Stadtbefestigung - Rothenburg ob der Tauber

91541 Rothenburg ob der Tauber

 

Die Rothenburger Altstadt umschließender, aus verputzten Steinen und Fachwerk bestehender und mit zweiundvierzig Türmen bewehrter Mauerring der Stadtbefestigung aus dem späten 12.Jh. (1175), 13.Jh. und 14.Jh./15.Jh. mit einem Wehrgang mit Schießscharten. In ihrer Anfangszeit war diese Umfriedung wie allgemein üblich nur ein einfacher Erdwall mit darauf stehenden hölzernen Palisaden und vorgelagertem Graben. Seit dem hohen und späten Mittelalter präsentiert sich die Rothenburger Stadtmauer als imposantes steinernes Bollwerk aus quaderförmigen Muschelkalksteinen.

Rothenburg ob der Tauber Stadtmauer
Rothenburg o.d. T., Altstadt mit Marktplatz, im Hintergrund der östliche Teil der Stadtmauer



Rothenburg o.d. T., Weißer Turm
Rothenburg o.d. T., Weißer Turm

Geschichte und Besichtigung

 

Der Spaziergang durch den Wehrgang bzw. um die Altstadt kann an mehreren Tortürmen der Stadtmauer begonnen werden. Dieser Rundgang startet im Nordosten mit dem am höchsten Punkt der Altstadt im inneren Mauerring stehenden Weißen Turm (auch „Galgenbogen“ oder „Inneres Würzburger Tor“) aus dem späten 12.Jh., an den sich das „Judentanzhaus“ mit seinem Eckerker anschließt.

Rothenburg o.d. T., Wehrmauer und Galgentor
Rothenburg o.d. T., Wehrmauer und Galgentor

Hinter dem Weißen Turm befindet sich im äußeren Mauerring das Galgentor (auch „Würzburger Tor“) aus dem späten 14.Jh., dem eine Torburg vorgelagert ist und in dessen Bereich bis in das 19.Jh. die Richtstätte und der Galgen lagen.

Rothenburg o.d. T., Wehrgang und Klingentor
Rothenburg o.d. T., Wehrgang und Klingentor

Richtung Nordwesten weiter gehend passiert man im äußeren Mauerring den Kummerecksturm (um 1330) und den zur Sicherung der Mauerflanken dienenden Ganserturm, den im Norden gelegenen Henkersturm (Anfang 15.Jh., einst die Wohnung des städtischen Henkers) und den Pulverturm (auch Fürbringerturm, Anfang 15.Jh.) mit dem sich davor erstreckenden Schrannenplatz (Getreidemarkt).

Im Nordwesten steht im äußeren Mauerring am Ende einer zum Tal abfallenden Schlucht der um 1400 erbaute und seit der Stadterweiterung im 16.Jh. als Wasserturm eingerichtete Klingentorturm mit einer Laternenhaube und zierlichen Erkertürmchen.

Rothenburg o.d. T., Klingentor und Wolfgangskirche
Rothenburg o.d. T., Klingentor und Wolfgangskirche

Nach außen hin ist ihm die um 1500 entstandene Klingentorburg vorgelagert, ein tiefgestaffeltes Verteidigungssystem mit der integrierten turmlosen St. Wolfgangskirche vom Ende des 15.Jhs.. Die nördliche Außenseite der über gewölbte unterirdische Kasematten verfügenden Kirche stellt eine aus Buckelquadern errichtete Wehrmauer mit Schießscharten dar, deren Gang zwischen dem äußeren Torturm und dem angrenzendem Geschützboden innen an der Kirchenwand verläuft.

Rothenburg o.d. T., Burgtor
Rothenburg o.d. T., Burgtor

Auf den Klingentorturm folgen im äußeren Mauerring der außerhalb der Mauer errichtete und früher als Gefängnis genutzte runde Strafturm (frühes 15.Jh.) mit Kegeldach, der rittlings auf der Mauer stehende Klosterturm (Anfang 15.Jh.) mit dem Klostertürchen und der im inneren Mauerring erbaute Totengräbers- oder Bettelvogtsturm.

Rothenburg o.d. T., Burgtor mit Bastei
Rothenburg o.d. T., Burgtor mit Bastei

Im Westen schließt sich in der Stadtmauer der Burgtorturm an, der höchste Torturm der Stadt mit einem Schlupfpförtchen (Mitte 16.Jh.), der seine heutige Form am Ende des 14.Jhs. erhielt und mit Wappen geschmückt ist (das Wappen von Stadt und Reich am Burgtor und das Wappen der Grafen von Rothenburg und Comburg am Vortor). Am mittleren Torbau ist eine Pechmaske angebracht und das Außentor wird von spitzgiebeligen Wach- und Zollhäuschen flankiert. Die Toranlage entstand nach der Zerstörung der beiden Burgen in der Mitte des 14.Jhs. und ermöglicht den Zugang zum Burggarten. Hier erstreckte sich auf dem weit vorspringenden Teil der Felsnase die Burg der Grafen von Rothenburg und im vorderen Bereich die Reichsburg der Hohenstaufen. Von den beiden Anlagen ist nur die um 1400 wieder aufgebaute und aus massigen Buckelquadern bestehende Blasiuskapelle erhalten. Das sogenannte „Hohe Haus der Herzöge“ ist heute eine Gedenkstätte für Gefallene der Weltkriege. Vom Burggarten, in dem man einige Zeit verweilen sollte, bietet sich ein einzigartiger Panoramablick auf den Kappenzipfel mit der Spitalbastei und das Taubertal.

