schottische geschichte

zeitgeschichte

 

Die politische Entwicklung Schottlands bis zur Gegenwart


Im Ersten Weltkrieg spielte Schottland eine wichtige Rolle für Großbritannien: es stellte Soldaten vor allem aus der armen und arbeitslosen Stadtbevölkerung, Schiffe, Maschinen, Fisch und Geld bereit. 1915 führte Feldmarschall Sir Douglas Haig die britische Armee an der Westfront. Während des Krieges kam es zu industriellen und politischen Unruhen in Glasgow.

1919 versenkte Deutschland nach der Kapitulation einen Teil seiner im Hafen Scapa Flow auf Orkney internierten Hochseeflotte, um deren Auslieferung zu verhindern.

Während des Zweiten Weltkrieges wurden schottische Städte und industrielle Zentren durch die deutsche Luftwaffe bombardiert. Schottland partizipierte an der der Nordatlantikschlacht. Zur Abwehr der nationalistischen Bedrohung schuf Staatssekretär Tom Johnston einen Scottish Council of State und den Council of Industry.

 

Bei den Wahlen im Jahr 1900 gab es zum ersten Mal eine Mehrheit der Conservatives und Liberalists. 1912 vermischten sich die Unionists und Conservatives zur Unionist Party. Nach dem Ersten Weltkrieg feierte die Labour als politisch fortschrittliche Partei unter den Arbeitern in den Lowlands Erfolge, während die Unionists die meisten Stimmen aus der Mittelklasse erhielten.

Um 1931 kam es in Red Clydeside zu einer radikalen Bewegung militanter Gewerkschaftler mit John MacLean als der politischen Schlüsselfigur. Sie operierten mit der Labour Party, hatten jedoch wenig Einfluss im Parlament.

In Opposition zu den der Union verpflichteten Hauptparteien und angesichts der schlechten wirtschaftlichen Lage bildeten sich neue nationalistische Gruppierungen. Aus der National Party of Scotland und der Scottish Party formierte sich 1934 die Scottish National Party rund um ihre Hauptfigur John MacCormick, die ein unabhängiges Schottland anstrebte.

Seit den 1930er Jahren wurde stetig eine schottische Regierung gefordert. Erneute Popularität erfuhr der Wunsch nach einem Home Rule nach der Wind of Change Rede (die das Ende des British Empire und die Dekolonisierung in Afrika markierte) des UK Prime Minister Harold Macmillian im Jahr 1960.

Mit dem Local Government Act wurden die burghs 1929 in drei Klassen eingeteilt: die „counites of cities“ (die vier größten königlichen burghs mit kombinierten Befugnissen von burgh und county council), die „large burghs“ (unabhängig vom county council außer in den Bereichen Polizei und Bildung) und die „small burghs“ (mit niedrigeren lokalen Regierungsfunktionen wie Straßenreinigung, Wohnen oder Beleuchtung).

Der Local Government Act von 1947 führte zu einem neuen System von Verwaltungseinheiten in Form der counties, counties of cities, large burghs und small burghs.

In der zweiten Hälfte des 20. Jhs. gewann die Labour Party die meisten Sitze im britischen Parlament. Die Unionists/ab 1965 Conservatives dominierten kurzzeitig in den 1950er Jahren. 1945 zog die autonomistische Scottish National Party in das Westminster Parlament ein. Vor allem ihre lokalen Parteizweige verbuchten in den 1970er Jahren (im Zuge der Deindustrialisierung) Erfolge. Bei der Wahl 1979 erlitt die Scottish National Party eine Niederlage gegen die Labour Party. In der Folge erlebte die SNP eine Zersplitterung, bis sie in den 1980er Jahren wieder zusammen fand und ab 1990 unter Alex Salmond erneute Wahlerfolge einholen konnte.

