Burg Trausnitz 168, 84036 Landshut
Auf dem Bergsporn Hofberg über der Stadt Landshut und der Isar 1204 durch Herzog Ludwig I. den Kelheimer gegründete und im 16.Jh. zu einem Renaissanceschloss ausgebaute Höhenburg als Stammsitz der bayerischen Wittelsbacher-Herzöge sowie Zentrum der stauferzeitlichen Reichspolitik und Kultur in der ersten Hälfte des 13.Jhs..
Geschichte
Die Burg entstand ab dem frühen 13.Jh. auf zwei vorgeschichtlichen und frühmittelalterlichen Vorgängerbefestigungen sowie an der Stelle eines um 1150 als Landeshuata genannten Wachturms. Um 1235 war sie mit dem Wittelsbacher Turm, einem Palas, einer Kapelle und einem Torbau weitgehend fertiggestellt. Nach der Aufteilung des Herzogtums Bayern zwischen den Herzögen Heinrich XIII. und Ludwig II. dem Strengen wurde Landshut Hauptort von Niederbayern (Oberbayerns Hauptstadt war München) und die Burg diente von 1255 bis 1503 als Residenz und Regierungssitz der Herzöge von Niederbayern bzw. Bayern-Landshut.
Unter den sogenannten Reichen Herzögen fanden vor allem im 15.Jh. Veränderungen und Erweiterungen an der Burg statt. So wurden die Neue Kemenate, die Neue Dürnitz, der Fürstenbau und neue Befestigungen erbaut. 1475 richtete Herzog Ludwig IX. von Bayern-Landshut die prunkvolle Hochzeit seines Sohnes Georg mit der polnischen Jagiellonen-Prinzessin Hedwig aus.
1503 führte das Aussterben der Landshuter/niederbayerischen Herzogslinie zum Landshuter Erbfolgekrieg, an dessen Ende die Wiedervereinigung der Teilherzogtümer zum Herzogtum Bayern stand. Niederbayern und Landshut fielen an die Herzöge von Bayern-München. Herzog Ludwig X. ließ die Burg in der Folge im spätgotischen und renaissancezeitlichen Stil ausstatten. Unter der Hofhaltung Erbprinz Wilhelms V. von Bayern entwickelte sich die zu einem Schloss mit Laubenhof und Hofarkaden ausgebaute Burg in der zweiten Hälfte des 16.Jhs. zu einem Zentrum von Kunst und Kultur. Zudem wurde auf der Burg, die erst seit dem 16.Jh. „Trausnitz“ genannt wurde, das erste bayerische Hofbräuhaus gegründet.
Während des Dreißigjährigen Krieges besetzten in den 1630er Jahren schwedische Truppen das Burgschloss und beschädigten einen großen Teil der daraufhin abgebrochenen Gebäude der Vorburg. Im 18.Jh. nutze man die Räume der Burg als Kaserne und Gefängnis für Adelige, als Wollzeug- und Seidenmanufaktur sowie durch die kurfürstliche Rentamtsregistratur. Auch im frühen 19.Jh. diente Trausnitz als Kaserne und Lazarett. 1840 wurden erste Sicherungen und Restaurierungen an der Anlage durchgeführt. Das 1869 im Fürstenbau eingerichtete Absteigequartier für König Ludwig II. im Stil der Neorenaissance fiel einem Brand im Jahr 1961 zum Opfer. Nach dem Ende der Monarchie überging die Burg 1918 in den Besitz des Freistaates Bayern.
Besichtigung
Von der durch gotische Giebelhäuser gegrägten Landshuter Altstadt führt die backsteinerne Fürstentreppe zur Burg hinauf.
Vorbei an der östlich vorgelagerten Vorburg mit Hofstallgebäude und Kellereigebäude und dem sich im Süden ausdehnenden Zwinger mit hölzernem Wehrgang gelangt man zu der an der Südwestseite des Berges gelegenen und von einer Ringmauer aus dem 13.Jh. sowie einer Rasenfläche mit Kastanienbäumen umschlossenen Hauptburg.
Der doppeltürmige Torbau (Uhrstöckl) an der Ostseite mit dem anschließenden Pfaffenstöckl und dem Schlosspflegerhaus bietet Zugang zum inneren Burghof. Die ihn säumenden backsteinernen, weiß und cremegelb verputzen Gebäude sind an den Galeriegeschossen der West- und Nordseite mit zweistöckigen Arkaden im Stil der italienischen Renaissance versehen.
