Weißenstein, 94209 Regen
In der zweiten Hälfte des 12.Jhs. im Bayerischen Wald auf dem aus Quarz bestehenden Bergrücken „Pfahl“ am Handelsweg von der Donau nach Böhmen errichtete und in der zweiten Hälfte des 15.Jhs./im 16.Jh. erneuerte Höhenburg.
Geschichte
Burg Weißenstein wurde wahrscheinlich durch die Grafen von Bogen erbaut. Nach deren Aussterben fiel sie 1242 an das Herzogtum Bayern. Die niederbayerischen Herzöge belehnten 1308 den Ritter Eberwein von Degenberg mit der Burg, die 1339/1340 zum Eigenbesitz der Herren von Degenberg (seit 1465 Reichsfreiherren) wurde. Diese erhoben sich 1468 im Böcklerkrieg der Adeligen aus der Region zwischen Straubing und Passau gegen den wittelsbachischen Herzog Albrecht IV. von Bayern-München, woraufhin Weißenstein durch herzogliche Truppen eingenommen und niedergebrannt wurde. Nachdem die Degenberger ihre Besitzungen zurück erhalten hatten, bauten sie die Burg ab 1474 wieder auf und söhnten sich zudem 1493/1494 mit ihrem Landesherrn aus. Das Aussterben der Degenberger führte 1602 zum Übergang der Burg an Kurfürst Maximilian I. von Bayern, der einen kurfürstlichen Burgpfleger einsetzte und ein Pfleggericht auf der Burg installierte.
Im Dreißigjährigen Krieg wurde die Burg 1641 durch die Schweden verwüstet. Nachdem bereits die Südseite der Anlage eingestürzt war, zerstörten die Panduren des Franz von der Trenck 1742 während des Österreichischen Erbfolgekrieges die Burg. Die Oberburg verfiel in der Folge, während Amtswohnung und Wirtschaftsgebäude in der Unterburg wiederhergestellt wurden. Nach ersten Reparaturmaßnahmen 1842 und einer Sanierung in den 1990er Jahren befindet sich die Burgruine heute im Besitz der Stadt Regen.
Besichtigung
Der Rundgang über das Burggelände beginnt an der unterhalb der Burg gelegenen Kapelle von 1836 mit einem Barockaltar und an der Kapellenwand angebrachten Votivtafeln.
Zunächst gelangt man auf das Areal der Unterburg. Auf ihr befinden sich die Reste eines Nordturmes (mit Kellerraum und Umfassungsmauern) und das 1762 unter anderem als Getreidekasten erbaute turmartige „Fressende Haus“. Seinen Namen erhielt es 1918 nach dem Kauf durch den Schriftsteller Siegfried von Vegesack und der Instandsetzung, die mit einem hohen finanziellen Aufwand verbunden war. Seit 1985 dient das Gebäude als Museum und Literaturarchiv und beherbergt eine Ausstellung von sakraler Kunst, von Geräten zur Flachs- und Leinenproduktion und von archäologischen Funden vom Burgareal (vor allem Gebrauchskeramik aus dem ostbayerischen Raum). Einst standen auf der Unterburg zudem ein Torturmgebäude, das Pflegamt, das Untertorgebäude, Stallungen, eine Burgkapelle und ein Burggarten im südlichen Bereich.
Über der Unterburg ragt auf einer langgestreckten Felsterrasse die zwischen dem 11.Jh. und frühen 13.Jh. entstandene Oberburg mit einer Gebäudebebauung an den beiden Enden des schmalen Felsriffs und verbindenden Ringmauerzügen (von denen nur die nördliche Mauer erhalten ist) empor. An ihrem Westende befindet sich der quadratische, zweigeschossige und aus Bruchsteinen mit Eckquadern erbaute Bergfried (zeitweilig bewohnbarer Haupt-, Wach- und Wehrturm). Er stammt aus der Entstehungszeit der Burg, wurde im 16.Jh. teilweise überformt und verfügt über eine moderne zinnenbekrönte Plattform. In der Mitte der Oberburg stand einst ein viergeschossiger Wohntrakt. An der Ostseite sind die Reste eines weiteren, früher zwischen Süd- und Nordostturm (deren Fundamente in der Unterburg wurzelten und die – im Fall des Nordostturmes – als Zugang zur Oberburg dienten) liegenden Gebäudes auszumachen.
Nahezu uneinnehmbar auf einem steilen Felsrücken gelegen, beeindruckt die kompakte und trutzige Burgruine bis heute mit ihrer Wehrhaftigkeit. Auch wenn nur mehr der Bergfried und die südliche Ringmauer erhalten sind, ist die Besichtigung sehr lohnenswert und führt für einige Momente in eine Zeit zurück, in der der Bayerische Wald als unbekannter und geheimnisvoller Grenzwald eine starke Befestigung zur Sicherung der Herrschaft erforderlich machte.
Die Besichtigung ist zu den Öffnungszeiten möglich.
Für die Besteigung des Bergfriedes muss ein geringes Eintrittsgeld gezahlt werden.
www.burgverein-weissenstein.de