1973/1975 schaffte der Local Government Act die burghs offiziell ab, obgleich die Bezeichnung weiterhin informell genutzt wurde. Die gegenwärtigen Gebietsräte waren nun für die Verwaltung des allgemeinen Eigentums und der Gelder der royal burghs zuständig. Die seit 1890 bestehenden counties und burghs mit ihren Verwaltungsbehörden wurden durch eine neue Gliederung in 12 Regionen und Distrikte (Dumfries and Galloway, Borders, Lothian, Strathclyde, Central Tayside, Grampian, Fife, Western Isles, Highland, Orkney and Shetland) ersetzt. 1996 wurden die 32 council areas in Form von zentral verwalteten Landkreisen geschaffen.

Nach einem Referendum (unter anderem aufgrund des Rückgewinns der Stärke durch die Labour Party) und dem Scotland Act des Parliament of the United Kingdom kam es 1999 zur Dezentralisierung. Schottland erhielt ein für innerschottische Angelegenheiten zuständiges, demokratisch gewähltes Parlament innerhalb des Vereinigten Königreiches mit begrenzten Kompetenzen im Bereich der Legislative. Das Scottish Government bildet den exekutiven Zweig der dezentralisierten schottischen Regierung. Seit 2011 gibt es eine Mehrheitsregierung der sich seit 1999 als politische Kraft fest etablierenden sozialdemokratischen Scottish National Party (Pàrtaidh Nàiseanta na h-Alba).

2006 wurde die Black Watch mit fünf anderen schottischen Regimentern (Royal Scots, King´s Own Scottish Borderers, Royal Highland Fusiliers, The Highlanders und Argyll and Sutherland Highlanders) zum Royal Regiment of Scotland zusammengeführt. 2013 schuf man den Police Service of Scotland und das Scottish Fire and Rescue Service.

In einer Volksabstimmung im Jahr 2014 entschied sich die Mehrheit der Schotten gegen die Unabhängigkeit (Neo-eisimeileachd na h-Alba) und für das Verbleiben Schottlands im Vereinigten Königreich.

 

 

Politische Strukturen in Schottland seit der Nachkriegszeit

 

1996 wurden aus den – aus den mormaerdoms, stewartries und sheriffdoms entstandenen – früheren shires/counties (Grafschaften/Verwaltungsbezirke, Siorrachdan na h-Alba) die 32 council areas geschaffen. Sie bilden eine einstufige Kommunalverwaltung mit in einer Behörde zusammengefasst zentral verwalteten Distrikten, Städten und Gemeinden: Aberdeen City, Aberdeenshire, Angus, Argyll and Bute, Clackmannanshire, Dumfries and Galloway, Dundee City, East Ayrshire, East Dunbartonshire, East Lothian, East Renfrewshire, City of Edinburgh, Falkirk, Fife, Glasgow City, Highland (mit seit 2007 drei Verwaltungseinheiten: Caithness, Sutherland and Easter Ross; Inverness, Nairn and Badenoch and Strathspey; Ross, Skye and Lochaber), Inverclyde, Midlothian, Moray, North Ayrshire, North Lanarkshire, Perth and Kinross, Renfrewshire, Scottish Borders, South Ayrshire, South Lanarkshire, Stirling, West Dunbartonshire, West Lothian, Na h-Eileanan Siar (Western Isles), Orkney Islands und Shetland Islands.

Die lokalen communities stellen die unterste Ebene der Landesunterteilung dar.

 

Seit 1999 existiert innerhalb des Vereinigten Königreiches ein für innerschottische Angelegenheiten zuständiges, demokratisch gewähltes Parlament (Pàrlamaid na h-Alba) mit begrenzten Kompetenzen im Bereich der Legislative (Gesetzgebung) in non-reserved matters (in den Bereichen Gesundheit, Bildung, Sport, lokale Regierung, soziale Arbeit, Wohnen, Tourismus und wirtschaftliche Entwicklung, Transport, schottische Gesetzgebung, Polizei und Feuerwehr, Umwelt, Denkmalpflege, Land- und Forstwirtschaft, Fischerei, Ernährung, Kunst, Forschung) und Sitz in Holyrood in Edinburgh. Die Souveränität über das Vereinigte Königreich als Ganzes liegt beim britischen Parlament, dieses verfügt auch weiterhin über die Macht der Gesetzgebung in Bezug auf Schottland. Her Majesty´s Principal Secretary of State for Scotland ist der erste Minister des UK-Parlamentes zur Repräsentierung von Schottland und der Vorsteher des Scotland Office der britischen Regierung.

