Residenzstraße 1, 80333 München
Im Stil der Renaissance, des Barock, des Rokoko und des Klassizismus gehaltenes Stadtschloss als Wohn- und Regierungssitz der bayerischen Herzöge, Kurfürsten und Könige aus dem Adelsgeschlecht der Wittelsbacher von 1508 bis 1918 mit einem heutigen Erscheinungsbild aus der ersten Hälfte des 19.Jhs.
Die Münchner Residenz im Nordosten der Altstadt im Graggenauer Viertel ist das größte Innenstadtschloss Deutschlands und ein bedeutendes Raumkunstmuseum.
Geschichte
Die Ursprünge des Münchner Schlosskomplexes liegen in der gotischen Wasserburg Neuveste (heute in der Nordostecke der Residenz integriert) aus der Zeit um 1385, die damals als Fliehburg der noch im Alten Hof residierenden Herzöge diente.
Nach der Wiedervereinigung der bayerischen Teilherzogtümer zum Herzogtum Bayern mit München als Hauptstadt im Jahr 1505 und der Schaffung von Zentralbehörden 1560/1570 begann unter Herzog Wilhelm IV. der Ausbau der bisherigen Fliehburg.
Unter Herzog Albrecht V. wurde 1571 das Antiquarium als erstes Museum nördlich der Alpen mit einem im Stil der Renaissance gehaltenen Saal fertiggestellt. Ende des 16.Jhs. folgten unter Herzog Wilhelm V. der Witwenstock, die Grottenhoftrakte, der Schwarze-Saal-Bau und der Erbprinzentrakt.
Kurfürst Maximilian I. wandelte die Neuveste am Anfang des 17.Jhs. als Ausdruck herrscherlicher Macht im Sinne des Absolutismus durch Bauten um den Kaiserhof, den Brunnenhof und den Apothekenhof sowie den Hofdamenstock in ein repräsentatives Schloss im Stil der Renaissance um. Zudem wurden herrschaftliche Prunkräume im Stil des Barock und Rokoko eingerichtet. In der Mitte des 18.Jhs. vollendete man das Cuvilliés-Theater, ebenfalls im Rokoko-Stil gehalten.
Nach der Erhebung Bayerns zum Königreich entstanden unter König Ludwig I. in der ersten Hälfte des 19.Jhs. der klassizistische Königsbau am Max-Joseph-Platz und der Festsaalbau am Hofgarten sowie das Nationaltheater und die Allerheiligen-Hofkirche.
Nach dem Ende der Monarchie nach dem Ersten Weltkrieg wurde 1920 das Residenz-Museum eröffnet. Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg führten zu einem bis 2003 dauernden Wiederaufbau der Residenz, im Zuge dessen an der Stelle des ehemaligen Thronsaales in den 1950er Jahren der neoklassizistische Herkulessaal errichtet wurde.
Besichtigung
Die ausgedehnte Schlossanlage ist in die drei Hauptkomplexe Maximilianische Residenz des 17.Jhs., Königsbau des 19.Jhs. und Festsaalbau sowie zehn Höfe gegliedert. Der Rundgang führt durch die einzelnen Trakte und die als Ausdruck fürstlicher Repräsentation eingerichteteten herrschaftlichen Apparte-ments, Festsäle und Hofkapellen im Stil des Barock und Rokoko (Maximilianische Residenz) sowie des Klassizismus (Königsbau), in denen die Kunstsammlungen und Hausschätze der Wittelsbacher, deren Spektrum von Gemälden, Mobiliar und Tapisserien über antike Skulpturen und Bronzeplastiken bis hin zu Porzellan und Silber reicht, in prunkvollem Ambiente präsentiert werden.
Die Besichtigung der Residenz beginnt nach dem Durchqueren des idyllischen Königsbauhofes im Erdgeschoss des vierflügeligen Grottenhofes, der in den 1580er Jahren im Anschluss an das Antiquarium an der Westseite der Residenz errichtet wurde. Er besitzt die Form eines einen Gartenhof einfassenden manieristischen Sommer-palais mit Gartensälen im Erdgeschoss und den sogenannten Reichen Zimmern im ersten Stock angrenzend an den Königsbau.
Den Grottenhof durchquerend gelangt man in das zwischen 1568 und 1571 erbaute und am Ende des 16.Jhs. veränderte Antiquarium, den ältesten erhaltenen Raum der Münchner Residenz. Dieses erste Highlight der Besichtigungstour stellt den größten Renaissancesaal nördlich der Alpen dar und dient(e) zur Ausstellung der herzoglichen Sammlung antiker Skulpturen. Das Antiquarium verfügt über eine reiche Ausmalung mit weiblichen Allegorien des Ruhmes und der Tugenden im Scheitel des Gewölbes, Ansichten von Städten, Burgen und Schlössern des Herzogtums Bayerns in den seitlichen Stichkappen und den Fensterlaibungen sowie Grotesken. Von den im Zuge des Ausbaus zu einem Festsaal an den Stirnseiten hinzugefügten erhöhten Estraden lassen sich die zahlreichen Büsten römischer Herrscher an den Längsseiten überblicken und die Renaissance-Pracht genießen.
