschmelzung von Geschichtsschreibung mit Legendendichtung: einerseits Zuführung des Verlaufes der (Heils-)Geschichte auf Erzbischof Anno von Köln, andererseits in Gliederung nach Weltreichen Vorführung der römischen Städtegründungen, Bekehrung der Franken, Vorstellung der Kölner Bischöfe, durch Anschließen der Vita Annos Verknüpfung der Figur des Bischofs mit Welt- und Heilsgeschichte

Stadtburgen von Ninive und Babylon:

dâ stift er eine burg sît  einir dageweidi wît,/drîir dageweidi lank:  michil was der sîn gewalt/diu burg nant er nâch imo Ninivê  dâ sint der merevisc Jônam ûzspê

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Der von Kürenberg: Zinnenwechsel (Mitte 12.Jh.)


grundlegene Elemente des Minnesanges

  • Neubeginn der liedhaften Liebesdichtung im Mittelalter, daneben Entwicklung anderer Formen der Lyrik wie Leich (in strophenartige Abschnitte mit jeweils eigener Melodie gegliederte Groß- und Prunkform) oder Sangspruchdichtung (lehrhafte Inhalte zu religiöser und moralischer Belehrung; älteste Sangspruchdichtung unter Autornamen Spervogel überliefert)
  • Dichtung getragen durch fahrende Sänger: literarischer Dienst des Schriftstellers an Adelshöfen als Teil der höfischen Repräsentation
  • Themen: Liebe zwischen Mann und Frau, Liebe zu Gott; Diskussion über Minne und höfische Gesellschaftsdiskussion
  • Entsprechen der Liebeslieder nicht der Realität, sondern im Rahmen der sozialhistorischen Gegebenheiten zu verstehen
  • Rollen- und Reflexionslyrik: frouwe, Werber/Mann, Gesellschaft, Autorperson
  • Anonymität der Dame und oft auch Koppelung von Liebe und Leid Gattungsmerkmal
  • Formen: Werbelied, Minneklage, Frauenlied, Tagelied (nach gemeinsamer Liebesnacht mit verbotenem Charakter), Wechsel, Dialoglied

Erste Phase: Donauländischer Minnesang (1150/1160-1170):

  • relative Eigenständigkeit ohne Einflüsse der französischen Literatur
  • archaische Minne mit Agieren des Mannes
  • im frühen Minnesang Verbindung des Schmerzes mit Trennung
  • Dichter z.B. Der von Kürenberg, Kaiser Heinrich (VI.) (Frau absolut gesetzes Subjekt), Dietmar von Aist (erstes Tagelied in deutscher Sprache)

Zweite Phase: Rezeption romanischer Vorbilder (1170-1190):

  • unter französischem Einfluss Übernahme neuer Melodien und Strophenformen wie der Kanzone (zweistrophig mit Auf- und Abgesang) und der Thematik der Unerfüllbarkeit von Liebe > anderes Geschlechterverhältnis mit Leiden des Mannes an unerfüllter Liebe
  • Dichter z.B. Heinrich von Veldeke, Rudolf von Fenis, Friedrich von Hausen (Liebe als Distanzphänomen und asketische Übung mit sittlicher Reife des Mannes als Ziel) Albrecht von Johannsdorf

Klassischer Minnesang/Hoher Minnesang (1190-1220):

  • Lieder hochartifizielle und für die Aufführung gedachte lyrische Produktionen: Aufbau der Strophenformen nach Kanzonenschema AAB
  • Rollenlyrik: innere Empfindsamkeit von Mann und Frau sowie Rolle der Gesellschaft
  • Hierarchisierung der Geschlechter und Ideal der Hohen Minne: Liebesklage des Sängers über Nicht-Erhörung durch die sozial übergeordnete und unerreichbare, immer anonym bleibende Dame
  • Hoher Minnesang: unerfüllte und entsexualisierte Liebe als wahre, erstrebenswerte Liebe > Entsagungsminne
  • Dichter z.B. Heinrich von Morungen (seelische Distanz von Sänger und Dame als Basis; Reflexion über eigenes Singen, Richten gegen Freundlosigkeit des hohen Sangs), Walther von der Vogelweide (Perfektionierung des Minnesang-Modells zu Möglichkeit der Erreichbarkeit der Frau), Reinmar von Hagenau/der Alte (Minneklagen in Form monologischer Reflexion, Überführung des Leides des Sängers in ästhetischen Genuss des Publikums, Wandlung der Trauer zu vollendeter Kunst), Hartmann von Aue (ironische Distanz, Ablehnung des Minnedienstes als Selbstzweck), Wolfram von Eschenbach (konzentriertes Erlebnis der Gemeinsamkeit in Tageliedern, nichts Trennendes und keine innere Distanz zwischen Liebenden), Neidhart (Transposition der Grundsituation des höfischen Minnesangs in ein bäuerliches Umfeld)

„nachklassischer“ Minnesang (1220-1350):

  • im 13.Jh. Variation des Modells aus hohem Minnesang
  • um 1300 Entstehung der großen Liederhandschriften wie des Codex Manesse (Große Heidelberger Liederhandschrift), danach Minnesang wieder sehr reduziertes Phänomen
  • Auswirkung der sozialen Stellung des Dichters auf seine dichterische Aussage
  • bewusste Form des Wettbewerbs im städtischen Umfeld
  • Pluralismus der Formen: Beibehaltung der Modelle des klassischen Minnesangs und Versuch der Weiterentwicklung
  • neues Personal und Erweiterung der Rollen auch durch soziale Differenzierung
  • Zielpunkt der Entwicklung im 15.Jh. Gesellschaftslied (Entstehung aus gemeinsamer Musizierpraxis heraus): textliche Veränderung hin zu allgemeinerem Milieu
  • Dichter z.B. Ulrich von Winterstetten (Sprach- und Wortspielereien), Steinmar (Setzen des allzeit Erreichbaren an Stelle der unerreichbaren Dame), Tannhäuser, Konrad von Würzburg (Tendenz zum Exzessiven, Zusammenfallen von Mann und Frau durch rhetorische Inszenierung), Konrad Schenk von Landeck (sprachliche Reflexion über Freuden der körperlichen Liebe), Ulrich von Liechtenstein (idealtypische Liebendenbiographie Frauendienst, Inszenierung und Spiel mit Minnesang höfischem Kodex untergeordnet), Heinrich von Meißen = Frauenlob (richtiges Loben einer Dame, Selbstrühmung und Präsentation der eigenen Gelehrsamkeit, hochgradig elaborierte Formulierungen, Entwurf der Lyrik für bestimmtes Zielpublikum, politische Propagadatexte in Form von Herrscherlobpreisen), Johannes Hadloub (Verbindung mit Züricher Stadtpatriziat um Rüdiger Manesse (Produzent der Heidelberger Liederhandschrift, erzählende Lieder mit biographischer Situation und klassische Lieder)

frühneuhochdeutsche Dichtung (1350-1500):

  • Liebeslieder: biographische Elemente und konkrete Adressatin
  • komponierte Melodien mit Trennung zwischen Text und Lied
  • Lieder in Art Neidharts, Spruch- und Meisterlieder, geistliche Lieder, politische Lieder
  • Dichter z.B. Hugo von Montfort (Formelhaftigkeit, zeittypische Vanitas-Thematik mit Abkehr vom Irdischen), Mönch von Salzburg (geistliche und weltliche Lieder mit breitem stilistischen Repertoire, Melodien überliefert), Oswald von Wolkenstein (moderner Umgang mit traditionellen literarischen Formen und Motiven, persönliche Erlebnisse und Erfahrungen als Grundlage literarischer Schöpfungen)

Ich stuont mir nehtint spâte an einer zinne…

Kurzinformation zum Text

  • Nennung der Burg als Handlungsort durch Erwähnung einzelner Bauteile (Zinnen)
  • abwechselndes Sprechen von Mann und Frau, Begehren (Frau) vs. Aufbegehren (Mann)
  • 1. Strophe: Sprechen einer Frau (hôrt ich einen ritter vil wol singen); Selbststilisierung des ritterlichen Sängers und Inszenierung seines Sanges gegenüber der Frau; Singen des Ritters in Art des Kürenbergers (> Präsenz durch Namensnennung); durch Wirkung des Sanges Verbindung von Ritter und Frau
  • 2. Strophe: Sprechen des Ritters und Anrede einer Vermittlerinstanz; Flucht des Ritters vor der Frau, da sie ihn zwingen will, ihr hold zu sein; im letzten Vers Aussprache des Wortes minne
  • zinne: Symbolbegriff des adeligen Lebens und Kennzeichnung der Frau als adelig; er muoz mir diu lant rûmen > Machtstellung der Frau
  • Entziehen des Mannes der Frau > keine Macht der Frau über die Minne, nur Entscheiden des Mannes: Dominanz des Männlichen und Agieren des Mannes
  • Strophen als Varianten unterschiedlicher ästhetischer Modelle in ihrer Konsequenz; allein Stehen der beiden Strophen möglich (Sehnsuchtsstrophe oder Flucht)

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Heinrich von Veldeke: Eneasroman (zwischen 1170 und 1189)

  • Stammen Heinrich von Veldekes aus Gegend um Maastricht, Gräfin von Cleve als Gönnerin; Gelangen des noch nicht fertigstellten Buches durch Diebstahl nach Thüringen > Befehl der Vollendung durch Pfalzgraf Hermann von Sachsen: ab 1190 als Landgraf Hermann von Thüringen bedeutender Mäzen

Kurzinformation zum Text

  • Antikenroman: Höfisierung des antiken Stoffes durch Unterwerfung unter das christliche Weltbild und christliche Deutung
  • genealogische Rechtfertigungsgeschichte der Erneuerung des römischen Reiches im Heiligen Römischen Reich
  • erster deutschsprachiger Liebesroman > Beispiel für ritterlich vorbildliches Verhalten und Macht der Minne: zwei Liebesbeziehungen des Eneas mit karthagischer Herrscherin Dido (Verlust der Sinne durch unrechte Minne nach Abreise des Eneas > Selbstmord) und latinischer Königstochter Lavine
  • durch Anblick und Liebe Lavines gestärkt siegreicher Kampf gegen Rivalen, Hochzeit und Krönung des Eneas zum König > Minne mit weltbewegender Macht wird zu staatstragender Ehe

Erbauung der wehrhaften Burg Albane:

ûf einen berch bî deme mere,/der stechel was unde hô ûf dem berge obene/sprank ein brunne ze mâzen grôz/starke her dernider flôz, einhalb dar zû gienk/ein hals der ne was niht breit./daz was doch diu meiste arbeit,/daz der hals durchbrochen wart,/want der vels der was hart./die borch nandens Albâne., dorch den hals si grûben/zû der selben zîte/graben vile wîte/tiefe unde werehaft, berfride und erkâre macheten sie vile dâ/bî einander gnûch nâ./steine sie trûgen,/ir brucke sie slûgen/ob den graben wîten

  • besondere Hervorhebung der verteidigungsfähigen Lage der trojanischen Burg auf einem hohen Felsvorsprung über dem Meer: auf Vorderseite Schutz der Burg durch den steil abfallenden Felsen und vom Berg kommenden Fluss,auf Rückseite Durchbrechung des Berghalses durch einen tiefen Halsgraben und Anbringung einer aufziehbaren Brücke
  • Nennung mehrerer nahe beieinander liegender Bergfriede und der vorkragenden Erker

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Hartmann von Aue (um 1160 bis nach 1210)

  • im Dienst eines Herren von Aue in alemannisch-schwäbischen Raum stehender Ministeriale (dem Adel zugerechneter Unfreier in Abhängigkeit von einem freiadeligen Geschlecht)
  • im Prolog des Armen Heinrich Selbstbezeichnung als dienestman und im Prolog des Iwein Selbstvorstellung Hartmanns als gelehrter (zumindest sehr gut Kennen der Rhetorik und Regeln der Interpretation) Ritter (an Wende zum 13.Jh. mit „Ritter“ Bezeichnung einer Zugehörigkeit zu einer Elite mit einem bestimmten sozialen Habitus, ohne rechtliche Relevanz): Bemühung um gern gehörtes Erzählen, um dem Publikum Freude zu bringen

grundlegende Elemente des Artusromans

  • Aktualisierung des Artus-Stoffes im Hochmittlelalter durch Chrétien de Troyes
  • Verbindung des Stoffes mit einem ethischen System, den Werten des Rittertums; Gefolgschaftssystem mit Idee der Gleichheit
  • Aventiureromane mit Doppelwegstruktur: in den Aventiuren Widerspiegelung der inneren Entwicklung des Helden: 1. Aventiurestrang – 1. Erfolg – tiefer Einschnitt – zur 1. Aventiurekette parallele 2. Aventiurekette – Vollendung, Happy-End
  • Entwurf einer alternativen Welt, jedoch in den gesellschaftlichen Gegebenheiten und diskutierten Themen um 1200 verankert
  • Ziel gleich gewichtetes Verhältnis von Gegenwelt und Artushof, von Einzelnem und Gesellschaft
  • Artus-Aventiureroman: in späteren Romanen nicht ganz gleicher Ablauf wie im Erec und Iwein und Versuch des Erreichens von Neuem
  • Artusroman des 13.Jhs.: konservativ, nicht mehr so individualistisch, experimentierfreudig, Entfernung von der euphorischen Aufbruchsstimmung um 1200, Verschluss gegen kirchliche Tendenzen; fragmentarische Artusromane Zeichen für Popularität im 13.Jh., nach 1300 keine neu entstehenden Artusromane mehr (politische Gründe, kein Interesse mehr für Thema der Individualisierung, aufgrund begrenzter Abenteuerwelt Ausweichen auf Orient), aber weitere Rezeption

Gattungstheorie des Artusromans nach Cormeau:

  • Handlungskette Reihe miteinander verknüpfter Einzelepisoden
  • Handlungsführung: linear Folgen des Weges der Hauptfigur (deutscher Artusroman, Ausnahme: Lanzelet)
  • Schauplatz: Spielen der Episoden entweder in höfischer Umgebung in Szenen der ritterlichen Gesellschaft oder in Entfernung vom Hof > Konfrontation des Helden allein mit unbekannten Gegebenheiten; Motivierung des Aventiurewegs durch Verpflichtung oder Suche, später Rückführung zum Hof
  • Akteure: ritterlicher Titelheld und funktionell vom Protagonisten abhängige Minnepartnerin sowie Artusgesellschaft mit definiertem Rollencharakter > Sicherung der Identität des Hofes als Gesellschaft; auf Episoden des Auftritts beschränkte Gegenspieler
  • selbstständiges Agieren von Held und Artushof in Relation zueinander: Orientierung des Helden an den Verhaltensnormen des als Bezugsgruppe dienenden Hofes, Bestätigung des Erfolges durch die Anerkennung durch die Hofgesellschaft; da Hauptaktion außerhalb des Hofes Hof inaktiver Mittelpunkt
  • im Denken des Artusrittertums enge Verbindung von Aventiure und Ehre: Ehre als Triebkraft der Aventiure, Ehre = öffentliche Anerkennung der Kampfestüchtigkeit
  • Beherrschung der Aktionen von Minne und Kampf; Erhalt der Partnerin durch Zufall, Minne immer Minneehe, Kampf als Ritterkampf > Held souveräner Herrscher
  • Ziel der Herstellung von Harmonie am Hof > Meisterung der gesellschaftlichen Probleme
  • Prozess der Selbstfindung des Helden: erste Aventiuresequenz > Krisensituation > Aufdeckung eines Defizits; zweite Aventiuresequenz > Bewährung > stabiler Endpunkt

Burgendarstellungen

  • im Erec und Iwein Liegen der meisten Burgen auf einem burcberg, Hinaufführen einer schmalen burcstrâze oder eines burcweg,je nach Größe Befestigung der Burgen mit burgmûre, außerhalb Liegen von als vorburc bezeichneten Gebäuden, Gelangen in die Burg über brücke durch bürgetor, tor oder mit nagel als Schuber versperrte porte möglich, teilweise mehrere Burgtore und Absicherung mit slegetor > im Burginneren Befinden eines hofes, wichtigstes Burggebäude Palas als Wohn- und Repräsentationsgebäude, Liegen von gezimbern vornehmlich als kemenâten auch in anderen Gebäudeteilen, vor allem in großen türnen; Verzierung der Burg durch kleinere türne und zinnen, Bezeichnung der Burgbewohner durch Hartmann als burgaere
  • durch Burgenbeschreibungen Charakterisierung des Handlungsortes und Verankerung im Bewusstsein des Publikums: Verweisen auf Bedeutung der sich am Handlungsort vollziehenden Ereignisse oder Ersetzung bei fehlender Handlung
  • detailliertes Vorgehen Hartmanns bei Schilderung idealisierter Burgen
  • trotz Bleiben im Rahmen des Möglichen Auszeichnung der Burgen durch besondere Größe, starke Wehrhaftigkeit und prunkvollen Reichtum
  • Einfügung der Idealisierungen in Wesen der aventiurehaften Artusepik: Losgelöstheit aus geschichtlicher Wirklichkeit von Ort und Zeit > da in Epen keine Schilderung einer historischen Wirklichkeit auch keine Benötigung von ausführlichen Beschreibungen im Rahmen der Szenerie; bei ausführlichen Beschreibungen bestimmte Funktion

Erec (um 1185)

Kurzinformation zum Text

  • „klassischer“ Artusroman
  • Konflikt im Ausgleich von Minne und Ehre: Überwiegen der Minne > Verliegen Erecs und um Enites Willen Verzicht auf Turniere > Vernachlässigung der Herrschaftspflichten als Landesherr, Ansehens- und Ehrverlust in der Gesellschaft > Bewährungsabenteuer Erecs und Enites als treue Ehepartner, am Ende Gleichgewicht von Minne und Ehre > Freude
  • Definition der Minnebeziehung durch bedingungslosen Einsatz für das Wohl des anderen: triuwe, staete > Dauerhaftigkeit der Beziehung
  • durch Enite Bruch des ihr von Erec auferlegten Schweigegebots, um ihn zu retten (auch wenn es ihr schadet); durch Missachtung eines Befehls des Ehemannes zuwider Handeln der gesellschaftlichen Norm, dennoch gerade Handeln zum Wohl der Gesellschaft durch Rettung des Landesherrn Erec; Dienen von allem, was aus Treue zu Erec geschieht, auch Enites Ehre
  • amîs unde man: Zentrum des Artusromans: für Enite Erec Geliebter und Ehemann

Burg Limors des Grafen Oringles:

eines dinges vil geschiht,/des enwundert mich niht,/swer sînem lîbe vorhte treit,/daz er durch sîne gewarheit/dicke vliuhet grôzen schal/ûf die burc ûz dem tal./sô vluhen dise ûz dem hûs/und sluffen ze loche sam diu mûs./in wart daz wîte bürgetor/beidiu dar inne und ouch dâ vor/ze wênic und ze enge,/sô daz si mit gedrenge/vielen über mûre

  • wehrhafte Höhenburg
  • nach Aventiure auf Limors Erkennen der triuwe und staete Enites als Ehefrau durch Erec und Versöhnung des Paares

als Jagdschloss dienende Wasserburg Penefrec des Königs Guivreiz:

Guivreiz ir wirt, vuorte sî/ze bezzerm gemache dâ bî./ûf eine sîne veste/dâ er si bewart weste/ze vollem gemache./von aller guoten sache/sô was daz selbe hûs vol,/rehte als ich iu sagen sol./ez stuont enmitten in einem sê […] dar zuo was dâ daz beste jaget/dâ von uns ie wart gesaget./ez hete der künec umbe den sê/wol zwô mîle oder mê/des waldes in gevangen/und mit mûre umbegangen: Teilung in drei Bereiche jeweils mit Rotwild, Schwarzwild und Kleinwild, Beobachtung der Jagd von Zinnen > hie was kurzwîle guot./Penefrec was diz hûs genant,/dâ man dehein gebresten envant

  • Erfolgen der nicht aus französischer Vorlage übernommenen Beschreibung vor allem in Bezug auf Jagdstücke des Tiergartens und Sees (weniger Burggebbäude selbst)
  • sachliche und wirklichkeitsgetreue Angaben von Tiergarten und Wild sowie Arten der Jagd
  • Belebung der Beschreibung durch eine gestufte Steigerung von zwei miteinander verbundenen Strängen zum einen erzählungsgebunden den König und Jagdgesellschaft betreffend, zum anderen Einbezug des Dichters und des Publikums (vom Zuschauer bis Selbstbetätigung als Jäger)

Burg Brandigan:

ein burc si sâhen vor in stân,/michel unde wol getân./und als si Guivreiz ersach,/daz wart im vil ungemach/und begunde in vaste beswaeren/daz si dar komen waeren./„nû sage, von wiu?“ daz weiz ich wol/und sagez sô ichz sagen sol./des enist noch niht zît./wie gebitelôs ir sît!/wer solde sîn maere vür sagen?/ich enwil iuch niht verdagen/wie diu burc geschaffen waere:/daz vernemet an dem maere./ vil guot was daz burcstal:/als uns der âventiure zal/urkünde dâ von gît,/sô was ez zwelf huoben wît./ez was ein sineweller stein/dâ niender bühel ane schein,/ebene sam er waere gedrân,/und ouch rehte getân/nâch des wunsches werde,/ûf von der erde/entwahsen wol den mangen./den berc hete in gevangen/ein burcmûre hôch und dic./ein ritterlîcher aneblîc/ziertez hûs innen./ez rageten vür die zinnen/türne von quâdern grôz,/der vuoge niht zaemene enslôz/dehein sandic phlaster:/si wâren gebunden vaster,/mit îsen und mit blîe,/ie drîe und drîe/nâhen zesaeme gesat./dâ enzwischen enwas diu stat/gezimbers niht laere./dâ sâzen die burgaere/nâch grôzer ir werdekeit./alsô was daz hûs zebreit/mit den türnen. nâch ir zal/sô was ir drîzec über al./sus was daz hûs gevieret:/die türne gezieret/obene mit goldes knophen rôt,/der ieglîcher verre bôt/in daz lant sînen glast./daz bewîste den gast/dem dar ze varne geschach,/daz er den schîn verre sach/und er des hûses ûf der vart/des tages niht verirret wart./ein wazzer drunder hin vlôz,/des val gap michelen dôz,/wan ez durch ein gevelle lief./daz selbe tal was alsô tief,/swer ûf die zinnen sitzen gie/und er ze tal diu ougen lie,/den dûhte daz gevelle/sam er sahe in die helle:/der swindel in ze tal zôch,/sô daz er wider in vlôch./an der andern sîten/dâ man zuo mohte rîten,/dâ stuont ein stat vil rîche,/bezimbert rîchelîche,/diu einhalp anz wazzer gie./anderhalp daz undervie/ein boumgarte schoene und wît,/daz weder vor noch sît/dehein schoener enwart gesehen.