Das schottische Parlament besteht aus einer Kammer, wird nach dem additional member system gewählt und nach dem System des Verhältniswahlrechtes zusammengesetzt. Nach jeder Parlamentswahl wird ein Presiding Officer gewählt.

Das Scottish Government (Riaghaltas na h-Alba) ist der exekutive (ausführende) Zweig der dezentralisierten schottischen Regierung und verantwortlich gegenüber dem Scottish Parliament. Die schottische Regierung wird durch die Partei oder Parteien mit einer Mehrheit der Sitze im Parlament gebildet und alle vier Jahre gewählt. Am Beginn jeder neuen Regierungsperiode kommt es zur Ernennung eines First Minister (meist der Parteichef der größten Partei) durch den britischen Monarchen. Die Regierung setzt sich aus dem First Minister, von ihm/ihr gewählten Cabinet Secretaries und Scottish Law Officers zusammen. Ihr Hauptsitz ist St Andrew´s House auf dem Calton Hill in Edinburgh.

Seit 2011 gibt es eine Mehrheitsregierung der sich seit 1999 als politische Kraft fest etablierenden und die Unabhängigkeit befürwortenden sozialdemokratischen Scottish National Party (Pàrtaidh Nàiseanta na h-Alba, Mitte-Links). In der Opposition sind die sozialdemokratische Scottish Labour Party (Mitte-Links), die Scottish Conservative Party (Mitte-Rechts), die sozialliberale Scottish Liberal Democratics (Mitte) und die umweltsoziale Scottish Green Party (Links).

 

 

Die religiöse Entwicklung Schottlands im 20. Jahrhundert

 

1921 wurde der Church of Scotland Act durch das britische Parlament verabschiedet, in dem die volle Unabhängigkeit der Kirche in geistlichen Belangen sowie die Kirk als Nationalkirche anerkannt wurden.

In der Zwischenkriegszeit kam es, verstärkt durch die wirtschaftliche Depression, zu religiösen und ethnischen Spannungen zwischen Protestanten und Katholiken (Secretarianism).

Nach Wiedervereinigungsbestrebungen und der Abschaffung der Gesetzgebung weltlicher Gönnerschaft trat 1929 die Mehrheit der United Free Church (ein Produkt der Vereinigung der United Presbyterian Church und der Mehrheit der Free Church 1900) der Church of Scotland/Kirk bei.

Die Beachtung der Kirche nahm in der zweiten Hälfte des 20. Jhs. ab. Immigration und das Anwachsen nicht-christlicher Glaubensrichtungen veränderten die religiöse Situation. 1990 wurden der Scottish Churches´ Council durch Action of Churches Together in Scotland ersetzt und Versuche zur Zusammenführung der einzelnen Kirchen unternommen.

 

Gegenwärtig überwiegt mit 32 % der Bevölkerung (36,7 % sind ohne Religionszugehörigkeit) in Schottland der reformierte,protestantische Glaube der presbyterianischen Church of Scotland/The Kirk (Eaglais na h-Alba). Ihre Glaubensgrundlage ist das „Word of God“ des Alten und Neuen Testaments der Bibel. Die General Assembly stellt das Regierungsorgan und den höchsten Gerichtshof der Church of Scotland auf der nationalen Ebene dar. Auf der lokalen Ebene wird die Church durch den Kirk Session (Gemeinderat) repräsentiert.