Nach einem Gang durch die an den Wänden mit vergoldeten Schnitzereien und Stuck-aturen mit eingelassenen Portraits von Mitgliedern des Hauses Wittelsbach versehene Ahnengalerie aus der Zeit Kurfürst Karl Albrechts, die durch das ehemalige Porzellankabinett (einst die kurfürstliche Schatzkammer) abgeschlossen wird, kann man nun in den ersten Stock hinauf steigen. Von hier aus ist die Empore der bis 1630 durch Herzog Maximilian I. westlich der Grottenhofbauten am Kapellenhof erbauten Residenzhofkapelle zugänglich. Gleich nebenan befindet sich die 1607 geweihte, mit farbigen Stuckmarmorintarsieren vertäfelte und mit Buntmarmor ausgelegte Reiche Kapelle, die als privater Andachts- und Gebetsraum Herzog Maximilians I. diente und in der Mitte der Decke von einer Laterne mit bemalten Glasfenstern bekrönt wird. Südlich liegen die seit dem frühen 17.Jh. bestehenden spätbarocken Päpstlichen Zimmer als ehemalige Appartements der Kurfürstin mit vergoldeten Decken und Schnitzereien sowie der Goldene Saal.
Nördlich des Kapellenhofes ließ Maximilian I. in der Nordwestecke der Residenz in den 1610er Jahren die Kaiserhoftrakte errichten. Deren westlichen Trakt nimmt die Raumfolge der mit Marmor, Stuckmarmor und bunten Stuckmarmorintarsien ausgestatteten Steinzimmer aus den 1610er Jahren ein, die als kaiserliche Gästeappartements dienten und mit Wirkteppichen der Pfalzgraf Otto von Wittelsbach-Folge dekoriert sind.
Die Nordseite des Kaiserhofes beherrscht, auf den Vierschimmersaal folgend, ein weiteres Highlight der Münchner Residenz, der in den 1610er Jahren entstandene Kaisersaal mit einem die fürstlichen Herrschertugenden thematisierenden Bildprogramm und der Kaisertreppe an der Nordseite. Im östlichen Trakt wurde im frühen 17.Jh. die Raumflucht der die Trierzimmer eingerichtet.
Im Zentrum der Schlossanlage erstreckt sich, südlich durch das Antiquarium begrenzt, der in der Regierungszeit Herzog Maximilians I. im ersten Drittel des 17.Jhs. entstandene achtseitige Brunnenhof mit Giebelarchitekturen an den Schmalseiten und dem 1610 aufgestellten Wittelsbacher-brunnen. In den Trakten des Brunnenhofes liegen die ehemals als Prinzen- und Gästeappartements genutztenHofgarten- und Charlottenzimmer (Nordostseite), die heute mit einer Einrichtung aus der Zeit des ersten bayerischen Königs (Kurfürst Max IV. Joseph) vom Ende des 18.Jhs./Anfang des 19.Jhs. versehen sind, die Allerheiligen-Hofkirche (eine sandsteinerne dreischiffige Basilika im neoromanischen Stil), der um 1590 entstandene Schwarze Saal mit vier dunklen Stuckmarmorportalen und perspektivischer Architekturmalerei sowie die in der Mitte des 18.Jhs. im Rokoko-Stil erneuerten Kurfürstenzimmer (Südwestseite).
In der Nordostecke östlich des Kaiserhofes und nördlich des Brunnenhofes befindet sich der (innen nicht zu besichtigende) Küchenhof/Apothekenhof aus dem ersten Drittel des 17.Jhs. mit säumenden Trakten aus der ersten Hälfte bis Mitte des 19.Jhs. an der Nord- (Festsaalbau) und Ostseite (Hofapotheke).
Die Südwestecke der Residenz wird am Max-Joseph-Platz vom dem als Wohnpalast für König Ludwig I. errichteten klassizistischen Königsbauhof von 1835 beherrscht. Der Besuch seiner einst als Parade- und Staatsappartement Kurfürst Karl Albrechts/Kaiser Karls VII. fungierenden, durch den Architekten François Cuvilliés 1737 im Rokoko-Stil fertiggestellten Reichen Zimmer stellt einen weiteren Höhe- und zugleich den Endpunkt des Besichtigungsrundganges dar. Die beeindruckende Raumfolge setzt sich aus mit prunkvollen vergoldeten Stuckaturen und Schnitzereien dekorierten Empfangsräumen, dem Paradeschlafzimmer, dem Miniaturenkabinett und der mit grünem Seidendamast bespannten GrünenGalerie (Festsaal, Bilder- und Spiegelgalerie) als östlichem Abschluss im Verbindungsbau zum Grottenhof zusammen.
Die Wohnräume König Ludwigs I. und die Nibelungensäle im Erdgeschoss des Königsbaus waren zum Zeitpunkt meiner Besichtigung aufgrund von Sanierungsarbeiten leider nicht zugänglich.
An der Südseite der Residenz wurde hinter der Grünen Galerie und der 1897 eingerichteten Alten Schatzkammer der Küchenhof angefügt. An der Ostseite entstanden zwischen den nach 1832 erbauten Trakten des Apothekenhofes und der Allerheiligen-Hofkirche abgegrenzt vom Marstallplatz der Kabinettsgarten und das Cuvilliés-Theater, das ebenfalls besichtigt werden kann.
Als ausgedehnte, prunkvolle Schlossanlage und bedeutendes Kunstmuseum besticht die Münchner Residenz durch ihre repräsentative Architektur und ihr herrschaftliches Ambiente. Renaissancezeitliche, barocke und klassizistische Bauelemente sowie wittelsbachische Kunstschätze in prunkvollen Räumlichkeiten zeugen vom politischen Machtbewusstsein der bayerischen Landesfürsten und laden zum Eintauchen in das Leben des Münchner Hofes in der frühen Neuzeit ein.
Die Außenbesichtigung ist ganzjährig und jederzeit, die Innenbesichtigung zu den Öffnungszeiten möglich.
Für die Innenräume muss Eintritt gezahlt werden.