  • im Anschluss an idealisierte mittelalterliche Wirklichkeit recht anschauliche Zeichnung einer Höhenburg: Liegen der im Geviert anlegten Burg auf hohem, gleichmäßig runden, oben zwölf Hufen großen Felsen, Schutz durch hohe und dicke Mauern; Verfügen über dreißig feste, in Dreiergruppen stehende Türme aus Quadermauerwerk (mit Bleifugen) sowie sehr tiefen Wassergraben, auf Türmen leuchtende Goldknäufe > Eindruck der Schönheit der geschlossenen Baugruppe auf aufragendem Felsen und Wucht der Turmgruppen
  • auf der anderen Seite Erstrecken der von Wasserlauf und Baumgarten begrenzten Stadt
  • Bemühung um sinnlich gestaltete, individuelle Schilderung und Einbringen des persönlichen Empfindens des Erzählers: erlebnisartige Vermittlung des Eindruckes der Höhe durch Blick von Zinnen hinab in tosenden Wassergraben
  • Betonung des Zweckbaus (keine dekorativen Details) > Zug der Lebensnähe
  • Entsprechen der Burg Erecs wichtigstem Bewährungsabenteuer: Betonung der Gewichtigkeit des letzten Abenteuers erzähltechnisch in kunstvollem Aufbau

Palas von Brandigan: in ein sô schoene palas,/dô diu gotinne Pallas/rîchsete hie en erde,/des genuocte si zir werde/ob si waere berâten/mit solher kemenâten./ez was vil wol gezieret,/sinewel, niht gevieret,/guot unde reine,/von edelem steine,/der ie mê von marmel kam,/als ez ir ougen wol gezam/und als ez der wunsche gebôt,/gel grüene brûn rôt/swarz wîz weithîn,/dirre mislîche schîn/sô gebent und sô geliutert was/daz er glaste sam ein glas/geworht mit schoenen witzen.

  • Bedienen Hartmanns der Erzähltugend der mâze: zwar idealisiertes, aber im Bereich des Möglichen liegendes Aussehen des Palasinneren: Edelsteinprunk und mechanische Würden
  • Erhebung des Anspruches auf Unübertrefflichkeit des Palas: Eignung als Kemenate der Göttin Pallas
  • runder Bau, Gewinnen der Schönheit durch verschiedenfarbige marmorne Ausgestaltung (> durch Glätte Reflektieren des Lichtes wie Spiegel)
  • zuerst Beschreibung des Palas und dann der sich dort aufhaltenden trauernden Damen > Verbindung des anschaulich vorgeführten Raumes mit bedeutsamen Vorgängen (Frauen Witwen der im Kampf gegen Mabonagrin getöteten Ritter): nach errungenem Sieg rückwirkend Verdeutlichung der Hintergründigkeit und Bedeutung der Palas-Episode: trotz Sieg und Festesfreude Fühlen Erecs von Trauer und Mitleid mit Damen > durch hinzukommende Tugend der erbärmde Steigerung Erecs zum vollkommenen Ritter
  • Bericht des Burgherrn Tod vieler Ritter > zum Gewinn von größerer Ehre und Ruhm Riskieren seiner noch geringen Ehre durch Erec und Beschließen des Kampfes gegen Ritter Mabonagrin (auf Wunsch der Freudin bis zur Besiegung in Baumgarten gefangen)

Kemenate von Brandigan: dâ mite giengen si enwec/slâfen ze kemenâten./diu was wol berâten/mit rîcher bettewaete/und mit anderem geraete./si was vol behangen/mit guoten umbehagen:/der gemaele was von golde rîch./dar zuo was der esterîch/mit guoten teppechen gespreit,/als ez des wirtes rîcheit/wol vür bringen mohte/und sînen êren tohte,/wan er was herre über daz lant

  • wirklichkeitsnahe Beschreibungen von Burg, Palas und Kemenate, aber durch Art der Vermittlung von Gediegenheit des Baues und Erwähnung materieller Kostbarkeiten (Goldknäufe, Marmorverkleidung, golddurchwirkte Wandbehänge, kostbare Teppiche) Idealisierung
  • in Kemenate erste Liebesbegegnung Erecs und Enites nach der Versöhnung, durch Stattfinden der Vereinigung der Gatten im Rahmen des Bewährungsabenteuers unmittelbar vor im Zeichen der Minne geführtem Endkampf Erhalt eines tieferen Sinnes: hinweisende Funktion des Verweilens bei der Kemenatenbeschreibung auf sich dort vollziehendes Geschehen der Versöhnung des Paares in liebender Hingabe

Iwein (um 1200)

Kurzinformation zum Text

  • „klassischer“ Artusroman
  • Konflikt im Ausgleich von Minne und Ehre: Überwiegen der Ehre, Übertreibung der Ritterpflichten und Vernachlässigung der Pflichten als Landesherr und Ehemann > Ehre und Sicherheit des Landes in Gefahr, daher Anklagung des triuwe-Bruches durch Ehefrau Laudine, Schuld Iweins > Identitäts- und Existenzverlust > Wahnsinn > durch Aventiure Wiederfinden der Identität und Integration in Artusritterschaft sowie Wiedergewinnung der Landesherrin Laudine
  • Durchschimmern des Problemes der zwei Lebensbereiche des Ritters in der höfischen Gesellschaft: Kämpfer im Dienst des Lehnsherrn unter anderen Rittern sowie Oberhaupt einer bäuerlichen Grundherrschaft > Treuepflicht nach oben und unten
  • Minnebeziehung: bei Anblick der trauernden Witwe des von ihm getöteten Ritters ergreift die Minne von Iwein Besitz; Sicherung der Ehre und des Reiches Motivationen Laudines für Versöhnung und Heirat mit Iwein, Entwicklung positiver Gefühle für Iwein nach siegreichem Kampf und Steigerung der Ehre durch Besuch des König Artus
  • Pflichtvergessenheit: keine Erfüllung der durch die Position als Landesherren an ihn gestellten Anforderungen durch Iwein und Versäumen der Rückkehr zu vereinbartem Termin > Schaden des Wohlergehens von Laudine, Verlust des Ansehens in der Gesellschaft (Funktionieren der höfischen Gesellschaft nur durch das Einhalten der Verpflichtungen gegenüber anderen = gesellschaftliche triuwe) > Treuebruch > Verlust der Existenz, Ehre und Selbstanerkennung, Selbstachtung und Identität; Minnewahnsinn aufgrund nach Aufkündigung Laudines fortdauernder Liebe
  • auf Aventiureweg Wiedergewinn der Identität: Überwindung des Wahnsinnes, durch Verhalten des Iwein begleitenden Löwen Lernen von Nächstenliebe, Buße für Tötung Askalons, Erfüllung der Verpflichtungen aufgrund von Schuld, nach schwerstem Kampf Rückgewinn des höchsten Ansehens und wieder Preisgabe des Namens
  • doppeltes Ziel des Weges der Wiederherstellung von triuwe und Ehre: Wiederfinden der Identität und Integration in Artusritterschaft sowie Wiedergewinn der Landesherrin Laudine (Zustimmen der Rückkehr Iweins allein aufgrund eines Eides (hat Iwein (ohne ihn zu erkennen) versprochen, ihn mit seiner Dame zu versöhnen)) durch durch Taten befestigtes untadeliges Ansehen > Ehre nur mehr in Ehe mit Laudine möglich

Einfügung der klischeehaften und kurzen Burgbeschreibungen als handlungsnotwendige Szenerieangaben in Ablauf des Geschehens:

Burg König Ascalons (Torhalle):

Nune was diu burcstrâze/zwein mannen niht ze mâze:/sus vuoren si in der enge/beide durch gedrenge/unz an daz palas. dâ vor /was gehangen ein slegetor > bei Verfolgung Ascalons Geraten Iweins zwischen zwei Fallgitter und in diesem Zusammenhang Beschreibung der Burg: sus was mîn her Îwein/zwischen disen porten zwein/beslozzen und gevangen. […] Ich wil iu von dem hûse sagen/dâ er inne was beslagen./ez was, als er sît selbe jach,/daz er sô schoenez nie gesach/weder vor des noch sît,/hôch vest unde wît,/gemâlet gar von golde./swer darinne wesen solde/âne vorhtlîche swaere,/den dûhtez vreudebaere./dô suochter wider unde vür/und envant venster noch tür/dâ er ûz möhte.

  • Größe und Festigkeit der Toranlage aufgrund der Macht Ascalons, aber Ungewöhnlichkeit der Ausstattung einer dem Schutz vor Feind dienenden Einfahrt mit Malereien und Gold
  • Belebung der Zeilen durch Hartmann als Berichterstatter und Einschaltung der Beteuerung über Schönheit des Torraumes durch sich darin befindlichen Iwein (zu diesem Zeitpunkt persönliche Ehre das Wichtigste, Tiefpunkt der Unehrenhaftigkeit)

Burg des Grafen Aliere:

und vlôch dô werlîchen/gegen einer sîner veste/die er dâ nâhen weste./dâ er zuo dem hûse vlôch,/dâ was der burcberc sô hôch,/beidiu sô stechel und sô lanc,/daz in sunder sînen danc,/her Îwein ergâhte an dem tor

  • typische Standortbeschreibung in Form einer idealen Anlage

durch Riese Harpin beschädigte Burg:

diu burc was harte veste/und allen wîs diu beste/vür stürme und vür mangen:/den berc hete bevangen/ein burcmûre hôch und dic. […] was diu vorburc verbrant/unz an die burcmûre gar.

  • zwar Betonung der Kampftüchtigkeit und Uneinnehmbarkeit der Burg aufgrund hoher und starker Burgmauer (> nur Niederbrennung der Vorburg möglich), aber eher topoische Beteuerung der Festgefügtheit der Burg

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Ulrich von Zatzikhoven: Lanzelet (kurz nach 1194)

Kurzinformation zum Text

  • Artusroman
  • Erzählung der Kindheitsgeschichte des Helden und der Lebensgeschichte der Eltern > Artushof nicht zentral, nur Station in Lebensgeschichte des seinen Namen und der Herkunft suchenden Helden
  • vier Lebensgefährtinnen des wipsaeligen Lanzelet
  • stets Glück (saelde) auf Seiten Lanzelets, Behütung aufgrund von Tugend und Tüchtigkeit; Schicksalsglauben
  • Liebe Lanzelets zu Tochter des getöteten Feindes Iweret, nach Heirat mit Iblis Erfahren des Namens und der Herkunft (Mutter Schwester des König Artus)
  • nach Befreiung von Artus´ Königin (anders als im Karrenritter keine Liebe Lanzelets zur Königin) Erhalt der êren krône und nach Rückkehr zu Iblis des Landes Geneweis

Iwerets Burg Dodone:

ez lac harte schône./diu rîche Dôdône/hiez diu burc mit wârheit/und was michel vlîz an si geleit./wan der berc was niht ze smal,/siu lac hôhe ob dem tal,/erbûwen wol mit sinnen./ûzenân und innen/schein siu betalle hêrlich./niden was der esterich/von marmelsteine gemaht./diu mûre was derselben slaht./geschâzavelt genôte,/wîz unde rôte,/wârn die steine gevieret./diu mûre was gezieret/harte wol von golde./dâ der wirt sîn solde/und dâ sîn wonunge was,/daz was ein rîche palas,/michel unde maere./man seit uns, daz er waere/mit maneger schônheit geladen,/dar inne stuont ein slâfgaden,/des mûre wârn ônichelîn./der esterich der muose sîn/lûter von cristallen/und von edelen kôrallen./dâ wâren striche an gemaht/von jaspidê maneger slaht./dâ was grôz rîcheit schîn./diu siule wâren silberîn./da enmitten lâgen steine […] dâ von wart niener tunkel/in der kemenâten. […] daz spanbette, dâ ûf lac/der wirt und sîn kint reine,/daz was von helfenbeine/und von rôtem golde./die steine die er wolde,/die wâren dar an geleit./ein kulter was dar ûf gespreit/von samît grüene als ein gras./diu bettewât vil linde was,/der pfülwe und ouch daz küssîn:/diu ziehe guot sîdîn […] Dôdône stuont ze wunsche wol,/wan der wirt het genuoc/swes wazzer oder lant truoc/und swes sîn lîp gedâhte./die burc er vollebrâhte,/daz ir nihtes enbrast./siu was guot unde vast,/besazt mit burgaeren

  • Einleitung des ersten Handlungshöhepunktes mit Burgenbeschreibung: Iweret Gegner von Lanzelets Ziehmutter
  • Liegen der Burg hoch über dem Tal auf einem Bergrücken von günstiger Breite
  • Neigen Ulrichs zum Seltsamen und Wunderbaren: Pracht und Kostbarkeit von Baumaterialien und Ausstattung als Wesentlichkeit; keine Schilderung der Wehrhaftigkeit und Nennung der Architekturteile nur als Schmuckträger
  • marmorner Boden, aus weißen und roten Marmorquadern schachbrettartig geschichtete und mit Gold verzierte Burgmauer
  • kristallener Fußbodens mit Korallen- und Jaspismusterung und silberne Säulen mit verschiedenen Edelsteinarten, aufgrund magischer Kraft der in Gewölbe eingelegten Edelsteine Schutz des Burgherrn
  • durch wiederholte Verwendung der Farben und Betonung des Leuchtens Steigerung der Wirkung der Architektur durch Dekoratives
  • Stationierung einer Burgmannschaft auf Dordone (in Realität eher Ausnahme)

Dô fuorte sînen herren/Dodines der helt balt/ûf sîn hûs. daz was gestalt/bî dem mose ûf einen stein./ez enwart nie burc dehein/erbûwen baz noch alsô wol./diese veste nam des landes zol.

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Nibelungenlied (um 1200)

 

grundlegende Elemente der Heldendichtung

  • Basieren auf mündlicher Überlieferung von Heldenliedern ohne Nennung der Autoren
  • germanische Völkerwanderungszeit als historische Wurzel > Heldensage als Geschichtsüberlieferung: historisch motivierte Entstehung und Enthalten eines historischen, zur erinnernden Bewahrung erzählerisch überformten Ereigniskernes: durch individuelle Antriebe motivierte und mit Schicksal ganzer Völker verknüpfte Taten einzelner Helden und Höhepunkte im Leben einer kriegerischen Herrenschicht
  • Anpassung der historischen Fakten an traditionelle formelhafte Erzählschemata und Erzählmotive > Erscheinen der Ereignisse der Völkerwanderungszeit und der Lebensverhältnisse des Frühmittelalters im Gewand einer sie an den neuen Standard einer höfischen Gesellschaft anpassenden Dichtung
  • Gattungsdifferenz zwischen Heldenepik und höfischer Epik: unterschiedliche, auf mündlicher oder schriftlicher Tradition beruhende Stoffe; Vortragsform in sangbaren Strophen gegenüber zu lesenden Reimpaarversen; Blockhaftigkeit gegenüber großbögiger Struktur; Anonymität einerseits und Autorbezogenheit andererseits; objektive Erzählhaltung gegenüber stärkerem Hervortreten des Erzählers; historische Glaubwürdigkeit gegenüber Fiktionalität der erzählten Geschichte