In West-Zentral-Schottland und in den Highlands sind 16 % der Bevölkerung römisch-katholisch. Daneben existieren einige unabhängige presbyterianische Kirchen und die protestantische Episcopal Church of Scotland mit sieben bischöflichen Diözesen und der General Synod als Regierung.

 

 

Wirtschaftliche Entwicklung: Neuorientierung, Ölförderung, HighTech-Industrie

 

In den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg blühte die Fischerei mit Aberdeen als dem wichtigsten Hafen. Die Produktion für den Krieg kurbelte die Wirtschaft an.

Während des Ersten und Zweiten Weltkrieges spielte Scapa Flow auf Orkney eine wichtige Rolle als Basis der britischen Royal Navy. Die Werften und Schwerindustrien in Glasgow und Clydeside waren zentral für die Kriegsproduktion. Staatssekretär Tom Johnston stieß zahlreiche Initiativen zur Verbesserung der Wirtschaftslage an: Komitees zur Behandlung von sozialen und wirtschaftlichen Problemen, eine Regulierung der Mieten, einen Prototyp eines nationalen Gesundheitssystems, ein System der Stromgewinnung durch Wasser aus den Highlands und den Scottish Council of State und Council of Industry.

Obwohl Schottland durch die deutsche Luftwaffe im Zweiten Weltkrieg stark bombardiert worden war, konnte die wirtschaftliche Depression durch eine Expansion der industriellen Aktivität überwunden werden. Die Landwirtschaft prosperierte und kurzzeitig herrschte Vollbeschäftigung.

 

Bedingt unter anderem durch das Versäumnis der Neuorientierung setzte nach dem Ersten und Zweiten Weltkrieg ein industrieller Niedergang mit hoher Arbeitslosigkeit und Unruhen in der Arbeiterklasse ein. Wirtschaftliche Stagnation, bessere Aussichten auf Arbeit im Ausland und persönliche Netzwerke hatten vor allem nach dem Ersten Weltkrieg die Emigration vieler Schotten zur Folge.

Das Problem der schottischen Wirtschaft war ihre starke Abhängigkeit von der Schwerindustrie und Minenarbeit sowie dem internationalen Handel. Nur wenige Industrien, z. B. die Whiskyherstellung, wuchsen.

1965 wurde das Highlands and Islands Development Board als für die wirtschaftliche und kulturelle Entwicklung der Highlands zuständige Regierungseinrichtung formiert. Seit 1991 das Highlands and Islands Enterprise, hat es die Funktion der Entwicklung eines stetigen wirtschaftlichen Wachstums, indem neue Infrastrukturen als Grundlage für zukünftige Investitionen und Unterstützung von Unternehmen geschaffen werden.

Der Prozess der Deindustrialisierung in den 1970er und 1980er Jahren führte zur Entwicklung Schottlands hin zu einer Dienstleistungswirtschaft.

Seit der Entdeckung in den 1970er Jahren ist Schottland gegenwärtig ein wichtiger Lieferant von Erd-Öl und Gas aus der Nordsee.

Landwirtschaft und Ackerbau wurden bis in die 1970er Jahren hinein intensiviert und mechanisiert. Es entstand eine doppelte Struktur der Landwirtschaft mit großen kommerziellen Betrieben und kleinen spezialisierten Höfen. In den nördlichen und westlichen Gegenden von Schottland leben viele Menschen in kleinen bäuerlichen townships mit jeweils eigenem Land und einer gemeinschaftlich genutzten Weidefläche.

 

Gegenwärtig verschiebt sich der wirtschaftliche Schwerpunkt von der Schwerindustrie auf die Hochtechnologien, die vor allem im Central Belt (Silicon Glen) betrieben werden.

Mehr als drei Viertel der Fläche Schottlands besonders im Norden und Westen werden für überwiegend durch Feierabendbauern betriebene extensive und intensive Landwirtschaft genutzt. Im Bereich der Naturweidewirtschaft dominiert in den Highlands die Schafzucht, auch die Rinderzucht (Galloway- oder Aberdeen-Angus-Rinder, seltener Hochlandrinder) spielt eine große Rolle. Der Anbau von Nutzpflanzen, überwiegend Weizen und Gerste, konzentriert sich vor allem in der mittelschottischen Senke.

