leben im Mittelalter

Living History Mittelalter um 1200

Dieser Bereich befindet sich stetig im Auf- und Ausbau und wird daher mit der Zeit immer mal wieder überarbeitet und weiter entwickelt werden.

Living History - Zielsetzung

Vergangene Zeiten mit größtmöglicher Authentizität wieder aufleben lassen – so könnte man das Anliegen der Living History grob definieren. Von der Steinzeit über die Antike und das Mittelalter bis hin zur Neuzeit regen geschichtliche Epochen zum Wiederentdecken an und halten zudem Lehrreiches für die Gegenwart bereit. Im Zentrum steht stets die Annäherung an einstige Lebensumstände anhand des historischen Quellenmaterials und in Ausführung historischer Herstellungsmethoden.

Bei der Auseinandersetzung mit früheren Jahrhunderten sind die Aneignung von Fachwissen, eine ausgiebige Recherche, Quellenarbeit und kritische Quellenauswertung vor dem Hintergrund der Entstehungsumstände sowie des jeweiligen Zeithorizontes und seiner politischen, gesellschaftlichen, religiösen, geografischen etc. Gegebenheiten unerlässlich. Die anschließende Fertigung der Ausrüstungsgegenstände sollte, soweit im Rahmen der heutigen Lebensumstände und Produktionstechniken möglich, aus in der entsprechenden Zeit verwendeten Materialien und nach historisch belegten Methoden passieren. Nur so kann eine möglichst korrekte Darstellung aufgebaut werden.

 

Dennoch sollte man sich bei der Betreibung gelebter Geschichte immer bewusst sein, dass völlige Authentizität nicht erreicht werden kann. Erstens beinhaltet wissenschaftliches Arbeiten unter anderem, jede Quelle kritisch zu hinterfragen, wobei sich in vielen Fällen mehrere und nicht immer eindeutige Interpretationsmöglichkeiten ergeben. Zweitens erschwert die uns prägende Lebens- und Sichtweise der Gegenwart das Einfühlen in ehemalige Jahrhunderte. Wir können als Menschen des 21. Jahrhunderts nicht eindeutig sagen kann, wie ein mittelalterlicher Mensch gedacht und gehandelt hat. Auch die sozio-politischen Umstände des Mittelalters lassen sich nie in Gänze erfassen und schon gar nicht nachleben. Alle aus Quellen ableitbaren Sachverhalte sind daher, jedenfalls im Bereich der Alltagsgeschichte, auch immer nur ein So-kann-es-gewesen-sein.

Der Begriff der Authentizität ist im Zusammenhang mit der Living History deshalb problematisch (ein Gegenstand aus dem Mittelalter kann echt, original, also authentisch sein, aber kann man einen Menschen des 21. Jahrhunderts, der die Lebensumstände seiner Zeit und die im Vergleich zum Mittelalter andere Sozialisierung immer irgendwie auch in eine mittelalterliche Darstellung hinein bringt, in Bezug auf das Mittelalter als authentisch bezeichnen?), weshalb Formulierungen wie die praktische Annährung an eine historische Realität, die je nach Anspruch und Fachkenntnissen zwischen Anlehnen und Nachempfinden liegen kann und sich idealerweise stetig weiter entwickelt und vertieft, dem Begriff der Authentizität vorzuziehen sind.

Wir können durch fortwährendes Informieren und Weiterbilden versuchen, das Leben in früheren Zeiten nachzuempfinden und je nach Anspruch auch sehr nah an die damalige Realität herankommen, vollkommen verstehen werden wir die in ihr lebenden Menschen und ihr Weltbild jedoch nicht.

Gelebte Geschichte um 1200 - Umsetzung

 

Unter Berücksichtigung der politischen, gesellschaftlichen und infrastrukturellen Verhältnisse um 1200 (historische Kontextualisierung) und des zeitlich passenden Quellenmaterials (Quellenkritik) arbeite ich an der Annäherung an eine Bürgerin (bzw. an ihre Ausstattung), genauer Handwerkergattin oder -tochter des Hochmittelalters, speziell der Zeit zwischen 1190 und 1220/1250 im süddeutschen Raum bzw. zwischen den Städten Rothenburg ob der Tauber und Regensburg (Rekonstruktion).

Seit Sommer 2014 bin ich zeitweise im Lager von Ratisbona 1250 (mehr hier...) zu finden.

 

Auf den folgenden Seiten möchte ich nun einen Einblick in die Geschichte und den Alltag des Hochmittelalters sowie das Quellenmaterial zu einfacherer Frauenkleidung des späten 12. und frühen 13. Jahrhunderts geben und meine Arbeiten vorstellen. Falls jemand Fehler bemerkt oder bestimmte Kleidungsstücke besser/anders definieren kann, bin ich für jeden Hinweis dankbar.

 

 

Einige erste Impressionen, wie die Living History dann in der Praxis ausschauen kann:

 


Abbildungsnachweis

  • Reiner Musterbuch, ca. 1200 bis 1220, Österreich; kolorierte Federzeichnung, Österreichische Nationalbibliothek, Cod. 507, fol. 1v, 2r und 2v.: Institut für Realienkunde, Krems an der Donau: http://tethys.imareal.sbg.ac.at/realonline/ (Zugriff 14.01.2014).