Kurzinformation zum Text

  • Heldenepos
  • erstes erhaltenes Schriftwerk der wirklichen Erzählung der Nibelungensage; anonyme Niederschrift im Umkreis des Passauer Hofes unter Mäzen Bischof Wolfger von Erla von Passau (Anhänger der Staufer)
  • historische Zusammenhänge: Kernkomplex des Burgundenunterganges aus Völkerwanderungszeit um burgundische Könige, Hunnenkönig Attila und Ostgotenkönig Theoderich, Verbindung mit jüngerem Komplex um Siegfried und Brünhild aus merowingischer Zeit, Anlagerung weiterer historischer Ereignisse, Figuren und politischer Konstellationen aus jüngerer Zeit
  • enge Verschränkung von historischer Sage und Mythos: bei bestimmten heroischen Anlässen Werden des mythischen Anderen zu bewegendem und in die Wirklichkeit eindringenden Paradigma
  • Thema: durch den Verrat Kriemhilds, der Schwester der Könige, als Rache für die Ermordung des ersten Ehemannes Siegfried (und den Raub des Besitzes) durch die Königssippe um Gunther und Hagen motivierter Untergang des burgundischen Reiches durch den Untergang der wehrfähigen Führungsschicht; Hineinspielen der Konsequenzen des Rangstreites der Königinnen in Folge der Täuschung der isländischen Königin Brünhild durch Standeslüge Siegfrieds und magischen Betrug in Brautwerbeunternehmen Gunthers
  • zwei Handlungsblöcke: Siegfried und seine Ermordung sowie Rache Kriemhilds und Untergang der Burgunden am hunnischen Hof
  • Verschränkung zweier Bereiche: auf Vorderbühne spielende höfische Haltung am Wormser Hof und sich unerbittlich durchsetzendes heroisches Geschehen > Durchbrechen der niedergedrückten Gewalt in Kriemhilds Rache > Ende der Geschichte, Ende der erzählten Welt und Vollendung des Epos
  • durch Figuren Repräsentation einer starren und unerschütterlichen Ethik der êre wie für feudale Gesellschaften typisch; Leitung der Charaktere von Heroik, feudalen Interaktionsmustern und manchmal vom herzen; Abhängigkeit der Haltungen, Reaktionen und Entscheidungen von Handlung und Situation
  • Kriemhild: Entwicklung vom umworbenen höfischen Mädchen über Ehefrau Siegfrieds zu seiner unerbittlichen Rächerin (aus herzeliebe Setzen der triuwe zu Siegfried an Stelle aller anderen Sozialbindungen) und am Ende Opfer (da Unzulässigkeit der Durchführung der Rache mit eigenen Händen); Untrennbarkeit von Siegfrieds Ermordung und Hortraub, Verlust des Geliebten und Machtverlust
  • Siegfriedin höfischer Welt mit Schwertleite Initiation als Ritter, in Anderswelt durch Hortwerb und Drachenkampf Initiation als Heros; Spannungen zwischen königlichem Herrschaftsanspruch, höfischer Ein- und Unterordnung und überschießender heroischer Potenz: durch Minnedienst Einfügung in Herrschaftsverband als notwendige Hilfe und Bedrohung (durch Bad im Drachenblut Teil des durch ihn entfesselten und die höfische Welt ergreifenden Chaos) > Scheitern der durch Betrug passierten Integration und zur Sicherung des Fortbestandes der höfischen Gesellschaft Beseitigung Siegfrieds mit Hilfe der hövescheit als Fassade
  • die Könige: Einführung der Brüder als Vormünder Kriemhilds, oberste Entscheidungskompetenz Gunthers: Handeln im Rahmen des Feudalstaates und in Zwängen des mittelalterlichen Personenverbandstaates, Überschreitung der eigenen menschlichen Grenzen durch Streben nach Gewinn von Ansehen durch einen Sieg gegen eine Herausforderung für alle Männer darstellende Brünhild, Demütigung Gunthers durch Bezwingung durch Brünhild in Hochzeitsnacht
  • Hagen: mächtigster, aus altem Adel stammender Verwandter der Könige, vasallitische Bindung als Gefolgsmann und vriunt an Könige; keine Hinnahme von Ehrverletzung oder Aufgabe eines aussichtslosen Kampfes; Gründe für Tötung Siegfrieds: Beleidigung der Herrin Brünhild als Anlass, Gier nach Hort, Beleidigung durch Dienstbeflissenheit Siegfrieds (Dienst Amt und Vorrecht); am Hof Etzels durch offene Zugabe des Mordes und der Schuldzuweisung an Kriemhild Treiben der übermuot auf Höhepunkt,in eigenem Tod Erreichen des endgültigen Sieges durch Erhebung zum größten Helden durch Etzel
  • Brünhild: Entwicklung von kämpferischer, durchsetzungsstarker und mythischer Kriegerkönigin durch Betrug, Vergewaltigung und Defloration hin zu gehorsamer höfischer Ehefrau und am Ende erfolgreicher Rächerin mit Erhalt ihres Rechtes; minneclîche küneginne und vreislîches wîp: höfische Repräsentation durch Kleidungsgewohnheiten und mit riesenhafter Stärke Messen in ritterlich-sportlichen Disziplinen, durch Forderung des Kämpfens mit Brautwerbern auf Leben und Tod Verknüpfung männlicher Verhaltensformen als adelige Frau; Zwang zur Anpassung des Verhaltens an Regeln einer männlich-dominierten, höfischen Gesellschaft > Teilnahme an Spielen der Doppelzüngigkeit und politischen Intrigen zum Erreichen von Einfluss > verräterische Einladung Siegfrieds und Streit mit Kriemhild um Vorrang; aufgrund der Beraubung in vielfacher Weise Rache für empfangene Schmach bei teilweise verantwortlichem Siegfried: mit Wahl des ersten Racheopfers in Gang Setzung eines Mechanismus mit nicht mehr Verlangen der persönlichen Beteiligung (für Frau angemessenes konformes Verhalten zu rechtlichen Bestimmungen der Zeit) > Kriemhilds Rache nur Fortsetzung von Brünhilds Rache
  • Rüdiger: triuwe-Konflikt: herrschaftlich begründete Pflicht gegenüber Lehensherr Etzel und Eid gegenüber Kriemhild im Widerspruch zur Verwandtschaft mit den burgundischen Gästen > Tod durch Gegner selbst geschenktes Schwert Konsequenz aus entgegen gesetzten Verpflichtungen
  • Dietrich von Bern: zu vom Schicksal verfolgtem vorbildlichen Gefolgschaftsherren umstilisierter Ostgotenkönig Theoderich, Hochachtung für Hagen und Verteufelung Kriemhilds; Tendenz zur strukturellen Entlastung durch Fehlen einer in Handlung eingreifenden Funktion (keine Tötung Kriemhilds und so Verhinderung einer charakterlichen Abwertung durch Schlag gegen eine Frau)
  • Etzel/Attila: anders als historischer Attila nicht mehr Tribut fordernder Feind germanischer Stämme, sondern großzügiges Anbieten von Zuflucht für Helden im Exil, Langmut und politische Kompentenz; Ahnungslosigkeit gegenüber Plänen Kriemhilds und Versuche zur Bewahrung des Friedens (erst nach Tötung des Sohnes Ablehnung des Friedens); Beklagung von Hagens Tod durch Hand Kriemhilds
  • Personenverband: Bestimmung der Figuren durch vriundschafts-Bindungen mit anderen Personen und damit Gegnerschaft mit wieder anderen, gegenseitiger Konflikt von verwandtschaftlicher, vasallitischer und waffenbrüderlicher vriuntschaft aufgrund kettenförmiger Verknüpfung einzelner Elemente des sozialen Verbandes; Stärke vasallitischer Bindungen (feudales Vergesellschaftungsprinzip unbedingter persönlicher Verpflichtungen und triuwe zum gegebenen Wort), Bruch persönlicher Verpflichtungen im Namen anderer Personen Verrat und Treuebruch
  • Herrschaft: kein Feudalkonflikt, sondern Beweis der durch nichts zu erschütternden triuwe durch Vasall gegenüber seinem Herrn, zentrales Thema von Heldenepik als Konflikt zwischen zwei Gleichen (nicht Vasallitätskonflikt) thematisierter (falscher) Herrschaftsanspruch des Königs gegenüber seinem hohen Adel
  • Standeslüge und Betrug: für Hilfe bei Werbung um Brünhild und als Minnedienst für Kriemhild freiwillige Unterordnung Siegfrieds unter Gunther > durch unter Tarnkappe unsichtbaren Siegfried in Zusammenarbeit mit Gunther Besiegung Brünhilds; Wiederherstellung der Ranggleichheit durch gleichzeitige Eheschließungen; aufgrund nicht wirklicher Bezwingung durch Brünhild Fortsetzung des Widerstandes noch immer in Besitz der (durch Jungfräulichkeit garantierten) Magie in Hochzeitsnacht > Bändigung Brünhilds durch getarnten Siegfried und Defloration durch Gunther
  • Rangstreit der Königinnen: öffentlicher Streit Kriemhilds und Brünhilds über Status des Ehemannes und Vorrang: durch Brünhild Beschimpfung Kriemhilds als Frau eines Leibeigenen und deshalb als selbst leibeigen, durch Kriemhild Beleidigung Brünhilds mit „Beischläferin eines Untergeordneten“ (mannes kebse)und Vorzeigen von Brünhild durch Siegfried geraubtem Ring und Gürtel (Beischlaf Kriemhilds Schlussfolgerung) > öffentliche Bloßstellung des Königshauses und Entehrung Brünhilds durch angebliche außerheliche Beziehung mit man, durch Eidesleistung Siegfrieds keine Tilgung und daher Verlangen nach Weiterungen > heimliche Beseitigung Siegfrieds und seiner möglichen Herrschaftsansprüche mit Hagen als Regieführer; bei Finden des toten Siegfried vor Tür Anklage Brünhilds und Hagens durch Kriemhild, Brechen des Herzens Begründung für weiteres Rachehandeln; am Ende Bekennen Hagens als Mörder, Selbstfeierung und Einnahme der Pose des Richters in eigener Sache > offener Kampf einziger Weg zur Sühnung des Unrechtes, durch Scheitern höfischer und rechtlicher Lösungen Hilflosigkeit der königlichen Macht und Triumph des heroischen Ethos
  • mythische Elemente: Verwendung als Zeichen vorrationaler Weltwahrnehmung und -erklärung: Heraushebung aus chronologischem Fortlauf des Geschehens (in Zeitlosigkeit gerückte Jugendtaten Siegfrieds im Nibelungenland), Kombination mit rationalen Motiven (durch Tarnkappe und Standeslüge begangener Werbungsbetrug, erst wichtig Werden der beinahen Unverwundbarkeit Siegfrieds durch Bad im Drachenblut mit Verwicklung Kriemhilds durch Hagen in Mordpläne), Ausspielung (Fahrt ins Nibelungenland) und Neuformierung (Aristie des Helden in Jagdszene), Einbrechen andersweltlicher Motive während Reise der Burgunden in Reich Etzels (in Begegnung mit andersweltlichen merwîp und folgenden Ereignissen Durchlaufen einer Art Initiation durch Hagen: Kennzeichnung als wahrer Held des restlichen Textes); mit Raub des Hortes Beginn des Wucherns des Nibelungenlandes und Verwandlung der bekannten Welt durch die Anderswelt, ambivalenter Prozess der Tilgung der mythischen Heroenwelt bei gleichzeitiger Internalisierung ihres destruktiven Potentials in gewöhnliche Welt
  • der Untergang der Burgunden: hinter Zwischenfällen an Etzels Hof zunächst noch Stehen von Kriemhilds zielorientierten Handeln aus verinnerlichter triuwe sowie Hagens und Volkers antwortenden Bemühungen zur Eskalation des Konfliktes, ab Anstiftung zum Überfall des burgundischen Trosses durch Kriemhild Geraten des Handelns außer Kontrolle, Tötung von Kriemhilds und Etzels Sohn durch Hagen als Katalysator > Hineingeraten der bis dahin Unbeteiligten in Konflikt und Bemächtigung aller durch anonyme Macht; Selbstinszenierung Hagens als zu Wort stehender treuer Vasall (keine Preisgabe des Hortversteckes) > für Kriemhild kein Grund mehr, Hagen am Leben zu lassen > Rächung Hagens durch Hildebrand > Ine kann iu niht bescheiden,  was sider dâ geschach,/wan: ritter und vrouwen  weinen man dâ sach,/dar zuo die edelen knehte,  ir lieben vriunde tôt./dâ hât daz maere ein ende.  diz istz der Nibelunge nôt.
  • Schuldfrage: menschliche Handlungen Ursache: Leidenschaften und Ehrsucht > Untergang; auf Befehl Kriemhilds nur Sterben Gunthers, durch Kriemhilds Hand nur Tod von Hagen (Entsprechung zu Konstellation bei Mord)
  • Ehrstreben und übermuot: häufige Verwendung von übermuot und hôher muot im neutralen Sinn zur Bezeichnung von Erscheinungsformen eines adeligen Selbstwertgefühls zwischen Insitieren auf eigener (sich gewaltsam beweisender) Stärke und einer als höfische vreude in Erscheinung tretenden Selbstgewissheit
  • Ethos und Memoria: nibelungisches Ethos aristokratisch, von êregeformt und vom Rechts- und Machtbewusstsein des hochmittelalterlichen Adels geprägt; sich im Prozess der Memoria ausbildender gemeinschaftsstiftender Traum von vergangener Größe
  • Reflexionen und Dissonanz der Weltordnungen: Widersprüche zwischen heroischem Selbstgefühl und institutionalisierter Herrschaft, Erkenntnis und Durchsetzung von Recht, Virtualisierung von Machtkonkurrenzen und vedeckter Intrige, Unzulänglichkeit kollektiver Normen und Negativität von Individualität; Ablenkung und Integration von Aggression durch höfische Form, aber Gehen ihres Als-ob auch bis zu Verstellung und Lüge; triuwe gegenüber vriunden Wert höchster Bewunderung, aber Öffnung der Chance für Verrat und Zerstörung aller sozialer Beziehungen; in Kriemhilds Bindung an holden vriedel Siegfried Bewährung vorbildhafter staete mit Unversöhnlichkeit und Kappung aller anderen triuwe-Bindungen als Preis; durch heroischen Behauptungswillen Zerreißung des Geflechtes von Heimtücke und Intrige, aber Äußerung in blutiger Vernichtung

Brünhilds Burg Isenstein:

Sus riten zuo der bürge  die helden küene und guot > Sehs und ahzec türme  si sâhen drinne stân,/drî palas wîte,  und einen sal wol getân/von edelem marmelsteine,  grüene alsam ein gras./dar inne selbe Prünhilt  mit ir ingesinde was. > Diu burc was entslozzen,  vil wîte ûf getân.

  • für die erste Hälfte des 12.Jhs. charakteristische Burgenbeschreibung
  • Zeichnung der Burg aus Sicht der heranreitenden Burgunden, aber keine lebendige Wirkung aufgrund Einbettung der Beschreibung in Handlungsgeschehen und Aufzählung der den äußeren Eindruck bestimmenden 86 Türme und drei Palasse sowie kurzer Innenbeschreibung des Palas

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Wolfram von Eschenbach: Parzival (um 1200 bis 1210)

  • Kommen Wolframs aus mittelfränkischem Ort Eschenbach bei Ansbach: seit Ende des 12.Jhs. Besitz der Grafen von Wertheim und (seit 1268) Bezeugung einer Familie der Herren von Eschenbach; wohl Stammen aus verarmten Ministerialengeschlecht und Verdienen des Unterhaltes als fahrender Sänger
  • wohl nicht Verfügen Wolframs über geregelte Ausbildung, aber dennoch ungewöhnliche Bildung
  • Beziehungen zu Grafen von Wertheim, Adelsgeschlechtern in der Steiermark und zu Freiherren von Dürne im Odenwald; größter Mäzen Landgraf Hermann von Thüringen

Kurzinformation zum Text

  • Artusroman
  • Parzival am Beginn einfältiger (von der Mutter fernab des ritterlichen Lebens aufgezogener) Tor > nach Sündenfall der Mitleidslosigkeit gegenüber verwundetem Gralskönig durch läuternde Welterfahrung und Bewährung (durch erteilte ritterliche Lehren sittliches Emporwachsen Parzivals zu vollkommenem Ritter) zunächst Aufnahme in weltliche Artusgemeinschaft und schließlich gnadenhafte Auserwählung in religiöse Gralsrunde: Vereinigung von weltlich êre und gotes hulde als erstrebte Lebensziele des christlichen Ritters
  • Gegenüberstellung von Artusrittertum und Gralsrittertum: Überwindung des Artushofs durch neues kompositorisches Zentrum der Gralsburg
  • Besuch Parzivals auf Gralsburg Munsalvaeche Höhepunkt des ersten Teiles: Erleben der Gralsprozession, aber nicht Stellen der Mitleidsfrage an (aufgrund von Minnedienst gegen Gebot des Grals) verletzten Gralskönig Anfortas > schimpfliches Weiterziehen > Verfluchung durch Gralsbotin Cundrie und Erwerb von Schande > Aufbruch Parzivals auf Aventiure mit Vorhaben der Wiedergutmachung des Fehlers (erst dann Rückkehr zu Ehefrau Condwir amurs), von Einsiedler Trevizent Erfahren der Geheimnisse des Grals
  • Leistungen Parzivals: Befreiung von Belrapeire, Sieg über Gramoflanz, Gralskönigtum, Erlösung von Anfortas
  • Leistungen Gawans: Holen Parzivals an Hof, Versöhnung von Obie und Meljanz, Erlösung von Schastel marveile (der gefangenen Frauen der Familie Gawans), „Erlösung“ von Orgeluse durch Liebe

Burgendarstellungen

  • nur knappe Beschreibung der Burgen der Parzival-Handlung, aber Ausdruck jeder für Handlung wesentlichen Eigenschaft und Einbezug der Beschreibungen in jeweiliges Geschehen; Wichtigkeit der Vermittlung des Eindruckes der Burg auf Parzival; einzelne Angaben trotz Größe, Wehrhaftigkeit und Reichtum maßvoll zurückhaltend und wirklichkeitsnah; durch Burgenbeschreibungen vordergründig am Beginn eines Abschnittes Fixierung des Handlungsortes und Hinweisen auf bevorstehende Ereignisse, Betreffen der in Schilderungen enthalten Bilder in symbolischer Weise Parzival und Herstellung einer Beziehung zwischen Parzival und sich an diesem Ort vollziehenden Ereignissen
  • bei Burgenbeschreibungen der Gawan-Handlung übertriebener Prunk und übersteigerte Vergleiche: meist ungewöhnliche Erscheinungen der Örtlichkeiten und Verfügen über riesige Größe, starke Festigkeit, prunkende Schönheit und unübertrefflichen Reichtum; Prinzip der Burgenbeschreibung am Beginn eines großen Handlungsabschnittes, durch Hervorhebung des Handlungsortes Hinweisen auf folgendes, sehr bewegtes und umfängliches Geschehen
  • teilweise Verbindung von Burg und Stadt (Pelrapeire, Bearosche); überwiegend Benützung von burc, aber auch von hûs  nur gelegentlich in Verwendung wie burc (im Allgemeinen Beschränkung von hûs auf Wohnsitze des König Artus oder Ausnutzung als Reimwort zu Artus), nur einmal Vorkommen von veste und kastel, palas bei Wolfram auch Bezeichnung für ganze Burg: emporführende, mit romanischem Lehnwort grêde bezeichnete Freitreppe, als spezielle Wohnräume nur Nennung der kemenâten durch Wolfram; Meidung von burc-Komposita: Liegen der Burgen auf berc und je nach örtlichen Gegebenheiten über strâze oder phat erreichbar, Umgeben der Burg durch graben und mûre, über brücke, slagebrücke und durch porte Gelangen in Burginneres
  • Kürze der Beschreibungen: Konzentration auf wesentliche Momente des Erscheinungsbildes, aber eindringliche Vermittlung
  • trotz Bleiben im Rahmen des Möglichen Auszeichnung der Burgen durch besondere Größe, starke Wehrhaftigkeit und prunkvollen Reichtum

Burg Graharz des Gurnemanz aus Sicht Parzivals (Parzival-Handlung):

hin gein dem âbent er dersach/eins turnes gupfen unt des dach./den tumben dûhte sêre,/wie der türne wüehse mêre:/der stuont dâ vil ûf eime hûs./dô wânder si saet Artûs:/des jaher im für heilikeit,/unt daz sîn saelde waere breit. […] Gurnemanz de Grâharz hie der wirt/ûf dirre burc dar zuo er reit./dâ vor stuont ein linde breit/ûf einem grüenen anger […] daz ors und ouch diu strâze/in truogen dâ er sitzen vant/des was diu burc unt ouch daz lant.

  • Aufwachsen Parzivals bei der Mutter nach Tod des Vaters Gahmuret: Versuch des Verhinderns der Ritterschaft ihres Sohnes durch Herzeloyde, nach Begegnung Parzivals mit Ritter Auszug zum Artushof und Teilnahme an Tjost, dann Gelangen zu Gurnemanz und Erziehung zum Ritter
  • Wichtigkeit des Eindruckes der Burg auf heranreitenden Parzival: Größer- und Deutlicherwerden der Türme mit zunehmender Annährung: durch Parzival Fassung im Bild der bei für heilig gehaltenem König Artus schneller gedeihenden Saat
  • symbolische Vorwegnahme des Geschehens durch Beschreibung der Burg: wie in Höhe Wachsen der Burg als Ort des Vollzuges ritterlichen Lebens mit Hilfe der von Gurnemanz erteilten ritterlichen Lehren auch sittliches Emporwachsen Parzivals zu vollkommenem Ritter

Burg Pelrapeire (Parzival-Handlung):

  • aufgrund Heiratsverweigerung Belagerung der Stadt und Burg der Königin Condwir amurs durch König Clamide, Befreiung Pelrapeires durch Parzival und nach gegenseitigem Liebesgeständnis Heirat mit Königin
  • Entwicklung des Bildes von Stadt und Burg in drei handlungsverwobenen Abschnitten
  • Beschreibung der Stadt Pelrapeire mit Belebung durch bewegte Natur Fluss und Brücke und sich bewegende Gegenstände Pfeil und Schaukel: wie zielsicher dahinfliegender Pfeil Gelangen des furchtlosen Parzival über die schwankende Brücke zum Burgtor:Einführung der Burg bei Nennung des Tores und Türklopfers sowie eines Fensters

der küneginne marschalc/muose in durch si leiten/ûffen hof mit arbeiten./der was gein wer berâten./türn oben kemenâten,/wîchûs, perfrit, arkêr,/der stuont dâ sicherlîchen mêr/denn er dâ vor gesaahe ie.