Das Land ist insgesamt sehr ungleich verteilt, 50 % des Grund und Bodens befinden sich in Besitz von weniger als 500 Familien. 2003 eröffnete der Land Reform Act die Möglichkeit des Kaufes von Land auch ohne die Zustimmung des Landherrn.

Der umsatzstärkste Zweig der weiterverarbeitenden Industrie ist die Whiskyherstellung (116 Malzwhiskybrennereien) mit Zentrum in Speyside. Daneben sind Hochseefischerei und Fischzucht (vor allem von Lachsen und Forellen) wichtig. Ausgebaut wird zudem die Windenergie.

 

In Schottland herrscht Linksverkehr. Alle Straßen verfügen über Buchstaben und eine Nummerierung: M = motorways, A = bessere Landstraßen, B = alle anderen Straßen. Ein Großteil der Hauptstraßen ist zweispurig, im Norden durchziehen Single track roads das Land, einspurige Straßen mit regelmäßigen Ausweichstellen.

Die größten Städte sind durch die Busgesellschaft Scottish City Link und den Postbus verbunden. Das Eisenbahnnetz ist in den Highlands eher dünn und wird überwiegend von ScotsRail betrieben. Es gibt Verbindungen von Glasgow nach Oban und Mallaig (West Highland Line) sowie über Inverness nach Kyle of Lochalsh und Thurso (North Highland Line).

 

 

Die kulturelle Entwicklung Schottlands im 20. und 21. Jahrhundert

 

Ab 1918 begann eine allmähliche Fokussierung des britischen Bildungsministeriums auch auf Schottland und 1939 wurde der Hauptsitz in Edinburgh wieder eingerichtet.

Die Studentenzahlen an den Universitäten waren in der ersten Hälfte des 20. Jhs. rückläufig gewesen. In der zweiten Hälfte des 20. Jhs. wurden der Sektor der höheren Bildung ausgedehnt und das Scottish Certificate of Education geschaffen, mit dem Ordinary Grade (O-Grade) und dem Higher Grade (Higher) als Eintrittsqualifikationen für das Universitätsstudium. 1999 richtete man ein Bildungsdepartment ein und schaffte die Studiengebühren ab.

Im Gegensatz zu den anderen britischen Systemen der höheren Bildung liegt der primäre Schwerpunkt in Schottland auf einem breiten Themengebiet (und nicht auf der Tiefe der Ausbildung).

Das gegenwärtige Schulsystem besteht aus den sieben Jahre lang besuchten Grundschulen und den weiterführenden Schulen mit einer Schulzeit von vier, fünf oder sechs Jahren sowie der Möglichkeit höherer Abschlüsse. Die Mehrheit der schottischen Schüler erwirbt Qualifikationen des Scottish Qualifications Certificate (National 4/5s in S3–S4 und Highers in S5, Advanced Highers S6), die die Voraussetzung für den Zugang zu den 15 schottischen Universitäten darstellen. Diese sind öffentlich und werden von der Regierung finanziert.

 

Die Kunst des frühen 20. Jhs. wurde durch die von den französischen Fauvisten beeinflussten und deren Maltechniken mit den schottischen Malereitraditionen kombinierenden Koloristen John Duncan Fergusson, Francis Cadell, Samule Peploe und Leslie Hunter sowie die Edinburgh School als Vermittlerin des Post-Impressionismus mit den häufig lebendige und unnatürliche Farben nutzenden Künstlern William Gillies, John Maxwell, William Crozier und William MacTaggart dominiert.

