Straße der Einheit 2, 14548 Schwielowsee
Barocker Schlossbau aus der zweiten Hälfte des 17.Jhs. und der Herrschaftszeit von Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg sowie der Sommersitz der brandenburgischen Kurfürstinnen.
Geschichte
Begonnen hat die Geschichte des Schlosses 1594 mit dem Erwerb des Rittersitzes Caputh durch die Kurfürstin Katharina von Brandenburg-Küstrin von der Familie von Rochow. Nachdem das 1608 umgestaltete Jagdschloss im Dreißigjährigen Krieg weitgehend zerstört worden war, ließ der kurfürstliche Generalquartiermeister Philippe de la Chièze 1662 ein Landhaus errichten. Dieses Anwesen an der Havel schenkte Kurfürst Friedrich Wilhelm 1671 seiner zweiten Frau Dorothea von Brandenburg und baute es zu einer repräsentativen Sommerresidenz aus. Nach Dorotheas Tod 1689 wurde das Schloss zum bevorzugten Aufenthaltsort von dessen Sohn Kurfürst Friedrich III./ab 1701 König Friedrich I. in Preußen und erlebte seine Glanzzeit. Die Tradition seines Vaters fortsetzend, vergab er das Schloss als Geschenk an seine Gemahlin Sophie Charlotte. 1709 war Schloss Caput Ort eines Treffens Friedrichs mit Friedrich IV. von Dänemark und August II. dem Starken von Polen. Sie berieten über eine Allianz im Großen Nordischen Krieg gegen das Königreich Schweden. Vergeblich jedoch, einzig ein Freundschafts- und Neutralitätsvertrag wurde geschlossen. Ab der Mitte des 19.Jhs. nutzte man das nun unter König Friedrich II. dem Großen verpachtete Gebäude als Garn- und Lederfabrik.
Um 1820 kam Schloss Caput in den Privatbesitz der Familie von Thümen. In diese Zeit fällt die Umgestaltung des an der Havel/dem Templiner See gelegenen barocken Parks im landschaftlichen Stil mit Altbaumbestand und Sichtachsen – nach Plänen des Gartenbauarchitekten Peter Joseph Lenné.
1908 erbte die Familie Willich das Schloss und nach der Enteignung im Zuge der Bodenreform diente es von 1947 bis 1987 als Berufsschule. Die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten übernahm das Gebäude 1995 und ließ es restaurieren. Seit 1999 fungiert es als Museum.
Besichtigung
Schloss Caputh erscheint heute als eine ockerfarbene Dreiflügelanlage mit einem abgewalmten Satteldach, einem Mittelrisalit und einer doppelläufig geschwungenen Freitreppe an der Nordseite sowie zwei quadratischen Eckpavillons an der Südseite.
Im Inneren sind barocke Appartements des Kurfürstenpaares mit Deckengemälden und Stuckaturen aus dem 17.Jh., eine Sammlung niederländischer und italienischer Malerei und der Festsaal zu sehen. Das Highlight: Der um 1720 mit blau-weißen niederländischen Fayencefliesen verkleidete gewölbter Sommerspeisesaal im Souterrain.
Ein Zeugnis hochqualitativer fürstlicher Wohnkultur um 1700 ist es also, das Havelschlösschen.
Die Außenbesichtigung ist ganzjährig, die Innenbesichtigung gegen ein Eintrittsgeld zu den Öffnungszeiten möglich.
www.spsg.de/schloesser-gaerten/objekt/schloss-schlossgarten-caputh
In Caputh ist noch mehr zu erkunden
Nicht nur für das kurfürstliche Schloss ist der sich an der Havel entlangschlängelnde Ort in der Gemeinde Schwielowsee bekannt, doch vor der nachfolgenden Information über seine wohl berühmteste Sehenswürdigkeit ein paar Eckdaten zur Geschichte. Handelsverbindungen, vor allem nach Südostmitteleuropa, bestanden bereits in der Bronzezeit. 1317 wurde der Ort erstmals genannt, der Name geht vermutlich auf das slawische Kopyto für „Hufeisen“ zurück, als eine Beschreibung der Form des Caputher Sees in einer Urkunde des Markgrafen Waldemar von Brandenburg. In den späten 1920er-Jahren bewohnten vor allem Kleingewerbebetreiber den Ort und lebten von Obsthandel, Handwerk und Fischerei. 2002 schloss Caputh sich mit Ferch und Geltow zur Gemeinde Schwielowsee zusammen.