  • nach Kommen Parzivals in Burghof kurze, aber eindringliche, sachliche Beschreibung der Burg
  • durch abschließende Beteuerung über mehr Wehrbauten als Parzival je gesehen hat belebende Auflockerung der sachlichen Erzählung

Kemenate in Pelrapeire: dô sleich si lîse ân allen schal/in eine kemenâten./daz schuofen diez tâ tâten,/daz Parzivâl al eine lac./von kerzen lieht alsam der tac/was vor sîner slâfstat./gein sînem bette gieng ir pfat:/ûffen teppech kniete si für in./si heten beidiu kranken sin,/er unt diu küneginne,/an bî ligender minne.

  • Heirat Parzivals mit Condwir amurs nach Besiegung der Belagerer im Zweikampf, aufgrund fehlender Aufklärung kein Beischlaf in Hochzeitsnacht, danach Verbringen von zwei Tagen und drei Nächten der Liebe
  • Erwähnung des durch Kerze vor Bett verbreiteten taghellen Lichtes wesentliche Aussage: Bezug auf Liebespaar

Gralsburg Munsalvaeche (Parzival-Handlung):

daz weder wazzer oder lant/inre drîzec mîln erbûwen sî./wan ein hûs lît hie bî:/mit triwen ich iu râte dar […] dort an des velsens ende/dâ kêrt zer zeswen hende./so´r ûf hin komet an den grabn

  • Unglück der Gralsgesellschaft durch Minnedienst des Gralskönigs Anfortas für verführerische Orgeluse: Sünde gegen Gebot des Grals (Frau des Gralskönig muss vom Gral genehmigt werden) > Verwundung des Anfortas durch Pfeil eines Heiden am Geschlechtsteil, Erlösung nur durch auf Gralsburg kommenden Fremden durch Stellen einer Frage (Parzival aber ist aber als Sohn der Schwester Herzeloyde eigentlich der nächste männliche Verwandte des Anfortas)
  • Einführung der Gralsburg und ihrer Lage durch im Dienst des siechen Gralskönigs Anfortas stehenden vornehmen und aufgrund des Schicksal seines Herrn traurigen Fischer: Nennung der Lage auf einem Felsen in der Einsamkeit und der Unwegsamkeit des Geländes

Parzivals Eintritt in den Hof:

er begunde wackerlîchen draben/den rehten phat unz an den graben./dâ was diu brükke ûf gezogen,/diu burc an veste niht betrogen./si stuont reht als si waere gedraet./ez enflüge od hete der wint gewaet,/mit sturme ir iht geschadet was./vil türne, manec palas/dâ stuont mit wunderlîcher wer./ob is suochten elliu her,/si engaeben vür die selben nôt/ze drîzec jâren niht ein brôt.[…] in die burc der küene reit,/ûf einen hof wît unde breit./durch schimpf er niht zertretet was/(dâ stuont al kurz grüene gras:/dâ was bûhurdiern vermiten)/mit baniern selten überriten,/alsô der anger z´Abenberc.

  • nähere Beschreibung im sachlichen Stil: runder Bau mit vielen hervorragend befestigten Türmen und mehreren ausgezeichnet gesicherten Palas
  • aus Doppeldeutigkeit des Bewegungssubstantives sturm Entwicklung eines Bildes von Ansturm durch Feinde oder Windstoß (nur Eindringen des von Wind Hineingewehten oder selbst Anfliegenden möglich), Belebungsmotiv der auch bei dreißigjähriger Belagerung nicht erfolgenden Herausgabe eines Stückes Brot > Eindruck der Festigkeit; in Erklärung Sigunes über Gralsburg Werden des Bildes vom Windstoß zum Symbol Parzivals: unwissendes und absichtsloses Gelangen zur Burg und Eindringen des Auserwählten wie vom Wind geweht
  • Abrundung der Beschreibung des Äußeren mit Erwähnung des geräumigen Burghofes mit Wachsen von kurzen Gras: an unzertretenem, sonst für Turniere und Spiele verwendetem Anger Zeigen des traurigen Loses der Burgbewohner > Vergleich mit halb verlassenem Grafensitz Abenberg bei Nürnberg in Wolframs fränkischer Heimat

Palas von Munsalvaeche: sie giengen ûf ein palas./hundert krône dâ gehangen was,/vil kerzen drûf gestôzen,/ob den hûsgenôzen,/kleine kerzen umbe an der want./hundert pette er liegen vant/hundert kulter drûffe lâgen,/ie vier gesellen sundersiz./da enzwischen was ein underviez,/derfür ein teppech sinewel. […] mit marmel was gemûret/drî vierekke fiwerrame:/dar ûffe was des fiwers name,/holz hiez lign alôê./sô grôziu fiwer sît noch ê/sach niemen hie ze Wildenberc./jenez wâren kostenlîchiu werc.

  • Besuch Parzivals auf der Gralsburg Höhepunkt des ersten Teiles: Erleben der Gralsprozession, Teilnahme am wunderbaren Mahl, als Geschenk Erhalt eines kostbaren Schwertes, aber nicht Stellen der Mitleidsfrage an verletzten Fischerkönig > schimpfliches Weiterziehen > Verfluchung durch Gralsbotin Cundrie und Erwerb von Schande > Aufbruch Parzivals auf Aventiure mit Vorhaben der Wiedergutmachung des Fehlers (erst dann Rückkehr zu Ehefrau Condwir amurs)
  • nach Ankunft von Parzivals Halbbruder Feirefiz Berufung Parzivals durch Cundrie zum Gral > Fragen Parzivals nach Leiden > Heilung von Anfortas und Anerkennung Parzivals durch Inschrift auf Gral als König, Wiedersehen mit Condwir amurs und beiden Söhnen, Heirat von Feirewiz und Repanse (Schwester des Anfortas)
  • sachliche Beschreibung, trotz des kostbaren Reichtums des Hausherren Verzicht Wolframs auf Übertreibung und Bleiben bei maßvoller Zurückhaltung
  • Übersetzung des Namens bei Palasbeschreibung mit Wildenberc zur Unterstreichung der Wirklichkeitsnähe der Beschreibung: Assoziation mit staufischer Burg der Herren von Durne/Dürn im Odenwald: Gelten der etwa 1200 bis 1220 errichteten Wildeburg als Musterbeispiel einer hochmittelalterlichen Adelsburg (keine bauliche Spiegelung der Wildeburg durch Epos)

Burg Bearosche (Gawan-Handlung):

Gâwân gein Bêâroche reit./burg und stat sô vor im lac,/daz niemen bezzers hûses pflac./ouch gleste gein im schône/aller ander bürge ein krône/mit türnen wol gezieret.

  • Stehen am Beginn der Geschichte von Obilot und des Konfliktes zwischen Obie und Meljanz
  • Liegen der von einer Mauer umgebenen Stadt an schiffbarem Gewässer, Umgrenzung der Burg durch eine Mauer, davor Stehen einer Linde und eines Ölbaumes
  • Verbreitung von Lichterglanz

Burg Schanpfanzun (Gawan-Handlung):

dâ frâgter gegen Schanpfanzûn/swaz im volkes widerfour./hôch gebirge und manec muor,/des het er vil durchstrichen dar./dô nam er einer bürge war:/âvoy diu gap vil werden glast […] disiu burc was gehêret sô,/daz Enêas Kartâgô/nie sô hêrrenlîche vant […] waz si palaese pflaege/und wie vil dâ türne laege?/ir hete Acratôn genuoc,/diu âne Babylône ie truoc/ame grif die groesten wîte/nâch heiden worte strîte./si was alumbe wol sô hôch,/unt dâ si gein dem mer gezôch:/decheinen sturm si widersaz,/noch grôzen ungefüegen haz./dervor lac raste breit ein plân:/dar über reit hêr Gâwân.

  • aufgrund angeblicher Tötung eines Ritters ohne Fehde Herausforderung Gawans durch Gefolgsmann des Getöteten zum Zweikampf bei Schanpfanzun, Einleitung des Abenteuers um Antikonie
  • für Heranreitenden Beeindruckung der Burg schon von Weitem durch leuchtenden Glanz
  • Vermittlung der unübertrefflichen Großartigkeit der Burg durch Aneinanderreihung von übertreibenden Vergleichen mit bekannten Stadtanlagen: an Schönheit Übertreffen von Didos Burg in Karthago durch Schanplanzun, Vergleich der Viezahl von Türmen und Palassen mit Festung Acraton (damals Verfügen über größtmöglichen Umfang abgesehen von Babylon)
  • aufgrund an allen Seiten großer Höhe und des Angrenzen des Meeres keine Notwendigkeit des Befürchtens eines Ansturmes
  • unendliche Weite der sich vor Burg erstreckenden Wiese (zwei Stunden Überquerungsdauer)

strâze und ein pfärt begunde tragen/Gâwân gein der porte/an des palas orte./swer bûwes ie begunde,/baz denne ich sprechen kunde/von dises bûwes veste./dâ lac ein burc, diu beste/diu ie genant wart ertstrift:/unmâzen wît was ir begrift.

  • bei Betreten der Burg durch Gawan Beschreibung der Wehrhaftigkeit des außergewöhnlichen irdischen Bauwerkesin übertriebener Form
  • nicht Stattfinden des Kampfes aufgrund Feststellung von Verwandtschaft und des wahren Schuldigen am Tod des Ritters

Burg Logrois (Gawan-Handlung):

er sach in kurzen zîten/Lôgrois die gehêrten./vil liute mit lobe si êrten./an der bürgen lâgen lobes werc./nâch trendeln mâze was ir berc:/swâ si verre sach der tumbe,/er wând si liefe alumbe./der bürge man noch hiute giht/daz gein ir sturmes hôrte niht:/so fohrte wênec selhe nôt,/swâ man hazzen gein ir bôt./alumben berc lac ein hac,/des man mit edelen boumen pflac.

  • Einleitung der Begegnung mit Orgeluse: Suche nach Rache am Mörder ihres Mannes Cidegast > Anlockung des Anfortas > Liebesbegegnung, dabei Verwundung des Anfortas; zunächst unerwiderte Minne Gawans zu Orgeluse und Spottworte Orgeluses > Vergrößerung des Anreizes, Ankämpfen Gawans gegen übermenschliche Kraft der Minne, Hingeben Orgeluses nach Versprechen Gawans, gegen Gramoflanz zu kämpfen, Bericht von Gawans Schwester Itonje über Liebe zu Gramoflanz; nach nicht Auftauchen Gawans Besiegung von Gramoflanz durch Parzival
  • Lob der Leute, großer Eindruck auf heranreitenden Gawan und persönlich gefasster Aussage über Festigkeit
  • Erheben der Burg auf Felsen mit spiralförmig geschichtetem Gestein, durch sich spiralförmig hinauf windenden Burgweg scheinbar im Kreis Drehen der Burg

Schastel marveile (Gawan-Handlung):

  • durch Zauber Gefangenschaft von 400 Frauen und der Frauen aus Gawans Familie > Erlösung der Frauen durch Gawan
  • dreimalige Beschreibung zunächst bei Erblicken durch Gawan, dann Betretung durch Gawan und schließlichzusammenfassend in Erzählung der Königin Arnive über Erbauer Klinschor
  • aufgrund Wichtigkeit des sich in Schastel marveile entfaltenden, vielfältigen Geschehens um Gawan, Orgeluse, Klinschor und Arnive zweifache Beschreibung der Burg: mit Bestehen des Wunderbett-Abenteuers Erlösung der 400 gefangen gehaltenen Frauen durch Gawan

eine burc er mit den ougen vant:/sîn herze unt diu ougen jâhen/daz si erkanten noch gesâhen/decheine burc nie der gelîch./si was alumbe rîterlîch:/türne unde palas/manegez ûf der bürge was./dar zuo muoser schouwen/in den venstern manege frouwen:/der was vier hundert ode mêr,/viere undr in von arde hêr./von passâschen ungeverte grôz/gienc an ein wazzer daz sâ flôz,/schefraehe, snel unde breit,/da eingein er unt diu frouwe reit./an dem urvar ein anger lac,/dar ûfe man vil tjoste pflac./überz wazzer stuont dez kastel.

  • in erstem Teil Eingehen auf mit vielen Türmen und einigen Palassen ausgestattete große Burg als Bauwerk aus Sicht Gawans, Festhalten des prägenden Eindruckes; sofortiges Hinweisen auf gefangene Frauen
  • in zweitem Teil sachliche Fortsetzung Lage der Burg als Wasserburg betreffend, bald handlungswichtig Werden des umgebenen schiffbaren Gewässers und des sumpfigen Geländes um Furt (auf Furt und Anger Besiegung von Lischoys Gwelljus und später Florants von Itolac durch Gawan)

als ich iu ê hân gesagt,/er vant der bürge wîte,/daz ieslîch ir sîte/stuont mit bûwenlîcher wer./für allen sturm niht ein ber/gaeb si ze drîzec jâren,/op man ir wolte vâren./enmitten drûf ein anger:/daz Lechvelt ist langer./vil türne ob den zinnen stuont. […] dô Gâwân den palas sach,/dem was alumbe sîn dach/reht als pfâwîn gevider gar,/lieht gemâl unt sô gevar,/weder regen noch der snê/entet des daches blicke wê./innen er was gezieret/unt wol gefeitieret,/der venster siule wol ergrabn,/dar ûf gewelbe hôhe erhabn./dar inne bette ein wunder/lac her unt dar besunder:/kultern maneger slahte/lâgen drûf von rîcher ahte.

  • Eingehen der Beschreibung auf bauliche Einzelheiten und Spezifizierung der ersten Beschreibung
  • aus Sicht Gawans Hervorhebung der Wehrhaftigkeit der Burg und Unterstreichung dieser durch vom Standpunkt der personifiziert gedachten Burg
  • Bericht sachlicher Einzelheiten mit Übertreibungen: Vergleich des Turnierangers innerhalb der Burg (unrealistisch) mit Lechfeld; prachtvolles, buntes, wie mit Pfauenfedern geziertes Ziegeldach des Palas: zeitgenössische bunte Keramikziegel- und fliesen reale Anregung, durch Nennung der Edelsteinarten ins Wunderbare führende Idealisierung; Beschreibung der hochkünstlerischen Innengestaltung des Palas mit behauenen Säulen der mehrteiligen Fenster und hohen Rundbögen der Gewölbe; an Einrichtungsgegenständen nur Nennung einer großen Anzahl von Lagerstätten mit reich verzierten Polstern

Kemenate mit Wunderbett: er gienc zer kemenâten în./der was ir estrîches schîn/lûter haele, als ein glas,/dâ Lit marveile was,/daz bette von dem wunder.

  • in Kemenate auf glasglattem, mit kostbaren Edelsteinen ausgelegten Estrich umher Sausen des mit rubinenen Rädern versehenen Wunderbettes (> Sprung Gawans auf Bett und Bezwingung des Bettes, Kampf gegen Riese und Löwe, Ohnmacht nach siegreichem Kampf, Heilung durch Königin)

Palas mit Wundersäule: sus gienc er wider unde für,/unz er an den rîchen palas vant./sînen ougen wart nie bekannt/rîcheit diu dar zuo töhte/daz si dem glîchen möhte./ûf durch den palas einesît/gienc ein gewelbe niht ze wît,/gegrêdet über den palas hôch:/sinwel sich daz umbe zôch./dar ûffe stuont ein clâriu sûl:/diu was lieht unde starc,/sô grôz, froun Camillen sarc/waer drûffe wol gestanden […] werc daz hie stuont enbor./sinwel als ein gezelt ez was. […] ez was gewohrt mit liste./adamas und amatiste/thôpazje und grânât,/crisolte, rubbîne,/smârâde, sardîne,/sus wârn diu venster rîche,/wît unt hôch gelîche./als man der venster siule sach,/der art was obene daz dach.

  • Bildung der Fenstersäulen und des Daches des Warthauses aus Edelsteinen
  • an einer Seite aufwärts Führen einer Wendeltreppe über den Saal hinaus zu warthûs: Krönung durch zeltartiges rundes Gemach mit weiten und hohen Fensteröffnungen mit Säulen aus Edelstein
  • Beschreibung der Wundersäule aufgrund des Sehens der mit Florant auf Anger reitenden Orgeluse in Säule durch Gawan

später noch Eingehen auf kostbare Ausstattung des Palas: manec rückelachen/in dem palas wart gehangen./aldâ wart niht gegangen/wan ûf tepechen wol gewohrt./ez het ein armer wirt ervorht./alumbe an allen sîten/mit senften plûmîten/manec gesiz dâ wart geleit,/dar ûf man tiure kultern treit.

  • Erwähnung der Wandbehänge, Teppiche und Sitzgelegenheiten
  • doppelte Funktion der Palasbeschreibung: aufgrund des Schlafens von Gawan Handlungsersatz, Palas aber auch Ort der Freigabe der besiegten Gegner in festlicher Versammlung durch Gawan und Erfahren der Geschichte von Klinschor und Schastel marveile

Zusammenfassung Schastel marveilles durch Königin Arnive: um Friede Willen Schenkung eines Berges durch König Irot an Klingsor: Clinschor dô wohrte ûf disen berc,/als ir wol seht, diz spaehe werc./aller rîcheit sunder/sint hie ûf starkiu wunder./wolt man der bürge vâren,/spîs ze drîzec jâren/waer hie ûffe manecvalt.

  • in sachlicher Beschreibung Hervorhebung von Schönheit, Wehrhaftigkeit, Reichtum und Wunderdingen der Burg
  • da Stehen Schastel marveiles im Mittelpunkt des unheilvollen Wirkens von Klinschor und Bilden des Vollzugsortes seiner Rachetaten gegen Menschheit durch Beschreibung nochmalige Betonung der wichtigen Funktion
  • Ankunft des Artusheeres vor der Burg und Kampf gegen Gramoflanz, unerkanntes Kämpfen Gawans gegen Parzival, an Stelle von Gawan Kampf Parzivals gegen Gramoflanz, auf Anraten Itonjes Erwirkung eines Waffenstillstandes zwischen Orgeluse und Gramoflanz

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Wirnt von Grafenberg: Wigalois (um 1210/1220)

Kurzinformation zum Text

  • Artusroman
  • in Rückgriff auf „klassische“ Artusromane Darstellung der Geschichte von Gawans Sohn Wigalois: nach Aufnahme in die Tafelrunde und Bewährung als Artusritter Etablierung einer idealen Herrschaft im eigenen Königreich Korntin

Burg Glois:

dô sach er Glois vor im stân./daz was ein schoene kastel/hôch, wît und sinwel,/gemûrt mit grôzem vlîze wol./von marmel swarz als ein kol/wâren gepfîlaert dâ vor/in die burc zwei wîtiu tor;/daz ander teil der mûre was/rôt, grüene als ein gras,/von marmelsteine gezieret,/mit golde geparrieret,/gelûtert als ein agstein./swâ der mâne dar an schein,/dâ glaste si als ein spiegelglas./vür daz tor gesetzet was/ein grôziu sûl von êre;/dien vint man ninder mêre/in der werlte anderswâ/niwan in Korinthîâ:/als êre ist rehte lûter gar/als der regenboge gevar,/daz man sich drinne möhte ersehen;/des muoz man den heiden jehen/grôzes listes ze Korntîn./oben was ein rubîn/darinne bewohrt als ein huot;/des schîn was ze sehen guot […] mit golde was er gebunden./des huoten zwêne rîter dâ

  • ausgeprägter Zug zum Seltsamen und Zierhaften in feiner und sensualistisch reicher Darstellung
  • rot-grüne Mauer mit blank geschliffenem Marmor und Goldzier > Spiegelung des Mondlichtes auf Mauer > Steigerung des Spukhaften der Burg, aber da erste Variation des Mauerleuchtens auch Zeichen für Aufgeschlossenheit für neue Lichtwirkungen

in die burc er dô gie;/baz gezierde gesach er nie./In sîner nôt nam er des war/daz diu mûre innen gar/gegen im von rôtem golde schein/und daz vil manic edel stein/gegen dem andern glaste;sus gleiz ez allez vaste […] daz was guot ougen weide;/in allem sînen leide/die gezierde er gerne sach.

