Regensburg

93047 Regensburg

 

Am nördlichsten Punkt der Donau und an den Mündungen von Naab und Regen gelegene, im Mittelalter gewachsene Handels- und Reichsstadt mit romanischen und gotischen Bürgerhäusern, Geschlechtertürmen, Kirchen und der Steinernen Brücke aus dem 11.Jh. bis 14.Jh..

Als Tagungsort für Versammlungen der Reichsstände im Mittelalter und des Immerwährenden Reichstages in der frühen Neuzeit fungierte Regensburg als ein politisches Zentrum des Heiligen Römischen Reiches. Zudem war es bis in das 19.Jh. ein bedeutendes geistliches Fürstentum und ist heute Bistum, kreisfreies Oberzentrum, Verwaltungssitz der Oberpfalz und seit 2006 UNESCO-Welterbe.

Steinerne Brücke, Salzstadel und Dom, Regensburg
Steinerne Brücke, Salzstadel und Dom, Regensburg

 


Donauufer mit Rathausturm, Regensburg
Donauufer mit Rathausturm, Regensburg

Geschichte

 

Der Regensburger Donaubogen ist seit der Steinzeit besiedelt. In der vorrömischen Eisenzeit existierte die keltische Siedlung Radasbona auf dem späteren Stadtgebiet. Um 79 wurde im heutigen Stadtteil Kumpfmühl zur Beobachtung der Mündung von Naab und Regen ein römisches Kohortenkastell eingerichtet, das jedoch bei Einfällen der Markomannen in den 160er Jahren zerstört wurde. Nach der Zurückdrängung dieses suebisch-germanischen Stammes errichteten die Römer unter Kaiser Marcus Aurelius 179 das Legionslager Castra Regina am nördlichsten Punkt der Donau gegenüber dem Fluss Regen. Die von einer Mauer aus behauenen Großquadern umgebene steinerne Anlage mit vier je zweitürmigen Toren und (Mauer)Türmen nahm die III. Italische Legion auf und diente als Hauptstützpunkt der Provinz Raetia. Westlich des Militärlagers bildete sich eine zivile Lagervorstadt heraus.Nach dem Abzug der militärischen Besatzung entwickelte sich das Lager ab dem 5.Jh. zu einer zivilen Siedlung. Regensburg wuchs in der Folge zum ersten religiösen, politischen und wirtschaftlichen Zentrum in Bayern heran.

Im 6.Jh. (536) wurde die Siedlung als Reganespurc zur Residenz der bajuwarischen (bayerischen) Herzöge aus dem Adelsgeschlecht der Agilolfinger, die wohl aus dem fränkischen Raum stammten und sich zur katholischen Kirche bekannten,  erwählt. Sie entwickelten enge Beziehungen zu den in Norditalien ansässigen Langobarden. 739 verwirklichten Herzog Odilo und Bischof Bonifatius die bairische Diözesaneinteilung und gründeten die Bistümer Regensburg, Freising, Passau und Salzburg. Die Bischöfe, in Regensburg der St. Emmeramer Abt Gaubald, erhielten damit einen festen Sprengel und eine eigene, vom Herzog weitgehend unabhängige Residenz.

Die Absetzung des letzten Agilolfingers Tassilo III. durch den karolingischen Herrscher Karl den Großen führte auf dem ersten Reichstag 788 zur Eingliederung Bayerns in das Fränkische Reich. Seit dem 9.Jh. und speziell seit König Ludwig dem Deutschen waren Regensburg und seine Kaiserpfalzen am Alten Kornmarkt und beim Kloster St. Emmeram nun wichtige Residenzen zunächst des ostfränkischen Reiches und später des Heiligen Römischen Reiches, obgleich die Herrscher häufig mit den bayerischen Herzögen um die politische Vormachtstellung ringen mussten. Mit dem Regensburger Vertrag wurde 921 die Stadtherrschaft zwischen König und Herzog geteilt.

Regensburg, Altstadt
Regensburg, Altstadt

Die Residenzfunktion machte um 900 eine Erweiterung des Stadtgebietes über die Mauern des einstigen Römerlagers hinaus nach Westen und vor allem entlang der Donau erforderlich, wo unter Kaiser Arnulf von Kärnten eine neue Vorstadt angelegt wurde. Für das Jahr 934 ist erstmals ein Markt in Regensburg bezeugt und für 970 das Amt des Burggrafen, des höchsten kaiserlichen Beamten in der Stadt.

Das entstehende politische und geistliche Zentrum zog Handelsfamilien und Kaufleute an, die gemeinsam mit dem herrschenden Adel und Klerus den Ausbau der Stadt vorantrieben. Um den Dom St. Peter herum entwickelte sich bis in das 11.Jh. in Nachbarschaft der Kaiserpfalz und an der flussseitigen Stadtmauer ein Dombezirk mit dem Hochstift als weltlichem Herrschaftsbereich des Bischofs.

Bis in das Hochmittelalter etablierte sich Regensburg als bevorzugter Tagungsort von Versammlungen des römisch-deutschen Herrschers und der Reichsstände. Die Versorgung der Teilnehmer wurde durch den die Stadt umschließenden Bereich von königlichem Land gesichert. Während des Investiturstreites (Führungsanspruch des römisch-deutschen Herrschers in Reich und Kirche vs. Reformpapsttum Gregors VII. vs. Opposition der Fürsten) war Regensburg in der zweiten Hälfte des 11.Jhs. und am Anfang des 12.Jhs. neben Mainz der wichtigste Stützpunkt Heinrichs IV..

Blick von der Dreinigkeitskirche auf den Regensburger Dom
Blick von der Dreinigkeitskirche auf den Regensburger Dom

Die mit der (auch durch einen in der Landwirtschaft produzierten Überschuss dank der neuen Dreifelderwirtschaft ermöglichten) Urbanisierung einhergehende florierende Wirtschaft durch den Fernhandel und die Rolle als Warenumschlagplatz für Luxus-güter, Gewürze, Weine, Früchte und Rohstoffe europäischen Ranges drückte sich im 12.Jh. und 13.Jh. in einer wachsenden städtisch-bürgerlichen Selbstverwaltung (unter anderem ausgehend von dem die Oberaufsicht über Handel und Gewerbe ausübenden Amt des Hansgrafen) aus, die sich in einer regen Bautätigkeit im romanischen und gotischen Stil niederschlug. Das größte Bauprojekt der Zeit war die Fertigstellung der Steinernen Brücke über die Donau im Jahr 1146. Um 1150 verfasste möglicherweise ein Regensburger Geistlicher die Kaiserchronik. Diese älteste Chronik in deutscher Sprache berichtet, religiös und exemplarisch geprägt, die Geschichte der römischen und deutschen Kaiser von Caesar bis zu Konrad III. und schmückt sie mit römischer Sagenüberlieferung und Legendenliteratur aus. Stets bildet die Wahrung des Rechtes den wichtigsten Maßstab für die Bewertung der Herrscher und möglichst jede Kaisergeschichte soll den heilsgeschichtlichen Kampf der guten und bösen Mächte veranschaulichen.