Sommerhaus von Albert Einstein
Albert Einstein liebte das Segeln. Und was lag da näher, als ein Sommerhaus in Caputh zu bauen? Es befindet sich in Waldrandnähe am Ortsausgang nach Potsdam am Templiner See, einer Verbreiterung der Havel, und am Schwielowsee an einem Havelknick. Um 1929 ließ er dort nach Plänen des Architekten Konrad Wachsmann ein dunkelrotes Holzhaus errichten – das Grundstück hatte seine Frau Elsa gesucht, nachdem Grundstücksvorschläge Berlins gescheitert waren –, eine Kombination aus Fachwerk-, Tafel- und Plattenbauweise mit großen weißen französischen Fenstern. Die Innenräume sind bewusst klein gehalten und waren funktional eingerichtet, zum Beispiel mit in die Wände integrierten Einbauschränken. Einstein bewohnte das Haus mit Blick auf den Templiner See zusammen mit Elsa und ihren beiden Töchtern sowie dem Dackel Purzel und dem Kater Peter bis 1932. Besuch von zahlreichen bekannten Persönlichkeiten und Nobelpreisträgern bekam die Familie, darunter Käthe Kollwitz, Heinrich Mann, Max Planck und Max Liebermann. Zeitgleich korrespondierte Einstein mit Politikern. Und eine besondere Ehre für seine Gäste war immer eine Segeltour auf der Havel.
Überschattet wurden die Caputher Jahre durch den beginnenden Nationalsozialismus, gegen den sich Einstein vehement aussprach. Er bewies dabei eine besondere internationale Weitsicht, parallel führte er seine physikalischen und theoretischen Forschungen weiter und verfasste religions-philosophische Schriften. 1932 waren die Anfeindungen durch die Nationalsozialisten aber soweit angestiegen, dass Einstein nach vorherigen Reisen im Jahr 1933 endgültig in die Vereinigten Staaten emigrierte.
Sein Sommerhaus erwarb 1935 die Gemeinde Caputh. Im Zweiten Weltkrieg nutzte es die Wehrmacht und später wurde es bis 1978 als Wohnhaus vermietet. Anlässlich von Einsteins 100-jährigem Geburtstag wurde das Gebäude restauriert und unter Denkmalschutz gestellt. Seit 2005 dient es als produktiver Veranstaltungsort und Museum – entgegen dem Willen Einsteins übrigens, sprach er sich in seinem Testament doch gegen eine museale Nutzung aus – und befindet sich in Besitz der Hebräischen Universität in Jerusalem. Zu sehen ist eine Ausstellung zu Einsteins Leben und Wirken in der Berliner und Caputher Zeit, ergänzt durch neue, speziell für das Haus angefertigte schlichte Einrichtungsgegenstände – ganz wie zu Zeiten Einsteins.
„Mein leidenschaftlicher Sinn für soziale Gerechtigkeit stand stets in einem eigentümlichen Gegensatz zu einem ausgesprochenen Mangel an unmittelbarem Anschlußbedürfnis an Menschen und an menschliche Gemeinschaften. Ich bin ein richtiger "Einspänner", der dem Staat, der Heimat, dem Freundeskreis, ja selbst der engeren Familie nie mit ganzem Herzen angehört hat, sondern all diesen Bindungen gegenüber ein nie sich legendes Gefühl der Fremdheit und des Bedürfnisses nach Einsamkeit empfunden hat ...“ „Sei ein gutes faules Tier | Streck alle Viere weit von Dir. | Komm nach Caput, pfeif auf die Welt | Und auf Papa, wenn Dirs gefällt“ (A.E. an seinen Sohn Eduard 1931)