  • Beginn des Abenteuers nach Bewegung des Torringes durch Wiglalois > Kampf gegen Heidenkönig Roaz und verbündeten Teufel: selbst in größter Gefahr Schwelgen des Helden im Anblick des geschmückten Burghofes, Durchkreuzung des Geschehen selbst in entscheidenden Momenten durch Freude am schönen Zierwerk > durch Beobachtung des Scheines und Widerscheines der Schmuckelemente sinnliche Verfeinerung der Architekturschau

Hie hêt der walt ein ende;/bî einer steinwende/kômen si vür daz bürgetor;/dâ lâgen wilde graben vor;/die wâren sô vreislîche tief,/als ein man dar în rief,/daz ez vil kûme her ûf hal;/dâ wâren pfîlaere hin ze tal/gewohrt mit grôzer krefte,/dar ûf mit meisterschefte/ein brücke was geslihtet,/ein slegetor [was] gerihtet/von den pflîlaeren enbir;/dâ was gehftet an daz tor. > in Burg Stattfinden eines Turnieres

  • sinnliche Verfeinerung bei Beschreibung der Burggräben mit Ziel der Vermittlung eines Eindruckes von Tiefe: Messung der Tiefe an der Echowirkung und so Versuch des akustischen Ausdruckes des Tiefenerlebnisses

Palas der Ginover:

Ein palas hêt diu künigîn/daz was märmelsteinîn,/gezieret wol begarwe,/von vier hande varwe:/rôt, brûn, weitîn und gel;/daz hûs daz was sinwel,/beliewet umb und umbe wol./rîcher vrouwen was ez vol

  • mit Mamor in vier Farben geschmücktes Bauwerk und rund herum führenden Laubengängen

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Konrad Fleck: Flore und Blanscheflur (um 1220/1230)


grundlegende Elemente des Minne- und Abenteuerromans

  • Chronotopos der Unveränderlichkeit (Abenteuerzeit) gegen Chronotopos der Genealogie: biographische Zeit – Abenteuerzeit – biographische Zeit
  • meist rasches Zusammenfinden der Liebenden, dann Trennung und Wiedervereinigung nach etlichen Kämpfen und Bewährungsproben
  • am Schluss Unberührtheit der Körper und keine Folgen der Abenteuerzeit: Liebe ist von Anfang an da, in Trennungszeit nur Erprobung der Treue
  • Rolle des Schicksales; Fehlen der Zielhaftigkeit, eher passiver Held mit statischem Persönlichkeitsbild
  • oft Moment der Genealogie (Paar als Vorfahren oder Eltern historischer Herrscher)

Kurzinformation zum Text

  • Minne- und Abenteuerroman
  • Geburt Flore und Blanscheflurs am selben Tag zur selben Stunde als Sohn eines heidnischen Königs und Tochter der Christin, von Geburt an Liebe der Kinder zueinander, nach wachsender Zuneigung Trennung der Liebenden und Verkauf Blanscheflurs an babylonischen Harem, nach Suche Flores Zusammenfinden im Turm des babylonischen Amirals, Begnadigung beider aufgrund der großen Liebe und Eheschließung, Herrschaftsübernahme, Taufe Flores aus Liebe zu Blanscheflur und Werden zu Eltern der Mutter Karls des Großen, im hohen Alter Tod am selben Tag zur selben Stunde
  • genealogisches Element: Flore und Blanscheflur als Großeltern Karls des Großen > beliebiges Abenteuer mit historische Anbindung als Korrektiv
  • allumfassende Liebe ohne Geschlechtsverkehr (nicht Liebe der Erfüllung)
  • das Königspaar: König Fênix: häufige (in Literatur typisch heidnische) Wutausbrüche und oft auftretende Ratlosigkeit, stark als Befehlshaber im Krieg, aber Mangel an Verständnis und Durchsetzungsvermögen im privaten Bereich; Königin: (tolerante) Ratgeberin für ihren Mann, immer Erfolg mit Argumentation (oft im christlichen Sinn), anders als Fênix Ernstnahme der Liebe Flores zu Blanscheflur

Turm des Amirals:

wie er mit gewarheit/Blanscheflûr behalte/vor listen, vor gewalte/in eime turne veste/und âne zwîvel der beste/der in allen rîchen stât./den turn er erziuget hât/ûz sô grôzen steinen/daz man vil kûme ir einen/mit drîn winden ûf gezôch./er ist hundert clâftern hôch (1800m)/und ist ahtzic clâftern wît. ([…] der selbe turn innen/driu schoeniu gewele hât,/ûf der iegelîchen gât/ein wec ze berge und ze tal./in den gewelben über al/stânt sibenzic kemenâten. […] Daz himelze und diu mûre/sint von golde und von lâsure/unde von cristallen/in den kemenâten allen/gezieret âne misswende:/der esterich und die wende/gemâlet sint ze gelîcher wîs/rehte als ein pardîs […] der turn ist âne dach/dâ er gedecket sollte sîn/in einen knopf guldîn/gewelbet rehte sinwel./der knopf ist sô hel,/sô diu sunne schînet vaste,/daz ir von sîme glaste/swüerent wol er brunne. […] mit grôzer zouberliste kraft/ein guldîn rôr als ein schaft/in den knopf gestecket ist./ez enwart nie frömder list./ein karfunkel drûffe lît,/der des nahtes alle zît/liuhtet als der mâne. […] in dem turne unden/dâ ist ein schoene brunne,/baz daz ich gesagen kunne,/mit listen geleitet wol/in einen pfîlaer, der ist hol,/dem turne ebenhôch./ein schoener silberîn nôch/ist vermûret drinne,/daz der brunnen rinne/durch daz silber alsô klâr […] der selbe pfîlaere/ist alsô kostbaere/als ich iu nû seite,/und ist nâch wîsheite/mit swibogen gespreitet,/daz er daz wazzer leitet/ze den kemenâten ie gelîche. […] er ist ûz marmel gehouwen […] der ist mitten als ein zein/ûfem turne ûf getriben. […] dâ ist ein man von êre/ûf den pfîlaere gegozzen,/dâ der turn ist beslozzen/oben in dem spitze,/dem glîche als er sitze/mit offnem munde./dar ûz rinnet zaller stunde/daz wazzer in ein ander loch/in den selben pfîlaere doch.

Kemenate des Amirals:

Dar inne hât der amiral/mitten stân sînen sal,/mit grôzem râte./dâ bî ist sîn kemenâte […] der gezierde ist sô vil,/die man dar inne sehen mac,/golt, gesteine, süezer smac,/grôz wirde, michel wünne,/daz ich ez gar gesagen künne

  • auf Suche Flores Erfahren von Blanscheflurs Gefangenschaft im Turm (soll nächste Frau des Emirs werden)
  • trickreiches Schachspiel Flores und nach Ziehen des Turmwächters auf seine Seite in einem Blumenkorb Kommen Flores zu Blanschflur
  • Turm Ort des Zusammenfindens, nach Entdeckung durch Amiral durch Ratgeber Erkennen der großen Liebe und Begnadigung
  • ausführliche Beschreibung: hoher und breiter orientalischer Frauenturm mit drei durch Treppen verbundenen Stockwerken mit je 70 Kemenaten; in der Mitte Liegen des unbeschreiblich prachtvollen Saales und der Kemenate des Amirals (Blendung bei Anblick der goldenen Ausstattung); Deckung des Turmes durch große goldene Kuppel > nachts Erhellung der Stadt
  • für deutsches Publikum im Saal sitzend und auf Bergfried blickend Erscheinen des Turmes des Emirs als märchenhaft Fremdes

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Heinrich von dem Türlin: Diu Crône (um 1230) 

  • Herkunft Heinrichs aus dem deutschsprachigen Raum, wohl Südosten
  • profunde Kenntnis der deutschen und französischen höfischen Literatur

Kurzinformation zum Text

  • längster Artusroman (mit kritischer Auseinandersetzung mit Wolfram von Eschenbach): Darstellung einer nicht idealisierten Artuswelt (mit aktivem König Artus) und Überdauern der Artuswelt über die Gralswelt
  • Aufgaben des Musterritters und Gralshelden Gawein > bildintensive Episoden: drei Wunderketten in Form merkwürdiger Erzählungen von Phantasievorstellungen > Todesstrudel (nur Überleben Gaweins, weil alles ein Traum ist), Bannung des Grals nötig
  • erstes höfisches Nachdenken über den Tod (im Artusroman Ausschließung des Todes): Darstellung aller Facetten des Themas Sterben (szwas geschehen sol, daz geschiht); möglicher historischer Hintergrund: um 1230 Wegbrechen eines Teils der sich selbst feiernden höfischen Gesellschaft > Konfrontation mit Realität des Todes z.B. auf Kreuzzügen
  • durch Kommen Gaweins an den Gral und Stellen einer Frage Erlösung und Herausnahme des Todes aus der Artuswelt, dennoch keine Lüftung von gotes tougen (Gottes Geheimnis) > Text Antigralroman: Verabschiedung des Grals und einer religiös überhöhten Auffassung des Rittertums (bei Wolfram Christianisierung des Grals), durch Heinrich Ablehnung der Passion Christi, Betonung des Innerweltlichen und Irdischen, Verritterlichung des Religiösen

Gansguoters Schloss:

rîche unde tiure,/Veste unde gewaere/Ditze castel waere/Von velsen und von graben,/Dâ ez was überhaben/Gewahsen von natûre./Mit türnen und mit mûre/Was ez alumbe bevangen,/Mit breiten steinen langen,/Von marmel gesliffen,/Was daz werc gar begriffen,/von grüene, wîz unde blâ,/Dar under allenthalben dâ/Gemüschet wol von golde. […] Gevenstert und gewelbet was/Umb unde umb ein palas:/Der was wol vünf hundert,/Und wâren dâ gesundert/Mit siulen maneger hande varwe,/Unde wâren ouch begarwe/Dâ mite alumbe ûzgezogen,/Mit armbrusten und mit bogen

  • wehrhafte gläserne Karussellburg des Zauberers Gansguoter:  Einladung Gaweins zu Enthauptungsspiel

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Prosalancelot (ab ca. 1230)

  • in drei Teile gegliederter großer Erzählzyklus in Prosa als Übertragung des altfranzösischen Lancelot propre des Chrétien de Troyes: Lancelot und Ginover, Suche nach dem Gral und Tod des König Artus
  • historische und romanhafte Darstellung, Verknüpfung einer persönlichen mit einer politischen Geschichte
  • Prosa: Form für Historiographie (Versform = Fiktionalität) > historischer Anspruch des Textes
  • Grundgerüst: Liebe Lancelots und Königin Ginovers (personale Liebe und Liebe zwischen dem besten Ritter und der Königin) mit Karrenritterepisode im Zentrum (Liebesbegegnung im Zuge der Entführung der Königin in Reich außerhalb der Artuswelt), Bemühungen des König Artus um Lancelots Freundschaft und Aufnahme in Tafelrunde; Suche der Artusritter nach dem nach Erfolg des Gralsritters Galaad zu Pfingsten am Artushof erscheinenden und am Ende aus der Welt entrückten Gral; nicht zu verhindernder Untergang des (der Gralswelt nachgestellten und nach der Entrückung des Grals ziel- und heillosen) Artusreiches nach Aufdeckung des Ehebruches, Verlassen des Hofes durch Lancelot, Sippen- und Ehrenkonflikt, Tod Gawans infolge der Verletzungen im Kampf gegen Lancelot, Krieg gegen Lancelot, Machtübernahme des unehelichen Artussohnes Mordret und Entrückung des König Artus nach Zweikampf gegen Mordret; dazwischen eingeschobene Abenteuer einzelner Artusritter
  • König Artus: Prozess der Erprobung, Ausbildung und Bewährung im Erlernen verantworteten Handelns (sonst nur Vollzug an Rittern), Darstellung menschlicher Unzulänglichkeit zur Entmythisierung und Historisierung der Figur des Artus > im PL erst Aufstieg durch Beherzigung der Belehrungen nach Versäumnis (der Verpflichtung gegenüber Vasallen) und Tugend der milte zum idealen Herrscher in einer Welt konkurrierender Reiche: äußere Bedrohung durch machtpolitische Konflikte, partielle Inkompetenz von Artus als Bedrohung des Status innerhalb des Reiches Logres: tapferes Handeln im Krieg und Kampf sowie als freigiebiger und Untertanen ehrender Herrscher, aber bei Rolle am Hof unbewegliches und sich durch Handlungsunfähigkeit, Fehlentscheidungen (als König und Ehemann), lähmende Sprachlosigkeit und Gedankenverlorenheit zeitweise von der Gesellschaft isolierendes und die Erfüllung der Herrschaftspflichten gefährdendes Zentrum (> geistliche Unterweisungen und Handeln unter anderem der Artusritter nötig); aufgrund der großartigen Taten Lancelots aufgrund seiner Liebe für Ginover keine durchgängige heroische Haltung, aber vor allem am Ende Mut und Kraft des Artus im Kampf gegen Mordret und so Entrückung eines idealen, aber realistischen Königs (Altersangaben, machtpolitische Konflikte, christliche Komponente der Königsherrschaft (Bannung durch den Papst nach Verstoßung der Königin, Vertretung christlicher Lehren in Gralsaventiure), Kriege zur Herrschaftsstabilisierung, Problem des Machtgleichgewichtes zwischen König und von ihm mit Rechten im Ausgleich für Dienst ausgestatteten Lehnsmännern, richterliche Entscheidungen, menschliche Unzulänglichkeiten, Eheprobleme, Seitensprünge)
  • Lancelot und Artushof: mit Aufnahme Lancelots in die Tafelrunde und Befreiung der Artusritter Artushof an erstem Höhepunkt des Ansehens, bei Ausbleiben der Rückkehr Lancelots sich bis zur Lähmung steigernde Trauer am Artushof (am Ende Verlassen des Hofes durch Lancelot ein Grund für den Untergang), Ausrufung eines Turnieres zur Anlockung Lancelots, intaktes Ansehen von Artus und der höfischen Gesellschaft Voraussetzung für die erfolgreiche Rückkehr Lancelots an Artushof und Wiederherstellung von dessen Ehre, durch Verrat Agravains und Mordrets und daraus resultierende Aufdeckung des Ehebruches und Tötung der Neffen durch Lancelot Beendung der Freundschaft von Artus zu Lancelot (aber weiterhin Wertschätzung als Ritter)

Burg Galahots (Stolze Garde):

  • Galahot perfekter höfischer Herrscher mit Planung der Eroberung des Artusreiches

Die stat und die burg warn hoch gelegen off einem selbwahsen leyen; einhalb under der leyen lieff die rivire schön und breit, und anderhalb lag der walt groß und schön. […] „das ist ein ußermaßen schöne burg, die stet als ob man alle die werlt da mit urlogen sol, so hohverticlichen stet sie.“ […] Ich hett auch in der burg die ir da sehent fur uch stan hundert zinnen und funffczig, welcher ieglicher zinnen ich ein konig gewunnen hett. Als ich dann die konige all gewunnen hett, dann wolt ich selb konig sin worden und wolt in der burg hof han gehalten funffczig tag nach einander, und die hundert zinnen und funffczig solten alle cron mit mir han getragen  […] (Aufgeben des Strebens durch Galahot aufgrund Freundschaft zu Lancelot) der weg was gehe und ungemechlich off zu komen. Da sah Galahot uff zum thorn wert und sah yn nyder vallen; darnach sah er wo die mur von der burg jhene leien nyder quam gevallen fur ir beider fuß. […] Da sie beid vor der pforten waren, die pfort spielt und vil fur ir fuß nyder.

  • Freundschaft von Lancelot und Galahot: durch Galahot Stiftung des Liebesbündnisses zwischen Lancelot und Ginover
  • Tod Galahots aus Kummer nach Annahme des Todes von Lancelot; am Ende PL Bestattung von Lancelot und Galahot in gemeinsamem Grab
  • von Fluss umflossene und von Wald umgebene Höhenburg mit etlichen Zinnen: Zerfallen der Burg bei Annährung Galahots und Lancelots

Gralsburg Corbenic:

Da kame er [Gawan] inn ain groß thall, unnd er sahe ain schloß im thall liegenn, welchs fast wol gelegenn was, dann es was mitt tieffenn gräben voller wassers unnd guten starcken mawren umbgebenn. Er reythe daßelbs zue, da kame er an aine wasser, da fannde er ain brucken darueber gehen, über welche brucken mann zum schloß zue reythe. Da er nun inn den vorhoff kame, da preyßet er ine sehr hoch, dann ine bedunncket, das es das schönest schloß were zue seiner größe, allß er jhe gesehenn hette. […]

Also rieten sie biß an den mittentag biß sie kamen in ein dal/und funden vor yne im grunde des dales ein cleyn burg, die gar schön und wol gelegen was mit allen sachen und umb und umb mit waßer beschlossen, das streng und tieff was, und mit werhafftigen muwern wol umbschlossen was.

  • Gralsburg kleine, im Tal liegende Wasserburg

Burg Morganes:

er [Segremors] kam vor eyn großen hohen torn, und der was sere starck, und er was beschloßen zu allen syten und mit guten muren, die waren hoch und starck. Da ging er vor die porten und rieff hinein. […] Und da sie [Artus und sein Gefolge ] an die porte kamen, da funden sie sie offen, und sie ritten darinn und funden die burg also schön und also rychlich als sie nye hetten gesehen in yrem leben so ein schön burg noch als starck als sie das ducht. Und da was viel kerczen das die clarheit also groß was das sie sich wunderten was das syn mochte und darinn was nyrgent keyn muren noch want, sie were mit syden duchern behangen.

