Imbolc und Beltane – Frühjahrsbrauchtum rund um Ostern

Beltane

Das Brauchtum rund um Ostern hat seine Wurzeln teilweise in den vorchristlichen Frühlingsfesten Imbolc und Beltane, die anlässlich des Winterendes und des Wiedererwachens der Natur von den keltischen und germanischen Stämmen der Antike und des frühen Mittelalters begangen und später an christliche Vorstellungen angeglichen wurden.

 

 

Das Lichtfest Imbolc als Beginn des neuen landwirtschaftlichen Jahres

 

Das um den 1. Februar gefeierte keltische Imbolc ist (zusammen mit Lugnasad um den 1. August) eines der beiden Exquinoxfeste, an dem die symbolische und rituelle Reinigung und Erneuerung im Mittelpunkt steht. Dieses Lichtfest zu Ehren der Göttin Brigit markierte den Beginn des neuen landwirtschaftlichen Jahres und stellte ein Sinnbild für die Mitte der dunklen Jahreszeit mit aufsteigender Tendenz der Sonne dar. Im Brauchtum waren Feuer und Wettervoraussagen von großer Bedeutung. Zudem war der Anfang des (heutigen) Februar der Zeitpunkt, an dem Mutterschafe wieder Milch gaben und bald ihre Lämmer bekamen.

Nach der Christianisierung wurde Imbolc im irisch-katholischen Fest der heiligen Brigitte fortgeführt (eine Parallele dazu ist das römisch-katholische Lichtmess). Folkloristische, vorchristliche und christliche Elemente vermischende Rituale zu Ehren der heiligen Brigitte waren das Sammeln von Milch und Sahne, das Aufbewahren der Butter, das Reinigen des Hauses, das Entfachen eines Feuers, die Fertigung einer Strohpuppe, eine Eintrittszeremonie und die Anfertigung von von der heiligen Brigitte geweihten Kreuzen zum Schutz von Haus, Stall und gegen Sturmschäden. Hinzu kamen z. B. Prozessionen mit Puppen und Verkleidungen (eine Parallele zum germanischen Karneval), Festessen, das Entzünden von Kerzen, die Mantelzeremonie (in Form eines nachts draußen gelassenen und am Morgen mit einem Schutzzauber belegten Kleidungsstückes), das Ablegen von Kleidungsstücken und Speisen vor dem Haus, die Besprenkelung der Hausecken mit Blut eines Geflügels oder die Anfertigung eines Reifens und von Binden für das Vieh.

 

Ostern und die Bräuche rund um die Frühlings- Tagundnachtgleiche

 

Das christliche Osterfest findet in zeitlicher Nähe zur Frühlings-Tagundnachtgleiche im Zeitraum zwischen dem einst vorausgehenden Imbolc und dem nachfolgenden Beltane statt.

Die Frühlings-Tagundnachtgleiche zwischen dem 19. und 23. März wurde als ein vor allem in Verbindung mit Sonnenkulten stehendes Fest des Sieges des Frühlings über den Winter und der Fruchtbarkeit gefeiert. Hier spielten das über den Feldern erhöht auf Hügeln entzündete Feuer als Abbild der Sonne und eventuell auch der Hase, Eier (als Zeichen der Wiedergeburt) und Küken als Symbole der Fruchtbarkeit eine große Rolle. Die Eier wurden mit Wünschen bemalt, die sich im laufenden Jahr erfüllen sollten. Das Frühlingsfest war auch die Zeit des Beginnes der Aussaat.

 

 

Das keltische Fest als Mittler zwischen Menschen und Göttern

 

In der Nacht vom 30. April auf den 1. Mai wurde als Übergang zu einem anderen Lebensrhythmus das keltische Feuer-, Licht- und Fruchtbarkeitsfest Belta/e(i)ne (altirisch: Beltene, irisch: Bealtaine oder schottisch-gälisch: Bealltainn, „Bel-Feuer“) begangen. Beltane ist das zweite große Fest des keltischen Jahres (neben Samhain in der Nacht auf den 1. November), steht für die helle Jahreszeit des Sommers und markierte den Beginn des hellen Sommerhalbjahres.

 

Die hohen Feste der Kelten besaßen eine enge Verbindung zu dem Verständnis von Raum und Zeit (als Teil eines auf dem Wechsel von Licht und Dunkel basierenden Sonnen-, Mond- und Polarkalenders), den durch die Vermittlung der Druiden hergestellten Beziehungen zwischen Menschen und Göttern (die Feste wurden unter die Schirmherrschaft eines Gottes gestellt) und dem praktischen Ablauf einer in den Zyklus der Jahreszeiten eingebundenen Gesellschaft.

Bestandteile eines keltischen Festes waren die Zusammenkunft an einem bestimmten und gleich bleibenden Kalendertag an einem bestimmten zentralen Ort, Festmahle unter dem Vorsitz des Königs, religiöse Zeremonien, eine politische oder administrative Versammlung, Spiele, Wettkämpfe und Handel.

 

 

Anderswelt, Freudenfeuer und Neuerwachen der Natur: Bräuche rund um Beltane und Walpurgis

 

Dem keltischen Glauben nach sind in der Nacht auf den 1. Mai die Grenzen zwischen den Welten und zur Anderswelt geöffnet (in Irland vor allem zu den mythischen, göttlichen Sidhe, den Bewohnern der Feenhügel (Síd)).

An Beltane fanden religiöse Feierlichkeiten und Opferungen sowie rituelle Festmähler und Zeremonien statt. Sehr wichtig waren die Beltanefeuer, die als Freudenfeuer den Sieg des Lichtes über die dunkle Jahreshälfte sowie Vitalität und Jugend symbolisierten und zur Vertreibung Unheil bringender Geister dienten. Um die Viehherden zu reinigen und zu segnen, trieb man sie zwischen zwei Feuern hindurch. Feuerrituale und Opferungen wurden von der an Beltane, das nur von vereinzelten Dorfgruppen begangen wurde, über allen anderen gesellschaftlichen Klassen stehenden Priesterklasse der Druiden durchgeführt.

Besondere Bedeutung hatte die Vereinigung von Mann und Frau in der Nacht des Beltane-Festes, des Festes des Neuerwachens der Natur nach dem Winter (weshalb man das Haus mit grünen Zweigen schmückte), des Wachstums und der Liebe. Eine Rolle spielten auch die Wetterelemente Wind, Wasser und Sonne sowie das Treffen von Vorkehrungen und Vorsichtsmaßnahmen.

 

Einige der heutigen Frühlings- und Ostertraditionen weisen Parallelen zu Bräuchen rund um Imbolc und Beltane auf.

So liegen die Wurzeln des Tanz in den Mai in der unter anderem durch Goethes Faust I. bekannt gewordenen Walpurgisnacht (benannt nach der Missionarin, Klostervorsteherin und späteren Heiligen Walburga aus dem 8.Jh.) am 30. April wohl im keltischen Beltane bzw. einem vergleichbaren germanischen Fest.

Ebenfalls in diesen Zusammenhang einzuordnen sind das Oster- und das Maifeuer, die böse Geister vertreiben sollen, sowie der an einem zentralen gesellschaftlichen Platz aufgestellte und als Mittelpunkt eines Festes dienende, geschmückte Maibaum als ein Symbol für die Fruchtbarkeit der Natur.


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