Der wissenschaftliche und technische Fortschritt wirkte auch auf die Kunst ein: Angeführt durch den Dichter Hugh MacDiarmid wurden der Modernismus in die Kunst eingeführt und eine charakteristische nationale Kunst geschaffen. In der Zwischenkriegszeit wurden Elemente der Moderne und schottischen Renaissance eingebracht sowie volkstümliche Einflüsse integriert, z. B. durch J. D. Fergusson, Stanley Cursiter (Vertreter des Celtic Revival, Post-Impressionismus und Futurismus), William McCance und William Johnstone (der abstrakte Kunst mit dem Versuch der Nutzung von Elementen der Landschaft, Dichtung und keltischen Kunst schuf > A Point in Time). James McIntosh Patrick und Edward Baird standen unter dem Einfluss des Surrealismus und legten ihren Fokus auf die Landschaftsmalerei. Führende Figuren der Zwischenkriegszeit waren zudem William Wilson und Ian Fleming. 1940/1942 formierte sich der New Art Club/die New Scottish Group durch politisch links stehende und stark durch die Trends der kontinentalen Kunst beeinflusste Künstler um J. D. Fergusson.

Ab den 1940er Jahren wirkten die Glasgow School of Art-Absolventen Robin Philipson (Kolorismus, Pop Art und Neo-Romantik), Robert MacBryde, Robert Colquhoun und John Eardley. Die Tradition der Landschaftsmalerei nach der St. Ives School wurde durch Wilhelmina Barns-Graham und Margaret Mellis fortgesetzt. William Gear und Stephen Gilbert sowie Alan Davie fertigten abstrakte Werke. Ian Hamilton Finlay erkundete die Grenzen zwischen Skulptur, Druck, Literatur und Landschaftsarchitektur.

Die Glasgow School of Art brachte seit den 1960er Jahren figurative, comicähnliche und gesellschaftskommentierende Kunst hervor, wobei die Künstler des „schottischen Realismus“ John Bellany und Alexander Moffat eine führende Rolle einnahmen und in den 1980er Jahren Steven Campbell, Peter Howson, Ken Currie und Adrian Wiszniewski (postmoderne Malerei mit einer skurrilen Hinwendung zur Geschichte) beeinflussten. In der Skulptur wurden die bestehenden Traditionen durch Erik Schilsky und Hew Lorimer weitergeführt. Der Skulpturenkünstler Eduardo Paolozzi leistete Pionierarbeit auf dem Gebiet der Pop Art. Es entstanden eine neue und experimentierfreudige Künstlergeneration und der neoklassizistische Stil von Sandy Stoddart. Die Kunst von Anne Redpath zeichnete sich durch eine zweidimensionale Darstellung alltäglicher Gegenstände aus. Seit den 1990er Jahren ist der Figurenkompositionen darstellende Künstler Jack Vettriano (The Singing Butler) erfolgreich.

Ermuntert durch Richard Hough und Murray Johnston erlebte die Fotografie im späten 20. Jh. eine Renaissance, z. B. durch Thomas Joshua Cooper, Pradip Malde, Maud Sulter und Owen Logan.

In der Gegenwart betreibt die Glasgow School of Art Kunst-, Sound- und Videoinstallationen. Künstler sind z. B. David Mach, James Lambie, Susan Philipz, Roderick Buchanan, Douglas Gordon, Sandy Smith und Richard Wright (Wandmalerei). Der Schwerpunkt von Christine Borland liegt auf der forensischen Wissenschaft, der von Martin Boyde auf der Skulptur.

Kunstgalerien in Schottland sind z. B. die National Gallery in Edinburgh, das National Museum of Scotland mit künstlerischen, ethnografischen und archäologischen Sammlungen, die Scottish National Portrait Gallery mit Porträts bedeutender Personen des Landes, die Scottish National Gallery of Modern Art (mit Kunst des 20. Jhs.) und die Aberdeen Art Gallery. Auf der nationalen Ebene wird die Kunstentwicklung durch Creative Scotland unterstützt.