Rothenburg o.d. T., Plönlein mit Siebersturm und Kobolzeller Tor
Rothenburg o.d. T., Plönlein mit Siebersturm und Kobolzeller Tor

Nun am Johanniterturm im inneren Mauerring vorbei gehend kommt man an das im Südwesten im äußeren Mauerring gelegene Kobolzeller Tor aus der Mitte des 14.Jhs. mit einem vorgelagerten Zwinger, ehemals vier Toren und einer lang gestreckten rechteckigen Bastei. Beim inneren Turm leitet eine Stiege zu der aus dem Taubergrund aufsteigenden steilen Straße über, vom inneren Torturm aus erreicht man den Wehrgang und den zinnengekrönten Ausguck „Teufelskanzel“. An den Bogen des durch den Kohlturm (auch „Kahlenturm“, spätes 14.Jh.) gesicherten äußeren Tores lehnt sich ein Wach- und Zollhäuschen an. Im Süden steht in der Spitalgasse vor dem Kobolzeller Tor der Siebersturm aus dem letzten Drittel des 14.Jhs., dessen Außenseite aus Buckelquadern besteht.

Rothenburg o.d. T., Kobolzeller Tor
Rothenburg o.d. T., Kobolzeller Tor

Der über das Kobolzeller Tor zugängliche Wehrgang Richtung Kappenzipfel bietet im weiteren Verlauf des Rundganges immer mal wieder wunderschöne Ausblicke auf die Rothenburger Altstadt mit dem Rathaus und der Jakobskirche sowie den in das Taubertal vorspringenden Bergrücken mit dem Burggarten.

Rothenburg o.d. T., Stöberleinsturm
Rothenburg o.d. T., Stöberleinsturm

Auf den Fischturm, den Kalkturm, den mit vier Erkern geschmückten ehemaligen Torturm Stöber-leinsturm/Hundsturm (aus dem späten 14.Jh.) und den durch einen Schwibbogen mit der Südwestecke der Mauer verbundenen Sauturm folgt der im späten 16.Jh. im Süden im äußeren Mauerring aus Buckelquadern erbaute Spitaltorturm (auch „Äußerer Gebsattlerturm“) mit seinen vier Mittelerkern.

Rothenburg o.d. T., Spitalbastei
Rothenburg o.d. T., Spitalbastei

An den Torturm ist nach außen hin die doppelte Spitalbastei in Form einer durch zwei Ringbauten gebildeten Acht angebaut, die über sieben Tore, Fallgitter und Zugbrücke, einen von Geschützen befahrbaren Wallgang (der begangen werden kann und auf dem einige Kanonen ausgestellt sind) und ein Zoll- und Wachhäuschen verfügt.

Rothenburg o.d. T., Türme der Ummauerung des Kappenzipfels
Rothenburg o.d. T., Türme der Ummauerung des Kappenzipfels

Die nächsten Türme auf dem Rundgang sind in der Ummauerung des Kappenzipfels der Kleine und der Große/Blaue Stern (1410er Jahre) sowie der Ruckesser. Nach ihm passiert man im äußeren Mauerring den früher als als Strafturm für Schwerverbrecher dienenden hohen und runden Faulturm (auch „Mörderturm“), an den sich der kleine Schwefelturm und der Hohenennersturm anschließen.

Rothenburg o.d. T., Röderturm
Rothenburg o.d. T., Röderturm

Im Osten der Altstadt befindet sich im inneren Mauerring der Röderbogen aus der Zeit um 1200 mit einem lanzenförmigen Turmaufbau als überhöhter Fortsetzung des Wehrganges. An der Außenseite ist neben dem Tor der aus massiven Quadern ca. 1200 errichtete walmgedeckte Markusturm angebaut, der bis in die Mitte des 19.Jhs. als Gefängnisturm genutzt wurde. An ihn lehnt sich das Büttelhaus (bis in das 18.Jh. Stadtgefängnis) mit Gitterfenstern und Resten des Prangers an. Im äußeren Mauerring steht im Osten das aus dem späten 14.Jh. stammende Rödertor, dessen besteigbarer Hauptturm (aus dem 13.Jh.) im obersten Geschoss aus Fachwerk besteht.

Rothenburg o.d. T., Röderbastei
Rothenburg o.d. T., Röderbastei

Die dem Tor vorgelagerte rechteckige Röderbastei besitzt mehrere Tore, einen umlaufenden Wehrgang und das Vortor flankierende Zoll- und Wachhäuschen mit spitzen Dächern und Schießscharten. Nach dem Rödertor wieder Richtung Norden gehend kommt man im äußeren Mauerring noch am Weibersturm (Anfang 15.Jh.) vorbei und gelangt dann wieder zum Weißen Turm bzw. Galgentor, dem Ausgangspunkt des Spazierganges.

 

 

Der Umrundung der Altstadt auf und neben der Stadtmauer ist ein ganz besonderes Erlebnis, bei dem man für einige Stunden in das späte Mittelalter zurück reist. Während des Spazierganges, den man zu jeder beliebigen Uhrzeit unternehmen kann, bieten sich immer wieder wunderschöne Aussichten auf die Altstadt und einige ihrer wichtigsten Gebäude oder hinab in das malerische Taubertal. Die alten Wehrgänge strahlen auch heute noch eine einzigartige historische Atmosphäre aus, weshalb ihre Besichtigung und Begehung bei keinem Rothenburg-Besuch fehlen sollte.


 

Die Besichtigung ist ganzjährig und jederzeit möglich.