1182 gewährte Kaiser Friedrich I. Barbarossa der erstmals als rechtsfähige Körperschaft auftretenden Bürgerschaft rechtliche und wirtschaftliche Privilegien, so z.B. das Brückenprivileg, in dem mit dem Brückenmeister ein städtischer Funktionsträger zum ersten Mal in der Stadtgeschichte namentlich genannt wurde. Doch nicht nur die Stadt, auch das Hochstift Regensburg erlebte im 12.Jh. nach der Lösung vom Herzogtum Bayern eine Blütezeit mit zahlreichen Klostergründungen. 1147 (Konrad III.) und 1189 (Friedrich I. Barbarossa) diente Regensburg zudem als Aufbruchsort zum zweiten und dritten Kreuzzug. Um 1200 war Regensburg die bevölkerungsreichste Stadt Süddeutschlands mit ca. 10.000 Einwohnern, deren politische Machtverhältnisse durch ein Konkurrieren des römisch-deutschen Reichsoberhauptes, bayerischen Herzoges und Burggrafen, Regensburger Bischofs und der aufstrebenden Bürgerschaft bzw. des aus bischöflichem und herzoglichem Dienstadel hervorgegangenen Patriziats um die städtische Herrschaft geprägt waren. Das Ansässigwerden der unter anderem Seelsorge betreibenden und predigenden Bettelorden führte ab dem zweiten Viertel des 13.Jhs. zu einer Vertiefung des Christentums in der Regensburger Bevölkerung.

Rathaus mit Reichssaalanbau, Regensburg
Rathaus mit Reichssaalanbau, Regensburg

Nach einem Privileg König Philipps von Schwaben von 1207, das die Bürgerschaft stärkte und erstmals ein Stadtrecht erwähnte, bestätigte der römisch-deutsche Kaiser Friedrich II. Regensburg im Jahr 1245 im „Fridericianum“ das Recht zur freien Wahl der Selbstverwaltungsorgane (in Form eines Privileges auf einen Bürgermeister und einen Stadtrat) und erhob die Stadt zu einer freien Reichsstadt (die nur dem römisch-deutschen Staatsoberhaupt unterstellt war) innerhalb des Herzogtums Bayern. Dieses war 1180 nach der Absetzung des welfischen Herzoges Heinrichs des Löwen an das Adelsgeschlecht der Wittelsbacher übergegangen, ebenso wie das Burggrafenamt durch die Vermittlung Bischof Konrads IV. von Frontenhausen. Herzog Ludwig I. der Kelheimer trieb daher um 1200 den Ausbau von Regensburg als bayerische Landeshauptstadt energisch voran.

Nach dem Verlust vieler Herrschaftsrechte infolge einer Auseinandersetzung mit dem Regensburger Bischof, gegen den sich auch die Bürgerschaft aufgelehnt hatte, zogen die wittelsbachischen Herzöge jedoch um 1255 von Regensburg nach Landshut um. Das daraus resultierende Erstarken der Bürgerschaft führte zu Konflikten der Stadt mit dem Bischof von Regensburg und dem umliegenden Herzogtum Bayern, leitete aber auch eine weitere Phase der Stadterweiterung ein. Die Stadt verfügte ab der Mitte des 13.Jhs. über ein vom Herzogtum Bayern unabhängiges Umland, den Burgfrieden, der in Regensburg mit 17qkm jedoch recht klein war und die Stadt wirtschaftlich verletzlich machte. Die bisherigen hölzernen und lehmenen Gebäude wurden nun durch zum Teil turmartige Steinbauten vor allem des Adels und reichen Bürgertums ersetzt sowie das Rathaus, der Dom und eine zweite Stadtmauer gebaut. Am Ende des 13.Jhs. und Beginn des 14.Jhs. befestigte man die Flussseite mit Mauern und Türmen.

Um 1320 erreichte Regensburg, das nun sechs Tore und 65 Türme besaß, seine größte Ausdehnung vor dem 19.Jh.. Bis zum späten 14.Jh. brachte die Stadt Regensburg, die im Gegenzug für die Gewährung von Krediten an Bischöfe, Landesherren und Kaiser zahlreiche Privilegien erhielt, die meisten zuvor herzoglich-bischöflichen Institutionen unter ihr Regiment. Die Bürger und Handwerker verlangten nach politischer Mitbestimmung und lehnten sich gegen das herrschende Patriziat auf. Die aus der bischöflichen Ministerialität in das Patriziat und das Bürgermeisteramt aufgestiegene Familie Auer unterstützte 1330 die Bürger und Handwerkerzünfte, wurde aber 1334 durch ihre eigenen Anhänger gestürzt. Neben einer Verkürzung der Amtszeit des Bürgermeisters war eine Verschlechterung des Verhältnisses zu den wittelsbachischen Herzögen die Konsequenz des Aufstandes. Zum Schutz vor den zunehmenden Übergriffen des Landesfürsten trat Regensburg 1381 dem Schwäbischen Städtebund bei. Die Gefangennahme seines Mitgliedes Erzbischof Pilgrim von Salzburg durch Herzog Friedrich von Bayern-Landshut löste 1388 den Städtekrieg aus, im Zuge dessen das Regensburger Umland durch die bayerischen Herzöge besetzt und die Stadt belagert wurde. Der Landfrieden von Eger legte den Konflikt 1389 bei, verpflichtete die Stadt jedoch zu Reparationszahlungen.

Ab dem Spätmittelalter hatten zunehmende herzogliche Beschränkungen und Kriegskosten so einen Niedergang des Handels und der Wirtschaft zur Folge. Hinzu kamen ein sinkendes Steuereinkommen und die schwindende Autorität des Patriziats, dessen Macht zu einem großen Teil auf dem Erfolg der städtischen Wirtschaft beruhte. Die hoch verschuldete Stadt gehörte zwecks Schuldenauslösung kurzzeitig zum Herzogtum Bayern-München unter Albrecht IV., bis 1492 ihr Status einer (nun jedoch nicht mehr freien) Reichsstadt wiederhergestellt wurde. Einige Jahre später grenzten die Stadt und der bayerische Herzog im Straubinger Vertrag ihre Befugnisse gegeneinander ab.  1500 oktroyierte König Maximilian I. der Stadt eine neue Verfassung auf, die bis 1803 in Kraft blieb und den königlichen/kaiserlichen Einfluss in der Stadt festschrieb.

Die Schuld an der schlechten wirtschaftlichen Situation wurde bei den Juden und ihren Geldleihgeschäften gegen Zinsen gesucht. 1519, nach dem Tod Kaiser Maximilians I. und dem damit verbundenen Wegfallen des kaiserlichen Schutzes, vertrieb die Stadt die Regensburger Judengemeinde und zerstörte ihr Wohnviertel am Neupfarrplatz.

