Veste Oberhaus - Passau

Oberhaus 125, 94034 Passau

 

Von 1219 mit Erweiterungen bis 1800 auf einem keilförmigen Felsmassiv (St. Georgsberg) am nördlichen Ufer der Donau errichtetes Herrschaftszentrum und Residenz sowie Verwaltungs- und Wirtschaftsmittelpunkt des Hochstiftes Passau.

Veste Oberhaus, Passau
Veste Oberhaus, Passau



 

Geschichte

 

Die Höhenburg wurde im ersten Drittel des 13.Jhs. (nachdem das Hochstift Passau die Reichsfürstenwürde erhalten hatte) durch den ersten Fürstbischof Ulrich II. zur Garantie der bischöflichen Stadtherrschaft über die Passauer Bürger rund um die schon bestehende Georgskapelle errichtet. In den anschließenden Jahrhunderten erfolgten mehrere Umbauten von einer stark befestigten und das Umland beherrschenden gotischen Zwingburg über eine landesfürstliche Residenz der Frührenaissance und ein Festes Hochschloss zu einer repräsentativen Landesfestung. Die Veste Oberhaus wurde in ihrer Vergangenheit während Konflikten mit dem nach Selbstständigkeit gegenüber dem bischöflichen Stadtherrn strebenden Bürgertum fünf Mal belagert und blieb immer siegreich.

Im Verlauf der baulichen Entwicklung erweiterte man zunächst in der Mitte des 14.Jhs. die Kernburg um eine massive Mauerbewehrung mit Torturm. Im 15.Jh. wurden unter den Fürstbischöfen Leonhard von Layming und Christoph von Schachner die Befestigungen und der innere Burghof ausgebaut und im 16.Jh., 17.Jh. und 18.Jh. ein Befestigungswall mit Bastionen und Batterien angelegt. Unter Fürstbischof Johann Philipp von Lamberg stellte man am Ende des 17.Jhs./Anfang des 18.Jhs. das nun aus einem sternförmigen Wallgürtel, drei vorgelagerten Geschützbatterien und einem Observationsturm bestehende Befestigungswerk fertig.

Im 18.Jh. war die Festung während der Auseinandersetzungen zwischen dem mit Bayern verbündeten Frankreich und Österreich von großer strategischer Bedeutung. Zu dieser Zeit waren die Bischöfe bereits in die Neue Stadtresidenz umgezogen, verloren aber mit der Säkularisation (Auflösung der geistlichen Herrschaften und Übergabe in weltlichen Besitz) 1802 ihre weltliche Machtstellung.

Der mit Bayern verbündete Napoleon nutzte Oberhaus als Grenzfestung gegen Österreich und in der Mitte des 19.Jhs. wurde die Veste zu einem Staatsgefängnis und einer Militärstrafanstalt umfunktioniert. 1932 richtete die Stadt Passau in Oberhaus ein Museum ein. Zwischen 1991 und 2007 wurde die Burg saniert.

 

Vesten Oberhaus und Niederhaus, Passau
Vesten Oberhaus und Niederhaus, Passau

Unterhalb der Veste Oberhaus befindet sich auf der Spitze der felsigen Landzunge (erste Bebauung um 737) am Zusammenfluss von Ilz und Donau die um 1250 errichtete Veste Niederhaus (heute in Privatbesitz). Sie ist durch einen doppelten Wehrgang mit der Veste Oberhaus verbunden. In der Mitte des 14.Jhs. wurde im Kellergewölbe ein Beherbergungsraum für Pilger eingerichtet. Im 17.Jh. wandelte man die Burg in ein Gefängnis um und 1805 fand Niederhaus als Kriegsmagazin und Sperrfort der Donau Verwendung. Der Kurfürst von Bayern ließ 1815 die Burgmauern ausbauen und eine Haubitzen-Batterie anlegen.

 

Veste Oberhaus, Blick auf die Hauptburg
Veste Oberhaus, Blick auf die Hauptburg

Besichtigung

 

Die Besichtigung des Burggeländes und der Besuch des in den Innenräumen der Veste Oberhaus eingerichteten Museums zur Geschichte der Stadt Passau sind sehr lohnenswert. Dabei empfiehlt es sich, von der Stadt aus über den Wehrgang zur Burg hinauf zu gehen oder die Festung durch das Ravelintor mit dem vorgelagerten äußeren Festungsgraben zu betreten.

Während des Aufstieges über den Wehrgang kommt man unter anderem durch einen die Ostspitze der äußeren Ringmauer besetzenden Abschlussturm mit auf einem Mittelpfeiler ruhenden sternförmigen Kreuzrippengewölben. Der interessante Turm besaß früher Zugbrücken an beiden Zugängen, was eine Sperrung des Wehrganges zwischen Ober- und Niederhaus ermöglichte.

Veste Oberhaus, Blick auf die Befestigungen und den Observationsturm
Veste Oberhaus, Blick auf die Befestigungen und den Observationsturm

Nach dem Aufstieg über den Wehrgang oder dem Durchschreiten des Ravelintores betritt man den zwischen 1674 und 1740 im westlichen Vorfeld angelegten barocken Befestigungsgürtel, der in Form eines Kronwerkes mit einem fächerförmigen Wallgürtel mit sternförmig ausspringenden fünfeckigen Geschützbastionen und einem vorgelegte Graben ausgeführt ist. Vom Neuwall bietet sich ein wunderschöner Panoramablick auf die Altstadthalbinsel. Neben der Batterie Katz steht zudem in einem Komplex mit dem Generalsgebäude (vom Ende des 16.Jhs.) ein als Aussichtsturm dienender ehemaliger Observations- und Kommandoturm.

