Burg Leopoldsberg - Wien

Am Leopoldsberg 1, 1190 Wien

 

Der Leopoldsberg ist im Gegensatz zum bekannteren Kahlenberg mit seiner modernen Aussichtsterrasse ein ruhiger und idyllischer Ort, der schon in der Bronze- und Eisenzeit besiedelt war, an dem sich im 2.Jh. v. Chr. eine keltische Siedlung der Hallstatt- und Latènezeit befand und auf dem in der Mitte des 12.Jhs. oder 13.Jhs. eine Burg der babenbergischen und später habsburgischen Landesfürsten errichtet wurde.

Kirche am Leopoldsberg, Wien
Leopoldsberg, Wien



Geschichte

 

Der 425m hohe Berg, ein Ausläufer der Alpen, liegt im Wienerwald am nördlichsten Punkt des gebirgigen Westrandes von Wien und bildet zusammen mit dem nördlicheren Bisamberg die Wiener Pforte, durch die die Donau in das Wiener Becken einfließt.

In der Vorgeschichte bestand auf dem Berg von der spätbronzezeitlichen jüngeren Urnenfelderkultur (9.Jh. v. Chr.) bis in die jüngere eisenzeitliche frühe Latène-Zeit (5.Jh. v. Chr.) eine kleine Höhensiedlung. Nach einer Siedlungsunterbrechung existierte im 2.Jh. v. Chr. und 1.Jh. v. Chr. während der römischen Eisenzeit eine spätkeltische Ansiedlung. Der Fundbereich erstreckt sich vom Gipfel über den Westrücken und die Südterrasse und weist auf Grubenbauten und Hangverbauungen der Hallstatt-Zeit sowie Pfostenbauten mit Handwerkstätigkeit in der späteren Phase hin.

Die erste Erwähnung des Berges gibt es in den 1130er Jahren als „de Chalwenberge“ (der Berg wurde erst im späten 17.Jh. in Leopoldsberg umbenannt). Für 1304 sind Weingärten am Nordhang des Berges belegt. Große historische Bedeutung erlangte der Leopoldsberg im Zuge der zweiten Wiener Türkenbelagerung im Jahr 1683, als das Entsatzheer (eine vom Papst initiierte Koalition) unter dem polnischen König Jan III. Sobieski vom Leopoldsberg aus die Osmanen angriff und die belagerte Stadt befreite. 1873 wurde der Berg mit einer in Richtung des Kahlenberges führenden Seilbahn zum ersten Mal für eine größere Zahl von Besuchern erschlossen und seit den 1930er Jahren existiert die Höhenstraße in ihrer heutigen Form.

 

Burg Leopoldsberg, Blick auf die Burgkapelle, Wien
Burg Leopoldsberg, Blick auf die Burgkapelle, Wien

Besichtigung

 

In der Mitte des 12.Jhs. oder 13.Jhs. wurde auf dem damals noch Kahlenberg genannten Berg eine Höhenburg als Residenz für den babenbergischen Markgrafen Leopold III. oder als Sitz für die babenbergische Herzogin Gertrude (Nichte Herzog Friedrichs II. des Streitbaren) erbaut bzw. eingerichtet. Eine Burgkapelle St. Georg ist seit der Mitte des 14.Jhs. nachweisbar. Nach 1431 erneuerte Herzog Albrecht V. die Anlage.

Die Burg wechselte häufig den Besitzer und ist nach der Zerstörung während der ersten Wiener Türkenbelagerung im Jahr 1529, bei der sie vor der Ankunft der Osmanen in Brand gesteckt wurde, nur mehr in Resten erhalten.

Nachdem 1679 wieder eine Kapelle am Burgplateau errichtet worden war, ließ Kaiser Karl VI. 1720 daneben ein Schloss erbauen, welches gegen Ende des 19.Jhs. beschädigt wurde.

Um die alte Burg ranken sich zahlreiche Spukgeschichten über nächtliche Lichter, die in der Ruine vom Dorf am Fuße des Berges aus zu sehen sind. Seit der Schließung des Restaurants vor ein paar Jahren verwahrlost das sogenannte „Benefiziatenhaus“, das an der Ostseite eine neogotische Loggia besitzt, leider immer mehr, was die an manchen Tagen geheimnisvolle Ausstrahlung der Burg noch verstärkt. Das Burggelände kann seit ca. 2010 auch nicht mehr betreten werden, da ein Wiener Star-Architekt dort angeblich Bauarbeiten vornimmt. Bisher ist jedoch dahingehend nichts auf dem Areal passiert. Der möglicherweise am frühesten besiedelte Ort auf dem Wiener Stadtgebiet ist nun aufgrund eines 100jährigen Bebauungsrechtes nicht mehr für die Öffentlichkeit zugänglich und wird wohl weiter verfallen, wenn sich an der Situation nicht bald etwas ändert. Bedauerlich, dass eine weit über 2000 Jahre zurückreichende Besiedlungszeit und eine einst bedeutsame landesfürstliche Burg so wenig geschätzt werden.

Burg Leopoldsberg, Wien
Burg Leopoldsberg, Wien

Auf dem Areal der Ruinen liegt an der Stelle des mittelalterlichen Bergfriedes auch die in der zweiten Hälfte des 17.Jhs. erbaute (und ebenfalls nicht mehr erreichbare) kleine barocke St.-Leopoldskirche, ein auf Fernwirkung ausgerichteter Zentralbau mit Doppelturmfassade, der in der Mitte des 18.Jhs. ausgestattet wurde. Nachdem die Kirche dem heiligen Leopold geweiht worden war, erhielt der Berg seinen heutigen Namen.

Des Weiteren wurde innerhalb der alten Burgmauern auf dem Fundament eines Turmes das Heimkehrer-Gedächtnismal (von 1948) mit seiner Feuerschale aufgestellt, von dessen Plattform man den besten Blick über das Wiental bekommt (bzw. bekommen hat). Vor allem an warmen Sommertagen ist dies ein wirklich schöner, sehr entspannender Platz.

An den früheren Ringmauern und am Gedächtnismal befinden sich einige Gedenktafeln z.B. für Markgraf Leopold III., Turnvater Jahn und Kaiserin Elisabeth.

Der 1800 durch den Feldmarschall de Ligne (den damaligen Besitzer des Schlosses) angelegte Nasenweg, ein zum Promenadenweg ausgebauter Jagdsteig, führt unterhalb der Burgmauern zum Kahlenbergerdorf herunter. Der steile Weg verfügt über einige Aussichtspunkte, die einen guten Blick auf die Leopoldskirche und die Weingärten bieten.

 

Schloss am Leopoldsberg, Wien
Schloss am Leopoldsberg, Wien

Von dem alten Burggelände auf diesem letzten Gipfel des Kahlengebirges aus hat man einen beeindruckenden Ausblick über die Stadt Wien auf der einen und das Donautal auf der anderen Seite des Leopoldsberges. Im Nordosten kann man über das Marchfeld bis zu den kleinen Karpaten schauen, im Südosten reicht die Sicht bis zum Leithagebirge und im Süden sind die Voralpen zu erkennen.

Vor allem am frühen Abend ist der Leopoldsberg ein wunderschöner, kraftvoller und mystischer Platz mit der (nun durch die Baustelle eingeschränkten) ganz besonderen historischen Atmosphäre einer langen Vergangenheit.


 

Die Besichtigung ist ganzjährig und jederzeit möglich, gegenwärtig ist jedoch nur ein Teil des Geländes zugänglich.