 

Im frühen 20. Jh. gab es neue Aktivitäten im Bereich der Literatur: Die schottische Renaissance, die sich unter anderem als Gegenbewegung zu der das ländliche Leben sentimental und von Problemen bereinigt darstellenden Kailyard School of Scottish fiction verstand. Die schottische Renaissance mit dem Nationalisten und Sozialisten Christopher Murray Grieve/Hugh MacDiarmid als Hauptakteur versuchte die Wiederbelebung des Scots als Medium der Literatur und schuf aus einer Kombination von regionalen Dialekten und archaischen Ausdrücken in der Tradition von Robert Burns ein künstliches Scots (Lallans). Der Bewegung entstammende Werke sind z. B.  Northern Numbers: Being Representative Selections from Certain Living Scottish Poet und A Drunk Man Looks at the Thistle (1936).

Die Dichter Edwin Muir und William Soutar, der Romanschriftsteller Neil Gunn, George Blake, Nan Shepard, A. J. Cronin, Naomi Mitchison, Erik Linklater und Lewis Grassic Gibbon (der die Ideen der schottischen Renaissance mit der Triologie A Scots Quair realisierte) und der Dramatiker James Bridie beschäftigten sich mit sozialen und politischen Themen. Vor allem ab den 1930er Jahren nahm die Konzentration der schottischen Renaissance auf den Roman zu.

In der ersten Hälfte des 20. Jhs. entstanden die Anfänge des populären Theaters bzw. Theaters der Arbeiterklasse um Robert McLellan sowie später Robert McLeish, Ena Lamont Stewart, Robert Kemp und George Munro.

Nach der Wiederbelebung der klassischen Musik ab der Mitte des 19. Jhs. wurden 1949 das Scottish National Orchestra und 1962 die Scottish Opera gegründet.

Neben Literatur in Scots (z. B. Robert Garioch und Sydney Goodsir Smith) wuchs in der zweiten Hälfte des 20. Jhs. das Interesse an englischsprachiger Dichtung (die unter anderem durch Norman MacCraig, George Bruce und Maurice Lindsay verfasst wurde).

Die meisten Romanschriftsteller der Nachkriegszeit wie Muriel Spark und James Kennaway lebten zwar außerhalb Schottlands, beschäftigten sich aber mit schottischen Themen. Breiten Erfolg hatten die Actionromane von Alistair MacLean und die historischen Romane von Dorothy Dunnett. In den 1960er und 1970er Jahren stieg eine jüngere Generation von Romanautoren (wie Shena Mackay, Alan Spence, Allan Massie und William McIlvanney) auf.

Im 20. Jh. kam es zu einer Bewegung der Wiederbelebung der gälischen Dichtung. Prägenden Einfluss hatte Sorley MacLean (Somhairle MacGill-Eain) mit einer Öffnung der stilistischen Traditionen für neue Kompositionsmöglichkeiten (Gedicht Dàin do Eimhir, 1943). Die nea bhardachd wirkte auf die auf das Thema Exil und das Schicksal des Gälischen sowie die zweisprachige Kultur fokussierten Dichter, wie z. B. George Campbell Hay (Deòrsa Mac Iain Dheòrsa) und Derick Thomson (Ruaraidh MacThòmais), ein. Die moderne gälische Dichtung am Ende des 20. Jhs., z. B. des Fearghas MacFhionnlaigh, wurde durch den über Dichtung in Englisch und Scots transferierten Symbolismus beeinflusst.

In den 1960er und 1970er Jahren erblühte das schottisch-gälische Theater vor allem durch Stücke von Iain Crichton Smith (Iain Mac a´Ghobhainn), Iain Moireach, Tormod Calum Dòmhnallach, Fionnlagh MacLeòid (Finley Macleod) und Donaidh MacIlleathain (Donnie Maclean). Gegenwärtig sind unter anderem die Theatergruppen Fir Chlis und Tosg aktiv.

1912 erschien mit Dùn-Àluinn, no an t-Oighre ´na Dhìobarach von John MacCormick der erste schottisch-gälische Roman. In der Folge expandierten die gälische Prosa und Fiktion vor allem seit den Veröffentlichungen des Verlags Ùr-sgeul (ab 2003). Im ersten Viertel des 21. Jhs. verfasst Angus Peter Campbell gälische Romane.