 

In der ersten Hälfte des 16.Jhs. versuchte Regensburg in den konfessionellen Konflikten der Reformationszeit zu vermitteln. So wurde 1524 der Regensburger Konvent als erstes Bündnis altkirchlicher Reichsstände abgeschlossen. 1541 war die Neue Waag am Haidplatz Ort des auf die Überbrückung der Kluft zwischen Katholiken und Protestanten zielenden Religionsgespräches zwischen Philipp Melanchthon und Johannes Eck. Ein Jahr später trat die Stadt zum evangelischen Glauben über, blieb aber katholische Bischofsstadt. Konflikte mit dem fürstbischöflichen Hochstift und dem umliegenden katholischen Herzogtum Bayern waren die Folge.

Der Reichstag 1546 ging durch die Affäre Kaiser Karls V. mit der Regensburger Gürtlerstochter Barbara Blomberg in die Geschichte ein. Der gemeinsame Sohn Don Juan d´Austria siegte 1571 in der Seeschlacht von Lepanto über die Osmanen.

Im Zuge des Konkurrierens von Regensburg und dem bayerischen Stadtamhof am gegenüberliegenden Donauufer um das Salzgeschäft wurden von 1616 bis 1620 der reichsstädtische Salzstadel und der bayerische Andreasstadel errichtet.

Im Dreißigjährigen Krieg besetzten in den 1630er-Jahren schwedisch-protestantische Truppen die Stadt, bis sie von kaiserlichen und bayerischen Truppen zurückerobert werden konnte.

Von 1663 bis 1806 kam Regensburg erneut große politische Bedeutung zu, als das alte Rathaus als Sitz des Immerwährenden Reichstages diente. Dieser ständige Kongress der Gesandten des Kaisers und der Reichsstände war entstanden, nachdem der bisher unregelmäßige tagende Reichstag nicht aufgelöst worden war. 1743 wurde Fürst Alexander Ferdinand von Thurn und Taxis zum Prinzipalkommissar ernannt und fungierte von nun an als Vertreter des Kaisers auf dem Reichstag mit der Aufgabe, das römisch-deutsche Reichsoberhaupt zu repräsentieren und die Gesandten zu betreuen.

Ab dem letzten Drittel des 18.Jhs. legte man vor den Stadtmauern einen breiten Grüngürtel mit Baumalleen und Parkbereichen an. Zur gleichen Zeit setzte ein politischer und wirtschaftlicher Niedergang der Stadt ein. Innenpolitische Auseinandersetzungen nach einer erfolgreichen Klage der Bürgerschaft und des Magistrats gegen den Geheimen Stadtrat wegen Misswirtschaft und Verfassungsbruch prägten das ausgehende 18.Jh. in Regensburg. 1800 ruinierten Kontributionsforderungen der französischen Armee die städtischen Finanzen. Das Hochstift Regensburg fand mit dem Reichsdeputationshauptschluss (unter anderem Säkularisierung: Auflösung der geistlichen Herrschaften und Übergabe in weltlichen Besitz) am Anfang des 19.Jhs. sein Ende und wurde in ein Fürstentum umgewandelt.

1806 erlosch in Regensburg mit der Niederlegung der Kaiserkrone durch Franz II. das Heilige Römische Reich Deutscher Nation. Nach der Einnahme der Stadt durch französische Truppen Napoleons, bei der vor allem der südöstliche Altstadtbereich Zerstörungen erlitt, fiel Regensburg 1810 an das Königreich Bayern. Es wurde zunächst zur Hauptstadt des neu gebildeten bayerischen Regenkreises und 1838 zur Hauptstadt des Kreises Oberpfalz und Regensburg. In der Mitte des 19.Jhs. erhielt Regensburg Anschluss an das Eisenbahnnetz. Die ausbleibende Ansiedlung von Industrien beschränkte die Stadt jedoch auf die Funktion als Wirtschafts- und Handelszentrum für das agrarisch geprägte Umland sowie Kirchenstadt und Behördensitz. Erst die Eröffnung des Luitpoldhafens (Westhafens) 1910 und der Aufschwung der Donauschifffahrt durch Erdölimporte aus Rumänien kurbelten Handel und Wirtschaft langsam wieder an.

1924 wurde das Stadtgebiet durch die Eingemeindung der am nördlichen Donauufer in der Verlängerung der Steinernen Brücke gelegenen, klassizistisch geprägten Siedlung Stadtamhof vergrößert. Stadtamhof hatte sich aus einem den bayerischen Herzögen unterstehenden herrschaftlichen Hof entwickelt und war im Mittelalter zu einer Marktgemeinde, ab der frühen Neuzeit sogar zur Stadt aufgestiegen.

Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten wurde die Stadt 1933 dem Gau Bayerische Ostmark der NSDAP zugeschlagen. Zwischen 1940 und 1945 erfolgten zahlreiche Deportationen, Verhaftungen und Ermordungen von Regensburger Juden und angeblichen Staatsfeinden. Im Zweiten Weltkrieg bestanden Kriegsgefangenenlager auf Regensburger Stadtgebiet. Trotz des Luftangriffes von 1943 überstand die Stadt den Zweiten Weltkrieg relativ unbeschadet und wurde 1945 durch amerikanische Truppen besetzt. 1946 war Regensburg durch die Zuwanderung von Flüchtlingen zu einer Großstadt heran gewachsen.

Die 1960er Jahre waren durch den Bau des Osthafens und die Gründung der Universität geprägt. Seit den 1950er Jahren sanierte man die in der Nachkriegszeit vernachlässigte Altstadt, die 2006 zum UNESCO-Welterbe ernannt wurde.

 

Steinerne Brücke und Dom, Regensburg
Steinerne Brücke und Dom, Regensburg

Besichtigung

 

Die Regensburger Altstadt besitzt den größten zusammenhängenden Bestand an teilweise noch römischer, vor allem romanischer und gotischer Architektur nördlich der Alpen. Dicht an dicht ist sie mit überwiegend aus dem 12.Jh. bis 14.Jh. stammenden Gebäuden wie größtenteils in der zweiten Hälfte des 13.Jhs. errichteten Geschlechtertürmen von Patrizierburgen, farbenfrohen Bürgerhäusern und romanischen Kirchen bebaut und spiegelt die religiöse, politische und wirtschaftliche Zentrumsfunktion seit dem 9.Jh. wider. Die ab dem Hochmittelalter und vor allem nach dem Erhalt des Selbstverwaltungsrechtes 1245 zunehmende Bedeutung des aus Adeligen, Rittern und Kaufleuten entstandenen, die Ratsmitglieder stellenden und nach Vorrechten strebenden Patriziats ist bis heute im Stadtbild ablesbar. Ihre Anwesen bestanden häufig aus dem sich auf einem quadratischen Grundriss mindestens vier Geschosse hoch erhebenen Turm, der oben meist gerade abschloss und mit Zinnen bekrönt war, sowie dem sich oft mit einem Schrägdach an den Turm anlehnenden, an der Fassadenseite schmalen und nach hinten lang gezogenen Wohnhaus. Diese Wohntürme, Saalhäuser und Stadtburgen standen im Mittelalter an den wichtigsten Straßen entlang der Handelswege und zum Donau-Hafen hin (z.B. in der Wahlen-, Gesandten- und Ludwigstsraße, Am Römling und in der Keplerstraße).