  • Leben Morganes in Art Wohnturm (Donjon)
  • Gefangenschaft Lancelots bei Morgane > Freudlosigkeit am Artushof nach „Verschwinden“ Lancelots und seinem Wahnsinn
  • im späteren Handlungsverlauf nach Verirren des (kranken) König Artus in Wildnis Kommen in Burg Morganes: in tiefer Gedankenverlorenheit Betrachtung der von Lancelot gemalten Fresken > Erkenntnis der Liebe Lancelots zur Königin bzw., dass Lancelot bei ihr gelegen hat > Entsinnen der Beschuldigungen Agravains über Ehebruch der Königin
  • Ausstattung des Inneren mit Kerzen und seidenen Wandbehängen

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Albrecht: Der Jüngere Titurel (um 1260 bis 1275)

Kurzinformation zum Text

  • Geschichte von Parzivals Cousine Sigune und ihres (im Parzival bereits toten) Geliebten Schionatulander > Sterben des perfekten Helden aufgrund der Parzival-Tradition
  • Erzählung der Ereignisse in den Lücken von Wolframs Parzival, Erweiterung des Schlusses durch Bleiben des Grals in der Welt in den Händen einer Reihe von Gralskönigen namens Johannes; Befinden des Grals in Indien > Zeichen der Sehnsucht nach einem erfolgreichen christlichen Großreich jenseits der heidnischen Bedrohung
  • geblümter Stil, metaphernreiche Sprache (z.B. nach vierfachem Schriftsinn ausgelegter Gralstempel) und Aufbrechung der Syntax

Säulenbau vor der Burg des Priesters Johannes:

  • Säule mit Spiegel: Erheben des Bauwerkes vor der Presbyterburg auf einem mit Stufen aus Kristall und Goldguß ummauerten Sockel
  • Führen mit Edelsteinen besetzter Wendeltreppen nach oben, auf zwei Absätzen reich geschmückte Galerien, auf letzter Galerie auf einzelner Säule Stehen eines großen Spiegels mit hoch in den Lüften schwebendem Dach
  • durch den Spiegel Anzeigen der Orte des Geschehens von Unrecht in den Reichen des Königs

Palas des Priesters Johannes:

  • gewaltige Ausdehnung des über vier rundbogige Portale aus Ebenholz zugänglichen Raumes
  • zur Ausstattung nur Verwendung von Edelhölzern
  • in Schlusssteinen der Gewölbe auf zwei breiten goldenen Scheiben Anbringung von zwei kopfgroßen Karfunkeln zur nächtlichen Erhellung des Palas
  • schachbrettartige mehrfarbige Auslegung des Bodens
  • vor Palas Erstrecken eines Hofes mit kristallenem Pflaster und elfenbeinernem Gestühl

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Konrad von Würzburg (um 1225 bis 1287)

  • Stammen Konrads aus bürgerlicher Familie Würzburgs, nach Zeit als fahrender Sänger Erwerb eines Hauses in Basel und Arbeit als Berufsdichter
  • Gelten als vielseitigster Dichter des 13.Jhs.

Partonopier und Meliur (um 1277)

Kurzinformation zum Text

  • Minne- und Abenteuerroman
  • Erweiterung einer französischen Vorlage mit stärkerer Auserzählung der Figuren: Emotionen der Figuren im Zentrum des Erzählens, starke Psychologisierung; Einschaltungen des Erzählers
  • zwei große Abschnitte: Partonopier (Neffe des französischen Königs) und Fee Meliur unverheiratet und als Vermählte
  • nach nächtlicher Liebesbegegnung Partonopiers und Meliurs Festlegung der Heirat nach drei Jahren (nach Reifung Partonopiers zum Mann), aufgrund zu geringem Alter Partonopiers Auferlegung eines Sichttabus (darf Meliur nicht sehen); zweitweise Rückkehr Partonopiers nach Frankreich; nach Tabubruch Verstoßung vom Hof und Selbstmordversuch Partonopiers,  nach Zeit als Einsiedler und Abenteuern Teilnahme an Heiratsturnier um Meliur, nach Sieg Erwählung zum Ehemann, nach einiger Zeit des gemeinsamen Zusammelebens Aufbruch Partonopiers zu Kampf zwischen Christen und Heiden (chanson de geste-Struktur) und Abbruch des Textes

Stadt Schiefdeire:

  • nach Verirren im Wald Gehen Partonopiers auf ein Schiff und Fahren zu prachtvoller Stadt und Burg (Inszenierung der Irrfahrt durch Meliur aufgrund der Auswahl Partonopiers als Gemahl)
  • nach Landung zunächst Begeben Partonopiers in die Stadt und Durchwanderung der menschenleeren Straßen, dann Eintreten in verzauberte Burg: Beschreibung der Burg als Vorbereitung auf Begegnung mit Meliur; nach Tagesanbruch Anführung weiterer Merkmale von Meliurs Land mit Turmschau Partonopiers und Meliurs Bericht über Beschaffenheit ihres Landes

vil schiere spürte er unde sach/eine burc und eine stat/bî dem mer, daz man getrat/in zwô schoener veste nie./von beiden verre gie/durchliuhtic unde liehter schîn./vil reine und ûz der mâzen fîn/wârens unde dûhten./si glizzen unde lûhten/als ein gestirne wünniclich.

  • genießerisches Hingeben des Erzählers dem Glanz der Stadt:in hyberbolischer Darstellung zunächst Betonung der Vollkommenheit der Stadt und ihrer Lage, Verfügen über prachtvolle und reich mit Edelmetallen und -steinen ausgestattete Bauwerke > Hervorrufen eines die ganze Stadt erfüllenden märchenhaften Glanzes
  • Prägung der Architektur der Stadt im Wesentlichen durch Materialien Marmor, Gold und Lasur sowie Betonung der Lichtwirkung
  • goldglänzende und mit weißem Marmor verzierte Tore und Wände, Türme und Mauern mit Mauerwerk im Schachbrettmuster
  • entlang der Straße Erstrecken scheinender riesiger Palasse aus farbigem Marmor und silbernen Spiegeldächern mit Goldknäufen sowie mit Tierskulpturen verzierten Fenstern, an Mauern goldene Malereien alter Abenteuer; bei Regen leuchten der Straßenpflasterung heller als Glas
  • Arbeit Konrads mit bereits in Literatur vorhandenen Requisiten des Typus der prächtigen Stadt und Steigerung zur Schaffung eines Idealbildes: zurück Treten von monumentaler Sicht und Vorherrschen von Zierwerk
  • Entsprechen von Konrads Bemerkungen über die architektonische Struktur der Stadt den bekannten mittelalterlichen Vorstellungen von Städten des Orients >durch Schiefdeire Verkörperung der orientalischen Stadt überhaupt (durch Farbenfülle Herausstellung des orientalischen Charakters von Schiefdeire, auch für Tierornamentik Beispiele in islamischer Baukunst)
  • Motiv von der menschenleeren Stadt: ausgestorbener Eindruck der Stadt auf Partonopier (Verstärkung durch reichgedeckte Tische in Häusern ohne Hinweis auf Hausbesitzer), Gegensatz zu sonst bei Ansiedlungen in der Nähe einer Burg hervorgehobenem pulsierenden Leben > durch das auf sich allein Gestelltsein des Helden Erzeugung von Spannung
  • aufgrund der Vorstellung des noch größeren Reichtumes der Burg Aufsuchung durch Partonopier

die Stadt an Schönheit noch weit übertreffende Burg Schiefdeire:

und schein iedoch diu burc dar obe/an schoenheit rîcher unde an lobe. Hie mite reit er ûz der stat/zuo dem kastel, des in dâ bat/sîn edel herze reine./dô was diu burc gar eine/liut unde lebender sache./doch vander von gemache/dâ rîchen rât vil ûz erkorn./swaz der juncherre wol geborn/in der stat gezierde sach,/diu dûhte in âne zwîvel swach/gên der vil liehten schînheit,/diu gar mit flîze was geleit/an daz erwelte kastel./sît Kâîn und der guote Abel/begunden samet zürnen,/sô was nie burc an türnen/noch an mûren nie sô an glanz. […] si was vil gar diu beste,/die man beschouwen iemer sol./diu stat erschein gezieret wol/und was diu burc ân allen haz/vil tûsentstunt gezieret baz/mit rîchen dingen über al./dar inne stuont vil maneger sal,/der eime keiser waere/gewesen wol gebaere/ze hûse und zeime palas./der schoenste, der dar inne was,/dar ûf gie Partonopier,/kapfende umbe alsam ein tier,/ob iemen drinne waere.

  • wie auch bei der Stadt Darstellung mit hyperbolischer Sprechweise, Hervorhebung des durch Reichtum bedingten Glanzes und Betonung des Numinosen durch menschenleere Räume
  • durch längeren Aufenthalt Partonopiers auf der Burg Gelegenheit des Erzählers zur ausführlicheren Beschäftigung mit der Ausstattung des Wunderschlosses: Betonung der prachtvollen Schönheit der Burg mehr als der Wehrhaftigkeit
  • zum Rücken der Pracht ins rechte Licht zunächst Rückgriff auf biblische Zeiten: seit Kain und Abel keine Existenz einer so vollkommen mit Türmen, Mauern und glanzvoller Pracht ausgestatteten Burg
  • bei Beschreibung der Burg und ihres Interieurs häufige Vergleiche mit mächtigen Regenten: durch Bezugnahme auf Kaiser und Könige Herausstreichung der Pracht der Räume, der Qualität des Weines, eines außergewöhnlichen Teppiches und der Kostbarkeit eines Partonopier geschenkten Gewandes
  • Betonung vor allem des durch die prachtvolle Ausstattung der Räumlichkeiten mit Edelsteinen und wertvollen Metallen hervor gerufenen Glanzes
  • durch Menschenleere Bestärkung der schon auf Schiff und in Stadt gefühlten Angst Partonopiers: Beunruhigung durch Fehlen jeglicher Lebewesen > Gegensatz zum Reichtum des Schauplatzes
  • Kommen Partonopiers in einen Saal mit gedecktem Tisch und prunkvollem Geschier, Bedienung wie von Zauberhand, durch zwei Kerzen Führung Partonopiers in Schlafgemach: ein gaden harte wünniclîch;/dâ inne stuont ein bette rîch,/gedraet ûz helfenbeine./mit golde und mit gesteine/ze wunder ez gewieret was./ez lûhte sam ein spiegelglas/und schein als die cristallen.: leuchtendes Prunkbett aus Elfenbein mit Edelsteinen, davor Liegen eines aus Phönixfedern gewirkten Teppiches; Vorstellung der Gegenstände in Verquickung von realistischen und fabulosen Elementen, zurück Gehen der verwendeten Materialien auf orientalischen Ursprung
  • Schlafen Partonopiers mit erscheinender Königin, Heiratsantrag der Königin mit Vermählung in dreieinhalb Jahren (Partonopier noch zu jung), für diese Zeit Auferlegung eines Sichttabus
  • Turmschau Partonopiers (mit Betrachtung der Landschaft um seiner selbst willen): bei Rundgang durch die Stadt Kommen zu vier Türmen: vom ersten Turm Aussicht auf Meer und Erkennen der Funktion Schiefdeires als mächtiges Handelszentrum, vom zweiten Turm Schauen auf Festland mit paradiesischer Kulturlandschaft und Gewürz-, Baum- und Weingärten, vom dritten Turm Blick auf agrarische Anbauflächen von großer Fruchbarkeit, vom vierten Turm Aussicht auf sich ins Meer ergießenden Fluss,marmorne Brücke und Burg am Flussufer: dâ nâch begunde er schouwen/jensît dem wazzer ein kastel/ûf einem berge sinewel,/der als ein kugel was gerât./in dûhte, daz der beste rât/möhte sîn dar inne wol,/des ein hûs bedürfen sol/von rîchen sachen alle zît./diu burc was in der mâze wît,/daz si mit kraft wol umbeslôz/von liuten ein gesinde grôz., vor Burg Erstrecken von Feldern, Wiesen und Wälder (ideale Jagdreviere); Benennung der Burg nach von bei ihr entspringenden, dann ins Meer und wieder zur Burg zurück führenden Fluss Eire: durch daz wunderlîche dinc/hân ich dise burc genant/Schiefdeire, daz sî dir bekant,/wan schief daz wort behende/den urhap und daz ende/uns eigentlîche enbiutet/(si beide ez gar bediutet),/und heizet Eire disiu fluot. […] daz ich die burc geheizen habe/nâch wazzer und nâch urhabe,/diu man hie beide erkennet.
  • Beobachtung des Turnieres zur Wahl eines Ehemannes durch Meliur von hohem Torturm aus: si saz û feime turne wît,/der an der bürge ob eime tor/stuont vil wunneclîche enbor

Burg von Meliurs Schwester Irekel auf Insel Salenze:

dar inne stuont ein kastel,/daz schoenste, daz man ie gesach,/und was dar an sô rîch gemach/von maneger hande biuwe,/daz ich des wol getriuwe,/ez würde ûf ertrîche alhie/sô keiserlîchiu veste nie/beschouwet noch gewunnen./man sach dâ küele brunnen,/boumgarten, wisen unde reben./dekeiner bürge nie gegeben/von wazzer und von heide/wart bezzer ougen weide.

  • mit Brunnen, Obst- und Baumgärten Nennung wesentlicher Elemente von Schiefdreire und ebenfalls Vergleich mit irdischem Paradies

Trojanerkrieg

  • Konrads Trojanerkrieg relativ unparteiische Erzählung des trojanischen Krieges; reflektierendes Werk mit poetischer Durchdringung und hohem Anspruch

Palas des Priamus:

der künic einen palas/gebiuwen hete nâhe dran,/daz man nie schoener hûs gewan/noch alsô keiserlichen sal./ûz marmel was er über al,/gewohrt nâch spehen sinnen/und schein gewieret innen/mit golde und mit gesteine./von zêderholze reine/was allez sîn gezimber/diu venster alle wâren,/diu lieht dem hûse bâren/von dem wunneclichen tage.

  • Liegen des Saalbaus auf einer Anhöhe mitten in Troja am Turm Ilion
  • kunstvolle Erbauung aus Marmorböden und Räumen aus Zedernholz, Strahlen des Innenraumes von Gold- und Edelsteinschmuck, wie Gestirne leuchtendes Silberdach, Palaswand mit Götterbildnissen aus Silber, Gold und Edelsteinen an der Außenseite; reich mit figürlichem Schmuck und Ornamenten verzierte Fensterrahmen zwischen runden Säulen mit kunstvoll behauenen Kapitellen
  • vor dem Palas Stehen eines aus Gold, Silber und Edelsteinen gefertigen mechanischen Wunderbaumes mit singenden Vögeln: Beschirmung ds reichsten Gestühles der Welt

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Der Pleier: Meleranz (zweite Hälfte 13.Jh.)

Kurzinformation zum Text

  • Minne- und Abenteuerroman: große Rolle von Liebesbriefen, lange Liebesdialoge, lange Szenen des Ankommens und Abreisens
  • Wirkung wie Benimmbuch: Erzählen ohne Handlung, höfisches Benehmen an Stelle des Sujets
  • vergangene Artuswelt und Lob einer perfekten höfischen Vergangenheit

Burg Belfortemunt:

frouwe, wie ist diu burc genant?/mînen ougen den wart nie bekant/ein burc sô rehte veste,/diu schoenste und diu beste/die mîn ouge ie gesach.

  • superlativische Qualitätsbeteuerungen in Kombination mit künstlerisch erlebter Beschreibung

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Heinrich von Neustadt: Apollonius von Tyrland(vor 1307)

  • urkundlicher Beleg für Heinrich von Neustadt am 28. 10. 1312 in Wien: Selbstnennung als studierter Arzt mit Haus am Graben

Kurzinformation zum Text

  • Quelle spätantiker Roman mit Schema des Minne- und Abenteuerromans
  • Vorspiel: inzestuöses Verhältnis des König Antiochos mit seiner Tochter, Bindung der Heirat der Tochter an Lösung eines Rätsels (Inzest Lösung) > Lösung des Rätsels durch Apollonius und Flucht vor Heirat
  • antiker Handlungsrahmen: nach Seefahrt und Aufstieg zum Musiklehrer Heirat des Apollonius mit Prinzessin Lucina, auf Seefahrt Geburt einer Tochter und Scheidtod Lucinas, nach Seebestattung in Ephesos Spülung an Land und Verkauf als Sklavin an Bordellbesitzer (durch Musikalität und Erzählen von Geschichten Gelingen des Keuschbleibens); Trennung des Apollonius von seiner Tochter,
  • Binnenteil: 14jährige Abenteuerreise durch den Orient
  • antiker Handlungsrahmen: nach Wiedervereinigung der Familie Ausübung der Herrschaft
  • Verlängerung (Tafelrunde)
  • ausführliche Erzählung der Abenteuer, aber kaum logische Verknüpfung
  • episodische Erzähltechnik: Integration möglichst vieler Motive aus unterschiedlichsten Texten

Stadt Chrysa:

  • durch Häufung traditioneller Zierdetails Betonung der nahezu unübertrefflichen Schönheit der Stadt
  • mit Edelsteinen gepflasterte Straßen, Reinigung durch Stadt durchfließendes Wasser; aus Gold und Edelsteine ausgeführte und mit kunstvollen Automaten versehene Bauwunder

Burg Symont:

  • übersteigernde Beschreibung mit Bewunderung orientalischer Herrlichkeiten > überschwängliche Gestaltung des Burgmotives

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Erzählung von Dietrichs erster Ausfahrt: Virginal (in um 1300 kompilierter Fassung)

Kurzinformation zum Text

  • Teil der aventiurehaften Dietrichepik mit Schilderung von Jugendabenteuern Diedrichs und Hildebrands: Befreiung des Landes der Königin Virginal vom Heiden Orkise

Burg Arone des Helferich:

  • nach Befreiung der Ritters Rentwin aus dem Maul eines Drachen Begeben der Helden zu Rentwins Vater Helferich:

der vuorte sî ze hûse/ein stîge, diu ûf ze berge gie,/erbûwen wol dort unde hie/mit maneger leie klûse,/underbûwen, undergraben wol,/gevestent und geletzet,/als man ein burc ze rehte sol. […]

Sî sâhen wie diu veste lac:/niden drumbe gienc ein hac […] dar obe zwei hundert klâftern hôch/der vels und daz gemiure,/der sich ûf gegen den lüften zôch./vil rotschen ungehiure/stiezen umbe und umbe dran […] Durch den hals sô gienc ein grabe/iewederhalp geschrôten abe:/durch ganzen vels gehouwen/was er wol hundert klâftern tief./dar inne ein snellez wazzer lief./diu wunder muoste er schouwen./dar über ein schoeniu brucke gie/mit boumen starc verslozzen,/die man ân huote selden lie./dar ûf sô was gegozzen/ûz êre ein bild nâch einem man./swer dâ vür in kam âne schaden,/der muoste guot gelucke hân,/Si sâhen wie diu veste lît,/vil palas unde ein sal wît/und starker türne drîge:/die stuonden dâ man ir wol darf,/dâ selden hin kein blîde warf./gedecket was mit blîge/vür den regen und vür den wint/daz kostberlîche gemiure./dâ sâzen ritte runde ir kint,/die dicke grôze stiure/gâben, ûz verchwunden bach:/daz dûhtes billîch unde reht,/swâ man den wirt in noeten sach./Vor der burc ein anger was:/da ensprungenbluomen unde gras./dar ûfe stuont ein linde/geleitet umbe und umbe dran:/schate gap sî tûsent man/und dôsete von dem winde.

