Spreeweg 1, 10557 Berlin
Im Ortsteil Tiergarten am Spreeufer – in der Nähe von Reichstagsgebäude mit Neorenaissanceelementen und Glaskuppel, frühklassizistischem Brandenburger Tor als Symbol für die überwundende Teilung Deutschlands und anlässlich der preußischen Siege in den Einigungskriegen erbauter Siegessäule – gelegenes neoklassizistisches Schloss als erster Amtssitz des deutschen Bundespräsidenten.
Geschichte
Schloss Bellevue wurde im Auftrag des jüngsten Bruders von König Friedrich II., Ferdinand von Preußen, nach Plänen von Michael Philipp Boumann in den 1780er Jahren errichtet. Es besitzt die Form einer Dreiflügelanlage mit einem langgestreckten zweieinhalbgeschossigen Hauptbau mit dreiachsigem Mittelrisalit, der von einem Dreiecksgiebel auf vier korinthischen Pilastern mit sandsteinernem Figurenschmuck, einer Darstellung von Jagd, Ackerbau und Viehzucht, gekrönt wird. An den Mittelbau schließen sich zweigeschossige Seitenflügel (links der Damenflügel, rechts der Spreeflügel) im spätbarocken und frühklassizistischen Stil an. Seinen Namen erhielt das Schloss nach dem Ausblick aus dem Corps de logis, der über den Landschaftspark und die mäandernde Spree bis hin zur Kuppel von Schloss Charlottenburg reichte.
Bis 1813 diente Bellevue als prinzliches Lustschloss und königlicher Landsitz. 1844 richtete König Friedrich Wilhelm IV. im Schloss das erste Museum für zeitgenössische Kunst in Preußen ein, die Vaterländische Galerie (als Vorgängerin der Nationalgalerie). Bis 1918 nutzte erneut der königliche/kaiserliche Hof Wilhelms II. das Schloss als Residenz. Im Ersten Weltkrieg fungierte das Gebäude zudem als Besprechungsort der Obersten Heeresleitung und der Regierung. Nachdem das Schloss 1928 in den Besitz Preußens übergegangen war, wurde es nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1938 zu einem Gästehaus umgestaltet und durch die Reichsregierung zu Propagandazwecken verwendet. In dieser Zeit entstand der Mitteleingang mit der Freitreppe.
Nach Brandschäden des Zweiten Weltkrieges entschied man sich in den 1950er Jahren für den Wiederaufbau des Schlosses als Sitz des Bundespräsidenten. Seit 1994 und Richard von Weizäcker bildet es den ersten Amtssitz des deutschen Staatsoberhauptes. Im Zuge von Renovierungsarbeiten in den 1980er Jahren versuchte man, sich mit teilweise neuen Materialien an alte Dekorationsformen anzunähren. Die letzte Sanierung des Schlosses wurde 2004/2005 durchgeführt. Seit den 1990er Jahren besitzt der Bundespräsident weitere Büroräume im südlich des Schlosses errichteten Bundespräsidialamt, einem Gebäude mit polierter schwarzer Granitfassade und Glasdach.
Besichtigung
Schloss Bellevue kann nur auf Anfrage durch Gruppen mit einer Führung besichtigt werden, was ich leider nicht gemacht habe, sodass ich hier nur einen kurzen Überblick über die Räumlichkeiten geben kann.
Das elegante weiße Schlossgebäude liegt inmitten eines Parkes mit drei (ursprünglich fünf) Sichtachsen, weiten Rasenflächen, Rundwegen und nierenförmigen Teichen. Es verfügt im Inneren über eine bis zur Gartenterrasse offene Eingangshalle von 1986/1987 als Verbindung von Ehrenhof und Park. Auf ihrer linken Seite befindet sich das Arbeitszimmer des Bundespräsidenten (mit den Gemälden „Dresden vom linken Elbufer unterhalb der Augustbrücke“ von Bernardo Belletto (Canaletto) und „Italienische Landschaft“ von Adolf Friedrich Harper). Eine Galerie mit dem Gemälde „Friedrich Wilhelm III.“ verbindet die Eingangshalle mit dem Treppenhaus. Der ovale Langhanssaal von 1791 im klassizistischen Stil mit acht korinthischen Säulen und zwei Kaminen ist der einzige weitgehend original erhaltene Raum des Schlosses. Empfänge, Konzerte, Diskussionsrunden, Preis- und Ordensverleihungen sowie Staatsbankette werden im Großen Saal mit seinen beiden Farbraumkörpern von Gotthard Graubner (1988) abgehalten.