Da die Regensburger Altstadt so reich an historischen Gebäuden (etwa 1200 Einzeldenkmale) ist und im Rahmen dieses Textes unmöglich in ihrer Gänze beschrieben werden kann, beschränke ich mich hier auf den zentralen Altstadtbereich und seine wichtigsten Bauten und Plätze.

 

Nördlich der Altstadt erstreckt sich der altbayerische Stadtteil Stadtamhof. Er besteht im Wesentlichen aus einer Hauptstraße mit Gebäuden des 19.Jhs. im Stil des Empire, die ihren Abschluss in einer Toranlage am Main-Donau-Kanal findet und von der Dreifaltigkeitskirche aus dem ersten Viertel des 18.Jhs. überragt wird. Am nördlichen Kopf der Steinernen Brücke standen im Süden von Stadtamhof bis 1430 die im westlichen Teil noch erhaltene Infirmerie (Krankensaal) des Katharinenspitals und die in der Mitte des 13.Jhs. erbaute Katharinenkirche. Das heute noch als Alten- und Pflegeheim betriebene Katharinenspital war im Mittelalter die wichtigste soziale Einrichtung der Stadt, deren finanzielle und wirtschaftliche Basis eine Stiftung Bischof Konrads IV. von 1220 und Schenkungen sowie umfangreicher Grundbesitz darstellten.

Über die berühmte Steinerne Brücke, eine architektonische Meisterleistung des 12.Jhs., ist Stadtamhof mit der Altstadt verbunden. Die um 1300 über drei Türme (jeweils am nördlichen und südlichen Brückenkopf sowie in der Mitte an der Abfahrt zum Unteren Wöhrd) verfügende tonnengewölbte Rundbogenbrücke, in Form einer Steinbogenbrücke aus Gussmauerwerk mit Steinquaderverkleidung, wurde zwischen 1135 und 1146 durch den Regensburger Stadtrat und die Bürgerschaft (als erster Schritt zur bürgerlichen Selbstverwaltung) errichtet. Sie war im Mittelalter der einzige feste Donauübergang zwischen Ulm und Wien und sicherte neben dieser wichtigsten Ost-West-Verbindung Mitteleuropas die Handelsstraße von Italien nach Prag. Von dem ursprünglichen Brückenschmuck ist heute nur die am höchsten Punkt stehende Figur des Bruckmandls (als Kopie von 1854) erhalten. Finanziert und spätestens seit 1182 auch verwaltet wurde die Brücke, die eine unabhängige Institution mit eigenem Vermögen bildete, durch die Regensburger Bürgerschaft. Neben der Nutzung als Handelsweg diente die Steinerne Brücke auch als Triumphstraße und Hinrichtungsstätte bei der „Wasserstrafe“. Die die Pfeiler vor Unterspülung schützenden Beschlächte (künstliche Steininseln) waren einst mit Mühlen bebaut.

Brückenturm und Salzstadel, Regensburg
Brückenturm und Salzstadel, Regensburg

Am Südende der Brücke ragt als Zugang zur Regensburger Altstadt der aus dem 14.Jh. stammende und in der Mitte des 17.Jhs. erneuerte Brückenturm empor. An ihn grenzt östlich der 1620 durch die Stadt Regensburg zur Lagerung des wichtigsten Handelsgutes Salz erbaute, siebenstöckige Salzstadel (mit dem Welterbezentrum) an, der das reichsstädtische Pendant zum herzoglich-bayerischen Andreasstadel in Stadtamhof darstellt. Neben dem Stadel wurde in einem an die Altstadtummauerung des 14.Jhs. heran gebauten Gebäude aus dem 17.Jh. die historische Gar- und Wurstküche „Wurstkuchl“ eingerichtet. Bereits im 12.Jh. existierte hier zur Versorgung der am Brückenbau beteiligten Personen eine ähnliche Garküche. Westlich der Steinernen Brücke lag im Mittelalter der Donauhafen Am Wiedfang mit der ehemaligen Kapelle St. Georg. Rund um die Brücke laden die Ufer der Donau an warmen Tagen zum Verweilen und Genießen des einzigartigen Bauwerkes ein.

Westlich von Am Wiedfang schließt sich an den Fischmarkt die parallel zur Donau verlaufende Keplerstraße mit Häusern mittelalterlicher Händlerfamilien und adeligen Wohntürmen aus der Zeit zwischen dem 11.Jh. und 13.Jh. an. Zu erwähnen ist besonders das 1367 durch die Kaufmannsfamilie Runtinger erworbene frühgotische Runtingerhaus (Nr. 1; heute Stadtarchiv) mit einem Turm von etwa 1200 als Kern, an den ein Speicherhaus angebaut wurde, und einem Treppengiebel aus der Mitte des 13.Jhs. in der orangefarbenen Fassade. Die einflussreichen Handelsherren Wilhelm und Matthäus Runtinger verzeichneten ihre Geschäfte von 1383 bis 1407 im „chaufmanschaft und wegselpuch“, einem wichtigen Zeugnis für die Handelspraktiken und Regensburger Warenströme im späten Mittelalter. Der Wohnturm des Hauses Nr. 3 wurde auf einem Steinwerk, einem wehrhaften Vorrats- und Zufluchtsgebäude, errichtet. Diese sich zwischen den Türmen befindlichen Steinwerke waren meist Hinterhäuser, die im hinteren Bereich des Grundstückes an ein an der Straße stehendes, einfaches Wohnhaus angefügt waren. Bei Haus Nr. 7 hat sich mit dem Turm des Blauen Hechts ebenfalls ein frühgotischer Wohnturm (aus dem späten 13.Jh.) erhalten, ebenso wie am Nachbarhaus (um 1220/1230). Ein romanischer Wohnturm ist in der Baumhackergasse 2 zu sehen.

Goliathhaus, Regensburg
Goliathhaus, Regensburg

Gen Süden Richtung Altstadt weitergehend kommt man zu der um 1260 als Stammhaus der Patrizierfamilie Thundorfer im frühgotischen Stil erbauten und zinnenbekrönten Stadtburg Goliathhaus. Das nach dem Schutzpatron der fahrenden Theologiestudenten benannte Gebäude ist an der weiß gekalkten Fassade mit einem um 1573 entstandenen Gemälde vom Kampf Davids gegen Goliath versehen. In unmittelbarer Nachbarschaft des Goliathhauses lohnt sich ein Blick in die schmale Gasse Watmarkt, in der mit dem Baumburgerturm von ca. 1270 mit seiner sich über dem Erdgeschoss öffnenden Laube einer der Regensburger Geschlechtertürme zu sehen ist.