  • Unterscheidung der Burg von in Typik meist schemenhaften Schilderungen des höfischen Romans
  • raumhaft plastisches Erstehen des wirklich gesehenen Burgkomplexes vor Augen: Liegen der Burg auf einem 200 (350-400m) Klafter hohen natürlichen Felsvorsprung,darunter Erstrecken eines schützenden Buschwaldes mit frischem Holz; Sicherung des hinaufführenden Burgweges durch mehrere Sperrbauten, unmittelbarer Zugang über schmalen Felsgrat über künstlich gesprengten (100 Klafter tiefen) Graben mit reißendem Bach, am Ende der mit Baumstämmen gesicherten Zugbrücke eherne Wächtermechanik (in Tradition der phantastischen Burgen der Artusepik); Prägung des baulichen Eindruckes durch innerhalb der Mauer liegende drei starke Türme (wohl Bergfriede an den Außenseiten) und Hauptpalas mit großem Saal und nüchternem, schweren Dach aus Bleiplatten (Entsprechung zu Palas der Wartburg) als Schutz gegen Sturm und Regen
  • wohl zu Füßen der Burg Erstrecken des Angers mit einer Linde: Dienen zu Turnieren und Kampfspielen
  • Beschränkung des Dichters auf wichtigste Angaben und Verzicht auf ausmalende Einzelheiten, aber dennoch anschauliches und wirklichkeitsgetreues Bild (übertrieben hohe Zahlenangaben Tradition verpflichtet)

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Der Saelden Hort

Kurzinformation zum Text

  • im alemannischen Raum entstandene Dichtung von Leben Jesu, Johannes des Täufers und der Maria Magdalena

Burg Magdalun:

  • Erhalt der Burg durch Maria Madgalena nach Teilung des Besitzes der Eltern unter Geschwistern:

ich wil die burg des gesten/daz man mit kainen dingen/besitzent noch betwingen/si mag, man gang uf und ab./si lit an ainer richen hab,/ob ainem berg, uf ainer flu,/da stossent vier lantstrasen zu,/der och gewaltig ist der berg./an bruggen ich nie besser werch/sach von geweplten arken/mit hohen túrnen starken/dan úber daz selb wasser gat/daz den berg all um vat./dú brugg ist werlich und gut. […] doch gebe nit ain vliegen/dú brugg um all der welt sturm,/dam húettet ir ain vester turn/mit ainer uf gander brugg,/vor dem ain tiefe slugg,/ain witer grab ist uf geslagen./vil manig kar und wagen/dar úber wol geladen gat,/die man denn ane hut lat;/wan allen lúten ist bekant,/so si koment in úser lant,/das da gebotten ist der frid […] och Magdalun ist an schaden/daz da lendet so manig kiel./nie hab me so wol geviel:/von alten rehten, lassen, zol/siht man si getregtes also vol/sam die vil richen stette ligen./Got hat der burg nit verzigen/an ogen waid und an genuht. […] dar dienet och lút und gut,/und swaz inzehen milen lit/dar um, dar sin stúr git.

dú burc ist och so sinnewel/daz rutten, sneggen, tumbeller/man niendert kan gerihten./sie kan sich der gesichten/die tunt die greber und die schern,/gar aigenlichen wern./si ist so herte, si ist so hoh,/wol tusent wert ainer loch,/die dar zu woltent gahen,/daz si nit dorsten nahen/so verre als ie kain blid warf./och Magdalun dú burg bedarf/mit irem richen gelt/ze hut in all der welt/nit me denn zehen knehten/gegen aller kaiser mehten,/noch mugent minre ir geschaden,/swie wol die kasten sint geladen,/der grosten bliden stain […] dú mur Magdalun der burg/so dik ist und so herte/daz úns min vatter werte/daz wir mit nút liessen/sie iemer fúr hurdiessen./och der urlúges wielt,/uf Magdalun enthielt/man wol fúnfhundert rosse/der werlichen vorburg,/die man da vol verburg,/so daz ir niemen neme war,/des man och zu der halschar/bedarf wol in urlúge./ain mur von gezúge/dem rainsten und dem besten/och um vaht die vesten,/mit ergern und mit zinnen./doch nieman mag gewinnen/den berg uf dem dú vorburg lit,/und ist och tusent aker wit/da Magdalun ob ist gelegen,/da zu och nieman kan gewegen,/so du vil dik hast vernomen/daz neiman dar uf müge komen/wan dur der vorburg tor./der berg lit also hoh enbor/und ist vor, hinder und en ebent/sam er gehowen und geebent/si mit ainer parten./Got selb ús sus bewarten. […]

wir och da nun betrahten sun/daz der berg Magdalun/die schónsten ogen waid/und die besten waid/von matten, owen, velden,/reben, garten, welden/fúr aller búrg berg hat,/und guten luft und vollen rat/von brot, vlaisch, vischen,/von win, den man mischen/mus von rehter sterki./in dem besten gemerki/Magdalun dú vesti lit./min vatter hat bi siner zit/die vorburg so gebuwen/und hat dar zu verluwen/so vil zeburglehene/das da sint ritter zehene/mit hus und ir gesind. […]

Magdalun dú here/von erden und von ere/hat mengen wolgehaften hafen./och sint die latten und die raven/also gerihtet und gemahet/daz nummer hus da wirt bedaht/wan von roten hafen ziegeln./ain usser welter spiegel/ist Magdalun, des mus man jehen./wan siht sie lúhten und och brehen/fúr all búrg loplich/wol vierzig mill all um sich./sus Magdalun wir gestent/fúr die richsten und die besten/und habent allez daz gemach/daz man ie burg gehaben sach./des sol dú jung swester min/nach Magdalun gehaissen sin/Marie Magdalene,/sit ir von Gottes lene/dú burg von uns beiden/ze tail ist us geschaiden

  • realistische Elemente: Darstellung der Burg als Stützpunkt in Grundherrschaft: mit großer Genauigkeit Hervorhebung der strategisch, verkehrstechnisch und wirtschaftlich günstigen Lage und Schilderung der baulichen Gesamterscheinung inmitten einer den Schutz der Burg genießenden Landschaft
  • Betonung der Uneinnehmbarkeit: bewehrte Brücken, aufgrund der Lage und runden Form Unerreichbarkeit für Belagerungsmaschinen, Benötigung nur einer geringen Besatzung
  • ausführliche Darstellung von Größe und unerschöpflichem Nutzwert der Bergbreite: Selbstversorgung der Menschen aufgrund der Ausstattung des Burgberges mit allem Lebensnotwendigen, in reihenden Beschreibungen Wiedergabe der reichen Hofhaltung und des Wirtschaftslebens: Erfüllung der Idealburg von frohem höfischen Treiben, Beeinflussung des Wunschlebens der Bewohner von Paradiesvorstellungen > Idealität der Burg Ausdruck der Perfektion von Gottes Schöpfung
  • Darstellung unpoetische Aufreihung von Dingen aus dem Alltag einer großen Ritterburg

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Die Minneburg (um 1340)

Kurzinformation zum Text

  • allegorisches Epos über Wesen, Wirken und Gefährdungen der Liebe

Sus volgt ich nach dez waßers sla,/Bis ich die schonste burk ersach:/Die waz besloßen mit dem bach/All umb zu allen sytten;/Dar nach mit einem graben wyten/Waz sie bewart, dez umbe sweif/Der waz so ussermoßen tieff:/Wer dar in schrey,/dez selben gal/Uz siner tieff tet wider hal. […] Und sach der burge mur/Hoch, stark. vor windes schur/Dorft sie ir wenig angen. […] Ich quam zu irre brucke schon,/Geziret mit gewelbes thron,/Dar uff risen, lewen lagen/Und hunde, die der brucke pflagen./Der burg torhus waz beschurt/Mit einem turn, hoch gemurt/Von mermel und von augstein./Cristallen und helffenbein/Luchten uz den simsen schon […] Ein schustor stark ob dem tor hing,/Dar uz von hertem stahel ginge/Vil spitzen stark gezaphet. […] Bis ich quam uber die brucken/In die mynneclich burk./Dar inne stund ein sule kurk. […] Die sule was hoch und sinnewel,/Mit list geworchet schon und hel,/Gar sunder wandels meile./Die sule zu Schatel marveil/Waz an gezirde niht so richt./Kein aug gesach nie ir gelich.

  • realistische Beschreibung der Burg und des Grabens, der Zugbrücke, des Falltores und einer Säule mit bekannten Motiven (Echo aus tiefem Graben, Vergleich der Säule mit Wundersäule auf Schastel marveile)
  • allegorische Auslegung der Bauteile in Bezug auf Minnefrau und Liebenden: Burg und Säule Wesen des Liebenden; von Wasser und Graben umgebene und durch Löwen, Riesen und Hunde geschützte Burg reine und edle Frau

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Oswald von Wolkenstein (1376/1377 bis 1445)

Kurzinformation zur Person

  • Südtiroler Adeliger und bedeutendster Lieddichter der frühneuhochdeutschen Literatur
  • historischer Hintergrund: seit Großem Freibrief 1342 schriftliche Festlegung der Rechte der Tiroler Landstände gegenüber dem Landesfürsten, Verbesserung der Position des tirolischen Adels (durch wiederholte Bestätigungen der Rechte und Freiheiten sowie gewohnheitsmäßige Ansprüche große Selbstständigkeit); um 1400 innere Krise Tirols: Bedrohung der Stellung des Adels durch neue gesellschaftspolitische und wirtschaftliche Tendenzen sowie erstarkendes Landesfürstentum, aufstrebende Bürgerschaft der Städte und Einhaltung altverbriefter Rechte fordernden Bauernstand
  • Bestimmung des adeligen Selbstverständnisses durch Herrschaft: eigene (Grund)Herrschaft (aber Tiroler Bauern keiner leibherrschaftlichen Bindung unterworfen sondern eigenständige Bewirtschaftung der verliehen Güter) und Herrschaft als Stellvertreter des fürstlichen oder königlichen Herrn
  • Gründung des Selbstbewusstseins auf Status und Stand in Welt des Adels, Dienst des Königs und Tiroler Landespolitik
  • systematische Sammlung und Ordnung aller schriftlichen Belege der politischen Tätigkeit, Liederhandschriften und Portraits Zeichen für Ziel der bewussten Überlieferung für Nachwelt

politische Stationen

  • um 1406 kurz nach Gründung des großen tirolischen Adelsbunds der „Falken“ und Vergünstigungen des Landesfürsten Herzog Friedrich IV. (um Anführer an sich zu binden) durch Vermögensteilung unter Wolkensteiner Brüdern Werden Oswalds zu Grundherr und Erfüllung der an Ritterstand geknüpften formalrechtlichen Forderungen (Grundbesitz, Rentenbezug, Sitz auf einer Burg), mit Drittel von durch Bischof von Brixen als Lehen vergebenem Hauenstein (neben Nutzungsrechten und Besitz) Erhalt eines Stückes niedergerichtlicher Immunität und einer Gebotsgewalt über zu Leistungen verpflichtete Burgfrieder
  • zunehmend wichtige Rolle Oswalds im Verwaltungs- und Gerichtswesen des Hochstiftes und in Politik des Bistums Brixen
  • im Februar 1414 Aufenthalt Oswalds auf Konzil von Konstanz (wohl als Begleiter seines Lehnsherrn) und in Umgebung des römisch-deutschen König Sigismund > 1415 Aufnahme Oswalds in den höfischen Dienst; im Sommer 1417 Heirat Oswalds mit Schwäbin Margarethe von Schwangau (aus angesehenem reichsunmittelbaren Adelsgeschlecht, Brautwahl in Zusammenhang mit politischer Bindung an Starkenberger als Kern eines systematischen Widerstandes gegen die landesfürstliche Zentralgewalt)

Oswald als Agent der Tiroler Adelsfronde: der Konflikt zwischen dem Adelsbund und Herzog Friedrich IV. von Österreich-Tirol:

Herzog Friedrich VI. vs. Adelsbund I.:

  • wegen Fluchthilfe für abgesetzten Papst und Übergriffe gegen Bischof von Trient und Tiroler Adelige 1415 Verhängung von Reichsacht und Kirchenbann über Herzog Friedrich > Nutzung dieser Situation durch nach Selbstständigkeit strebenden Tiroler Adel und Auflehnung gegen Souveränitätsansprüche seines Territorialherrn > Zusammenschluss der von Herzog Ernst nach Tirol berufenen Landherren zu einem Bündnis zur Sicherung der Herrschaft > Entwicklung des Widerstandes des Adelsbundes und Herzog Ernsts gegen Herzog Friedrich zu offenem Kampf, kurz darauf Waffenstillstand und Beilegung des Bruderzwistes, Ausräumung der Differenzen mit Länderteilung 1417
  • Nutzung Oswalds als Mittelmann zu den Anführern des Adelsaufstandes durch König Sigismund: Aufforderung der Adeligen in an Oswald adressierten Brief zur Bereithaltung für kriegerische Maßnahmen (aber kein Eingreifen Sigismunds) > Oberhand Herzog Friedrichs über Widersacher: Belagerung der Schlandersbergischen Burgen und Vorgehen gegen Starkenberger und Wolkensteiner
  • aufgrund von Gefahr für Haus Habsburg Drohungen Herzog Ernst gegenüber dem König und Erreichen der Aufnahme von Friedensverhandlungen > 1418 Wiederbelehnung des Herzogs durch den König und Verpflichtung zur Wiedergutmachung der dem Adel zugefügten Schäden

der Hauensteinische Erbschaftsstreit und neue Konflikte mit Herzog Friedrich:

  • ab Sommer 1418 ständiger Wohnsitz Oswalds und Margarethes auf Burg Hauenstein im Kastelruther Berg, 1420 aufgrund eines Sohnes erstmals persönliche Titulierung Oswalds als Der edel und veste Ritter (wie ihm als Begründer einer eigenen Linie mit festem Sitz auf Burg zustehend)
  • Konzentration Oswalds auf Hauensteinische Einkünfte, Ausbau und Aneignung der Burg > Entschluss des Mitbesitzers Martin Jägers zu außergerichtlicher Selbsthilfe: Versammlung von Bundesgenossen (darunter die Hausmannin, Oswalds ehemalige Geliebte), Gefangennahme Oswalds und Übergabe an Herzog (Dezember 1421)
  • fünf Monate Freiheit nach Zahlung einer Bürgschaft (Aufbringung durch Verwandte im Gegenzug für Sicherheiten an Oswalds Gütern) zur Regelung der Hauensteinischen Einkünfte, Behalten des Bürgbriefes wie Schuldbrief durch Herzog > Eingreifen des Königs (Vorwurf eines aufgrund der von Friedrich geleisteten Gelöbnisse unerlaubten Racheaktes an Oswald)
  • trotz Versöhnung kein Verzeihen der Mittlerrolle Oswalds zwischen Adel und König durch Herzog Friedrich, als Freund der Starkenberger und Diener des Königs weiterhin Streben Oswalds nach Verbesserung der Stellung des Tiroler Adels auf Kosten des Landesfürsten

Herzog Friedrich IV. vs. Adelsbund II.:

  • mit Ausgleich 1418 vorübergehende Beilegung des Streites zwischen König Sigismund und Herzog Friedrich, Gewährleistung der Ruhe im Land durch ausdrückliche Amnestie für aufständischen Adel, aber weiterhin rege politische Betätigung der Adelsbünde: unter Berufung auf ererbte und bestätigte Landesfreiheiten weiterhin Abschluss von auch gegen Landesfürsten gerichteten Bündnissen innerhalb des Adels > systematische Schwächung der materiellen Macht des Adels durch Herzog Friedrich
  • Vorbereitungen des Tiroler Adels zur Machtübernahme im Landesinneren > trotz Verbot des Herzogs im Juli 1423 Zusammenschluss eines Adelsbundes mit Ziel der Reichsunmittelbarkeit, Fehdehandlungen der Adelsbündner gegen Herzog Friedrich > aufgrund Nichtangreifens der Nachbarländer und des Reichsoberhauptes Auflösung des Adelsbundes durch Herzog Friedrich > erneute Aussöhnung des Herzogs mit Adel: Bestätigung der Landesfreiheiten und Amnestierung der Beteiligten; Annährung zwischen König Sigismund und Herzog Friedrich, Niederwerfung der letzten Aufständischen durch Herzog Friedrich
  • nach Ablehnung einer Konfrontation mit Herzog Friedrich durch Grafen von Görz Verlust des Asyls auf Burg Neuhaus auf Görzer Boden durch Oswald > Verbringen des Winters 1426/1427 isoliert auf Burg Hauenstein
  • Landtag in Bozen zur Rechtfertigung Oswalds für Landfriedensbruch und zur Verhandlung des Streites mit Jäger > Flucht Oswalds und Gefangensetzung > Vermittlung einer Aussöhnungsverhandlung durch Michael von Wolkenstein und andere Freunde Oswalds: durch Schiedsspruch des Herzogs Beendigung des Rechtstreites um Hauenstein und der Rebellenrolle Oswalds: Erhalt der Burg Hauenstein für Zahlung von 500 Golddukaten als Entschädigung an Martin Jäger, Schwur von Urfehde durch Oswald (Unterwerfung und Loyalität gegenüber Herzog, Verpflichtung zu Feldzug gegen Hussiten, Verbot eines Dienstverhältnisses oder Bündnisses mit auswärtiger Macht, Austragung der Rechtsangelegenheiten nur mehr im Land vor dem Herzog gebilligten Gerichten); durch Bestätigung der Gültigkeit des Bürgschaftsbriefes als Schuldbrief Druckmittel des Herzogs > politische Bewegungsfreiheit Oswalds nur mehr als treuer Diener seines Landesfürsten
  • finanzielle Konflikte:durch Hans von Villanders Forderung von Entschädigung und Sicherstellung aufgrund von Herzog erzwungener Bürgschaft für Oswald, Meinungsverschiedenheiten aufgrund des Pfandbriefes auf Burg Neuhaus > Wendung Oswalds an vom König zur Hemmung der Territorialisierung der Rechtspflege geförderte Feme > 1428 Reise nach Westfalen und Aufnahme in Geheimbund der Freischöffen (als freier Schöffe und Diener des Königs Begünstigungen im Fall eines Prozesses möglich) > Richten der die nach Meinung Oswalds unrechtmäßige Weiterverpfändung von Neuhaus und üble Nachrede des Villanders betreffenden Klage an Görzer Grafen, Bischof von Brixen und Hans von Villanders
  • Streit mit Bischof von Brixen: Eingriffe des Bischofs Ulrich II. Putsch von Brixen in von ihm beschworene Rechte seiner Domherren > Mithelfen Oswalds bei Gefangennahme des Bischofs (1430 Wiedereinsetzung des Bischofs in Rechte und Würden nach Eingreifen des Herzogs und des Königs)

Reisen im Dienst des Königs:

  • Anfang der 1430er Jahre wieder Dienst Oswalds bei König Sigismund unter Duldung des Landesfürsten, Nennung Oswalds als Mitglied der höchsten Klasse des hochfeudalen „Drachenordens“ (allgemeine Ritterpflichten und Sicherung der Ritterrechte als Ziele) > Intensivierung der Beziehungen Oswalds zum König; im Sommer 1431 Beglaubigung Oswalds als Gesandter zu Herzog Friedrich durch Sigismund (gewisse Rehabilitation Oswalds), Nennung Oswalds als Rat des Königs
  • auf Ulmer Reichstag im Sommer 1434 letztes Treffen Oswalds mit Kaiser Sigismund: kaiserliche Gnadenbeweise zur Entlohnung Oswalds für Dienste, Bestellung zu offiziellem Schutzherrn des Chorherrenstift Neustift, Ausstellung eines Lehensbriefes an Ritter Oswald von Wolkenstein als Lehensträger seiner Frau über deren Anteil an reichsunmittelbaren Schwangauer Lehen (Erlaubnis der Ablegung der Eide eines Reichsritters)

Aktivitäten in Tirol:

