93183 Kallmünz
Zwischen 1150 und 1280 durch die bayerischen Herzöge aus dem Adelsgeschlecht der Wittelsbacher zur Festigung der Herrschaftsrechte auf einem Felsvorsprung über dem Zusammenfluss von Vils und Naab errichtete Höhenburg.
Geschichte
Burg Kallmünz entstand auf den Resten einer keltischen Anlage und des Abschnitteswalles einer frühmittelalterlichen Fliehburg. Sie diente neben ihrer Funktion als Organisationspunkt der Landesherrschaft zur Sicherung einer 805 erstmals erwähnten Reichszollstätte an den für die Oberpfälzer Eisenproduktion wichtigen Handelswegen auf den Flüssen Vils und Naab.
Um 1188 erwarben die Wittelsbacher die Befestigungsanlage über die Grafen von Sulzbach. 1329 wird sie als im Besitz der wittelsbachischen Landesfürsten stehend genannt. Der römisch-deutsche Kaiser Ludwig IV. der Bayer verpfändete die Burg 1344 an die Stadt Regensburg sowie später an die Landgrafschaften Thüringen und Hessen. Kurz darauf erhielten die wittelsbachischen Familienzweige Kallmünz jedoch wieder zurück, nachdem Pfalzgraf Ruprecht I. sie 1358 ausgelöst hatte. Nach größeren Baumaßnahmen unter den Pfalzgrafen gewann Herzog Albrecht III. die Burg 1429 für Oberbayern zurück.
Am Anfang des 16.Jhs. wurde Kallmünz während des nach dem Aussterben der wittelsbachischen Linie Bayern-Landshut im Mannesstamm zwischen Herzog Albrecht IV. von Bayern-München und Ruprecht von der Pfalz ausgefochtenen Landshuter/Pfälzischen Erbfolgekrieges durch böhmische und pfälzische Truppen beschädigt, durch das neu gegründete Herzogtum Pfalz-Neuburg aber wieder in Stand gesetzt. Neuerliche Zerstörungen während des Dreißigjährigen Krieges 1633 und 1641 durch kaiserliche und schwedische Truppen führten jedoch zum endgültigen Verfall der Burg, die nur mehr als Steinbruch genutzt wurde. Seit dem Ende des 19.Jhs. wurde die Burg durch die Gemeinde Kallmünz saniert und präsentiert sich heute als sehenswerte Ruine.
Besichtigung
Der Aufstieg zur Burg ist am einfachsten vom reizvoll am Fuß des Burgberges zwischen Föhrenwäldern und Hügeln sowie Naab und Vils gelegenen Markt Kallmünz mit seiner steinernen Brücke (aus der Mitte des 16.Jhs.) und den an den Burgfels heran gebauten bunten Häusern möglich. Allerdings landet man am Ende dieses steilen und stufenreichen Weges schon mitten in der ehemaligen Hauptburg, weshalb ich für die Beschreibung des Burgareals den ursprünglichen, nicht direkt vom Ort aus ansteigenden Zugangsweg als Anfangspunkt wähle. Er führt durch saftige Wiesen vorbei an einem äußeren Abschnittswall aus der mittleren Bronzezeit (ca. 1600 v. Chr.) und dem auf einem inneren Abschnittswall aus der Latènezeit (ca. um 500 v. Chr.) errichteten sichelförmigen „Ungarnwall“ von ca. 900, der den an zwei Seiten steil abfallenden Felssporn nach Norden hin sicherte.
Hinter dem inneren Abschnittswall erreicht man die im Nordwesten mit zwei halbrunden Türmen bewehrte Ringmauer, die an der Nordseite vom gotischen Haupttor durchbrochen wird. An der Westseite bieten die Reste des spätgotischen Zwingers aus dem 15.Jh., einst mit einem Torhaus ausgestattet, ebenfalls Zugang zur Burg, von der der Kernbereich am besten erhalten ist.
Diese Hauptburg und die Mauern ihrer zwischen 1150 und 1280 aus Kalksteinquadern errichteten Gebäude liegen am äußeren Ende des Vorgebirges über dem Steilabfall zur Naab und Vils. Die Südostseite des Geländes wird von dem mehreckigen, ehemals dreigeschossigen Palas (Wohn- und Repräsentationsgebäude) eingenommen, der romanische und gotische Bauelemente wie rundbogige Arkadenfenster im Ober- und Spitzbogenfenster im Erdgeschoss aufweist. Die teilende Scheidemauer in der Mitte trug früher das Dach des mit zwei Sälen versehenen Baus. Nördlich ist an den Palas die Burgkapelle angefügt, vor dem Gebäudekomplex befindet sich die Zisterne. Im Zentrum der Burg ragt der runde Bergfried (zeitweilig bewohnbarer Haupt-, Wach- und Wehrturm) empor.
Die ausgedehnte Ruine der großen Höhenburg zeugt bis heute vom landesfürstlichen Macht-bewusstsein und -streben der Wittelsbacher. Der immer noch imposante Saalbau des Palas und die angeschlossene Kapelle geben einen Eindruck vom einst repräsentativen Aussehen der Anlage und regen die Fantasie an. Von vielen Stellen der Burg bietet sich eine wunderschöne Aussicht auf den Markt Kallmünz, den Zusammenfluss von Vils und Naab und die Landschaft der Oberpfalz. Entdeckungstouren entlang mittelalterlicher Mauerzüge und einzigartige Panoramablicke verschmelzen hier zu einem besonderen Erlebnis.
Die Besichtigung ist ganzjährig und jederzeit möglich.