Einen weiteren Aussichtspunkt stellt die keilförmig gen Osten ausspringende Batterie Linde (eine von Wehrmauern umgebene Terrasse) im inneren Bering dar, von der aus man auf das Dreiflüsseeck und die Passauer Altstadt schauen kann.

Veste Oberhaus, Eingangstor zum äußeren Burghof
Veste Oberhaus, Eingangstor zum äußeren Burghof

Vom mittleren Befestigungsring aus kann man an der Hauptwache vorbei die Burgstraße entlang gehen, die von Gebäuden aus dem frühen 16.Jh. gesäumt wird. Hier befinden sich die einstige Festungsschmiede, der Profosenturm mit einer Wehrmauer als Verbindung zu Batterie Katz und ein lang gestrecktes Tavernengebäude mit dem Ilzertor.

Veste Oberhaus, äußerer Burghof
Veste Oberhaus, äußerer Burghof

Am Ende der Burgstraße gelangt man schließlich zu der von einem inneren und einem tiefer am Hang verlaufenden äußeren bruchsteinernen Mauerbering mit Schalentürmen und Wehrgang umgebenen, weiß gekalkten Hauptburg.

Hier erreicht man zunächst über eine den Burggraben überspannende Holzbrücke den fünfgeschossigen Torturm (im Kern aus dem 14.Jh.) mit seinem hohen Zeltdach und einem dreigeschossigem Anbau. Hinter dem Torturm erstreckt sich der früher hauptsächlich wirtschaftlich genutzte äußere Burghof mit sattelgedeckten Gebäuden aus dem 16.Jh.. Westlich vom Torturm liegt das Benefiziatengebäude (Wohnung des Burgpriesters), östlich des Tores ist an ein älteres Zeughaus die Kommandantur angebaut, im Westen befindet sich die (am Ende des 20.Jhs. erbaute) Neue Galerie und im Süden steht das Lazarettgebäude mit einem Zugang zum den Georgsberg hinab führenden Ludwigsteig. Der Trenbachbau im Osten bildet den Eingang zum inneren Burghof der aus dem ersten Drittel des 13.Jhs. stammenden Kernburg. Sie besitzt die Form einer mit vier Ecktürmen bewehrten Anlage mit einem an die westliche Schildmauer vorgerückten Bergfried, Torturm und Kapelle sowie dem Palas (um 1300).

Veste Oberhaus, innerer Burghof
Veste Oberhaus, innerer Burghof

Der innere Burghof wird von zu repräsentativen und wohnlichen Zwecken dienenden Gebäuden umschlossen. In der Südwestecke steht der mit einem hohen Walmdach gedeckte Schachnerbau von 1500 (Wappen- und Jahreszahl-Fresko von 1499) mit Geschützbatterien im Erdgeschoss und einem Rittersaal im oberen Stock. Vom Schachnerbau führt ein hofseitiger Arkadengang mit einem Unterbau in Form hoher rundbogiger, geschlossener Mauernischen in den in der Südostecke gelegenen, heute barocken Fürstentrakt aus dem 14.Jh. bis 17.Jh.. In seinem westlichen Erdgeschossbereich befindet sich ein aus zwei Teilen bestehender spätgotischer Saal mit Balkendecke, im Osten wurde ein erkerartiger Vorbau mit der fürstbischöflichen Privatkapelle im spätgotischen Stil (mit Sterngewölbe) angefügt. Im Süden des Fürstentraktes schließt sich die Burgkirche St. Georg aus der Zeit um 1300 an, die mit einem barocken Westturm mit Zweibelhaube und gotischen Fresken im dreijochigen Saalraum (mit Kreuzrippengewölbe) ausgestattet ist. An der Nordseite des inneren Burghofes liegt das früher als Gästehaus dienende Tollhaus (vom Anfang des 16.Jhs.) und in der Mitte des Hofes steht ein in der ersten Hälfte des 15.Jhs. errichteter Brunnen.

Veste Oberhaus, innerer Burghof mit Schachnerbau, Fürstentrakt und Kapelle
Veste Oberhaus, innerer Burghof mit Schachnerbau, Fürstentrakt und Kapelle

Im Schachnerbau und im Fürstentrakt sind die Ausstellungsräume des Oberhausmuseums untergebracht. Dieses behandelt in einer sehr gelungenen Kombination von Texttafeln, Befunden und Ausstellungsstücken sowie interaktiven Stationen die Passauer Stadtgeschichte mit Schwerpunkt auf Bistumsentwicklung, Herrschaft, Verfassung und Handel sowie den Themen Leben und Religion im Mittelalter und in der frühen Neuzeit. Sehenswert ist auch die im Nordtrakt nachgebaute historische Apotheke mit Wandschränken und einem Rezepturtisch aus 17.Jh..

 

Die Veste Oberhaus ist als eine der größten Festungen Deutschlands überaus sehenswert. Auf dem weitläufigen Burggelände mit seinem mächtigen Befestigungsgürtel und den überwiegend in weiß gehaltenen Gebäuden bieten sich immer wieder beeindruckende Ausblicke auf die Passauer Altstadt und zahlreiche Aussichtspunkte laden zum Verweilen ein.

Die lange und abwechslungsreiche Geschichte der Burg und des Hochstiftes ist hier, unterstützt durch die anschaulichen Präsentationen des Museums, noch ein Stück weit zu spüren und trägt in hohem Maße zu der einzigartigen historischen Atmosphäre der Veste bei.


 

Die Besichtigung ist ganzjährig zu den Öffnungszeiten möglich.

Für das Museum muss Eintritt gezahlt werden.

www.oberhausmuseum.de