Burg Hardegg - Thayatal bei Hollabrunn

2082 Hardegg

 

Auf einer Felsklippe an der Mündung des Fugnitzbaches in Thaya gelegene, vom 12.Jh. bis 16.Jh. als Grenzfeste und Zentrum einer hochadligen Herrschaft dienende große Höhenburg.

Burg Hardegg, Thayatal bei Hollabrunn
Burg Hardegg, Thayatal bei Hollabrunn



Burg Hardegg, Westburg
Burg Hardegg, Westburg

Geschichte

 

Eine erste hölzerne Wehranlage wurde auf dem Burgberg bereits im Rahmen der Kolonisation von Mähren im 10.Jh. erbaut. Nach dem Sieg des ostfränkischen Königs (und späteren römisch-deutschen Kaisers) Otto I. auf dem Lechfeld gegen die Ungarn im Jahr 955 erfolgte eine gezielte Kolonisierung der niederösterreichischen Randgebiete an der Grenze zu Böhmen und Mähren.

In der ersten Hälfte des 12.Jhs. fungierte Hardegg als Grenzfeste gegenüber dem auf der anderen Seite der Thaya gelegenen Mähren. Diese frühe Burganlage bestand aus einer ein zentrales Hochplateau umschließenden steinernen Ringmauer mit innen angestellten Wohnbauten. An der nördlichen Plateaumauer wurde später ein als repräsentativer Wohnbau genutzter Turm aufgesetzt und weitere Gebäude im Hof gebaut.

Vom Ende des 12.Jhs. bis 1260 (Tod des letzten Grafen von Hardegg im Kampf für den böhmischen König Ottokar II. Premysl gegen Ungarn) war die Burg in Besitz der mit hochrangigen Familien in Bayern und Österreich verwandten Salzburger Grafen von Plain(-Hardegg). Diese bauten Hardegg in Anlehnung an die kaiserlichen Pfalzburgen der Stauferkönige zu einer Residenzburg aus. Auf dem zentralen Burgplateau wurde ein mehrflügeliger Wohnbau errichtet und in der Unterburg entstand ein mehrgeschossiger Saalbau (der im heutigen Maximiliansaal zur Hälfte erhalten ist). Auf dem Machthöhepunkt der Grafen von Plain legte man ein mehrtürmiges rechteckiges romanisches Kastell um die Kernburg an, von dem heute noch der Westturm steht.

Burg Hardegg, Küche und Kapelle
Burg Hardegg, Küche und Kapelle

Berthold von Querfurt (der neue Ehemann der Grafenwitwe, Burggraf der Stadt Magdeburg und Gefolgsmann König Rudolfs I. von Habsburg) begründete nach dem Aussterben der Grafen von Plain die Dynastie Maydburg-Hardegg. Zur Zeit der Magdeburger im 14.Jh. fand der wesentliche Ausbau der Anlage (Türme, Palas, Kapelle) statt, welche als Verwaltungszentrum der Grafschaft Hardegg diente. In der ersten Hälfte des 14.Jhs. wurde die benachbarte Siedlung in den erweiterten Befestigungsgürtel miteinbezogen und es entwickelte sich eine gotische Burgstadt mit dem Bergfried als zentralem Höhepunkt. Die Grafen von Maydburg-Hardegg besaßen eine so große Macht, dass Hardegg als „königliche Burg“ bezeichnet wurde. Die über gestaffelte Toranlagen gesicherte Burg verfügte nun als Stammsitz mehrerer Familienzweige mit Kernanlage und Westburg über getrennte Wohnbauten und gemeinsam genutzte Repräsentationsbereiche.

Ab dem letzten Drittel des 15.Jhs. wurde die Burg verpfändet und durch die Habsburger an die Brüder Prüschenk, Freiherren von Stettenberg vergeben, die zu Reichsgrafen von Hardegg erhoben wurden.

Nach der Herrschaftsübernahme Österreichs in Böhmen (1526 nach dem Tod König Ludwigs von Ungarn in der Schlacht bei Mohacs gegen die Osmanen Herrschaftsübernahme Ferdinands I. von Habsburg in Böhmen und Mähren sowie partiell Ungarn) verlor Hardegg an militärischer Bedeutung. Im 16.Jh. und frühen 17.Jh. wurden die Kernburg erneuert, die Burggebäude durch eine Deckung mit umlaufendem Dachstuhl vereinheitlicht und die Bauten der Hochburg aufgestockt.

Seit dem Ende des 16.Jhs. war jedoch das barocke Schloss Riegersburg neuer Herrschaftssitz. 1635 verkaufte man die verschuldete Herrschaft an die Grafen von St. Julien (Reichsgrafen von Wallssee) und 1730 erwarb Sigmund Friedrich Graf Khevenhüller die Herrschaften Hardegg, Riegersburg und Prutzendorf.

