Die Kelten

Die keltischen Stämme. Informationen zu den "kelten"

latènezeitliche Siedlung, Schautafel am Sandberg in Niederösterreich
latènezeitliche Siedlung, Schautafel am Sandberg in Niederösterreich

 

Begriffsdefinition

 

Der Begriff „Kelten“ dient primär als Bezeichnung für im Nordwesten Alteuropas ansässige Stämme vor allem der Eisenzeit, die von den antiken Griechen Galater oder Keltoi und von den Römern Galli oder Celtae genannt wurden. Sie werden in der Forschung unter den „Festlandkelten“ zusammengefasst.

Als „Inselkelten“ bezeichnet man die angestammten Bewohner der Britischen Inseln, Irlands und der Bretagne seit dem Beginn der Eisenzeit mit nicht-römischer und nicht-germanischer Herkunft (wobei die Stellung der schottischen Pikten umstritten ist und die Bretagne/Aremorica von Cornwall aus besiedelt wurde).

Die „keltisch“ bewohnten Gebiete waren ab der Spätantike und im Frühmittelalter zahlreichen Bevölkerungsbewegungen und Handelsbeziehungen unterworfen, die eine „keltische“ Materialkultur überlagerten, sodass ich mich auf den folgenden Seiten auf die spätbronze- und eisenzeitlichen Kelten beschränke und die Inselkelten und die Länder, in denen keltische Sprachen über die Antike hinaus lebendig waren, nur am Rande streife. Eine Ausnahme bildet Schottland.

 

Die älteste gesicherte Quelle und stratigraphisch der untere Rahmen für die Existenz von „Kelten“ ist der griechische Historiker Herodot (6. Jh./5. Jh. v. Chr.). Die jüngsten Quellen und der obere Rahmen reichen je nach Region bis in das frühe Mittelalter.

Antike Kelten traten von der Iberischen Halbinsel und den Britischen Inseln bis nach Kleinasien auf. In der Gegenwart gibt es nach dem Sprachkriterium „keltische“ Besiedlung in Irland, Cornwall, Wales und Schottland.

Archäologisch gesehen sind die „Kelten“ Träger der späten Westhallstatt- und Latènekultur, auf den Britischen Inseln und in Irland des Celtic Iron Age.

Die keltischen Sprachen unterscheiden sich linguistisch durch charakteristische Merkmale von anderen alteuropäischen Sprachen.

Im Altertum gab es keltische Stämme (kein Volk) und Herrschaftsbereiche (kein Reich). Die später verallgemeinerten Bezeichnungen „Kelten“ oder „Gallier“ waren ursprünglich wohl Namen von Einzelstämmen.

Ein Entstehungsmodell nimmt die Ethnogenese der Kelten in der ersten Hälfte des 1. Jts. v. Chr. wohl durch den Zusammenschluss von mehreren kleinen Stämmen an. Während der Latènezeit, verstärkt durch Kontakte mit benachbarten Völkern, wurden weite Gebiete des keltischen Raumes durch eine Art Einheitsbewusstsein verbunden: möglicherweise ein inneres Zusammengehörigkeitsgefühl, Kultgemeinschaften oder Verflechtungen der politischen Eliten. Daneben gibt es das Stammbaummodell der Abspaltung der einzelsprachlichen Völker aus einem indogermanischen Urvolk.

 

Die Kulturen keltischer Stämme und Gruppen sind durch spezifische Fundensembles gekennzeichnet:

Die ältere Eisenzeit/Hallstatt C (800/750 v. Chr. bis 630/620 v. Chr.) bis jüngere Eisenzeit/Latène D (150 bis ca. 15 v. Chr.) ist die Zeit der Ausdehnung lokaler Gruppen.

Die römische Kaiserzeit (1. Jh. bis ca. 4. Jh./frühes 5. Jh.) erstreckt sich zwischen der Eroberung keltisch besiedelter Gebiete durch das römische Reich und der Aufgabe der römischen Provinzen.

Das Frühmittelalter (5.Jh. bis 11.Jh./12.Jh.) wird zwischen dem Abzug der Römer aus der Provinz Britannien und der normannischern Machtübernahme in England angesiedelt. Ab dem Früh- und Hochmittelalter vermischten sich die Bevölkerungsgruppen zunehmend; das Fundmaterial erscheint als an die allgemeineuropäische Materialkultur angepasst.

 

Die Festlandkelten besiedelten den Alpenraum, Spanien und Frankreich. Die kontinentalkeltischen Sprachen Gallisch, Lepontisch und Keltiberisch sind vor allem durch aus dem 6. Jh. bis 2. Jh. v. Chr. stammende Inschriften, Lehnwörter und antike Autoren überliefert.

Inselkelten lebten auf den Britischen Inseln, in Irland und der Bretagne. In sprachlicher Hinsicht werden der goidelische Zweig mit den gälischen Sprachen Irisch-Gälisch, Schottisch-Gälisch und Manx sowie der britannische Zweig mit Kumbrisch, Walisisch, Kornisch und Bretonisch unterschieden. Die inselkeltischen Sprachen sind erst ab dem 4. Jh./5. Jh. bezeugt.

 

Von den keltischen Stämmen selbst gibt es keine längeren schriftlichen Überlieferungen und Literatur aus keltischsprachigen Gebieten erst ab dem Frühmittelalter. Aufschlüsse über Gesellschaft, politische Strukturen und Siedlungswesen sind daher nur durch Inschriften, archäologische Funde und Bodendenkmäler möglich. Daneben dienen Texter antiker griechischer und römischer Autoren, die jedoch meist eine feindliche Perspektive einnehmen, als Informationsquellen.

 


verwendete Literatur

  • Birkhan, Helmut (Hg.): Bausteine zum Studium der Keltologie. Wien: Edition Praesens 2005. 
  • LeRoux, Francoise/Guyonvarc´h, Christian-J.: Die hohen Feste der Kelten. Uhlstädt-Kirchhasel: Arun Verlag 1997.
  • Schußmann, Markus: Die Kelten in Bayern. Mit Bodendenkmälern und Museen. Treuchtlingen: Wek-Verlag: 2007.
  • Vorlesungen an der Universität Wien:

Die Druiden. Andreas Hofeneder, WS 2008/2009.

Einführung in die Keltologie: Antike. WS 2009/2010.

Einführung in die keltische Sprachwissenschaft. Aaron Griffith, SS 2009.

Einführung in die kulturwissenschaftliche Keltologie: das Mittelalter. SS 2010.