Vindobona: Römisches Museum - Wien

Hoher Markt 3, 1010 Wien


Das unter Kaiser Traianus im Jahr 97 auf der Wiener Stadtterrasse als Übernahme einer keltischen Siedlung angelegte römische Legionslager Vindobona, die es umgebene zivile Lagervorstadt sowie die an der Limesstraße gelegene Zivilstadt thematisierendes Museum.

römisches Legionslager Vindobona, Tribunenhäuser im Römischen Museum Wien
römisches Legionslager Vindobona, Tribunenhäuser im Römischen Museum Wien



römisches Legionslager Vindobona
römisches Legionslager Vindobona

Geschichte

 

Das 22,5ha große Militärlager wurde (nach der Unterwerfung des Alpengebietes und der keltischen Stämme Noricums südlich der Donau sowie der germanischen Stämme südlich des Rheins) auf der Wiener Stadtterrasse zur Sicherung der nördlichen Grenze der Provinz Pannonien gegen die germanischen Stämme durch die 13. und 14. Legion errichtet und existierte als Stationierungspunkt der 10. Legion Gemina bis in das 4.Jh./5.Jh.. Diese Legionen bestanden in der Kaiserzeit aus römischen Bürgern und wurden meist im Verbund mit Hilfstruppen eingesetzt. Die Legion (ca. 5500 Soldaten) selbst gliederte sich in zehn Kohorten (jeweils rund 500 Soldaten).

Seit dem 19.Jh. erfolgten mehrere archäologische Grabungen, bei denen Gebäudereste, Straßen und Kanäle freigelegt wurden. Auch heute noch sind die Grenzen des ehemaligen Legionslagers im Verlauf der Gonzagagasse, des Schwedenplatzes, des Tiefen Grabens, der Naglergasse, des Grabens, des Stephansplatzes und der Rotenturmstraße erkennbar. Siedlungsspuren der Lagervorstadt sind am Michaelerplatz, Neuen Markt und Fleischmarkt zu sehen, Reste der Zivilstadt wurden im dritten Bezirk entdeckt.

 

römisches Legionslager Vindobona, Tribunenhäuser im Römischen Museum Wien
römisches Legionslager Vindobona, Tribunenhäuser im Römischen Museum Wien

Besichtigung

 

Im Museum sind als das Legionslager behandelnder erster Themenpunkt archäologische Funde aus dem aus einer Umfassungsmauer mit vier Toren und Zwischentürmen sowie drei Gräben und Erdwällen bestehenden Verteidigungssystem (Rabensteig, Tiefer Graben, Kramergasse/Ertlgasse, Am Hof/ Heidenschuss, Naglergasse, Jungferngasse, Stephansplatz)), den Kasernen (Ruprechtsplatz, Judenplatz, Wildpretmarkt), dem Lagerbad (Sterngasse), dem Spital (Salvatorgasse), den Tribunenhäusern (Hoher Markt), der Hauptstraße via principalis (mit Kommandatur, Palast des Legaten, Häusern der Tribunen, Thermen, Gasthäusern, Werkstätten, Mannschaftsunterkünften, Magazinen und Stallungen) und dem Hauptkanal (Wipplingerstraße), dem Wohnhaus des Kommandanten (praetorium) und dem Stabsgebäude (principia) als topographischer und organisatorischer Mittelpunkt (Klettblattgasse/Jordangasse/ Tuchlauben) zu sehen.

Seit dem 2.Jh. bildeten sich zivile Siedlungen im Umfeld des Militärlagers heraus.

Rund um das Lager entstand im Westen die von der militärischen Verwaltung des Legionslagers abhängige Lagervorstadt (canabae legionis) mit römischer, keltischer und zugewanderter Bevölkerung, die Verbindungen zur Legion hatte und die Soldaten mit Gütern und Dienstleistungen versorgte (wichtige Siedlungspunkte waren der Bereich Wipplingerstraße/Renngasse/Hohe Brücke, Handwerksbetriebe an der Limesstraße im Bereich der Freyung, Wohnhäuser und ein späteres Gräberfeld am Fleischmarkt und in der Dorotheergasse, ein Straßenknotenpunkt mit Werkstätten und über Wohn- und Arbeitsräume verfügenden Streifenhäusern am Michaelerplatz sowie ein Wohnviertel, Werkstätten, religiöses Zentrum und Gräberfeld am Neuen Markt).

Neben der Lagervorstadt entwickelte sich östlich des militärischen Zentrums entlang der vom Legionslager Vindobona nach Carnuntum führenden Limesstraße (auf dem Areal des heutigen dritten Bezirkes) eine von einer Mauer und Gräben umgebene, sich selbst verwaltende Zivilstadt mit überwiegend einheimischer keltischer Bevölkerung und Zuwanderern. Hier befanden sich ein als administrativer, politischer, wirtschaftlicher, juristischer und religiöser Mittelpunkt dienendes Forum mit einem von Säulenhallen (curia als Versammlungsort des Gemeinderates, Markthalle, Haupttempel) gesäumten zentralen Platz sowie Thermen, Tempel, Theater, Geschäfte, Gaststätten und Handwerksbetriebe. Entlang der Ausfallstraßen lagen Gräberfelder.

Nach dem Rückzug der Bevölkerung der Lagervorstadt hinter die Mauern des Legionslagers ab der Mitte des 3.Jhs. wurden die ehemals bewohnten Areale der Vorstadt ebenfalls als Gräberfelder (bis in das 3.Jh. meist Brandbestattungen) verwendet. Um diese Bereiche herum erstreckte sich ein durch ein sehr gutes Verkehrsnetz erschlossenes Umland mit landwirtschaftlichen Betrieben. Die zivilen Siedlungen und ihre Funde bilden das zweite große Thema des Römermuseums.

 

 

Das eher kleine, sehr ansprechend gestaltete Museum überzeugt bei seiner Präsentation durch eine ausgewogene Mischung aus Texttafeln, Ausstellungsstücken (wie Bauresten, Keramik und Grabsteinen) und filmischen Rekonstruktionen, die auf anschauliche Weise einen umfassenden Eindruck vom Aussehen des Lagers und der Zivilstädte sowie vom alltäglichen Leben im römischen Wien vermitteln. Zudem gibt es einige, vor allem für Kinder interessante, interaktive Stationen.

Im Kellergeschoss des Museums kann man sich die Mauerreste von zwei ursprünglich durch eine schmale Gasse getrennten Militärtribunshäusern mit Warmluftheizungen, Ziegelplatten und Estrichböden anschauen. Auch weil die Tribune (Offiziere) aus dem Ritter- oder Senatorenstand stammten, waren die Häuser recht groß und liegen heute zum Teil noch unter dem Hohen Markt verborgen.

Das Römische Museum lässt eine längst vergangene, hoch entwickelte Welt ein Stück weit wieder auferstehen und so es ist möglich, nur wenige Schritte vom belebten Hohen Markt entfernt tief in die römische Geschichte Wiens einzutauchen. Der Besuch des Römermuseums ist daher nicht nur für Geschichts- und Archäologieinteressierte absolut zu empfehlen.


 

Die Besichtigung ist ganzjährig zu den Öffnungszeiten möglich.

Es muss Eintritt gezahlt werden.

www.wienmuseum.at/de/standorte/ansicht/roemermuseum.html