  • Fungieren Oswalds als Herr von Hauenstein, Gotteshausmann und juristischer und politischer Berater des Bischofs von Brixen, als Pfleger des Grafen von Görz auf Burg Neuhaus und offizieller Rat des Grafen von Görz, als vom Kaiser bestellter Beschützer des Klosters Neustift und als Lehensträger des Anteiles seiner Frau an Schwangauer Reichslehen, vitale Aktivität und Schreibfreudigkeit > in letzten Lebensjahren Verwirklichung der eigenen Vorstellung der Aufgabe des Landherren: Teilhabe am Rechtswesen und an der Landespolitik
  • ständige Wechsel des Aufenthaltsortes und Beschäftigungen mit Familien- und Vermögensangelegenheiten
  • nach Tod Herzog Friedrichs 1439 Erreichen der angestrebten Anerkennung als Landherr durch Oswald > großes Gewicht Oswalds in Landschaft und bestimmende Rolle im Streit Tirols mit König Friedrich III. um Beendigung der Vormundschaft über jungen Herzog Sigmund von Österreich-Tirol
  • noch keine Festigung der Macht Herzog Friedrichs V./König Friedrichs III. in Tirol und Notwendigkeit der Bemühung um Gunst der einflussreichen Tiroler Landherren > Verzicht Herzog Friedrichs V. auf Oswalds Bürgschaftsleistung
  • im September 1443 urkundliches Aufscheinen Oswalds als Familienältester und offiziell anerkannter Lehensträger: Regelung aller Vermögensangelegenheiten der Wolkensteiner, Rolle des Patriarchen
  • Streit Oswalds mit Bauern der Gemeinde „ab dem Ritten“ um Weiderecht auf Villanderer Alm (dort Besitz Oswalds) > Suchen ihres Rechtes durch Rittner vor Landschaft auf Rechtstag in Bozen, aber keine Teilnahme Oswalds; positiv verlaufende Unterhandlungen zwischen Vertretern der Gemeinden Ritten und Villanders
  • Vormundschaftsstreit: Ringen der Tiroler Landschaft mit Herzog Friedrich V. von Innerösterreich/König Friedrich III. um Vormundschaft für minderjährigen Herzog Sigmund von Österreich-Tirol (Sohn Friedrichs IV.), Plan König Friedrichs zur Nichtherausgabe seines Mündels und zur Vereinigung Tirols mit habsburgischen Ländereien > unter Tiroler Adeligen Herausbildung einer Partei für Herzog Sigmund; nach Ablauf der Vormundschaftspflicht 1443 Nachricht von Verzicht des für volljährig erklärten Herzog Sigmunds für weitere sechs Jahre auf Verwaltung des Landes > Aussendung eines Schreibens an Stände Tirols durch harten Kern des Adelswiderstandes gegen Verlängerung der Vormundschaft > am 3. November 1443 Zusammentreten eines Landestages: Verlangen der Herausgabe Herzog Sigmunds, Verteidigungsmaßnahmen gegen möglichen Einmarsch königlicher Truppen, Einteilung des Landes in durch einen Verweser geleitete Distrikte
  • Gesandtschaft an königliches Hoflager zur Einforderung von Herzog Sigmund und des landesfürstlichen Schatzes > Ablehnung König Friedrichs; in Brixen Konstituierung eines Ausschusses von achtzehn aus Adel, Städten und Gerichten gewählten Mitgliedern: Delegation des „gesworen Rat“ mit Sitz, Angehören Oswalds dem Ausschuss und engerem Rat, Überbringung des Vormundschaftsvertrages und des Inventars der Schatzkammer nach Meran; Teilnahme Oswalds am im Mai 1445 in Meran beginnenden Landtag (Zusammenlaufen der Fäden der Landespolitik in Zeit der Auseinandersetzung bei Vogt Ulrich von Matsch und Oswald von Wolkenstein)
  • Tod Oswalds am 2. August 1445 während Meraner Beratungen über Verständigungsmöglichkeiten der Tiroler Landschaft mit König Friedrich III.: zum Zeitpunkt des Todes Höhepunkt der Macht Oswalds als Tiroler Adeliger: Landherr, Rat der Landschaft, Verweser am Eisack und Grundherr auf Hauenstein

literarisches Werk:

  • moderner Umgang mit traditionellen literarischen Formen und Motiven des Mittelalters, mit inhaltlicher und formaler Vielfalt Absicht des Erreichens möglichst vieler lyrischer Variationen > Dichtungen Art Enzyklopädie der um 1400 verwendeten Liedtypen; persönliche Erlebnisse und Erfahrungen als Grundlage literarischer Schöpfungen, künstlerische Kenntnisse aus nicht-deutschsprachigen Ländern
  • Nutzung der Fähigkeiten als Dichter und Komponist zur Unterhaltung, zum Preis oder zur Schelte mächtiger Herren, Betrachtung als Mittel zur Selbstdarstellung und Sicherung des Nachruhmes > autorisierte Sammlung der Lieder in zwei aufwendigen Pergamenthandschriften mit Autorenportraits und Melodien
  • Technik bei Übertragung von Biographischem in Dichtung: Verfremdung der zu Grunde liegenden Realität

Greifensteinlied(1423)

„Nu huss!“ sprach der Michel von Wolkenstein:

1. […] „si müessen alle fliehen von Greiffenstein geleich.“

2. Do hueb sich ain gestöber aus der glut/all nider in die köfel, das es alles bluet./banzer und armbrost, darzu die eisenhuet/die liessens uns zu letze, do wurd wir freuden reich.

3. Die handwerk und hütten und ander ir gezelt/das ward zu ainer aschen in dem obern veld. (oberes Feld wohl als feindlicher Beschießungspunkt genutzter Bereich oberhalb der vorgeschobenen Felsspitze, auf der Greifenstein liegt)/ich hör, wer übel leihe, das sei ain böser gelt./also well wir bezalen, herzog Friderich. […]

6. Ein werfen und ein schiessen, ain gross gepreuss/hueb sich an verdriessen. glöggel dich und seuss!/nu rüer dich, guot hofeman, gewinn oder fleuss!/ouch ward daselbs besenget vil dächer unde meuss.

7. Die Botzner, der Ritten und die von Meran,/Häfning, der Melten die zugen oben hran,/Serntner, Senesier, die fraidigen man,/die wolten uns vergernen (einfangen), do komen wir dervon.

in Bc fehlende Strophe aus Kurzfassung des Liedes in Augsburger Liederbuch: Die pünd (Bünde der Gegner, Fesselung der Belagerung oder Barrieren der Gegner aus Flechtwerk?) die sind gewunnen, si sind gefallen./wie pald wir si derschnellen mit klainem schallen./das rieten mir die pfaffen und die von Halle/und etlich gest im lande, die ich bekalle.

  • im Zusammenhang mit der Belagerung der Starkenberger auf Burg Greifenstein durch habsburgischen Herzog Friedrich IV. von Österreich-Tirol entstandenes siegestrunkenes Kriegslied: politisches Parteilied mit Gefechtsbericht über Kampfhandlungen im Umkreis von Burg Greifenstein um 17. Dezember 1423
  • ältester Kern: drei vierzeilige Strophen mit Endzeilreim, Entstehung im März/April 1418: Überraschungsangriff der Brüder Wolkenstein aus belagerter Burg auf feindliches Lager (auf Plateau gegenüber der Burg)

Durch Barbarei, Arabia (1426/1427)

[…] in Races bei Saleren,/daselben bleib ich in der e,/mein ellend da zu meren/vast ungeren./Auf ainem kofel rund und smal,/mit dickem wald umbfangen,/vil hocher perg und tiefe tal,/stain, stauden, stöck, snestangen,/der sich ich täglich ane zal./noch aines twingt mich pangen:/das mir der klainen kindlin schal/mein oren tuet bedrangen,/hat durchgangen. […] der ich e pflag, da für ich sich/neur kelber, gaiss, bock, rinder/vnd knospot leut, swarz, hässelich,/vast rotzig gen dem winder […] Mein kurzweil die ist manger lai,/neur esel gsang und pfaun geschrai […] vast rauscht der bach in hurlahai/mein haupt enzwai,/das es beginnt zu kranken./Also trag ich mein aigen swär./täglicher sorg, vil böser mär/wirt Hauenstain gar selten lär./möcht ichs gewenden an gevär,/oder wer das wär,/dem wolt ich immer danken./Mein landesfürst der ist mir gram/von böser leute neide./mein dienst die sein im widerzam,/das ist mir schad und laide […]

  • nach Ablehnung einer Konfrontation mit Herzog Friedrich durch Grafen von Görz Verlust des Asyls auf Burg Neuhaus auf Görzer Boden durch Oswald > Verbringen des Winters 1426/1427 isoliert auf Burg Hauenstein > in Lied Kl. 44 Bedauerung der Aufnahme des Kampfes gegen Herzog Friedrich: keine Unterstützung durch König oder hohe Fürsten, in Ungnade bei Herzog Friedrich, durch Bischof von Brixen nur Duldung, da Unterwerfung fast des gesamten Tiroler Adels keine Hilfe der Freunde oder Verwandten, Beanspruchung der Burg durch Gegner, katastrophale wirtschaftliche Lage aufgrund der Überschreibung des ganzen Besitzes an Bürgen

 


verwendete Literatur

  • Vorlesungen und Seminare am Institut für Germanistik an der Universität Wien:

Literaturgeschichte 750-1500. Lydia Miklautsch, SS 2008.

Der Artusroman – Entstehung und gesellschaftliches Umfeld. Hermann Reichert, WS 2009/2010.

Die deutschsprachige Literatur im 14. Jahrhundert. Matthias Meyer, WS 2010/2011.

Flore und Blanscheflur. Karin Lichtblau, SS 2008.

Liebe, Ehe, Ehebruch in der mittelalterlichen Literatur. Matthias Meyer, SS 2008.

Das Nibelungenlied. Hermann Reichert, SS 2007.

Literatur des 13. Jahrhunderts. Matthias Meyer, SS 2009.

Minne. Hermann Reichert, SS 2010.

Prosalancelot. Matthias Meyer, WS 2008/2009.

  • Baum, Wilhelm: Kaiser Sigismund von Luxemburg und Oswald von Wolkenstein. In: Mück, Hans-Dieter und Müller, Ulrich (Hg.): Jahrbuch der Oswald von Wolkenstein Gesellschaft. Marbach 1986/1987. (Bd. 4)
  • Bildhauer, Bettina: Mourning an Violence: Kriemhild´s Incorporated Memory. In: Fronius, Helen/Linton, Anna (Hg.): Women and Death. Representations of Female Victims and Perpetrators in German Culture 1500-2000. Rochester: Camden House 2008. S. 60-75.
  • Classen, Albrecht: The Defeat of the Matriarch Brünhild in the Nibelungenlied, with Some Thoughts on Matriarchy as Evidenced in Literary Texts. In: Wunderlich, Werner/Müller, Ulrich (Hg.): “Waz sider da geschach”. American-German Studies on the Nibelungenlied Text and Reception. Göppingen: Kümmerle Verlag 1992. S. 89-110.
  • Der Saelden Hort. Alemannisches Gedicht vom Leben Jesu, Johannes des Täufers und der Magdalena. Herausgegeben von Heinrich Adrian. Berlin: Weidmannsche Buchhandlung 1927.
  • Ehrismann, Otfried: Nibelungenlied. Epoche – Werk – Wirkung. München: Verlag C.H. Beck 2. Auflage. 2002.
  • Flood, John L.: Siegfried´s Dragon-Fight in German Literary Tradition. In: McConnell, Windor (Hg.): A Companion to the Nibelungenlied. Columbia: Camden House 1998. S. 42-59.
  • Fontana, Josef (Hg.): Geschichte des Landes Tirol. Von den Anfängen bis 1490. Bozen, Innsbruck: Verlagsanstalt Athesia, Tyrolia-Verlag 1985.
  • Forcher, Michael: Kleine Geschichte Tirols. Innsbruck: Haymon-Verlag 2006.
  • Gärtner, Kurt: Die Tradition der volkssprachigen Weltchronistik in der deutschen Literatur des Mittelalters. In: Füssel, Stephan (Hg.): 500 Jahre Schedelsche Weltchronik. Nürnberg: Verlag Hans Carl 1994. S. 57-71.
  • Göhler, Peter: Von zweier vrouwen bagen wart vil manic helt verlorn. Der Streit der Königinnen im ,Nibelungenlied’. In: Zatloukal, Klaus (Hg.): 6. Pöchlarner Heldenliedgespräch. 800 Jahre Nibelungenlied. Rückblick – Einblick – Ausblick. Wien: Fassbaender 2001. S. 75-96.
  • Greenfield, John: Frau, Tod und Trauer im „Nibelungenlied“. In: Greenfield, John (Hg.): Das Nibelungenlied. Actas do Simpósio Internactional. Porto: Faculdade de Letras da Universidade do Porto 2001. S. 95-114.
  • Grundmann, Herbert: Geschichtsschreibung im Mittelalter. Gattungen – Epochen – Eigenart. Göttingen: Vandenhoeck und Ruprecht 1965.
  • Hartmann von Aue: Erec. Mittelhochdeutscher Text und Übetragung. Frankfurt am Main: Fischer Taschenbuch Verlag 27. Ausgabe 2007.
  • Hartmann von Aue: Iwein. Text und Übersetzung. Berlin: Walter de Gruyter 4. Auflage 2001.
  • Heinzle, Joachim: Die Nibelungensage als europäische Heldensage. In: Heinzle, Joachim/Klein, Klaus u.a. (Hg.): Die Nibelungen. Sage – Epos – Mythos. Wiesbaden: Reichert Verlag 2003. S. 3- 27.
  • Konrad von Würzburg: Partonopier und Meliur. Herausgegeben von Karl Bartsch. Berlin: Walter de Gruyter 1970.
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  • Meckseper, Cord: Architektur und Lebensformen. Burgen und Städte als Orte von Festlichkeit und literarischem Leben. In: Lutz, Eckart Conrad (Hg.): Mittelalterliche Literatur im Lebenszusammenhang. Ergebnisse des Troisième Cycle Romand 1994. Freiburg/Schweiz: Universitätsverlag 1997. S. 15-43.
  • Mertens, Volker: Hagens Wissen – Siegfrieds Tod. Zu Hagens Erzählung von Jungsiegfrieds Abenteuern. In: Haferland, Harald/Mecklenburg, Michael (Hg.): Erzählungen in Erzählungen. Phänomene der Narration in Mittelalter und Früher Neuzeit. München: Fink Verlag 1996. S. 59-69.
  • Mertens, Volker: Helden im Nirgendwo. In: Keller, Johannes/Kragl, Florian (Hg.): 9. Pöchlarner Heldenliedgespräch. Heldenzeiten – Heldenträume. Wann und wo spielen Heldendichtung und Heldensage? Wien: Fassbaender 2007. S. 117-131.
  • Meyer, Elena Marie: Das Artusbild im mittelhochdeutschen Prosalancelot. Diplomarbeit. Universität Wien 2011.
  • Mühlherr, Anna: Nicht mit rechten Dingen, nicht dem dem rechten Ding, nicht am rechten Ort. Zur tarnkappe und zum hort im Nibelungenlied. In: Donhauser, Karin/Grubmüller, Klaus u.a. (Hg.): Beitrage zur Geschichte der deutschen Sprache und Literatur. Tübingen: Niemeyer Verlag 2009. S. 461-492. (Band 131)
  • Müller, Jan-Dirk: Das Nibelungenlied. Berlin: Erich Schmidt Verlag 3. Auflage. 2009.
  • Müller, Jan-Dirk: Regionalität und Fremde. In: Müller, Jan-Dirk: Spielregeln für den Untergang. Die Welt des Nibelungenliedes. Tübingen: Niemeyer Verlag 1998. S. 303-309.
  • Nelson, Charles G.: Virginity (De)Valued: Kriemhild, Brünhild, and All That. In: Wunderlich, Werner/Müller, Ulrich (Hg.): “Waz sider da geschach”. American-German Studies on the Nibelungenlied Text and Reception. Göppingen: Kümmerle Verlag 1992. S. 111-130.
  • Niederstätter, Alois: Geschichte Österreichs.
  • Oswald von Wolkenstein: Lieder. Frühneuhochdeutsch/Neuhochdeutsch. Ausgewählte Texte herausgegeben, übersetzt und kommentiert von Burghart Wachinger. Stuttgart: Philipp Reclam: 2007.
  • Ott, Norbert: Chronistik, Geschichtsepik, historische Dichtung. In: Mertens, Volker/Müller, Ulrich (Hg.): Epische Stoffe des Mittelalters. Stuttgart: Alfred Kröner Verlag 1984. S. 182-204.
  • Reichert, Hermann (Hg.) Das Nibelungenlied. Text und Einführung. Nach der St. Galler Handschrift herausgegeben und erläutert von Hermann Reichert. Berlin: Walter de Gruyter 2005.
  • Riedmann, Josef: Geschichte Tirols. Wien: Verlag für Geschichte und Politik. 3. Auflage. 2001.
  • Schmidt, Sigrid: Oswald von Wolkenstein. Zur Lebenswelt eines Niederadeligen im Spätmittelalter. In: Pfeifer, Gustav und Andermann, Kurt (Hg.): Die Wolkensteiner. Facetten des Tiroler Adels in Spätmittelalter und Neuzeit. Innsbruck: Universitätsverlag Wagner 2009.
  • Schulze, Ursula: Brünhild – eine domestizierte Amazone. In: Bönnen, Gerold/Gallé, Volker (Hg.): Sagen und Märchenmotive im Nibelungenlied. Worms: Verlag Stadtarchiv 2002. S. 121-141.
  • Schulze, Ursula: Die alten maeren in neuer Zeit. Historisierung mythischer Elemente im Nibelungenlied. In: Keller, Johannes/Kragl, Florian (Hg.): 9. Pöchlarner Heldenliedgespräch. Heldenzeiten – Heldenträume. Wann und wo spielen Heldendichtung und Heldensage? Wien: Fassbaender 2007. S. 159-175.
  • Schwob, Anton: Landherr und Landesherr im spätmittelalterlichen Tirol. Oswalds von Wolkensteins Ständepolitik. In: Mück, Hans-Dieter und Müller, Ulrich (Hg.): Gesammelte Vorträge der 600-Jahrfeier Oswalds von Wolkenstein Seis am Schlern 1977. Göppinger Arbeiten zur Germanistik. Göppingen: Kümmerle Verlag 1978.
  • Schwob, Anton: Oswald von Wolkenstein. Eine Biographie. Bozen: Verlagsanstalt Athesia 1982.
  • Schwob, Anton: Oswald von Wolkenstein. Sein Leben nach den historischen Quellen. In: Müller, Ulrich (Hg.): Oswald von Wolkenstein. Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft 1980.
  • Schwob, Anton: Zwar disem fursten sol ich nymmer fluchen. Zur Stellung Oswalds von Wolkenstein im Streit zwischen König Sigismund und Herzog Friedrich IV. von Österreich. In: Kühnebacher, Egon (Hg.): Innsbrucker Beiträge zur kulturwissenschaftlichen germanistischen Reihe. Beiträge der philologisch-musikwissenschaftlichen Tagung in Neustift bei Brixen. Innsbruck 1974.
  • Spiewok, Wolfgang: Das Nibelungenlied – Eine Kriemhilden-Tragödie. In: Buschinger, Danielle/Spiewok, Wolfgang (Hg.): La Chanson des Nibelungen hier et aujourd´hui. Actes du Colloque Amiens 12 et 13 janvier 1991. 1991 S. 159-175.
  • Steffek, Hans Wolfgang: Die Feenwelt in Konrads von Würzburg Partonopier und Meliur. Frankfurt am Main: Verlag Peter Lang 1978.
  • Steger, Priska: Brünhild. In: Müller, Ulrich/Wunderlich, Werner (Hg.): Herrscher, Helden, Heilige. St. Gallen: Fachverlag für Wissenschaft und Studium GmbH 1996. S. 341-366.
  • Tally Lionarons, Joyce: The Otherworld and its inhabitants in the Nibelungenlied. In: McConnell, Winder (Hg.): A Companion to the Nibelungenlied. Columbia: Camden House 1998. S. 153-171.
  • Weigand, Rolf Kilian: Frau und Recht im Nibelungenlied. Konstituenten des zentralen Konflikts. In: Brunner, Horst (Hg.): Archiv für das Studium der neueren Sprachen und Literaturen. 158. Jahrgang. Berlin: Erich Schmidt Verlag 2006. S. 241-258.
  • Wiesinger, Peter: Die Burg in der mittelhochdeutschen Dichtung. Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften 1976.
  • Wiesinger, Peter: Die Funktion der Burg und Stadt in der mittelhochdeutschen Epik um 1200. Eine sprachliche und literarische Studie zu Hartmann von Aue, Wolfram von Eschenbach und Gottfried von Straßburg. In: Patze, Hans (Hg.): Die Burgen im deutschen Sprachraum. Ihre rechts- und verfassungsgeschichtliche Bedeutung. Sigmaringen: Jan Thorbecke Verlag 1986. S. 211-264.
  • Wiesinger, Peter: Die Rolle der Burg in der mittelhochdeutschen Literatur. In: Hofrichter, Hartmut (Hg.): Die Burg – ein kulturgeschichtliches Phänomen. Stuttgart: Konrad Theiss Verlag 1994. S. 12-17.
  • Wolfram von Eschenbach: Parzival. Frankfurt am Main: Deutscher Klassiker Verlag 2006.
  • Zimmermann, Julia: Frouwe, lât uns sehen iuwer spil diu starken. Weitsprung, Speer- und Steinwurf in der Brautwerbung um Brünhild. In: Ebenbauer, Alfred/Keller, Johannes (Hg.): 8. Pöchlarner Heldenliedgespräch. Das Nibelungenlied und die Europäische Heldendichtung. Wien: Fassbaender 2006. S. 315-335.