Porta Praetoria, Regensburg
Porta Praetoria, Regensburg

Sich vom Goliathhaus Richtung Osten wendend gelangt man in die im Nordosten der Altstadt verlaufende Straße Unter den Schwibbögen. Im Bereich der Ostseite des Krauterer Marktes wurde dort unter dem Einbezug der Bausubstanz des nördlichen und einst doppeltürmigen Tores des römischen Legionslagers, der Porta Preatoria, zwischen dem 13.Jh. und 16.Jh. der Bischofshof errichtet. Er besitzt heute die Form einer Vierflügelanlage aus der Mitte des 15.Jhs. mit romanischen und gotischen Bauteilen sowie Renaissancearkaden.

Dom St. Peter und Ulrichskirche, Regensburg
Dom St. Peter und Ulrichskirche, Regensburg

Das Platzgefüge Krauterer Markt und Domplatz wird an der Westseite von dem früher über ein Tor zum Judenviertel auf dem Neupfarrplatz verfügenden, hellroten Bürgerhaus Heuport mit gotischen Bogenfenstern an der Hauptfassade und barocken Elementen sowie dem anschließenden Kaiserhof eingenommen.

An der Ostseite und östlich der einstigen römischen Straße Via Praetoria beherrscht der zwischen 1273 und 1520 durch die Regensburger Bischöfe und Patrizierfamilien an der Stelle einer ersten Bischofskirche des frühen 8.Jhs. und eines karolingischen Domes erbaute Dom St. Peter den Platz. Die  dreischiffige Basilika im gotischen Stil mit einem reich profilierten spätromanischen Sockelgeschoss, einer das Stadtbild prägenden neogotischen Doppelturmfassade, dem romanischen Eselsturm aus dem frühen 11.Jh. (am westlichen Querhaus) und über 1100 bunten Glasscheiben aus dem 13.Jh./14.Jh. in der Fensterwand des Hochchores ist die Kathedrale des Bistums Regensburg. Nach einer Barockisierung in der frühen Neuzeit wurde sie in der ersten Hälfte des 19.Jhs. wieder regotisiert.

Dom St. Peter, mittelalterlicher Kreuzgang
Dom St. Peter, mittelalterlicher Kreuzgang

Durch das Hauptportal (vom Ende des 14.Jhs./Anfang des 15.Jhs.)  mit einem vorgesetzten dreieckigen Pfeilerbau betritt man das „Himmlische Jerusalem“ auf Erden, in dessen Innenraum von der ursprünglichen gotischen Ausstattung unter anderem fünf Altare mit auf Säulen ruhenden Aufbauten (Ziborien), z.B. der frühere Heinrich- und Kunigundenaltar (Rupertus-Altar) von 1320, sowie die Verkündigungsgruppe des Erminoldmeisters (von etwa 1280) mit ihrem lachenden Engel erhalten sind. Das um 1320 entstandene Domkapitelhaus besitzt einen romanischen (Doppel)Kreuzgang (11.Jh.) mit gotischen Kreuzrippengewölben, über den die saalförmige Kapelle St. Stephan zugänglich ist, und weist Reste der karolingischen Dommauer auf.

Dom St. Peter, Allerheiligenkapelle
Dom St. Peter, Allerheiligenkapelle

Im Domgarten kann der romanische Zentralbau der Allerheiligenkapelle mit einer Ausmalung von ca. 1160 aufwarten.

Östlich ist an den Dom die im Auftrag von Herzog Ludwig dem Kelheimer um 1200 als neue Pfalzkapelle der Wittelsbacher und eines der ersten gotischen Bauwerke auf deutschem Boden errichtete und in der Mitte des 13.Jhs. nach dem Machtverlust der wittelsbachischen Herzöge umgeplante Kirche St. Ulrich heran gebaut. Die Pfarrkirche des Domes diente danach als Volkskirche. Sie verfügt über umlaufende Emporen und einen freskengeschmückten Innenraum.

Alter Kornmarkt und Stiftskirche Niedermünster, Regensburg
Alter Kornmarkt und Stiftskirche Niedermünster, Regensburg

An der in der Mitte des 12.Jhs. an der Stelle eines hölzernen Vorgängerbaus aus dem 7.Jh. errichteten Dompfarr- und ehemals reichsunmittelbaren Damenstiftskirche Nieder-münster, die die Form einer barockisierten romanischen Pfeilerbasilika von ca. 1152 mit zwei Westtürmen besitzt, vorbeigehend erreicht man den Bereich Alter Kornmarkt. Mit der Erhardikrypta aus der zweiten Hälfte des 10.Jhs. kann das Kanonissenkloster (deren meist adelige Bewohnerinnen im Gegensatz zu den Benediktinerinnen nicht an die Klausur gebunden und zur Ablegung des ewigen Gelübdes gezwungen waren) einen Raum bieten, der sein ursprüngliches Aussehen weitgehend bewahrt hat.

Der Alte Kornmarkt hat als ehemaliger Standort eines römischen Prachtbaus und der mittelalterlichen Pfalzgebäude der bayerischen Agilolfinger-Herzöge, fränkischen Karolinger-Könige ab Ludwig dem Deutschen, römisch-deutschen Herrscher ab Heinrich II. und wittelsbachischen Herzöge größte  Bedeutung für die Regensburger Stadtentwicklung. Abhängig von der politischen Vormachtstellung wurde die Pfalz entweder von den Königen oder den Herzögen oder auch beiden gemeinsam genutzt.

Alter Kornmarkt mit Herzogshof und Römerturm, Regensburg
Alter Kornmarkt mit Herzogshof und Römerturm, Regensburg

Der die Süd- und Westseite einnehmende Gebäudekomplex besteht aus der einstigen karolingischen Pfalz und der dreischiffigen basilikalen Stiftskirche Unsere Liebe Frau aus der zweiten Hälfte des 9.Jhs., im romanischen Stil mit barocken Umgestaltungen gehalten. Der im 9.Jh. erbaute Glockenturm der Hofkirche Alte Kapelle überragt die Kirche. Möglicherweise liegen die Ursprünge der Kapelle in einem römischen Juno-Tempel, sie bestand aber sicher spätestens im 7.Jh./8.Jh. als kaiserliche Hofkapelle und wurde um 850 als königliche Pfalzkapelle Ludwigs des Deutschen neu errichtet. Einen Teil des im unteren Bereich auf die Zeit um 1200 zurückgehenden wittelsbachischen Herzogshofes, von dem nur der Ostflügel mit dem spätromanischen Herzogssaal von 1220 und einer Kapelle aus der Mitte des 12.Jhs. erhalten ist, bildet der über einen Schwibbogen mit dem Herzogshof verbundene einstige Pfalz-Wehrturm Römerturm von ca. 1210. Der mächtige quadratische Turm verfügt über einen romanischen Quaderstein-Sockel aus der Karolinger- und Stauferzeit sowie bruchsteinerne Geschosse  und diente in seiner Anfangszeit wohl als Wohnturm der karolingischen Pfalz. Südwestlich des Alten Kornmarktes empfiehlt sich ein Blick auf das Haus Kapellengasse 2 mit seinem romanischen Wohnturm.