Im 18.Jh. und 19.Jh. verfiel die Burg bis zum Wiederaufbau als Familiengruft und Museum durch Johann-Carl Fürst Khevenhüller-Metsch (Kavallerieoffizier Kaiser Maximilians in Mexiko) ab 1877. Nach Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg wurde Hardegg restauriert und gelangte durch Erbe in Besitz der Marianne Pilati von Thassul zu Daxberg.

 

Burg Hardegg, Wohngebäude und Bergfried
Burg Hardegg, Wohngebäude und Bergfried

Besichtigung

 

Der Rundgang über das Gelände der durch späthistoristische Elemente ergänzten Burg beginnt an dem im 14.Jh. erbauten viereckigen Stadtturm/Uhrturm aus dunklem Bruchsteinmauerwerk mit Walmdach, dem ersten Teil der den Burgberg sichernden Wehreinrichtungen mit mehreren Toren. Durch einen hinter dem Uhrturm gelegenen einstöckigen spätgotischen Torturm und über einen Zwinger erreicht man ein Spitzbogentor mit hölzernen Flügeltüren, welches in die um 1312 angelegte ummauerte Vorburg mit dem Pförtnerhaus führt.

An die Vorburg schließt sich ein auf das frühe 12.Jh. zurückgehender und am Anfang des 14.Jhs. ausgebauter Teil der Kernburg an, von dem nur Mauerreste erhalten sind. Diese Bauten der Westburg bildeten einst einen mehrflügeligen Komplex um einen kleinen Hof. Daneben standen ein Vierecksturm und an der Westseite ein großer mehrgeschossiger und mit dem schlanken Westturm verbundener Palas (Wohn- und Repräsentationsgebäude). Das Betreten des Gebäudekomplexes ist leider nicht möglich, weshalb man nur von anderen Stellen der Anlage einen Blick auf diesen Teil der Kernburg werfen kann.

Burg Hardegg, repräsentativer Saal
Burg Hardegg, repräsentativer Saal

Von der Vorburg aus einen lang gestreckten Zwinger durchquerend kommt man in die seit der Mitte des 13.Jhs. u-förmig von langen Mauern mit zwei hohen Ecktürmen (von denen der westliche Turm vollständig erhalten ist) umgebene Kernburg auf dem obersten Bergplateau mit aus dunklen Bruchsteinen errichteten Gebäuden und einer Ringmauer aus dem 12.Jh. als ältestem Teil der Anlage. In der Mitte des engen inneren Burghofes ragt der romanisch-gotische Bergfried (zeitweilig bewohnbarer Haupt-, Wach- und Wehrturm) vom Anfang des 14.Jhs. auf. Im Süden liegen ein aus dem 14.Jh. stammender romanischer Wohnturm/Palas (Wohn- und Repräsentationsgebäude) mit angeschlossener Kapelle (aus 19.Jh.) und einem offenen Küchentrakt (mit hoher Esse). Im Wohngebäude wurde ein kleines Museum über Erzherzog Maximilian eingerichtet, das ihn vor allem als Kaiser von Mexiko thematisiert. Auf der Nordostseite des Burghofes erstrecken sich ein am Ende des 12.Jhs. erbauter repräsentativer Saalbau (zweischiffig mit romanischen Biforenfenstern) und der ursprünglich freistehende und über eine Brücke mit dem Saalgeschoss verbundene Ostturm (mit Wohngeschoss). Im Saal vermitteln einige Schautafeln ergänzt durch archäologische Funde die bauliche Entwicklung und Geschichte der Burg Hardegg.

Im Westen, Norden und Osten wird die Kernburg von Terrassen mit mehrtorigen Zwinger- und Vorburganlagen mit zinnenbekrönten Mauern umsäumt.

 

Burg Hardegg, Saalgebäude mit Ostturm sowie Bergfried und Wohngebäude mit der Kapelle im Vordergrund
Burg Hardegg, Saalgebäude mit Ostturm sowie Bergfried und Wohngebäude mit der Kapelle im Vordergrund

Die Besichtigung der in dichtem Tannenwald hoch über der rauschenden Thaya thronenden und bei bewölktem Wetter etwas düster und geheimnisvoll wirkenden Burganlage ist sehr interessant. Die teilweise nur als Ruine erhaltene Burg besitzt ein atmosphärisch sehr dichtes Ambiente und auch strahlt heute noch etwas von ihrer langen Vergangenheit als Grenzfestung und gräfliche Residenz aus.

Auf dem sehr lohnenswerten Rundgang entlang der Mauerzüge und durch die Bauten der Kernburg wird das Mittelalter wieder ein Stück weit lebendig und lässt den Besucher am Ende mit dem Wunsch zurück, die heute ruhige Burg einmal während ihrer Blütezeit erlebt zu haben.


 

Die Besichtigung ist zu den Öffnungszeiten möglich.

Es muss Eintritt gezahlt werden.

www.riegersburg-hardegg.com/burg-hardegg