Ab den 1980er Jahren erlebte die schottische Literatur ein erneutes Revival, vor allem in der Glasgower Schriftstellergruppe um Philip Hobsbaum und Peter Kravitz sowie James Kelman, Alasdair Gray und Irvine Welsh (Trainspotting). Schottische Kriminalliteratur, vor allem von Ian Rankin, erfreut sich großer Beliebtheit. Das schottische Theater wird zunehmend internationaler.

2004 wurde Edwin Morgan zum ersten Scots Makar (offiziellen Nationaldichter) ernannt, 2009 Carol Ann Duffy zum Poet Laureate.

 

Nach der Gründung der School of Scottish Studies 1951 hatte die Folkmusic in den 1960er Jahren ein Revival vor allem durch den folk club und Ewan MacColl. Aus einer Mischung von amerikanischer Musik mit britischem Folk entstanden der Folk Baroque als eine neue Art des Gitarrespielens sowie der Psychedelic Folk ohne traditionelle Elemente (Donovan und Incredible String Band), traditionelles Material interpretierende akustische Gruppen und der Celtic Rock als Variante des Electric Folk (entwickelt durch Fairport Convention und vertreten durch die stark durch traditionelle schottische Musik beeinflusste Band Five Hand Reel).

Ab den 1970er Jahren setzte ein langsamer Aufstieg der schottischen Pop- und Rockmusik ein, mit der Average White Band, Nazareth, der Sensational Alex Harvey Band und den Bay City Rollers sowie Donovan (Phillips Leitch) und Jack Bruce. Aus dem Umfeld von Tanzkapellen gingen die Bands Runrig und Capercaillie hervor. In den 1980er Jahren gründeten sich die ersten Punk Bands wie Simple Minds und Eurythmics (Annie Lennox). Progressive Rock/Metal Bands wie Marillion entstanden und inspirierten den schottischen Rock des 21. Jhs. Zudem wurden viele Indie Bands gegründet.

Seit den späten 1990er und 2000er Jahren und gegenwärtig sind schottische Guitar-Bands wie Franz Ferdinand und Amy MacDonald sowie die Scottish Celtic/Folk-Rock-Band Runrig und die Rock-Band Texas erfolgreich. Der aktuelle Trend besteht in einer Mischung von traditioneller keltischer Musik mit Rock, Weltmusic und Jazz.

Dudelsack, National Museum of Scotland
Dudelsack, National Museum of Scotland

Die Folkmusic ist meist durch oft mit Trommeln unterlegte Dudelsackpfeifen, Harfen und Geigen sowie ab den 1960er Jahren Gitarren geprägt. Die Great Highland Bagpipe (pìob mhór), der Dudelsack, ist in der Mitte des 16. Jhs. erstmals belegt und wurde durch die Highland-Regimenter der britischen Armee verbreitet. Das Holzblas- und Doppelrohrblattinstrument besteht aus einem mit Tartanstoff überzogenen Sack aus Tierhaut mit drei herausragenden Bordunpfeifen, einem Mundstück und einer Melodiepfeife. Die Pìobaireachd (die erste Bewegung etabliert ein in der Folge in einer Reihe von Bewegungen und Variationen weiterentwickeltes Thema) ist die klassische Musik des Dudelsackes.

 

Aus der 1780 zur Sammlung und Erforschung der Archäologie gegründeten und 1858 in Staatsbesitz übergegangenen Society of Antiquaries und dem 1985 geschaffenen National Museum Scotland (kulturgeschichtlich) sowie dem Royal Museum (naturwissenschaflich und technisch) ging 2006 der Museumsverband der National Museums of Scotland hervor, bestehend aus dem National Museum of Scotland, dem National Museum of Flight, dem National War Museum und dem National Museum of Rural Life.