Ostentor, Regensburg
Ostentor, Regensburg

Vom Alten Kornmarkt aus kommt man Richtung Osten über den St.-Georgen Platz und die Ostengasse zu einem der beiden noch stehenden Stadttore Regensburgs, dem am Anfang des 14.Jhs. im gotischen Stil erbauten fünfgeschossigen Torturm Ostentor. Seine achteckigen Flankierungstürme sicherten einst die kreuzrippengewölbte Tordurchfahrt.

Am Dachauplatz befindet sich die in der zweiten Hälfte des 13.Jhs. als Bettelordenskirche des 1221 gegründeten Franziskanerklosters erbaute Minoritenkirche St. Salvator in Form einer Basilika mit einem flach gedeckten hohen Mittelschiff und sich in Arkaden öffnenden niedrigeren Seitenschiffen. Nach der Profanierung im späten 18.Jh. beherbergt das Kloster seit  1936 das Historische Museum der Stadt.

Neupfarrplatz mit Blick auf den Dom, Regensburg
Neupfarrplatz mit Blick auf den Dom, Regensburg

Nun wieder gen Westen in die zentrale Altstadt gehend gelangt man hinter der Schwarze-Bären-Straße an der Ende des 9.Jhs. erstmals erwähnten bürgerlichen Pfarrkirche St. Kassian im Stil des Rokoko vorbei in das einstige Herz des römischen Legionslagers, das mittel-alterliche Judenviertel und heutige Geschäftszentrum rund um den Neupfarrplatz. Einige Mauerzüge der römischen Innenbebauung und Kelleranlagen des Judenviertels sind noch zu sehen und zeugen von der langen Geschichte des schon immer belebten Platzes.

Neupfarrkirche, Regensburg
Neupfarrkirche, Regensburg

Nach der Vertreibung der jüdischen Gemeinde und der Zerstörung des Judenviertels 1519 war der Platz Standort einer Wallfahrtskapelle. Ihr Nachfolger-bau, die in der Mitte des Platzes auf einem terrassenförmigen Sockel stehende einschiffige Neupfarrkirche, weist noch einen Rumpf im Renaissancestil mit spätgotischen Elementen auf. Das heutige Erscheinungsbild erhielt die mit zwei gotisierenden Uhrentürmen versehene Kirche überwiegend im 19.Jh.. Im 16.Jh. war sie Ausgangspunkt der Verbreitung des protestantischen Glaubens nach Süd- und Osteuropa. An der Südseite des Neupfarrplatzes erstreckt sich die Vierflügelanlage des Palais Löschenkohl (Nr. 14) mit einer Fassade von 1733 im Stil des Rokoko.

Goldener Turm, Regensburg
Goldener Turm, Regensburg

Von der Gesandtenstraße aus der Wahlenstraße oder Unteren Bachgasse nach Norden folgend kommt man zum höchsten Geschlechterturm der Stadt, dem neunstöckigen Goldenen Turm aus der zweiten Hälfte des 13.Jhs.. Der 50m hohe Turm (erreichbar über die Wahlenstraße 16 oder den Innenhof der Unteren Bachgasse 7) wurde unter der Integration romanischer und gotischer Gebäude in der Renaissancezeit zu einer Vierflügelanlage (dem Haymohaus/Wallerhaus) zusammengefasst. Im Hof verfügt er über Renaissancearkaden im Erdgeschoss und eine barocke Loggia, das Pyramidendach erhielt er um 1600 statt der bisherigen Zinnen.

In der Nähe des Goldenen Turmes stehen mit dem gotischen Eckturm (um 1300) des Wohnhauses von Albrecht Altdorfer (Obere Bachgasse 7), einem romanischen Turm von 1102 (Untere Bachgasse 13) und dem Kastenmayrturm (Wahlenstraße 24) aus der zweiten Hälfte des 13.Jhs. drei weitere Haustürme.Von der Unteren Bachgasse geht die schmale Gasse Hinter der Grieb ab, in der der Löblturm (Nr. 2) von ca. 1270 und das Gravenreuther Haus (Nr. 8) mit seinen zwei Geschlechtertürmen (von um 1250 und um 1300/1325) überaus sehenswert sind.

Rathausturm, Regensburg
Rathausturm, Regensburg

Nördlich des Goldenen Turmes schließt sich der Kohlenmarkt mit dem barocken Denkmal des Heerführers Don Juan d´Austria an, welches sich auf dem kleineren Zieroldsplatz befindet. An den Kohlenmarkt grenzt im Westen der Rathausplatz an, der Mittelpunkt des politischen Lebens der einstigen Reichsstadt. Der Platz wird von dem dreiteiligen, im Kern auf die Mitte des 13.Jhs. zurückgehenden und bis in das 18.Jh. vor dem Hintergrund des Ausbaus der städtischen Verwaltung erweiterten Alten Rathaus umschlossen. Stadtregiment, Gesetzgebung, Rechtsprechung und Exekutive in sich vereinend, ist das Rathaus ein mittelalterlicher und frühneuzeitlicher Multifunktionsbau. Das repräsentative „domus civium“, das Bürgerhaus besteht aus drei Teilen, dem Rathausturm und vierstöckigen Palais der Patrizierburg mit dem Rathaushof, dem gelb gekalkten gotischen Reichssaalanbau (Touristinformation) aus dem ersten Drittel des 14.Jhs. mit dem Stadtschreiberhaus und dem barocken Nord- und Ostflügel (heute städtisches Verwaltungsgebäude) aus dem 17.Jh./18.Jh. mit dem Neptunhof. Der den Platz dominierende und durch das Hauptportal mit Wächterfiguren von ca. 1410 betretbare Reichssaaltrakt beherbergte unter seinem Staffelgiebel zunächst den von einer frei getragenen Holzdecke  aus den 1440er Jahren überspannten städtischen Festsaal, den ein Medaillon des Apostels und Regensburger Schutzpatrones Petrus ziert, und diente ab der Mitte des 17.Jhs. als Tagungsort des Immerwährenden Reichstages. Bis zu einem Brand 1706 ragte an der Südostecke des Gebäudekomplexes der frühgotische Marktturm mit seiner großen Schlaguhr empor. Nach der Zerstörung gingen dessen Funktionen auf den heutigen, einst zinnenbekrönten Rathausturm über.

Haidplatz mit Patrizierburg zum Goldenen Kreuz, Regensburg
Haidplatz mit Patrizierburg zum Goldenen Kreuz, Regensburg

Vom Rathaus in Richtung Westen die Neue-Waag-Gasse entlanggehend erreicht man den aus einer langgestreckten Wiese westlich des römischen Kastells hervorgegangenen Haidplatz. Im Mittelalter fungierte der Haidplatz als Turnierplatz. Heute ist der von imposanten mittelalterlichen Bauten umsäumte dreieckige Platz häufig Veranstaltungsort z.B. eines Kunsthandwerkermarktes. Das markanteste Gebäude am Platz stellt die an der Nordseite um 1250 entstandene, zinnenbekrönte Patrizierburg zum Goldenen Kreuz („Kaiserherberge“) dar. Der frühgotische, hellgrau gekalkte Bau mit Turm und Hauskapelle ist seit der frühen Neuzeit ein berühmter Gasthof. Rechts neben ihm steht das klassizistische Thon-Dittmer-Palais mit einem Arkadenhof im Stil der Renaissance.

