burg/schloss Prunn - Riedenburg

Schloßprunn 1, 93339 Riedenburg

 

Ab der Mitte des 12.Jhs. bzw. um 1200 auf einem Jura-Kalkfelsen über dem Altmühltal errichtete Höhenburg.

Burg Prunn, Riedenburg
Burg Prunn, Riedenburg

Geschichte

 

Eine erste Nennung der Herren von Prunn gibt es für das Jahr 1037 mit Wernherus de Prunne (aus der Familie Prunn-Laber?). In der Mitte des 12.Jhs. überging die Burg an die Herren von Laber aus einer Seitenlinie der Praiteneck und wurde ausgebaut (Bergfried und Palas). 1288 verkauften die Praitenecker die Burg an Herzog Ludwig II. von Bayern, erhielten sie jedoch als Lehen.

Nach dem Verkauf der Anlage an die Fraunberger vom Haag 1338 wurde Prunn unter Hans IV. von Fraunberg im 15.Jh. spätgotisch erweitert. Der Beitritt Wolf Fraunbergers zum sich gegen Herzog auflehnenden Löwlerbund führte 1491 möglicherweise zu einer Einnahme der Burg durch den bayerischen Herzog Albrecht IV.. Mit dem Aussterben der Fraunberger fiel Prunn in der Mitte des 16.Jhs. an den bayerischen Herzog zurück, der sie an Karl Köckh zu Mauerstetten und Bodenmais veräußerte.

In den 1560er Jahren entdeckte man auf der Burg eine Handschrift des hochmittelalterlichen Nibelungenliedes, den sogenannten Prunner Codex. Palas und Bergfried wurden ab 1604 mit einem schlossartigen Anbau verbunden und 1631 erweiterte man die Inneneinrichtung im Stil der Renaissance.

Nach dem Dreißigjährigen Krieg überging die verschuldete Hofmark Prunn 1646 in den Besitz des Feldmarschallleutnants Georg von Truckmiller und von 1672 bis 1822 nutzten geistliche Orden – zunächst die Jesuiten, dann die Johanniter – die Burg. König Ludwig I. von Bayern ließ 1827 Sicherungsarbeiten zur Bewahrung der Burg als historisches Denkmal durchführen. 1946 kam Prunn in den Besitz der Bayerischen Schlösserverwaltung und 1950/1951 erfolgte die Wiederherstellung der spätgotischen Baumerkmale.

 

Burg Prunn, Burghof
Burg Prunn, Burghof

Besichtigung

 

Den Rundgang über das Burggelände beginnt man auf dem Areal der einst durch einem Halsgraben von Felsplateau getrennten Vorburg, von der aus westlich des Bergfriedes eine Brücke Zugang zu dem mit Erkertürmchen und einer Schweifhaube als Dach versehenen Torbau ermöglicht. Über dem gewölbten Durchgang des Torturmes befinden sich die Wachstube, eine Kemenate und die Frauenküche.

Im Norden der Kernburg ragt der aus kalksteinernen Bruckelquadern errichtete quadratische romanische Bergfried (zeitweilig bewohnbarer Haupt-, Wach- und Wehrturm) aus dem 13.Jh. empor, den an der Stelle des ursprünglichen Zinnenkranzes ein schindelgedecktes Zeltdach überspannt. Östlich des Bergfriedes steht ein über Erkertürmchen und eine geschweifte Dachhaube verfügendes Gebäude mit der Trinkstube im Obergeschoss. Die Westseite der Burg nimmt der von einer hohen Mauer begrenzte Innenhof mit einem in den Fels gehauenen Ziehbrunnen ein. In der Nordwestecke befindet sich ein den Zugang zum Köckhsen Torbau darstellender Treppenturm aus dem frühen 17.Jh.. Der ursprünglich romanische Palas (Wohn- und Repräsentationsgebäude) auf der Südostseite beherbergt einen gotischen Saal im Erdgeschoss. Im turmartigen Bau mit der Wachstube sind Reste von Fresken und Malereien mit Ochsenblut an der Balkendecke erhalten. Im nördlichen Teil des Palas liegt an die Ringmauer angelehnt die Burgkapelle, im Stil des Rokoko mit einer flachen Stuckdecke und einer Empore gehalten.

In den nur im Rahmen einer kurzen Führung zu besichtigenden Innenräumen informiert eine museale Präsentation über die Geschichte der Burg, einige Aspekte das adeligen Lebens im Mittelalter, darunter Kleidung und Färberpflanzen, sowie das Thema „Burg Prunn und das Nibelungenlied“. Dieses Heldenepos, unter anderem im Prunner Codex niedergeschrieben, ist das erste erhaltene Schriftwerk der wirklichen Erzählung der Nibelungensage. Die nur durch nachfolgende Überlieferungen erschließbare originale und anonyme Niederschrift entstand um 1200 im Umkreis des Passauer Hofes unter Bischof Wolfger von Erla. Die historischen Zusammenhänge des mittelhochdeutschen Nibelungenliedes sind der Kernkomplex des Burgundenunterganges aus der sogenannten Völkerwanderungszeit um die burgundischen Könige, den Hunnenkönig Attila und den Ostgotenkönig Theoderich, welcher mit dem jüngeren Komplex um Siegfried und Brünhild aus merowingischer Zeit verbunden wird. Darum angelagert sind weitere historische Ereignisse, Figuren und politische Konstellationen aus jüngerer Zeit. Durch den Verrat Kriemhilds, der Schwester der burgundischen Könige, als Rache für die Ermordung des ersten Ehemannes Siegfried und den Raub des Besitzes durch die Königssippe um Gunther und Hagen, wird der Untergang des burgundischen Reiches durch den Untergang der wehrfähigen Führungsschicht motiviert. Darin hinein spielen die Konsequenzen des Rangstreites der Königinnen infolge der Täuschung der isländischen Königin Brünhild durch die Standeslüge Siegfrieds und den magischen Betrug im Brautwerbeunternehmen König Gunthers. Charakteristisch ist stets die enge Verschränkung von historischer Sage und Mythos, bei bestimmten heroischen Anlässen wird das mythische Andere zu einem bewegenden und in die Wirklichkeit eindringenden Paradigma.

 

Die hoch über dem Altmühltal thronende trutzige Burg ist ein sehenswertes Zeugnis adeliger Herrschaft und damit verbundenen Repräsentationsbewusstseins im Mittelalter und der frühen Neuzeit. Im Museum werden originale Exponate mit nachgebildeten Objekten zum Anfassen und medialen Präsentationen zu einem anschaulichen Einblick in das Leben im Hochadel verbunden.

Vom Burggelände bietet sich ein wunderschöner Ausblick auf das sich zwischen der Quelle an der Frankenhöhe (mit der Burg Colmberg) und der Donaumündung in Kelheim erstreckende Flusstal der Altmühl. Den Naturpark prägen Mittelgebirgslandschaften mit Trockenrasen, Wacholderheiden, Feuchtwiesen, Steinbrüchen und Waldgebieten sowie Teile des römischen Limes mit rekonstruierten Kastellen und Wachttürmen.


 

Die Besichtigung ist ganzjährig zu den Öffnungszeiten im Rahmen einer Führung möglich.

Es muss Eintritt gezahlt werden.

www.burg-prunn.de/index.htm