Im Süden der Hauptburg ragt der Wittelsbacher Turm (Bergfried: zeitweilig bewohnbarer Haupt-, Wach- und Wehrturm) empor, der in der heutigen Form aus dem späten 15.Jh. stammt. Die Südwestecke wird vom Fürstenbau mit Kemenate und italienischem Anbau aus dem 15.Jh. sowie dem ehemaligen Palas (Wohn- und Repräsentationsgebäude) aus der ersten Hälfte des 13.Jhs. eingenommen. Von hier aus erreicht man hinter dem Bergfried einen ruhigen kleinen Garten und hinter dem Fürstenstock eine Aussichtsterrasse, die mit einem Panorama der Landshuter Dachlandschaft besticht und einen einzigartigen Blick auf die spätgotische Basilika St. Martin mit ihrem welthöchsten Backsteinturm ermöglicht. An der Westseite des Burggeländes erstreckt sich der Dürnitztrakt und im Nordosten steht der Damenstock.
Burg Trausnitz verfügt über Innenräume mit mittelalterlichen gewölbten Sälen und frühneuzeitlichen, im Stil der Renaissance gehaltenen Stuben und Kabinetten. Im Damenstock (Hofküche) befinden sich die „Kunst- und Wunderkammer“ (eine Sammlung Herzog Albrechts V.) und der Kassenbereich. Der Rundgang beginnt in der Neuen Dürnitz (15.Jh.) mit einem Teil der als Speise- und Versammlungsraum des herzoglichen Gefolges genutzten ehemaligen spätmittelalterlichen Gewölbehalle (um 1460) im Erdgeschoss des Fürstenbaus. Von hier aus führt die Besichtigung weiter in den italienischen Anbau, der die in den 1570er Jahren mit monumentalen Szenen aus der italienischen Commedia dell'arteausgemalte Narrentreppe sowie ein Renaissance-Kabinett in jedem Stockwerk beherbergt. Durch die spätromanische Burgkapelle St. Georg mit Skulpturenschmuck aus den 1230er Jahren und gotischen Flügelaltären der Reichen Herzöge sowie einem spätgotischen Netzgewölbe erreicht man die von einem Kreuzrippengewölbe aus der Mitte des 13.Jhs. überspannte Alte Dürnitz. Die zweischiffige Pfeilerhalle stammt aus der hochmittelalterlichen Gründungszeit der Burg.
Der zwischen der Hofküche und der Neuen Dürnitz verlaufende Laufgang mit seinem spätgotischen Rippengewölbe erschließt den Laubengang im ersten Obergeschoss, über den man in den Fürstenbau gelangt. Durch einen einst zu zwei Lauschkabinetten der herzoglichen Gemächer gehörigen Saal kommt man in eines der Kabinette im ialienischen Anbau. Dasjenige im ersten Stock wurde um 1578 mit Stuck und allegorischen Gewölbemalereien dekoriert. Es schließen sich das seit den Reichen Herzögen als Schlafgemach fungierende „Zimmer des Rates“ mit allegorischen Deckenbildern und das als Stube bzw. Audienzzimmer dienende „Zimmer der Verschwiegenheit“ an. Die Empore der Burgkapelle mit dem herzoglichen Betstüberl in Form eines hölzernen Gehäuses im Stil der Renaissance leitet über in den Weißen Saal und das über den Laubengang zugängliche zweite Obergeschoss. Hier wurde im Fürstenbau im Vorzimmer des 1961 ausgebrannten Absteigequartiers für Ludwig II. der Museumsraum „König Ludwig II.“ eingerichtet, in dem teilweise originale Möbel aus dem Depot in Herrenchiemsee und Rekonstruktionen verlorener Möbel präsentiert werden. Durch die Räume des italienischen Anbaus führt der Rundgang weiter in die Säle der Wirkteppiche (mit Motiven der „Taten des Pfalzgrafen Otto von Wittelsbach“ von 1618) und den St. Georgs-Rittersaal im Dürniztrakt. Auf einen Durchgangsraum mit fünf Gemälden von Fürstinnen aus der Zeit Herzog Ludwigs X. um 1530/1540 folgt die mit Holz vertäfelte Söllerstube mit Fenstersitzen, an die sich die im 15.Jh. entstandene Loggia Söller anschließt. Aus ihren Rundbogenarkaden bietet sich ein sehr guter Ausblick über die Stadt Landshut.
Hoch über Landshut gelegen, beeindruckt die Burg Trausnitz mit mittelalterlicher Wehrhaftigkeit und frühneuzeitlicher Eleganz. Während der Zwinger, die trutzige backsteinerne Vorburg und der Bereich um den Wittelsbacher Turm noch an die Zeit vor dem 15.Jh. erinnern, bilden die Trakte rund um den Innenhof ein repräsentatives schlossähnliches Platzgefüge im Stil der Renaissance.
Die Besichtigung der einstigen Stammburg der Wittelsbacher-Herzöge ist aufgrund der harmonischen Kombination von Gebäuden unterschiedlicher architektonischer Epochen und Baustile absolut lohnenswert und lässt den Besucher für einige Stunden in die Zeit der Reichen Herzöge eintauchen.
Die Besichtigung ist ganzjährig zu den Öffnungenzeiten möglich.
Für die Innenräume muss Eintritt gezahlt werden.