Haidplatz mit Neuer Waag, Regensburg
Haidplatz mit Neuer Waag, Regensburg

Die Ostseite des Haidplatzes wird von der rot verputzten, über einen spätgotischen Patrizierturm und einen Innenhof im Stil der Renaissance verfügenden Vierflügelanlage der „Neuen Waag“ aus dem 14.Jh. eingenommen. Sie war ab der Mitte des 15.Jhs. Sitz der städtischen Waage, später das patrizische Gesellschaftshaus „Herrentrinkstube“ und gegen Ende des 18.Jhs./19.Jhs. die Reichsstädtische Bibliothek. Heute ist hier das Verwaltungsgericht untergebracht. Der barocke Justiziabrunnen in der Platzmitte komplettiert das historische Ensemble.

Westlich des Haidplatzes schließt der im Mittelalter als Lager- und Hinrichtungsstätte außerhalb der Stadtmauern genutzte Arnulfsplatz den zentralen Altstadtbereich ab. Gemeinsam mit dem südlich gelegenen Bismarckplatz bildete er einst den Kreuzungspunkt römischer Handels- und Heeresstraßen. Der Bismarckplatz fungierte bis in das Mittelalter hinein als Standort von Speichern- und Lagerhäusern und wird heute von Gebäuden des 19.Jhs. im klassizistischen Stil, wie dem Stadttheater (im Norden) mit seinem übergiebelten Mittelrisalit und dem dreiflügeligen Präsidialpalais (im Süden) mit Säulenportikus, umschlossen.

Nördlich des Arnulfsplatzes steht gegenüber des Eisernen Steges an der Donau seit dem frühen 14.Jh. die Spitalkirche St. Oswald als Teil des im späten 13.Jh. durch die Patrizier Prager und Auer gegründeten „Reichen Spitals“. Ihr heutiges Aussehen erhielt St. Oswald unter der Aufnahme des Außenbaus der mittelalterlichen Kirche am Anfang des 17.Jhs.. Seit der Mitte des 16.Jhs. wurden in dem barocken Innenraum mit seinem typologischen Bildprogramm des Alten und Neuen Testamentes protestantische Gottesdienste abgehalten.

In der Nähe des Arnulfs- und Bismarckplatzes befindet sich am Nonnenplatz der Klosterkomplex der Dominikanerinnen „Heilig Kreuz“ aus dem 12.Jh.. Das Bettelordenskloster „Heilig Kreuz“ ist das älteste noch bestehende Dominikanerinnenkloster in Deutschland. Der Konventbau besitzt einen gotischen Kreuzgang und barocke Anbauten, die ursprünglich gotische Stiftskirche wurde in den 1750er Jahren im Stil des Rokoko umgestaltet.

Portal der Schottenkirche St. Jakob, Regensburg
Portal der Schottenkirche St. Jakob, Regensburg

Südlich des Dominikanerinnen-klosters und hinter der aus zwei Rundtürmen bestehenden gotischen Toranlage des im 13.Jh. erbauten westlichen Stadttores Jakobstor liegt die dreischiffige Basilika St. Jakob, die gegen Ende des 11.Jhs. als Klosterkirche der iro-schottischen Benediktiner durch den Mönch Marianus gegründet wurde. In der ersten Hälfte des 12.Jhs. stieg das Kloster zur Mutter der irischen Niederlassungen in Süddeutschland und Österreich auf, kam 1185 unter päpstlichen Schutz und wurde zum jährlichen Versammlungsort irischer Benediktiner am Kontinent. Das heutige Gebäude im hochromanischen Stil stammt aus dem späten 12.Jh. und ist mit zwei Osttürmen und einem mit Bilderzyklen versehenen rundbogigen und stufenförmigen (Nord)Portal ausgestattet. Die hölzerne Kassettendecke im Mittelschiff des Innenraumes wird von Säulen mit reich verzierten Kapitellen getragen. Vom romanischen Kreuzgang hat sich das Rundbogenportal des Refektoriums erhalten.

In die zentrale Altstadt zurückkehrend und der den Verlauf einer römischen Straße nachzeichnenden Gesandtenstraße bis zur Ecke Spiegelgasse folgend stößt man auf den mittelalterlichen Komplex des patrizischen Zant- und Ingolstetterhauses mit Elementen von der Romanik bis zum Rokoko. Mitglieder der Patrizierfamilie Zant gehörten um 1300 zu den Hauptfinanziers des Dombaus, ihr Wappen (ein aufrechter Löwe mit gefletschten Zähnen) ist in der Stadt an mehreren Gebäuden zu sehen.

Nun sollte man die Gesandtenstraße wieder ein Stück weit Richtung Westen zurückgehen und sich die in der ersten Hälfte des 17.Jhs. als Ausdruck der neuen reformatorischen Theologie errichtete Dreieinigkeitskirche anschauen. Die frühbarocke Saalkirche wirkt mit ihrem eingezogenen Chor, der stützenlosen umlaufenden Empore, dem hölzernen Gestühl und der hellen Stuckdecke recht schlicht, von ihrem Turm aus bietet sich aber einer der schönsten Panoramablicke über die Regensburger Dachlandschaft. An dieser Stelle empfiehlt es sich, an der Kirche rechts in die Straße am Ölberg einzubiegen und in Richtung des fürstlichen Schlosses zu spazieren.

Rechterhand passiert man nun die frühgotische Bettelordenskirche der Dominikaner St. Blasius aus der Mitte des 13.Jhs. mit ihrem kleinen Glockenturm, durchgehend kreuzrippengewölbten Innenraum und einem Fresko der 14 Nothelfer. Unweit der dreischiffigen Basilika steht an der ehemaligen Burggrafenresidenz und am Deutschordenshaus (der im Heiligen Land im Zuge der Kreuzzüge als geistlicher Ritterorden gegründete Deutsche Orden war seit 1210 in Regensburg ansässig) der zum Abschnitt der westlichen Stadtmauer gehörige Ägidienturm aus dem 14.Jh..

