56370 Sarzeau
Türmebewehrtes Wasserschloss als Residenz der bretonischen Herzöge vom 13.Jh. bis zum 15.Jh..
Geschichte
Die erste Erwähnung von Château de Suscinio, das im 13.Jh. als Jagdsitz genutzt wurde, gibt es für das Jahr 1218 in einem Brief des Begründers Herzog Pierre de Dreux.
Nach dem bretonischen Erbfolgekrieg zwischen Charles Bleaz/Charles de Blois (Neffe des französischen Königs) und Yann III. Monfors (Vasallentreue gegenüber dem englischen König) in der Mitte des 14.Jhs. wurde das bisherige Jagdschlösschen unter Herzog Yann IV. Monfors durch die Errichtung zweier mächtiger, den Eingang schützender Rundtürme und einer Zugbrücke sowie der Anlegung von Schießscharten, Pechnasen und Wassergräben zu einer befestigten Burg ausgebaut. Im 15.Jh. ließ Herzog Yann V. dem auch als Lustschloss dienenden Gebäude den Trakt am westlichen Ende des Hofes mit dem „Tour Neuve“ hinzufügen. Während der englischen Rosenkriege zwischen den Häusern York und Lancaster hielt sich unter anderem Henry Tudor (der spätere King Henry VII.) unter dem Schutz des bretonischen Herzogs im Schloss auf.
Im 16.Jh. wurde das Schloss nach dem Verlust der Unabhängigkeit der Bretagne (1532) durch den französischen König übernommen. Nach der Zerstörung während der französischen Revolution wurde und wird Château de Suscinio heute wieder aufgebaut.
Besichtigung
Das in der Nähe des Meeres inmitten eines Sumpfes und des Waldes der Halbinsel von Rhuys errichtete und von Wassergräben umgebene Schloss ist eine quadratische Anlage mit sechs Türmen und besteht aus zwei gegenüber liegenden Schlossflügeln, die auf beiden Seiten durch Wehrmauern verbunden sind und einen Ehrenhof einfassen.
Der Rundgang über das Gelände der beeindruckenden mittelalterlichen Schlossanlage, die teilweise immer noch eine Ruine ist, beginnt hinter dem Haupttor mit seinen flankierenden Türmen mit den Innenräumen des Ostflügels. Über dem Haupteingang ist noch eine in Stein gravierte Abbildung aus der Anfangszeit des Schlosses erhalten, die einen Reiter und zwei Hirsche zeigt.
Man gelangt nun zunächst in den Eingangstrakt und kommt dann in den mit Mosaikfliesen ausgelegten und früher zu der aus dem 13.Jh. stammenden und im 14.Jh. zerstörten Kapelle gehörigen ersten Stock. Ein Teil des Kapellenschiffes ist am Boden dargestellt. Der folgende Zeremoniensaal verfügt ebenfalls über Mosaikböden mit mythologischen Figuren und geometrischen Formen sowie mächtige Steinwände. Am Ende des Saales sind zwei Schießscharten für die Wachposten zu erkennen. Im Verlauf des Rundganges stößt man immer mal wieder auf einige hübsche Fensternischen mit kleinen bunten Glasfenstern und steinernen Sitzbänken und es lohnt sich, hier eine kurze Pause zu machen und die mittelalterliche Atmosphäre Suscinios zu genießen.
Nach der Besichtigung des östlichen Eingangstraktes kann man auf den Befestigungs-mauern, von denen sich ein guter Blick auf das sumpfige Umland bietet, entlang gehen und erreicht anschließend den Burghof. An dessen nördlicher Mauer sind noch Reste von Speichern und Gemeinschaftsgebäuden für Soldaten und Bedienstete zu sehen. Rechts von der südlichen Mauer ist eine spitzbogige Öffnung auszumachen, der frühere Standort des Backofens.
Im Westtrakt des Schlosses liegt die nördliche Kurtine aus dem 13.Jh.. Hier befinden sich ein kleiner sechseckiger Turm und der „Tour Neuve“, der den höchsten Turm des Schlosses darstellt und über drei ehemalige Wohnstockwerke sowie eine Artillerie-Kasematte im Erdgeschoss verfügt.
Das Schloss war früher von einem Wald umgeben, an dessen Rand sich die Schlossgärten erstreckten. Die Herzöge ließen einen Teil des Waldes als Jagdgebiet ummauern.
Bei dem überaus lohnenswerten Besuch des Château de Suscinio reist man ein wenig in längst vergangene Zeiten zurück und bekommt einen guten Eindruck vom Leben der bretonischen Herzöge im späten Mittelalter. Das imposante Wasserschloss besitzt zudem einen netten Museumsshop, in dem man interessante Bücher und Souvenirs erwerben kann. Die Besichtigung von Schloss Suscinio aufgrund des historischen Ambientes und der immer weiter fortschreitenden Restaurierung ein ganz besonderes Erlebnis und nicht nur für Liebhaber von Burgen und Schlössern sehr zu empfehlen.
Die Besichtigung ist ganzjährig zu den Öffnungszeiten möglich.
Es muss Eintritt gezahlt werden.