Kloster St. Emmeram, Regensburg
Kloster St. Emmeram, Regensburg

Im Süden der Altstadt dehnt sich der Gebäudekomplex der Benediktinerabtei St. Emmeram aus, die größte vor- und frühromanische Klosteranlage nördlich der Alpen. Aus der Georgskirche mit der frühchristlichen Grabstätte des heiligen Emmeram, einem fränkischen Wanderbischof aus dem 7.Jh., und des Diözesanpatrons Wolfgang (spätes 10.Jh.) hervorgegangen, stammt sie im Kern aus dem 8.Jh. bis 10.Jh.. Ab 972 war St. Emmeram reichsklösterlich und bildete bis in das 16.Jh. und wieder ab dem 17.Jh. den religiösen, wissenschaftlichen und kulturellen Mittelpunkt Regensburgs, wovon z.B. das goldene Ziborium und der Codex Aureus aus dem Frühmittelalter oder die als astronomisches Lehrgerät genutzte Sphaera (eine Bildsäule) des Wilhelm von Hirsau aus dem 11.Jh. zeugen. Die Schreibtätigkeit setzte in St. Emmeram etwa um 739 unter Bischof Gaubald ein. Möglicherweise fand im Kloster St. Emmeram auch die Schlussredaktion des Lex Baiuvariorum statt, das die erste schriftliche Fixierung des gelebten bajuwarischen Stammesrechtes darstellt.

Kloster St. Emmeram, Regensburg
Kloster St. Emmeram, Regensburg

Die größte Blüte des Klosters fällt in das 9.Jh. und in die Zeit Regensburgs als Residenz der ostfränkischen Karolinger. Im späten 10.Jh. führte der Emmeramer Abt Ramwold die Gorzer Reform (zur Zurückdrängung der Verweltlichung innerhalb der Konvente und zum Festhalten an der Funktion der Klöster als Stütze des Königtums) ein und machte Regensburg so zu einem weit ausstrahlenden Reformzentrum.

Ab 1731 Fürstabtei des bayerischen Reichskreises, übergingen die Klostergebäude nach der Säkularisierung an das Fürstenhaus Thurn und Taxis.

Klosterkirche St. Emmeram, Regensburg
Klosterkirche St. Emmeram, Regensburg

Die heutige Pfarrkirche von St. Emmeram (St. Rupert) besitzt die Form einer karolingischen, im 18.Jh. barockisierten dreischiffigen Pfeilerbasilika mit einem freistehenden renaissancezeitlichen Glockenturm aus den 1570er-Jahren. Die hinter der mit Arkadengliederungen verzierten frühgotischen Portalwand von ca. 1250 über den begrünten Hof zugängliche romanische Vorhalle aus der Mitte des 12.Jhs. besticht mit einem Doppelnischenportal und Großplastiken aus dem 11.Jh.. Diese um 1050 entstandenen Relieffiguren der Heiligen Emmeram und Dionysius sowie Christi sind die ältesten erhaltenen Portalskulpturen nördlich der Alpen.

Klosterkirche St. Emmeram, Regensburg
Klosterkirche St. Emmeram, Regensburg

Der Innenraum der Klosterkirche ist in ein spätbarockes Langhaus mit einem monumentalen Deckengemälde des Martyriums römischer Christen sowie ein romanisches Westquerhaus mit einer bemalten Holzdecke gegliedert. An den Wänden erinnern Grabmale und Statuen von Personen der Klostergeschichte, wie das Tischgrab des heiligen Wolfgang und die Grabplatte der Königin Hemma (Gemahlin Ludwigs des Deutschen) an die lange Tradition der Abtei und tragen zu der einzigartigen Atmosphäre des ehemaligen Reichsklosters bei.

Schloss Thurn und Taxis, Regensburg
Schloss Thurn und Taxis, Regensburg

An den Kloster-Komplex schließt das fürstliche Schloss Thurn und Taxis an, das am Anfang des 19.Jhs. aus den Gebäuden des säkularisierten Klosters hervorging und sein heutiges Aussehen in den 1810er Jahren erhielt.

Westlich des Schlosses liegt das wahrscheinlich durch König Ludwig den Deutschen für seine Ehefrau Hemma um 833 erworbene und 1216 als reichsunmittelbar bestätigte Kanonissenstift Obermünster. Sein Glockenturm vom Anfang des 11.Jhs. wird durch eingetiefte Blendbogenfenster gegliedert. Nördlich der Ostapsis der Stiftskirche steht die Mercherdachkapelle von etwa 1200, unter der die Gebeine des heiligen Mercherdach, des ersten irischen Mönches, der nach Regensburg kam, bestattet liegen.

Beiderseits des fürstlichen Schlosses und der an ihm vorbeiführenden Fürst-Anselm-Allee dehnt sich ein Grüngürtel aus, der den Altstadtkern auf der Landseite umschließt. Aus mehreren Parkanlagen bestehend, ist der Grüngürtel überwiegend im englischen Landschaftsstil mit Parkarchitekturen und einigen Palais gehalten und lädt zum Spazierengehen und Entspannen ein.

 

Bereich Am Wiedfang, Regensburg
Bereich Am Wiedfang, Regensburg

In Regensburg vermischen sich Geschichte und Lebendigkeit auf einzigartige Art und Weise. In keiner anderen deutschen Stadt gehen Mittelalter und Moderne eine so harmonische Verbindung ein. Die lange Vergangenheit Regensburgs vom römischen Legionslager über die Zeit als mittelalterliche Residenz, Reichsstadt und frühneuzeitlicher Tagungsort des Immerwährenden Reichstages bis hin zum lebhaften Universitätsstandort der Gegenwart ist an jeder Ecke zu spüren und ein ganz besonderes Erlebnis. Ob Spaziergang durch die alten kopfsteingepflasterten Gassen, Verweilen an der Donau oder in einem der zahlreichen Lokale oder Shoppingtour – Regensburg bietet Freizeitmöglichkeiten für jedes Interesse und lädt zu ausgiebigen Erkundungstouren ein, auf denen man immer wieder Neues entdecken und ins Mittelalter eintauchen kann.


Buchtipps

 

Geschichte

  • Kompakt, informativ und unterhaltsam erzählt – die „Kleine Regensburger Stadtgeschichte“ aus dem Verlag Friedrich Pustet bietet einen auf das Wesentliche konzentrierten, durchgehend bebilderten Überblick über die Geschichte sowie politische, kulturelle und wirtschaftliche Aspekte der Stadt Regensburg. Mit Infokästen zu Persönlichkeiten, historischen Gebäuden und Hintergründen, anschaulichem Stadtplan und übersichtlichem Register. ISBN 978-3-7917-2372-3

Stadt- und Reiseführer

  • Regensburg historisch erkunden – der kompakte Stadtführer aus dem Pustet Verlag schildert ausgewählte Rundgänge durch das UNESCO-Welterbe Regensburger Altstadt und stellt dabei alle bedeutsamen Plätze, Straßen und Gebäude sowie ihre Geschichte vor. Mit reisepraktischen Information zu Cafés, Restaurants, Biergärten, Hotels und Vielem mehr. ISBN 978-3-7917-2155-2
  • Regensburg informiert entdecken – mit dem handlichen CityTrip Regensburg von Reise Know-How. Mit verschiedenen Stadtrundgängen, praktischen Tipps zu Lokalen, Unterkünften und Einkaufsmöglichkeiten, der ausführlichen Vorstellung aller Sehenswürdigkeiten und übersichtlichen Stadtplänen kann Regensburg gut ausgerüstet erkundet werden. ISBN 978-3-8317-2484-0